Autorenduo lädt zu modernen „Eulenspiegeleien“ ein

Bäckerklint in Braunschweig 1906 mit Eulenspiegelbrunnen, Mummehaus und Eulenspiegelhaus. Ausschnitt aus einem Aquarell von Emil Limmer. Foto: Wikipedia (gemeinfrei)

„Eulenspiegels Rückkehr“ führt auch nach Bad Harzburg

Einem Narren, der gewitzt gerade auch die Region um Braunschweig und Schöppenstedt zum Narren hielt, widmen sich der Sprachwissenschaftler Prof. Alexander Schwarz und der Braunschweiger Historiker Prof. Matthias Steinbach bei einer Lesung am Mittwoch, 13. November 2024, in der BÜCHER-HEIMAT in Bad Harzburg. Das Autorenduo widmet sich in dem im Herbst erscheinenden Buch „Eulenspiegels Rückkehr – ungefähr 96 Seiltänze“.

Worum es im Buch und an dem Abend in der BÜCHER-HEIMAT geht, beschreiben die Eulenspiegel-Experten in der „Vorrede“ zu ihrem Werk, dem sie ein Karl Valentin-Zitat voran stellen: „Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische“:

„Eigentlich wollten wir Eulenspiegel zu neuem Leben erwecken. Doch hat sich der Narr, man hätte es wissen können, diesem Anliegen durch strikte Verweigerung entzogen. Er verwandelte sich, wie er wollte. Entstanden ist so eine Anthologie, die aus heutiger Sicht Gestalten, Bilder, Texte und Orte eulenspiegelesker Formen und Praktiken präsentiert. Die Widersprüchlichkeit zwischen den einzelnen Kapiteln soll jeden Eindruck des sich Festlegens oder Sagenwollens, wie es wirklich gewesen ist, verhindern. Eulenspiegel gibt es nicht, aber er hat viele Kinder. So zumindest sagen es die Möllner. Er und seinesgleichen existieren eher im Status des Wahrscheinlichen. Sie leben mehr im Geist als in der Wirklichkeit. Nur so erklärt sich ihre Unsterblichkeit, nur so wird ihr immer neues, anderes Auftreten angesichts fragwürdiger Zustände verständlich.

Das Ursprungsmotiv ist ein Buch, das zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Straßburg erscheint: Ein kurtzweilig lesen von Dyl Vlenspiegel geboren vß dem land zů Brunßwick. Wie er sein leben volbracht hatt. 96 seiner geschichten. Verfasst „nur allein, um ein fröhlich Gemüt zu machen in schweren Zeiten“, wird es rasch zum internationalen Erfolg, der bis heute anhält. Sicher haben mindestens 96 Schriftsteller, Zeichner, Maler, Bildhauer, Komponisten, Tänzer und Forscher jeglichen Geschlechtes Eulenspiegel als Inkarnation sozialer wie methaphysischer Clownerie und Narretei weitergegeben und mit immer neuen Deutungen ausgestattet. Diese sagen viel über die Interpreten selbst und spiegeln den jeweiligen Zeitgeist. Oft knüpfen sie an die alten Historien an, an Orte, wo Till immer schon sein Unwesen getrieben hat und die bis heute sein Andenken pflegen. Selbstverständlich ist Eulenspiegel nicht der einzige Vertreter seiner Art oder Unart: In vielen Gegenden der Welt und zu allen Zeiten gab es reale oder erfundene menschliche, tierische und dämonische Verwandte archetypischen Andersseins – freche Geister, die der großen Geschichte mit subtiler Geringschätzung und feiner Ironie begegneten.

Aus alledem ist die Idee entstanden, ungefähr 96 Personen zu einem kurzen Beitrag – das war die einzige Bedingung – über eine derartige Verkörperung einzuladen. Wir haben uns über jeden Text gefreut und nichts wegzensiert. Denn stellen Sie sich vor, Eulenspiegel selbst hätte offen oder versteckt an diesem Unternehmen teilgenommen? Wie bei dessen unsichtbarem Gemälde bleiben einige mögliche Kapitel leer. Nur wo wir ein Fehlen gar nicht aushalten konnten, haben wir das Eine oder Andere selbst nachgeliefert, bitten Eulenspiegel dafür um Entschuldigung und hoffen jetzt heimlich auf seine Rache.“

Bis zu ihrer Lesung in der BÜCHER-HEIMAT jedoch mögen Alexander Schwarz und Matthias Steinbach von allen Rachegelüsten verschont bleiben.

Mittwoch, 13. November 2024, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Gert Deppe stellt Debütroman vor: „Kein Ankommen, nirgendwo“

Gert Deppe stellt seinen Debütroman „Kein Ankommen, nirgendwo“ im Februar 2025 in der BÜCHER-HEIMAT vor. Foto: Zu Klampen Verlag

Außergewöhnlich intensiv erzählt

Seinen Debütroman „Kein Ankommen, nirgendwo“ stellt Gert Deppe am Donnerstag, 6. Februar 2025 in der BÜCHER-HEIMAT in Bad Harzburg vor.

Zum Inhalt: Es ist Jahre her, dass Anne den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen hat. Mittlerweile ist sie eine junge Frau, angekommen in ihrem Leben aber – abgesehen von einem Musikstudium – ist sie nicht.

Als sie ihren Vater plötzlich mitten in der Nacht anruft, versteht er kaum, was sie von ihm will. Sie scheint das Gespräch genau geplant zu haben, bewegt sich auf einem Grat zwischen Vorwurf und Unergründlichkeit. Und endlich kommt alles zur Sprache: die Trennung ihrer Eltern, seine sonntäglichen Besuche. Die Geheimnisse, die die beiden teilten. Und das Unvorstellbare, das er ihr damals antat.

In seinem Roman „Kein Ankommen, nirgendwo“ thematisiert der Autor Gert Deppe einen sexuellen Missbrauch im familiären Umfeld. Der Missbrauch selber steht dabei nicht im Vordergrund, es geht dem Autor vielmehr um die atmosphärische Schilderung des familiären/sozialen Umfelds, in dem diese Tat geschieht – und so auch jederzeit allerorten geschehen kann – sowie um die Folgen für das Opfer. Eine außergewöhnlich intensiv erzählte Geschichte über eine seelische Verletzung, für die es keine Heilung gibt.

In seiner Lesung vermittelt Gert Deppe einen Eindruck von der Machart seines eher unkonventionellen Textes sowie von der zeitlichen und sozialpsychologischen Umgebung des sexuellen Übergriffs, der selbst nicht im Fokus des Romans steht.

Zum Autor:

Gert Deppe, *1964, studierte zunächst Musik in Hannover. Nach einem Jahrzehnt reger Konzerttätigkeit widmete er sich seiner zweiten Leidenschaft, dem Schreiben. Von 1999 bis 2001 absolvierte er ein Volontariat bei der »Hannoverschen Allgemeinen Zeitung« und arbeitet seitdem als freier Journalist und Autor für zahlreiche Medien. „Kein Ankommen, nirgendwo“ (2022) ist sein literarisches Debüt.

Donnerstag, 6. Februar 2025, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Gert Deppe: „Kein Ankommen, nirgendwo“, Zu Klampen Verlag, 248 Seiten, ISBN 9783866748293, Preis: 18,00 Euro.

Sonja Weber über „Gentleman über Bord“

Sonja Weber über „Gentleman über Bord“

Herbert Clyde Lewis:

Gentleman über Bord

Henry Preston Standish, aus dessen Sicht Lewis seine Geschichte erzählt, ist ein Gentleman. Der Protagonist ist einerseits alles, was der Autor nicht ist, vielmehr in den 1930er Jahren, als er das Buch schrieb, nicht war: Erfolgreich, wohlhabend, mit einer verständnisvollen Lady verheiratet und mit wohlgeratenem Nachwuchs gesegnet.

Andererseits lässt Lewis die eigenen Existenzängste, Selbstzweifel und Fragen nach dem Sinn des Lebens einfließen, denn die Idee für den Roman sei ihm auf dem Dach des Apartments in Greenwich Village beim Blick in die Tiefe und dem Gedanken des Absturzes gekommen. Sein Protagonist Standish ist eigentlich von jeglichem Absturz weit entfernt, aber in seinem gesellschaftlich geordneten Leben unzufrieden.

Von Midlife-Crisis und der Sehnsucht nach Veränderung getrieben, verlässt er New York auf dem Seeweg. Die als kurze Erholungspause vom Alltag gedachte Auszeit wird allerdings länger und länger, die Heimkehr Tag um Tag verschoben, bis das Schicksal ihn auf die „Arabella“ führt, einem Ozeandampfer, der ihn und diverse andere Passagiere über den Atlantik zurück nach New York bringen soll.

Inzwischen malt sich Standish auch in den schillerndsten Farben aus, was er zu Hause alles von seiner Reise erzählen kann, bis ihm ein Missgeschick widerfährt. Er stürzt von Bord ins Meer. Ungeheuerlich, denn eigentlich darf einem Gentleman doch so etwas nicht passieren. Der Umstand ist gleichermaßen peinlich wie ein Abenteuer, dass ihm bei der Heimkehr natürlich Aufmerksam sichern würde. So im Wasser treibend, heldenhaft darauf wartend, dass die „Arabella“ wendet und ihn, den stoisch Ausharrenden einsammelt, wandern seine Gedanken am bisherigen Leben entlang und nur das Meer und alle, die dieses großartige Buch lesen, bekommen seine Geschichte erzählt.

Herbert Clyde Lewis: „Gentleman über Bord“, 171 Seiten, Mare Verlag, ISBN 978-3-86648-696-6, Preis: 28,00 Euro.


Petra Nietsch über “One For The Rock”

Petra Nietsch über “One For The Rock”

Kevin Major:

One For The Rock

Neufundlandkrimi

Auf der Suche nach einem Reiseführer über Neufundland, den es nicht gibt, bot mir die Website der BÜCHER-HEIMAT als Alternative dieses Buch an. „One For The Rock“ ist der erste Band einer bislang fünfteiligen Krimi-Reihe, wovon bereits drei ins Deutsche übersetzt wurden.

Laut Beschreibung erfährt der Leser viel über Land und Leute, vor deren Hintergrund sich ein Mord ereignet. Der Roman hat mich tatsächlich auf viele Orte und Sehenswürdigkeiten vorbereitet, die ich bei meinem Aufenthalt auch besucht habe. Selbst die Stelle, an der das Opfer von einer Klippe stürzt, haben wir entdecken können. Trotzdem ist das Buch nicht nur für Touristen empfehlenswert, die irgendwann einmal diese wunderschöne Gegend besuchen möchten.

Tatort Signal Hill. Foto: Nietsch

Sebastian Synard, ehemaliger Lehrer an einer High-School, ist ein sympathischer Mann, der gerne Bücher liest und regelmäßig einen Whisky-Blog schreibt. Er hat sich mit einem Outdoor-Unternehmen selbständig gemacht und bietet Touren überall auf der Insel an. Dieser erste Band spielt in St. Johns, der Hauptstadt der östlichsten Provinz Kanadas.Gleich am ersten Tag, als er die sechsköpfige Gruppe zum Signal Hill führt (ein historisch bedeutsamer Ort, da dort das erste Telegrafensignal aus Europa empfangen wurde), kommt es zu besagtem Todesfall. Von hier aus nehmen die Dinge ihren Lauf…

Sebastian Synard ist aber auch ein von seiner Frau getrenntlebender Vater, der sich liebevoll um seinen pubertierenden Sohn kümmert. Dieser wiederum wünscht sich sehnlichst einen Hund, wovon seine Mutter überhaupt nicht begeistert ist.

Das Buch ist äußerst amüsant geschrieben und voller Humor. Ich empfehle es jedem, der etwas über Neufundland erfahren möchte, und/oder sich einfach nur gerne unterhalten lässt. Eingefleischte Krimifans könnten allerdings enttäuscht werden, denn die Aufklärung des Verbrechens gerät gelegentlich ein wenig zur Nebensache.

Ich habe nach meiner Rückkehr den zweiten Band Two for the Tablelands gelesen, der mir fast noch besser gefallen hat, da ich die Charaktere bereits gut kannte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich viele der Orte, die darin erwähnt werden, auf meiner Reise bereits kennengelernt hatte.

Der dritte Teil Three for Trinity liegt bereits auf meinem Nachttisch.

Kevin Major: „One For The Rock – Neufundlandkrimi“, 248 Seiten, ISBN 9783865328595, Preis: 18,00 Euro.


Sonja Weber über „25 letzte Sommer“

Sonja Weber über „25 letzte Sommer“

Stephan Schäfer:

25 letzte Sommer

Der Roman erzählt die Geschichte zweier Männer, die sich am Morgen noch komplett fremd sind und am Abend fast alles übereinander wissen.

Der Erzähler hat ein Wochenendhaus auf dem Land, Frau, Kinder, einen guten Job und endlose To-Do-Listen. Er und seine Familie lieben ihr ländliches Refugium und Marmeladekochen am Wochenende, um sich ursprünglich zu fühlen.

Kartoffelbauer Karl, ist Landwirt, hat immer hart gearbeitet, ist glücklich und badet von Mai bis Oktober jeden Morgen nackt im See. Über Work-Life-Balance macht er sich keine Gedanken. Er liebt seine Frau, seinen Acker und sein Leben, lässt seine Enkelin Trecker fahren und zieht Katzenbabys groß.

Der Stadtmann hat noch nie im See gebadet, er ist auch noch nie Trecker gefahren, der Tag, an dem er im Morgengrauen auf Karl trifft, wird zum Abenteuer seines Lebens und es wird der Tag, an dem er feststellt, dass Leben und Arbeiten gar kein Balanceakt sein sollte. Beide trennt die Art den Alltag anzugehen und das Alter, beide haben im Leben unterschiedliche Erfahrungen gemacht doch sie verstehen sich auf Anhieb.

Beim Frühstückskaffee, beim Essen mit Karls Familie, beim Kartoffeln sortieren und Trecker fahren stellen sie sich Fragen über Vergangenes, die Gegenwart und Zukünftiges. Der Erzähler ist erstaunt, dass ein zufriedenes Dasein nichts damit zu tun hat, wie wichtig man zu sein scheint oder wie aufregend die Freizeit gestaltet wird.

Beim Mittagsschlaf (auch das hat er noch nie getan, seit er erwachsen ist) auf Karls Sofa wird dem immer leicht gestressten nach Perfektion strebenden und gesundheitsbewusst lebenden Mid-Ager klar, was für ein großes Geschenk die Bekanntschaft von Karl ist und was für ein noch viel größeres, jeder neue Tag.

Stephan Schäfer: „25 letzte Sommer“, 169 Seiten, Verlag park x ullstein, ISBN 978-3-9881-6009-6, Preis: 22,00 Euro.


Duo besingt „Die wunderbare Freundschaft“

Symbolbild: Pixabay

Bejubelt, besungen, erlitten und gefeiert

„Zimtsternschnuppen“ servierte Axel Gottschick nach dem kurzfristigen Ausfall Richard Maschkes im November 2023 dem Publikum in der BÜCHER-HEIMAT als Solist. Am Freitag, 8. November 2024, sind die beiden nun wieder als Duo unterwegs und laden zu einem literarischen Abend rund um „Die wunderbare Freundschaft“ ein.

Da solche Freundschaften eher seltene Geschenke sind, wird tief in den Schatullen der Weltliteratur gestöbert, um Schmuckstücke hervorzuholen, die dem wertvollen Thema angemessen sind. Zu hören sein werden so unter anderem Texte von Bettina von Arnim, Bertolt Brecht, John Berger, Anouar Benmalek, Hölderlin, Aldo Palazzeschi, Schnurre und Schiller. Sie alle haben diese wunderbaren Freundschaften, so heißt es in der Ankündigung, „bejubelt, besungen, erlitten und gefeiert“.

Das Publikum in der BÜCHER-HEIMAT darf sich auf großartige Interpretationen von Axel Gottschick und Richard Maschke freuen.

Freitag, 8. November 2024, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Ernst Paul Dörfler und „Das Liebesleben der Vögel“

Dauerhaften Bindungen und One-Minute-Stands

Ernst Paul Dörfler stellt sein neues Buch „Das Liebesleben der Vögel“ vor

Nicht nur Menschen haben sehr unterschiedliche partnerschaftliche Beziehungen, sondern auch die verschiedenen Vogelarten. In seinem neuen Buch: „Das Liebesleben der Vögel“ erzählt der Naturwissenschaftler und Autor Ernst Paul Dörfler am Freitag, 13. Februar 2025, in der BÜCHER-HEIMAT Geschichten aus dem „Privatleben“ unserer liebsten Nachbarn.

Unter dem Motto „Lachen und Lernen“ nimmt Dörfler im direkten Kontakt sein Publikum mit auf die Reise in die bunte Beziehungswelt der Vögel. Von der Amsel bis zum Zaunkönig durchleuchtet er mit Ton-Unterstützung die heimischen Vögel und stellt verblüffende Parallelen in Charakter und Verhalten zwischen Vogel und Mensch fest.

Da gibt es treue und untreue Kandidaten, es gibt Hochstapler und Künstlernaturen, Schmarotzer und sehr friedfertige Vögel.

Auch in Beziehungsfragen ist die Diversität beachtlich. Wir erfahren von dauerhaften Bindungen, von Saisonehen und One-Minute-Stands, von streitsüchtigen Paaren, von emanzipierten Weibchen, von Scheinweibchen und Feministen unter den Männchen. Haremsmodelle, Fernbeziehungen sowie ein Rollentausch zwischen den Geschlechtern runden das Spektrum ab. Diversität ist in der Natur die allgegenwärtige Normalität.

Besonderes Augenmerk legt Dörfler auf die Vogelweibchen, die lange Zeit im Schatten der Forschung standen.

Eine neue Erkenntnis: Mit dem Klimawandel ändern sich auch die Paarbeziehungen – das Treueverhalten schwindet. Doch nicht nur die Treue, auch die Zahl der Vögel schwindet.

Dörflers Botschaft: Kümmern wir uns um die Vögel, kümmern wir uns um uns selbst!

Die erlebte Vogelvielfalt beeinflusst nachweislich unser alltägliches Glücksempfinden, verschafft uns positive Emotionen und stärkt unser Immunsystem. Nur was er liebt und was er kennt, schützt der Mensch. Das Buch verführt dazu, Natur wieder mehr wahrzunehmen und neu zu entdecken.

Das Buch, mit zahlreichen Illustrationen von Ute Bartels, ist im Hanser-Verlag München erschienen und knüpft in seiner heiteren Art an den Spiegel-Bestseller „Nestwärme – Was wir von Vögeln lernen können“ an.

Ernst Paul Dörfler: „Das Liebesleben der Vögel“, 240 Seiten, Hanser-Verlag, ISBN 9783446279711, Preis: 22 Euro.

Zum Autor:

Ernst Paul Dörfler, geboren 1950 in Kemberg bei Lutherstadt Wittenberg, ist promovierter Ökochemiker. Sein Buch „Zurück zur Natur?“ (1986) wurde zum Kultbuch der ostdeutschen Umweltbewegung. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem EURONATUR-Preis der Stiftung Europäisches Naturerbe.

2019 erschien sein Buch „Nestwärme“ bei Hanser, 2021 „Aufs Land“. Der Autor hat sich schon mit 32 Jahren für ein freies Leben in und mit der Natur entschieden, mitten im Europäischen Vogelschutzgebiet und UNESCO-Biosphärenreservat in Steckby bei Zerbst. Der Ort ist seit über 90 Jahren Sitz einer Staatlichen Vogelschutzwarte.

Ernst Paul Dörfler. Foto: Katja Zumpe

Donnerstag, 13. Februar 2025, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Markus Weber über „Hört einander zu!“

Markus Weber über „Hört einander zu!“

Elif Shafak:

Hört einander zu!

Die bekannte Schriftstellerin Elif Shafak, britisch-türkische Autorin mit internationalen Aufenthalten z.B. in Frankreich, der Türkei und Spanien, formuliert ausgehend von eigenen Erfahrungen des Fremdseins ein wunderbares Plädoyer für einen Dialog über Grenzen hinweg. So wie sie selbst nicht auf ihren Akzent, ihre Herkunft reduziert werden will, möchte sie ebenso, dass jeder Mensch als Person mit eigenen Vorstellungen ernst genommen und gehört werden soll.

Dabei geht es nicht um Beliebigkeit und Unverbindlichkeit der Vorstellungen und Ideen, sondern um Gleichberechtigung, freiheitliche Werte und Demokratie. Diese Werte sieht sie auf verschiedene Weise bedroht – z.B. durch digitale Kommunikation, wenn sie sich oftmals, statt ihre Chancen zu nutzen, auf verkürzte Botschaften, Hetze oder Feindbilder reduziert. Statt tieferer Einsichten werden oberflächliche Informationen – auch fake news – verbreitet. Die Komplexität unserer Welt wird auf propagandistische Parolen beschnitten.

Angesichts der gegenwärtigen Bedrohungen von Demokratie, für die es ja nach dem Erscheinen des Buches leider viele weitere Beispiele gibt, möchte sie die Menschen stärken, sich in der Gesellschaft einzubringen, selbst gesehen zu werden und andere zu sehen. Und so auch Kraft zu erhalten, sich für den Erhalt unseres Planeten als lebenswerten Lebensraum einzusetzen.

Ich jedenfalls habe mir eine Reihe von Zitaten aus dem Buch rausgeschrieben, weil ich den Eindruck habe, sie können mich immer mal wieder anregen und aufmuntern.

Elif Shafak, Hört einander zu! Verlag Kein & Aber 3. Aufl. 2022, 96 Seiten, ISBN 978-3036958446, Preis: 16,00 Euro.

Sonja Weber über „Der Kriminalist“

Sonja Weber über „Der Kriminalist“

Tim Sullivan:

Der Kriminalist

Detective Sergeant George Cross sieht die Welt mit etwas anderen Augen als die Meisten von uns. Sein Asperger-Syndrom erschwert ihm zwar die Fähigkeit zur sozialen Interaktion und macht ihn bei der Avon and Somerset Police in Bristol zu einem Außenseiter, aber eben dieses Handicap lässt Cross Dinge bemerken, die andere nicht sehen und Wege beschreiten, die andere aus Höflichkeit nicht gehen würden.

Sein Beliebtheitsgrad bei seiner Partnerin und seinem Chef geht gegen Null, seine Aufklärungsquote ist grandios. Nun hat er den Mord an einem Obdachlosen aufzuklären. Was eben noch ganz schnell gemacht scheint, entwickelt sich zu einem Familiendrama.

Eigenwillig, unromantisch und der Logik verhaftet wie Sherlock Holmes, hartnäckig und spitzfindig wie Columbo (erinnern Sie sich noch, wie der sich immer im letzten Moment nochmal umgedreht hat, um die alles entscheidende Frage zu stellen?) und vielschichtig, irgendwie britisch unaufgeregt wie Inspector Lynley ermittelt DS Cross bis zum Ende. Ihm ist es egal, ob es schon eine Verhaftung gibt, wenn der Verdächtige nicht logisch erscheint, sucht er gegen Anweisungen von Vorgesetzten und alle vermeintlichen Annahmen weiter und schließt solange alles Unwahrscheinliche aus, bis die Wahrheit übrigbleibt.

Tim Sullivan: Der Kriminalist, Blanvalet Verlag, 331 Seiten, ISBN 978-3-7341-1169-3, Preis: 12,00 Euro.


Markus Weber über „Das Wunder von Florenz“

Markus Weber über „Das Wunder von Florenz“


Ross King:

Das Wunder von Florenz

Es ist ein wunderbares Erlebnis, in Florenz die Kuppel des Doms innen hinaufzusteigen und dann von oben auf die Stadt hinabzuschauen. Mein Erlebnis liegt schon einige Jahre zurück. Aber mit dem Buch von Ross King steigen die Erinnerungen wieder hoch.

Der Historiker King erzählt auf spannende Weise die Entstehung der Kuppel. Dabei wird nicht nur das 15. Jahrhundert in Italien anschaulich geschildert, auch die beteiligten Personen – Architekten, Handwerker, Politiker, Kirchenfürsten – werden lebendig. Im Mittelpunkt des historisch fundierten Buches, das sich über weite Strecken wie ein spannender Roman liest, steht der Baumeister Filippo Brunelleschi. Ihm gelingt es letztlich, schier unüberwindbar scheinende technische Herausforderungen zu meistern und immer wieder Lösungen – trotz kräftigen Gegenwinds und einiger Irrwege – zu finden.

All das findet in einer Zeit politischer Verstrickungen statt. Die konkurrierenden oberitalienischen Städte führen immer wieder Krieg gegeneinander. Zeitweise muss der Papst aus Rom nach Florenz fliehen. Zwischen den beteiligten Baumeistern des Doms gibt es heftige Auseinandersetzungen und auch die in Florenz herrschenden reichen Familien wie die Medici mischen kräftig mit.

Egal, ob man die Domkuppel schon bestiegen hat, das für die Zukunft plant oder die Kuppel einfach nur aus der Ferne und auf Bildern anschauen möchte – das Buch lohnt auf jeden Fall, um in eine andere Welt einzutauchen.

Ross King: Das Wunder von Florenz. Architektur und Intrige: Wie die schönste Kuppel der Welt entstand, Pantheon Verlag 3. Aufl. 2019, 256 Seiten, ISBN 978-3570552490, Preis: 15,00 Euro.