Petra Nietsch über „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“

Petra Nietsch über „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“

Pip Williams:

Die Sammlerin der verlorenen Wörter

The Dictionary of Lost Words

Dieses Buch habe ich gekauft, weil mich der englische Titel sofort neugierig gemacht hat. Und ich habe es nicht einen Moment lang bereut, denn es ist ein fantastisches Buch.

Der Roman spielt in Oxford in der Zeit zwischen 1886 und 1928. Im Mittelpunkt steht die Erstellung des ersten Oxford English Dictionary, vergleichbar mit dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm.

Vor diesem historischen Hintergrund erzählt Pip Williams eine Geschichte, in der sowohl reale Personen als auch fiktive Charaktere für die Handlung eine bedeutende Rolle spielen. Alleine diese Verknüpfung von Wahrheit und Fiktion ist hervorragend gelungen.

Esme, die Protagonistin, ist die Tochter eines der Lexikografen und wächst dementsprechend mit Wörtern und ihren Bedeutungen auf. Im Laufe der Zeit muss sie jedoch erkennen, dass nicht alle Wörter einen Eintrag in das Lexikon erhalten, denn dieses wird von gebildeten Männern erstellt und Umgangssprache, mündlicher Sprachgebrauch aber auch Wörter, die insbesondere Frauen betreffen werden, werden ausgeschlossen.

„Einige Wörter sind wichtiger als andere“, sagt Esme, „aber es hat eine lange Zeit gedauert, bis ich begriffen habe warum“. Diese Tatsache nimmt sie zum Anlass, mit Frauen vor allem aus den unteren sozialen Klassen zu sprechen und deren Wörter samt Beispielsatz aufzuschreiben. Damit legt sie den Grundstein für ihr Lexikon der verlorenen Wörter.

In dieser Zeit kommt sie auch mit der vielfach radikalen Bewegung der Suffragetten in Berührung, zögert aber sich dieser anzuschließen. Doch es gibt viele Wege für die Gleichberechtigung der Frauen einzutreten und dazu gehört auch der ihre.

Ich habe diesen Roman als sehr vielschichtig empfunden, denn die Arbeit an der Erstellung des Oxford English Dictionary schafft nur den Ausgangspunkt für viele andere Themen, über die es sich lohnt nachzudenken. Mein Buch des Jahres 2023. 

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Pip Williams: „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“,  Heyne Taschenbuch, 543 Seiten, ISBN 9783453428591, Preis: 13,00 Euro.


Freitag, 24. März: Genussmomente

Legendäre Bilanz-Pressekonferenz 1974 in der „Jägermeister-Baude“ (Marienteich-Baude): Günter Mast (4.v.li.) rief und nach dem Aufstand rund um die Jägermeister-Hirsch-Trikotwerbung kamen mehr Sport- als Wirtschaftsredakteure. Foto: Ahrens-Bild-Archiv / Bad Harzburg-Stiftung

Kartoffeln, Eis und ein Jägermeister

Über den Speiseplan müssen wir uns an diesem Freitag, 24. März 2023, keine Gedanken machen. Er ist quasi vorgegeben. Kartoffeln und zum Nachtisch Eis gehören auf den Tisch.

Dass mit den Kartoffeln, die ohnehin der Deutschen beliebteste „Sättigungsbeilage“ sind, ist schnell erklärt: Heute vor 267 Jahren (1756) ordnete Preußens König Friedrich II. an, „denen Herrschaften und Unterthanen den Nutzen von Anpflantzung dieses Erd Gewächses begreiflich zu machen“. Mit einem passenden Rezept für diesen denkwürdigen Tag warten „Genussmomente: Kartoffeln“.

Aber wenden wir uns dem Dessert zu: Heute ist der „Europäische Tag des handwerklich hergestellten Speiseeises“. Und wer glaubt, das sei kompliziert, findet Hilfe in Buchform. „Bestes Eis selbst gemacht“ verspricht die „besten Rezepte für Cremeeis, Fruchteis, Sorbets, Frozen Yogurt, Parfaits, Konfekt, Torten, Drinks & Toppings. Mit und ohne Eismaschine.“

„Früchte, Milch und mehr“ sollen in einer anderen Rezeptsammlung die Basis für „Eis-Träume“ sein. Und gar mit „90 verführerischen Originalrezepten aus Italien“ wartet „Eis für Genießer“ auf. Selbst wer vegan lebt, muss nicht abseitsstehen: „N’ice Cream“ ist das „große vegane Eisbuch mit 80 Eiscreme-Ideen himmlisch cremig & gesund“.

Trotz all dieser Versuchungen nehme ich das erst vor wenigen Tagen postulierte Recht auf Faulheit für mich in Anspruch und fördere quasi im Vorbeigehen die heimische Wirtschaft. Im Klartext: Ich gehe in die Stadt, kaufe mit etwas Lektüre in der BÜCHER-HEIMAT und suche mir dann ein Eis-Café, um zu genießen.

Als Lektüre könnte sich „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ anbieten – Tennessee Williams Theaterstück „Cat on a Hot Tin Roof“, für das er den Pulitzer-Preis erhielt, erlebte 1955 in New York unter der Regie von Elia Kazan mit Barbara Bel Geddes (richtig: Miss Ellie aus „Dallas“) in der Hauptrolle.

Und auf dies alles kann es nur einen Schluck zur Verdauung geben: Heute vor 50 Jahren brachte die Eintracht aus Braunschweig zusammen mit Jägermeister-Chef Günter Mast die DFB-Fußball-Welt ins Wanken:  Die Löwen-Elf trat erstmals in einem Spiel mit Jägermeister-Reklame an. Das Firmenlogo wurde wegen des DFB-Widerstands kurzerhand ins Vereinswappen integriert. Eine Episode, der sicher auch Raum in der „Geschichte der Mast-Jägermeister SE“ gewidmet ist. Prost!

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Montag, 26. Dezember: Feiertagsfolgen

Kartoffelsalat geht immer

Zweiter Weihnachtsfeiertag, laut Kalender der Montag, 26. Dezember 2022. Wie alle Jahre wieder bin ich rund um die Feiertage mit den Wochentagen schon lange nicht mehr im Reinen.

Falls ich also irgendwo eine Verabredung habe platzen lassen: Ich komme vermutlich einen Tag später, den morgen ist für mich derzeit heute. Oder gestern. Wer weiß das schon so genau…

Vielleich könnte „Die Kinder-Festtags-Bibel“ mich wieder auf den rechten Weg bringen. Wenn man weiß, was man feiert, kann man sich ja vielleicht auch eher merken, warum es an welchen Tagen gefeiert wird. Fragen wie „Was war nochmal an Pfingsten? Feiern wir an Ostern den Osterhasen?“ werden leicht verständlich aufbereitet.

Ansonsten hat mich die ebenfalls alle Jahre wiederkehrende „Zwischen-den-Jahren-Langeweile“ befallen. Wobei die durchaus ihren Grund hat. Selbst die Kalender der noch so absurden Aktions- und Gedenktage sind eher schwach bestückt. Vom Weihnachtsfestmahl nicht ganz erholt, wird vorrangig schon an die Verpflegung der Silvesterparty gedacht.

Dieses Problem habe ich eher weniger. Am Jahresende lebe ich traditionell überwiegend von Kartoffelsalat – das einzige der traditionellen Rezepte meiner Mutter, die ich hinbekomme. Vielleicht muss aber mal etwas Abwechslung her. Helfen könnten dann „die besten Rezepte klassisch, innovativ, gut! 34 neue und traditionelle Variationen“ für die großartige Party- und Fest-Sättigungsbeilage „Kartoffelsalat“.

So, jetzt flink noch zwei literarische Glanzlichter, die uns ein 26. Dezember bescherte, mein Festtags-Fauteuil ruft bereits laut und vernehmlich nach mir. Nicht vorbei aber kommen wir bei unserem bebücherten Kalenderblatt an William Shakespeare, dessen Tragödie „König Lear“ heute vor 416 Jahren (1606) am englischen Hof uraufgeführt wurde.

Nicht gar so weit zurück müssen wir für die zweite Premiere gehen: Am 26. Dezember 1944 erlebte „Die Glasmenagerie“ als ein „Spiel der Erinnerung“ von Tennessee Williams im Civic Theatre in Chicago seine Premiere. Für Williams war es der künstlerische Durchbruch.

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