Markus Weber über „Klassenfoto mit Massenmörder“

Markus Weber über „Klassenfoto mit Massenmörder“

Jürgen Gückel:

Klassenfoto mit Massenmörder

Der Journalist Jürgen Gückel hat ein in mehrfacher Hinsicht beeindruckendes Buch vorgelegt. Ausgangspunkt des Buches ist ein Klassenfoto seiner ersten Volksschulklasse in Steterdorf bei Peine mit dem Lehrer Artur Wilke, dessen wahre Identität sich erst später herausstellen sollte.

Da Gückel bei der Beschäftigung mit seinem Lehrer merkt, dass weder den eigenen Erinnerungen noch den Erzählungen im Dorf zu trauen ist, beginnt er eine außergewöhnlich akribische Spurensuche in Archiven, so durchforscht Gückel u.a. zehntausende Seiten Gerichtsakten, um Artur Wilke auf die Spur zu kommen. Geschickt verbindet der Autor die verschiedenen zeitlichen Ebenen, sodass die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart bewusst wird. So wird aus der Spurensuche nicht nur ein Buch über einen Täter, der für grauenhafte Verbrechen im Zweiten Weltkrieg verantwortlich zeichnet, aber bis zum Schluss seine eigene Verantwortung leugnet. Auch die Opfer nehmen Gestalt an – Massenmorde an der jüdischen Bevölkerung, Auslöschung ganzer Dörfer mitsamt aller Einwohner. Gleichzeitig ist es eine Geschichte des Verschweigens in der deutschen Nachkriegsgesellschaft und des Versagens der Justiz. Umso bedeutsamer ist es, dass gelegentlich auch die wichtige Erinnerungsarbeit durchscheint.

Trotz der guten Lesbarkeit des Buches musste ich immer wieder Pausen einlegen, um die Ungeheuerlichkeiten der dokumentierten Verbrechen auszuhalten. Gerade angesichts des gegenwärtigen Krieges in der Ukraine lohnt es, sich dieses Buch zuzumuten.

Jürgen Gückel: „Klassenfoto mit Massenmörder. Das Doppelleben des Artur Wilke“, Vandenhoeck und Ruprecht 2. Aufl. 2020, 295 Seiten, ISBN 978-3525311141, Preis: 25,00 Euro.

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Samstag, 31. Dezember: Rückblickend

Die Meistverkauften

Dieser Samstag, 31. Dezember 2022, ist der letzte Tag des Jahres – da kommen auch wir an den derzeit allgegenwärtigen Rückblicken nicht vorbei. Wie sich das für ein „bebüchertes Kalenderblatt“ gehört, haben wir dabei zuvorderst Medien im Blick. Vom Buch über Filme bis zum Musikalbum.

Das Motto „Brot statt Böller“ mochte ich schon immer. Und es fällt mir schwer, zu verstehen, warum immer noch gewaltige Umsätze mit Produkten gemacht werden, die sich in (viel zu lauten) Schall und (umweltschädlichen) Rauch auflösen. Umso mehr, wenn alle Welt über knappe Kassen klagt.

Brot ist natürlich wichtiger, aber Bücher wären in jedem Fall ebenfalls die weit bessere Alternative zu Böllern. Man könnte beispielsweise darauf schauen, ob man die meistverkauften Bücher 2022 kennt – man will ja mitreden können. Ich habe meiner Frau (und mir) vor allem wegen der Lesetipps der BÜCHER-HEIMAT auch den „Gesang der Flusskrebse“ geschenkt.

Dass Maß aller Bücher-Dinge für unsere Website ist die Spiegel-Bestsellerliste. Die lag jedoch noch nicht vor, als dieser Blog „vorgeschrieben“ wurde, wird also in 2023 betrachtet.  Media-Control hatte bereits geliefert. Und der Gewinner ist (Trommelwirbel): „Eine Frage der Chemie“, der Debütroman von Bonnie Garmus über die Wissenschaftlerin Elizabeth Zott, die um Anerkennung in der noch streng patriarchalischen Welt der frühen 1960er Jahren kämpft.

Erstaunlich und aufschlussreich zugleich ist die Tatsache, dass dieser Roman im Jahresranking des größten Online-Buchhändlers erst auf Platz 14 rangiert. Dort landet ein Ratgeber auf Platz 1, Stefanie Stahls „Das Kind in dir muss Heimat finden“. Das bestplatzierte belletristische Werk stellen da immer noch die „Flusskrebse“. Im gut beratenden Buchhandel sprechen sich neue Bücher erkennbar schneller herum.

Noch schnell die „Renner“ in anderen Bereichen: „Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ (DVD) ist mit 4,2 Millionen Zuschauern der meistbesuchte Kinofilm des Jahres 2022. Erst am 14. Dezember gestartet, dürfte „Avatar: The Way of Water“ dies kaum aufholen können. Immerhin lieferte der Cameron-Blockbuster eine herrliche Titelzeile in der FAZ: „Schlumpf über Bord!”

Im Heimkino siegt mit der meistverkauften DVD die Verfilmung der Kinder- und Jugendbuchreihe „Die Schule der magischen Tiere“.  Das erfolgreichste Hörbuch war 2022 laut Media Control der Roman „Für immer ein Teil von dir“ (mp3) von Colleen Hoover.  Und das meistverkaufte E-Book ist der Kriminal-Roman „Ostfriesensturm“ von Klaus-Peter Wolf.

Bei den Spiele-Verkäufen im Buchhandel ganz vorn ist „EXIT – Das Spiel: Schatten über Mittelerde“. Das meistverkaufte Musikalbum des Jahres 2022 ist „Zeit“ von Rammstein, während das Lied „As It Was“ von Harry Styles als meistverkaufter Musiksong des Jahres 2022 reüssieren kann.

Eine technische Panne bremste gestern unseren Silvesterreise-Blog aus, wer heute zur Bücherparty um den Globus starten möchte, ist hier richtig.

Die BÜCHER-HEIMAT wünscht einen guten Rutsch und ein glückliches uns gesundes neues Jahr!

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Freitag, 30. Dezember: Party rund um den Globus

Frühstart in bebücherte Silvesterfeier

Es mag etwas verwirrend sein, dass wir unsere bebücherte Silvesterfeier schon an diesem Freitag, 30. Dezember 2022, starten. Wir dachten uns allerdings, dass Vorbereitung alles ist. Und so bleibt Zeit, sich in der BÜCHER-HEIMAT noch flink eines der Bücher zu bestellen. Silvester soll stürmisch werden, da ist es dann vielleicht im kuscheligen Lesesessel am schönsten…

Eine bebücherte Silvesterfeier statt unseres sonst üblichen bebücherten Kalenderblatts. Wir könnten es bei der Empfehlung „Spritzige Cocktails genießen“ belassen, aber wir haben natürlich einen gewissen literarischen Anspruch. Der Silvester-Blog kann – beginnend am Silvestertag um 11.00 Uhr – Stunde für Stunde gelesen werden. Bis rund um den Globus das Jahr 2023 angebrochen ist, dauert es aber nach unserer Zeit bis zum 1. Januar um 13.00 Uhr.
Samstag, 31. Dezember 2022, 11.00 Uhr
Frohes neues Jahr wünschen wir den Menschen auf den Weihnachtsinseln und Kiribati. Bei der Büchersuche mussten wir uns mit einem (englischsprachigen) Reiseführer begnügen. „Travel Journal Kiribati“.
In 13 Stunden können wir auf ein hoffentlich gutes neues Jahr 2023 anstoßen.
Samstag, 31. Dezember 2022, 12.00 Uhr
Jetzt wird in weiten Teilen Neuseelands gefeiert. Wir wünschen auch dort ein frohes neues Jahr. Und wer die „Sehnsucht Neuseeland“ verspürt, kann über den Weg einer Aussiedlerin im Land der Maori lesen.
In 12 Stunden können wir auf ein gutes neues Jahr 2023 anstoßen.
Samstag, 31. Dezember 2022, 13.00 Uhr
Wir sind auf den Fidschi-Inseln angekommen. Ein frohes neues Jahr wünschen wir zudem den Menschen auf Anadyr, Suva, Funafuti, Yaren und Tarawa. Im Bücher-Angebot hätten wir einen „Fidschi-Insel-Krimi“ mit dem verheißungsvollen Titel „Tropische Gefahr“.
In 11 Stunden kommen wir im neuen Jahr 2023 an.
Samstag, 31. Dezember 2022, 14.00 Uhr
Um 14.00 Uhr feiern die meisten Australier, beispielsweise in Melbourne, Sydney, Canberra. Happy New Year! „Frühstück mit Kängurus“ bietet australische Abenteuer, amüsant und informativ erzählt.
In 10 Stunden wechseln wir ins neue Jahr 2023.
Samstag, 31. Dezember 2022, 15.00 Uhr
Prost Neujahr! Anstoßen könnten wir um 15.00 Uhr mit den Partygängern im Rest Australiens, auf Papua-Neuguinea und Guam. In das Innere von Papua-Neuguinea führt der Roman „Buch der geträumten Inseln“ über die Suche nach dem „missing link“ zwischen Mensch und Tier.
In 9 Stunden haben wir in Deutschland zumindest das neue Jahr 2023 gefunden.
Samstag, 31. Dezember 2022, 16.00 Uhr
In Japan, Süd- und Nordkorea wird um 16.00 Uhr unserer Zeit der Jahreswechsel gefeiert. Beim Buchtipp greifen wir ins oberste Regal und bieten einen Literatur-Nobelpreisträger auf. Kenzaburô Ôe schrieb „Der stumme Schrei“ und schildert darin die politische, industrielle und kulturelle Entwicklung Japans seit seiner Öffnung zum Westen im vergangenen Jahrhundert.
In 8 Stunden wird in Deutschland auf den Wechsel ins Jahr 2023 angestoßen.
Samstag, 31. Dezember 2022, 17.00 Uhr
Auf den Philippinen und in Singapur wird um 17.00 Uhr unserer Zeit das neue Jahr 2023 begrüßt. Rein von der Uhrzeit her auch in weiten Teilen Chinas. Aber das chinesische Neujahrsfest fällt auf den 22. Januar 2023. Da muss man also noch etwas Geduld haben. Kevin Kwan stammt aus Singapur, dort spielt auch sein Roman „Crazy Rich Asians“ der vor drei jahren monatelang auf den Beststellerlisten der New York Times stand.
In 7 Stunden knallen in Deutschland zum Wechsel ins Jahr 2023 die Sektkorken.
Samstag, 31. Dezember 2022, 18.00 Uhr
Indonesien, Thailand, Vietnam, Kambodscha – Südostasien kommt um 18.00 Uhr deutscher Zeit im neuen Jahr an. Also: Happy New Year! beispielsweise nach Jakarta, Bangkok, Hanoi und Pnom Penh. Bei der Buchauswahl sind wir in Vietnam gelandet. 2017 rief das Goethe-Institut vietnamesische Schriftsteller auf, ein unverfälschtes Bild ihrer Heimat zu zeichnen. Die zehn erzählerisch stärksten Beiträge stehen in „Mein Vietnam“.
Wenn Hanoi feiert, müssen wir in Deutschland noch 6 Stunden auf 2023 warten.
Samstag, 31. Dezember 2022, 19.00 Uhr
Die Korken (meist sicher alkoholfrei) knallen um 19.00 Uhr deutscher Zeit beispielsweise in Bangladesch, Kirgisistan, Bhutan und Kasachstan. Vor dem Hintergrund der Geschichte Bangladeschs erzählt Tahmima Anam eine bewegende Familiengeschichte in „Mein fremder Bruder“.
Um 19.00 Uhr müssen wir in Deutschland uns noch 5 Stunden bis zum Jahreswechsel gedulden.
Samstag, 31. Dezember 2022, 20.00 Uhr
Indien ist überwiegend schon im neuen Jahr angekommen, auch im russischen Riesenreich wird im Osten schon lange gefeiert, um 20.00 Uhr deutscher Zeit wird unter anderem in Pakistan und Usbekistan das Jahr 2023 begrüßt. Erst 25 Jahre alt legt Malala Yousafzai als Friedensnobelpreis-trägerin 2014 „Malala. Meine Geschichte“ vor. Es ist eine bewegende Geschichte um die pakistanische Kinderrechtsaktivistin.
In Deutschland bleiben uns um 20.00 Uhr noch vier Stunden im alten Jahr 2022
Samstag, 31. Dezember 2022, 21.00 Uhr
So, jetzt kann Katar nach der Fußball-WM auch ins neue Jahr feiern. Nach deutscher Zeit um 21.00 Uhr ist Afghanistan schon durch, nun feiern aber auch Aserbaidschan, Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate, Mauritius und natürlich wieder ein Teil Russlands mit. „Ein Ort fernab der Welt“ ist ein Werk des Literaturnobelpreisträgers (2008) Jean-Marie Gustave Le Clézio. Als poetische Roman, Familiensaga und Abenteuergeschichte führt er auf eine kleine tropische Insel vor Mauritius im Indischen Ozean.
Nur noch drei Stunden, dann kann auch im Harz das neue Jahr gefeiert werden.
Samstag, 31. Dezember 2022, 22.00 Uhr
Wenn es in Deutschland 22.00 Uhr schlägt, ist der Iran schon seit einer halben Stunde in 2023 angekommen und feiern die Russen in Moskau, die Türkei, der Irak, und Kenia den Jahreswechsel. Insgesamt sind es 24 Ländern, in denen der Uhrzeiger zur selben Zeit auf Mitternacht springt. Der hochdekorierte türkische Autor Orhan Pamuk (Nobelpreis 2007) schildert in „Diese Freiheit in mir“ Istanbul aus der Sicht kleiner Leute, der Roman ist aber vor allem auch eine großartige Liebesgeschichte, die lange auf der Spigel-Bestsellerliste stand.
Jetzt sind es noch zwei Stunden, bis Bad Harzburg auf das neue Jahr anstößt.
Samstag, 31. Dezember 2022, 23.00 Uhr
Jetzt wird es unübersichtlich: Wenn wir in Deutschland noch eine Stunde warten müssen, geht die Neujahrsparty in 31 Ländern so richtig ab. Darunter fallen Griechenland, Ägypten, Südafrika und Rumänien, „Wo die Hunde in drei Sprachen bellen“. Es ist der erste auf Deutsch erschienene Roman der Rumänin Ioana Parvulescu, die in Kronstadt (Brasov) ein Haus, die Bewohner und ihre Geschichten durch die Wirren der Zeit begleitet.
Nur noch eine Stunde Zeit haben wir im Harz, eher 2022 Geschichte ist.
Samstag, 31. Dezember 2022, 24.00 Uhr
Geschafft! Wir rutschen ins neue Jahr 2023 und wünschen natürlich allen Menschen ein frohes, glückliches und gesundes neues Jahr. Gemeinsam mit den Deutschen wird in 45 weiteren Ländern der Jahreswechsel gefeiert. Beispielhaft genannt seien Belgien, Madrid, Paris, Rom und Algier. In „Dezemberkids“ erkundet Kaouther Adimi anhand eines Konflikts zwischen kickenden Kindern und reichen Generälen in Algier die algerische Gesellschaft.
Frohes neues Jahr! Wir sind in 2023 angekommen!
Sonntag, 01. Januar 2023, 01.00 Uhr
Wenn wir die erste Stunde im neuen Jahr hinter uns haben, wird in 25 weiteren Staaten der hoffentlich überall gute Rutsch gefeiert. Dazu zählen unter anderem Großbritannien, Portugal, Irland und Ghana. In „Die Frauen von Salaga“ begleitet die Ghanaerin Ayesha Harruna Attah zwei Frauen, die mit den Grenzen, die ihnen Zeit und Gesellschaft in Ghana auferlegen, kämpfen.
Sozusagen die „Stunde Null“ in 2023 liegt im Harz hinter uns.
Sonntag, 01. Januar 2023, 02.00 Uhr
Um 2.00 Uhr deutscher Zeit wird die Zahl der Feiervölker wieder überschaubarer. Mitternacht ist dann in Cabo Verde, auf den portugiesischen Azoren und auf Grönland. Was die literarische Auswahl etwas einschränkt. Aber es wird ohnehin mal wieder Zeit für einen Krimi, da wählen wir den Grönland-Thriller „Der Mondmann – Blutiges Eis“.
Um 2.00 Uhr dürften sich die ersten Silvesterpartys im Harz ganz langsam leeren…
Sonntag, 01. Januar 2023, 03.00 Uhr
Um 3.00 Uhr deutscher Zeit erreicht der Jahreswechsel Südamerika. Zumindest auf dem ersten brasilianischen Zipfel sowie in Südgeorgien und auf den Südlichen Sandwich-Inseln kann gefeiert werden. Letztere sind eine Zwischenstation auf Sir Ernest Shackletons gewagter Expedition, der als Erster den antarktischen Kontinent zu Fuß durchqueren will: „Der eiskalte Himmel“.
Jetzt sind wir schon seit drei Stunden im neuen Jahr und es mag Partygänger geben, die feststellen, dass 2023 müde macht…
Sonntag, 01. Januar 2023, 04.00 Uhr
Samba do Brasil! Der überwiegende Teil Brasiliens mit Rio de Janeiro ist im neuen Jahr angekommen, zusammen mit zehn weiteren Ländern wie Argentinien. In „Brasilien, Brasilien“ schildert João Ubaldo Ribeiro, populärster Schriftsteller des Landes, wie auf einer tropischen Insel nahe der alten Hauptstadt Salvador da Bahia, im kolonialen Herzen des riesigen Landes, während dreier Jahrhunderte die Temperamente und Welten aufeinanderprallen.
In Deutschland ist es jetzt 4.00 Uhr in der Früh, vor 8.00 Uhr aber wird es nicht hell.
Sonntag, 01. Januar 2023, 05.00 Uhr
In 30 Ländern wird das neue Jahr begrüßt, wenn es in Deutschland 5.00 Uhr am Neujahrsmorgen ist. Die „Neuankömmlinge“ im Jahr 2023 rekrutieren sich unter anderem aus Kanada (in Teilen), Venezuela, Bolivien, Puerto Rico und der Dominikanischen Republik. Gefeiert wird also auch in Caracas, wo der Autor Alberto Barrera Tyszka geboren wurde. In seinem Roman „Die letzten Tage des Comandante“ geht es um Hugo Chávez, für die einen ein populistischer Diktator, der Venezuela ins Chaos geführt hat, für die anderen ein Befreier, der den Armen und Unterdrückten wieder zu Würde verhalf.
Um 5.00 Uhr früh braucht es in Deutschland schon echtes Stehvermögen, um noch zu feiern.
Sonntag, 01. Januar 2023, 06.00 Uhr
Die USA kommen um 6.00 Uhr unserer Zeit im neuen Jahr an. Zumindest in weiten Teilen. Darunter New York und Washington DC oder auch Detroit. Mitgefeiert wird in Teilen Kanadas und auf Kuba sowie in zwölf weiteren Ländern dieser Zeitzone. In „Telex aus Kuba“, einem packenden Roman der Bestsellerautorin Rachel Kushner über die kubanische Revolution, sind die großen der kubanisch-amerikanischen Geschichte versammelt – die Castros, Che Guevara, der Diktator Batista und US-Präsident Eisenhower.
In Deutschland ist es zum kubanischen Feierzeitpunkt bereits 6.00 Uhr, ein Hauch von Dämmerung könnte sich bemerkbar machen.
Sonntag, 01. Januar 2023, 07.00 Uhr
Weiter wird in Teilen der USA wie in Chicago der Jahreswechsel gefeiert, mit von der Partie sind um 7.00 Uhr deutscher Zeit aber noch neun weitere Länder, darunter wieder Teile Kanadas, Mexiko und Guatemala. Der Roman „Der Herr Präsident“ des guatemaltekischen Nobelpreisträgers Miguel Angel Asturias ist ein Klassiker der modernen lateinamerikanischen Literatur.
Morgens um 7.00 Uhr ist laut einem berühmten Roman ja auch im Harz die Welt noch in Ordnung.
Sonntag, 01. Januar 2023, 08.00 Uhr
Weiter wird hauptsächlich in den Vereinigten Staaten und Kanada um 8.00 Uhr deutscher Zeit der Rutsch ins neue Jahr 2023 gefeiert. Beispielsweise in Calgary, Denver, Edmonton und Phoenix. Illegaler Handel, ein Banküberfall, drei Morde – um nicht weniger geht es in Richard Fords sprach- und bildgewaltigem Roman „Kanada“, der in den USA seinen Anfang nimmt.
Jetzt wird es in Deutschland so langsam hell, der lichte Neujahrstag bricht an, Sonnenaufgang soll um 8.25 Uhr sein.
Sonntag, 01. Januar 2023, 09.00 Uhr
Um 9.00 Uhr deutscher Zeit erreicht die Neujahrs-Feierwelle die amerikanischen und kanadischen Gestade am Pazifik. Gefeiert wird jetzt beispielsweise in Los Angeles, San Francisco und Las Vegas. Mit Colleen Hoovers in San Francisco spielendem Bestseller „Zurück ins Leben geliebt“ kann man als Lesetipp nicht so sonderlich viel falsch machen…
Im Harz ist es jetzt 9.00 Uhr, da kann man sich Gedanken über das (Kater-)Frühstück machen.
Sonntag, 01. Januar 2023, 10.00 Uhr
In Alaska und in Teilen von Französisch-Polynesien wird um 10.00 Uhr deutscher Zeit aufs neue Jahr angestoßen. Beim Stichwort Alaska machen wir es uns mit dem Lesetipps ganz leicht, denn wer sonst steht literarisch mehr für diesen Landstrich als Jack London: „Ruf der Wildnis“ – gleich zweisprachig.
Im Harz läuten um 10.00 Uhr die Kirchenglocken zum Neujahrsgottesdienst.
Sonntag, 01. Januar 2023, 11.00 Uhr
Die Ortsnamen klingen nach pittoresken Silvesterpartys: Das Neujahr beginnt um 11.00 Uhr deutscher (Neujahrs-)Zeit in Honolulu, Papeete, Ranotonga (Cookinseln) und Adak (Aleuten). „Haie in Zeiten von Erlösern“ ist ein starker, außergewöhnlicher Roman von Kawai Strong Washburn, der die Legenden über die Götter von Hawaii mit einer aufrüttelnden Familiengeschichte verbindet.
Okay, wer um 11.00 Uhr in Deutschland aufsteht, sollte vielleicht mit einem Brunch Frühstück und Mittagessen verbinden.
Sonntag, 01. Januar 2023, 12.00 Uhr
In Alofi auf der Pazifik-Insel Niue und in Pago-Pago (American Samao) wird aufs neue Jahr 2023 angestoßen, wenn es im Harz um 12.00 Uhr am Neujahrstag schon Zeit fürs Mittagessen ist. Mit dem „Travel Journal Kiribati“ haben wir unsere literarische Erdumrundung zu Silvester begonnen, mit dem „Travel Journal Niue“ wollen wir sie beschließen. Die Literaturauswahl ist ansonsten etwas dünn.
Und dabei sogar etwas schummeln, denn eine Inselgruppe, die US Minor Outlying Islands, müssen sich noch eine Stunde gedulden. Dort beginnt das neue Jahr 2023 erst um 13.00 Uhr deutscher Zeit am Neujahrstag. Eine große Party wird es da nicht geben, die neun Inseln sind unbewohnt und haben nur selten Besucher.

Donnerstag, 29. Dezember: Große Sprünge

Extremer Sport und Mauer-Monopol-Millionen

Dieser Donnerstag, 29. Dezember 2022, ist traditionell ein Tag, der zu großen Sprüngen einlädt. Traditionell startet heute auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf die Vierschanzentournee.

Es ist ein Sport der Extreme, wie „Das Buch vom Skispringen“ auch mit eindrucksvollen Fotos darstellt. Wie extrem vor allem auch für den einzelnen Sportler, dies zeigt „Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben“ (eBook), die Biografie Sven Hannawalds, der als bisher einziger Skispringer alle vier Wettkämpfe einer Vierschanzentournee gewinnen konnte.

Ich muss zugeben, dass ich bei den Top-Springern zwar intensiv mitfiebere, vor allem, wenn „deutsche Adler“ über den Bakken gehen. Ansonsten aber sind die Übertragungen eher langweilig. Ein Sprung gleicht für den Laien dem nächsten. Ich werde trotzdem wieder schauen, wenn nach Oberstdorf das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, dann Innsbruck und am 6. Januar in Bischofshofen das Finale der Tournee ansteht.

Trotz ganzer Heerscharen von „Mauerspechten“ beschloss die letzte DDR-Regierung am 29. Dezember 1989, „Die Berliner Mauer“ kommerziell zu nutzen. Das Monopol über 184 Mauer-Kilometer wurde zum einträglichen Geschäft, allein eine Auktion in Monaco brachte fast zwei Millionen DM ein.

Mauersegmente haben prominente Standorte gefunden. Beispielsweise in den Vatikanischen Gärten oder bei den Spionen des Klassenfeindes in der CIA-Zentrale in Langley.  Dass die Mauer, die so viel Leid gebracht hatte, auch in diesem Fall wieder nur einigen wenigen half, meldeten Zeitungen 2009: Viele Mauer-Millionen waren in schwarzen Kassen verschwunden.

Er wurde heute vor 100 Jahren (1922) uraufgeführt, kam beim Publikum an und erhielt gute Kritiken, doch der Film „Nathan der Weise“ verschwand dennoch aus den Kinos. Antijüdischen Propaganda verhinderte den Erfolg der einzigen Verfilmung des Werkes von Gotthold Ephraim Lessing.

Apropos Verfilmungen, da ist Weihnachten für mich ja eine hohe Zeit. Ich liebe rührselige Kitschfilme. Bei „Sissi“ oder dem „kleinen Lord“ schmelze ich dahin. Unter meinen Favoriten fehlt da nur der heute vor 67 Jahren (1955) uraufgeführte Streifen „Ich denke oft an Piroschka“ (DVD) mit Liselotte Pulver. Auf dem DVD-Cover wird er sehr zu Recht unter „Filmjuwelen“ verbucht.

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Mittwoch, 28. Dezember: Zwischen den Jahren

Von Kartenspielen und Kalenderreformen

Endspurt. Nur noch 4 Tage sind es mit diesem Mittwoch, 28. Dezember 2022, dann legen wir hoffentlich einen guten Rutsch ins neue Jahr 2023 hin. So lange tummeln wir uns „zwischen den Jahren“. Eine Redewendung, über die gern und viel debattiert wird.

Zugegeben, auf den ersten Blick ist die Formulierung blanker Unsinn. Das eine Jahr ist noch gar nicht zu Ende und das nächste schließt sich nahtlos an. Wo also soll da „zwischen den Jahren“ liegen? Laut der „Gesellschaft für deutsche Sprache“ (ext.) gibt es den Ausdruck aus nachvollziehbaren Gründen aber bereits seit dem 14. Jahrhundert.

Je nach Region sind damit allerdings unterschiedliche Zeitspannen gemeint: Mancherorts war der Dreikönigstag am 6. Januar der Neujahrstag, was noch vom julianischen Kalender herrührte. In dem markierte der 24. Dezember das Jahresende. Folgerichtig lagen die Tage bis zum Start des neuen Jahres am 6. Januar „zwischen den Jahren“.

Erst mit der Einführung des noch heute gängigen gregorianischen Kalenders im Jahr 1582 wurde ein Wandel in Gang gesetzt, im Jahr 1691 wurde der 31. Dezember schließlich verbindlich als letzter Tag des Jahres festgelegt. Ganz offenkundig stimmt also folgende Aussage über das Wesen der „Kalender – Kunstwerke aus Mathematik, Astronomie und Geschichte“. Über die „Kalenderreformen im Alten Reich 1582-1700“ berichtet Edith Koller: „Strittige Zeiten“.

In Deutschland begehen wir heute den „Tag des Rühreis“. Der wiederum wurde wohl aus der Not geboren von einem der kuriosen Kalender selbst initiiert. Und beim Stichwort Rührei im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT erhält man als Rezeptbuch „Einfach lecker vegan“ – Rührei also ohne Ei. Nicht nur „zwischen den Jahren“ kann die Welt verwirrend sein.

Wenn schon ein Aktionstag, dann sollte der Blick heute mal wieder in die USA gehen. Dort steht der „Tag des Kartenspiels“ (National Card Playing Day) an. Wobei dies natürlich ein weites Themenfeld ist. Das „1 x 1 der Kartenspiele“ führt ein in die bisweilen nicht minder verwirrende Welt von „Bridge über Poker und Skat bis Zwicken“. Ich war besonders beim Skat ein gern gesehener Mitspieler. Da ich mir nie die ausgespielten Karten gemerkt habe, gingen die fälligen Runden zumeist auf meinen Deckel.

Noch ein wichtiger literarischer „Gedenktag“: Heute vor 49 Jahren (1973) erschien Alexander Solschenizyns Werk „Der Archipel Gulag“ in russischer Sprache in einem Pariser Emigrantenverlag. Ursprünglich besteht das Werk aus drei Bänden, die hier verlinkte deutsche Fassung ist eine von Solschenizyn genehmigte überarbeitete und gekürzte Ausgabe in einem Band.

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Dienstag, 27. Dezember: Von Fest zu Fest

Kinder, wie die Zeit vergeht…

Weihnachten ist an diesem Dienstag, 27. Dezember 2022, geschafft, jetzt steht der Jahreswechsel vor der Tür. Wozu für viele Harzer ein GZ-Glücksschweinchen gehört. Und die gibt es nach den Corona-Jahren in Bad Harzburg am Samstag ab 11.00 Uhr wieder in der Bummelallee nahe dem Wintertreff.

„Kinder, wie die Zeit vergeht.“ Ein Satz, der gerade zum Jahresende häufig zu hören ist. Eine ganz andere Dimension allerdings bekommt er, wenn man den Blick etwas weiter zurück schweifen lässt. Heute vor exakt 40 Jahren (1982) wählte das US-Nachrichtenmagazin Time den Computer zur „Maschine des Jahres“. „Computergeschichte(n)“ bieten ebenso eine Zeitreise durch die IT-Historie wie das Buch „Computer“, das mit kurzem Titel auch „eine kurze Geschichte“ der Rechenmaschinen verspricht.

Wenn man heute etwas ungläubig auf die rasante Entwicklungsgeschwindigkeit vom Computer, der ganze Räume füllte, bis zum weit leistungsstärkeren Gerät für die Hosentasche schaut, hat man einen Wissensvorsprung vor einigen IT-Größen, die mit ihren Prognosen ordentlich daneben lagen. „Ich glaube, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer geben wird“, erklärte 1943 der damalige IBM-Chef Thomas Watson. Und noch 1977 war sich Ken Olsen, Gründer der Computerfirma „Digital Equipment Corporation“ in einem Punkt sicher: „Es gibt keinen Grund, warum irgendjemand einen Computer in seinem Haus bräuchte.

In ganz anderen Zeiträumen wird (zumindest in positiven Fällen) in der Architektur gedacht. Um mal in der Region zu bleiben: Heute vor 122 Jahren (1900) wurde das im Stil der Hochgotik erbaute neue Braunschweiger Rathaus eingeweiht. Dies war allerdings deutlich zu spät für das Buch „Mittelalterliche Metropole Braunschweig“, das „Architektur und Stadtbaukunst vom 11. bis 15. Jahrhundert“ behandelt.

Heute vor 451 Jahren (1571) wurde „Johannes Kepler“, der „Mathematiker der Weltgeheimnisse“, wie ihn ein Buch-Untertitel nennt, geboren. Der Naturphilosoph, Mathematiker, Astronom, Astrologe, Optiker und Theologe zählt zu den Begründern der modernen Naturwissenschaften. Er bereitete nicht allein dem heliozentrischen Weltbild den Weg, ebenso kämpfte er (wenn auch vergebens) früh für die Einführung des gregorianischen Kalenders – und war damit seiner Zeit um 80 Jahre voraus. Keplers Kampf um seine Mutter, „ein historisches Familiendrama zwischen Hexenverfolgung und moderner Wissenschaft“, widmet sich „Der Astronom und die Hexe“.

Und noch ein Geburtstag: Der Schriftsteller Carl Zuckmayer wurde am 27. Dezember 1896 geboren. Mit dem Drama „Der Hauptmann von Köpenick“ lieferte er „ein deutsches Märchen in drei Akten“, das mit seiner Mischung aus Komik und Sozialkritik bis heute (zugegeben auch dank der Heinz-Rühmann-Verfilmung) ebenso wie sein Werk „Des Teufels General“ ein großer Publikumserfolg ist.

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Unsere treffsicheren Lesetipps

Unsere treffsicheren Lesetipps

Treffsichere Lesetipps in der BÜCHER-HEIMAT

Mit dem ersten Roman einen Weltbesteller landen. Dieses Kunststück gelang Delia Owens (…) mit ,Der Gesang der Flusskrebse‘“. So begann Cordelia Hens-Reumschüssel im Februar 2022 ihren Lesetipp für die BÜCHER-HEIMAT. Womit sie sich in den Reigen treffsicherer Empfehlungen einreiht, die ganz offenkundig viele Menschen veranlassten, zu dem Buch zu greifen.

Nachdem schon die Hardcover-Ausgabe der „Flusskrebse“ fast 80 Wochen lang in der Spiegel-Bestsellerliste reüssierte, wird dies nun durch die Taschenbuchausgabe von „Der Gesang der Flusskrebse“ noch getoppt. Der Buchreport (ext.) meldet die 100. Woche im Spiegel-Taschenbuch-Ranking Belletristik. Seit Delia Owens‘ Roman im Juli 2019 erschien, wurden demnach in Deutschland laut Buchreport „über alle Ausgaben und Formate mehr als 2 Mio. Exemplare verkauft“.

Cordelia Hens-Reumschüssel hat das auf unserer Website kommen sehen und schloss ihren Lesetipp am 11. Februar 2022: „Das Buch steht zu Recht auf den Bestsellerlisten, es hat die vielen Leser verdient. „Der Gesang der Flusskrebse“ ist sehr einfühlsam geschrieben und fesselt auch mit tollen Naturbeschreibungen. Am Ende möchte man das Buch gar nicht mehr weglegen.

Für alle, die die „Flusskrebse“ bereits kennen, hatte wenig später Bettina Köhlert einen BÜCHER-HEIMAT-Lesetipp parat. Über Chris Whitakers „Von hier bis zum Anfang“ schrieb sie: „Dieses Buch ist spannend und sehr berührend geschrieben. Selten habe ich ein so gut ausbalanciertes Buch gelesen, welches mich oft auch an den ,Gesang der Flusskrebse‘ erinnert hat.“

Eher unerwartet macht sich aktuell gerade ein Roman in der Spiegel-Bestsellerliste Taschenbuch Belletristik auf den Weg nach oben. Von Rang 32 auf Platz 14 kletterte Leila Slimanis „Das Land der Anderen“ in dieser Woche. Für die Leser und Leserinnen der BÜCHER-HEIMAT keine Überraschung, denn Elisabeth Hammer-Buritz hatte die französische-marrokanische Familiensaga bereits im April 2022 unter den BÜCHER-HEIMAT-Lesetipps empfohlen: „Slimani zeigt, was es bedeutet in einer anderen Kultur als der eigenen zu leben. (…) Verblüffend, wie spannend und leicht sich der Roman liest, obwohl kaum etwas passiert.

Die „Ganz persönlichen Lesetipps“ auf der Website der BÜCHER-HEIMAT erfreuen sich großer Beliebtheit und tragen wesentlich dazu bei, dass es die Internet-Präsenz der Mitmach-Buchhandlung in acht Monaten auf weit mehr als 30.000 Seitenzugriffe (ohne Internet-Shop!) brachte. Durchforscht werden können die Lesetipps nach Rezensentinnen und Rezensenten, aber auch nach Autor und Titel kann gestöbert werden.

Lesetipps einreichen können dabei nicht allein die Ehrenamtlichen oder das Team der BÜCHER-HEIMAT. Im Gegenteil, wir würden uns sehr freuen, wenn noch viel mehr Kundinnen und Kunden Buchbesprechungen einreichen würden. Denn ein guter Lesetipp (oder eine Warnung…) ist viel wert! Lesetipps können in der BÜCHER-HEIMAT abgegeben werden. Noch einfacher geht es per E-Mail an mailto:web@die-harzburg.de.

Montag, 26. Dezember: Feiertagsfolgen

Kartoffelsalat geht immer

Zweiter Weihnachtsfeiertag, laut Kalender der Montag, 26. Dezember 2022. Wie alle Jahre wieder bin ich rund um die Feiertage mit den Wochentagen schon lange nicht mehr im Reinen.

Falls ich also irgendwo eine Verabredung habe platzen lassen: Ich komme vermutlich einen Tag später, den morgen ist für mich derzeit heute. Oder gestern. Wer weiß das schon so genau…

Vielleich könnte „Die Kinder-Festtags-Bibel“ mich wieder auf den rechten Weg bringen. Wenn man weiß, was man feiert, kann man sich ja vielleicht auch eher merken, warum es an welchen Tagen gefeiert wird. Fragen wie „Was war nochmal an Pfingsten? Feiern wir an Ostern den Osterhasen?“ werden leicht verständlich aufbereitet.

Ansonsten hat mich die ebenfalls alle Jahre wiederkehrende „Zwischen-den-Jahren-Langeweile“ befallen. Wobei die durchaus ihren Grund hat. Selbst die Kalender der noch so absurden Aktions- und Gedenktage sind eher schwach bestückt. Vom Weihnachtsfestmahl nicht ganz erholt, wird vorrangig schon an die Verpflegung der Silvesterparty gedacht.

Dieses Problem habe ich eher weniger. Am Jahresende lebe ich traditionell überwiegend von Kartoffelsalat – das einzige der traditionellen Rezepte meiner Mutter, die ich hinbekomme. Vielleicht muss aber mal etwas Abwechslung her. Helfen könnten dann „die besten Rezepte klassisch, innovativ, gut! 34 neue und traditionelle Variationen“ für die großartige Party- und Fest-Sättigungsbeilage „Kartoffelsalat“.

So, jetzt flink noch zwei literarische Glanzlichter, die uns ein 26. Dezember bescherte, mein Festtags-Fauteuil ruft bereits laut und vernehmlich nach mir. Nicht vorbei aber kommen wir bei unserem bebücherten Kalenderblatt an William Shakespeare, dessen Tragödie „König Lear“ heute vor 416 Jahren (1606) am englischen Hof uraufgeführt wurde.

Nicht gar so weit zurück müssen wir für die zweite Premiere gehen: Am 26. Dezember 1944 erlebte „Die Glasmenagerie“ als ein „Spiel der Erinnerung“ von Tennessee Williams im Civic Theatre in Chicago seine Premiere. Für Williams war es der künstlerische Durchbruch.

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Sonntag, 25. Dezember: Zeit des Zuviel

Mehr Weihnachtszauber und Zitate

Es ist Sonntag, 25. Dezember 2022, erster Weihnachtsfeiertag. Meine Fest-Faulheit hatte ich gestern schon gestanden, wollte mich bis ins neue Jahr sogar in Blog-Abstinenz zu üben. Die gestern eingestreuten Weihnachtszitate jedoch stießen auf viel Resonanz – und da geht noch mehr.

Fangen wir mit Astrid Lindgren an, die in diesem Fall wohl die Mainstream-Meinung vertritt:

Oh, wie ist es schön, wenn Weihnachten ist! Ich wünschte nur, dass ein wenig öfter Weihnachten wäre.

Astrid Lindgren

Sehr viel nüchterner blickt Kurt Tucholsky auf den Festtagsbetriebe:

Die meisten Leute feiern Weihnachten, weil die meisten Leute Weihnachten feiern.

Kurt Tucholsky

Und der englischen Schiftsteller Leigh Hunt entdeckte schon im frühen 19. Jahrhundert einen Trend, der bis heute wenigstens anhält, sich bisweilen sogar noch steigert:

Weihnachten ist die große Zeit des Zuviel.

Leigh Hunt

Wer mit Zitaten ebenso gern wie ich spielt, der sollte sich Marc-Uwe Klings „Game of Quotes – Verrückte Zitate“ zulegen. Klings berühmtes Känguru ist selbst ein unerschöpflicher Quell für den Zitate-Schatz:

Das Tolle am Internet ist, dass endlich jeder der ganzen Welt seine Meinung mitteilen kann. Das Furchtbare ist, dass es auch jeder tut.

Das Känguru

Sinn des vom berühmten Beuteltier entwickelten Spiels ist es, bekannte Zitate anderen, Schöpfern möglichst abstrus zuzuordnen. Beispiele:

Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien.

Papst Benedikt XVI. (Andreas Möller)

Was man mit fast schon einem flotten Dreier steigern kann, der mit Goethes „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!“  spielt:

Hier bin ich Mensch, hier kauf‘ ich ein.

Friedrich Schiller (dm-Werbung)

Wenn man ein Zitat nicht versteht, kann das bisweilen auf Verhören beruhen. Ein „Kleines Handbuch des Verhörens“ in Liedtexten legen Axel Hacke und Michael Sowa vor: „Der weiße Neger Wumbaba“ hat seinen Ursprung in Matthias Claudius‘ Zeile „der weiße Nebel wunderbar“.

Für den Hausgebrauch liefert der „Zitate Tagesabreißkalender 2023“ den (nicht immer passenden) Spruch des Tages. Was immer geht und komplette Zitatenlexika ersetzt, ist „Klassisch gut: Faust-Zitate“ in der „Minibibliothek“ für die Hosentasche. Und da auch der Volksmund oft Weises kundtut, sollte über „Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten“ nachgedacht werden. Es erscheint Ende Februar 2023. Bis dahin kann man ansparen, die drei Bände im Schuber kosten 100,00 Euro.

Weihnachtsskeptiker, die jetzt glauben, am ersten Feiertag sei das Schlimmste überstanden, werden bald feststellen, was Joachim Ringelnatz schon vor mehr als 100 Jahren wusste:

Die besinnlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr haben schon manchen um die Besinnung gebracht.

Joachim Ringelnatz

 

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Froher Start in festliche Tage

Froher Start in festliche Tage
Froher Start in festliche Tage: Luca Weber spielte auf der zwölfsaitigen Akustikgitarre, wärend sich das Team der BÜCHER-HEIMAT an Heiligabend noch einmal mit vielen Ehrenamtlichen sowie Kundinnen und Kunden traf. Fotos: Hartmut Weber

Weihnachtsauftakt in der BÜCHER-HEIMAT

Das Team der BÜCHER-HEIMAT kann auf ein großartiges Premierenjahr zurückblicken (v.li.): Annette Wiegmann, Initiator und Geschäftsführer Dirk Junicke, Lena Schulz und Sonja Weber.

Eine schöne Bescherung bescherte die Adventszeit durchweg der BÜCHER-HEIMAT. Die Mitmach-Buchhandlung konnte aber nicht „nur“ Top-Umsätze verbuchen, sondern war, mehr noch als sonst, auch Treffpunkt in der Bad Harzburger Innenstadt.

Sehen und gesehen werden, das gehört bei einem Abstecher in die BÜCHER-HEIMAT dazu. Und dies über die Geschäftszeiten hinaus, wie die Treffen von Lesekreisen und mehr als ein Dutzend ausgebuchter Veranstaltungen zeigen.

Auch an Heiligabend herrschte in den Vormittagsstunden die gesamte Öffnungszeit hindurch ein reges Kommen und Gehen. Das Team der BÜCHER-HEIMAT mit Sonja Weber, Annette Wiegmann und Lena Scholz konnte gemeinsam mit Geschäftsführer und BÜCHER-HEIMAT-Initiator Dirk Junicke viele der Ehrenamtlichen begrüßen, die sich vom Start im April an hinter die Initiative gestellt hatten. Auch viele Kundinnen und Kunden kamen noch einmal in der Buchhandlung zusammen, um einander und dem Team ein frohes Fest zu wünschen – und um allerletzte Geschenke zu besorgen…

Zu dem steten Besucherstrom hat dabei ohne Frage vor allem auch Luca Weber beigetragen, der auf der zwölfsaitigen Akustikgitarre Lieder aus seinem Repertoire ebenso wie weihnachtliche Klänge servierte.