Nachdem Sintha Cjan den ehrenvollen Tod verwehrt hat, wird sie von den Vakkar gefangen genommen. Arez – ihre große Liebe – hält sie gefangen, um später an ihr den Siddac zu vollziehen.
Sinthas Hinrichtung steht unmittelbar bevor, doch vorher hat die Monarchin noch ihre eigenen Pläne mit ihr. Sin soll für den Frieden werben, doch sie versteht darunter eindeutig etwas anderes als die Monarchin.
Außerdem ist da noch Arez, für den ihre Gefühle noch immer unverändert sind. Doch fühlt er genauso?
Letztendlich muss Arez sich entscheiden zwischen Liebe und Tod und Sintha für Frieden oder Krieg.
Wird der Sturm enden oder sich ein neuer entfachen?
Meine Lieblingsautorin hat mich mal wieder nicht enttäuscht!
Premiere: Zum ersten Mal versucht sich die BÜCHER-HEIMAT auch als Herausgeberin von Belletristik und bringt den Roman „The Willow Wren“ des kanadischen Autors Philipp Schott auf den Markt. Dabei hat das Team der BÜCHER-HEIMAT, in diesem Fall mit Petra Nietsch an der Spitze, von der Übersetzung bis zu Lektorat, Satz, Titelgestaltung bis hin zur Druckgebung alles selbst erledigt.
Das Ergebnis kann von Montag, 28. Oktober 2024, an in der BÜCHER-HEIMAT erworben werden. „Der Weg des Zaunkönigs“, so der Titel der deutschen Ausgabe, liegt druckfrisch vor. Wer mehr über die Hintergründe des Projekts erfahren möchte, wird auf dieser Website fündig. Oder besucht am Sonntag, 10. November 2024, die Matinee in der BÜCHER-HEIMAT, bei der das Projekt von den Protagonisten vorgestellt wird.
Zum Inhalt des Buches:
Es ist die Zeit der aufziehenden Dunkelheit. Die von den Nazis angefeuerte Begeisterung überstrahlt zunächst die sich schon abzeichnenden Schatten des näher heranrückenden Krieges. Aber Ludwig, der Ich-Erzähler, ist ein besonderes Kind. Nüchtern, präzise und auf kindliche Art politisch unvoreingenommen registriert der hellwache Junge die kleinen und großen Risse in der Welt um ihn herum, von den ersten Erschütterungen bis zum Zusammenbruch. Der Überlebensweg seiner Familie markiert eine großartig aufschlussreiche Reise durch Auftritt, Zerfall und Nachbeben des zerstörerischen Fanatismus im sogenannten Dritten Reich.
Mit der Beobachtung des Alltäglichen aus dem Blickwinkel des heranwachsenden Kindes gewinnt dieser Roman eine ebenso unaufdringliche wie fesselnde Intensität. Der aufmerksame Leser reibt sich die Augen angesichts der durchscheinenden Aktualität dieser Erzählung vom Unverstand, von der verkauften Wahrheit, von der inszenierten Wirklichkeit und vom nationalen Stolz, der Droge der Demagogen für das Volk.
Philipp Schott lebt seit 1966 in Kanada und hat in seinem Roman die Erinnerungen seines Vaters verarbeitet. Die ‚eigene Geschichte‘ des Ich-Erzählers transportiert auf diese Weise die Authentizität des Erlebten und ist im Unterton doch eine fantasievoll bebilderte Schilderung einer ungeheuren Umwälzung.
Philipp Schott: „Der Weg des Zaunkönigs“, Verlag der BÜCHER-HEIMAT, Preis: 14,90 Euro.
Ich empfehle auch diesen modernen, aktuellen und emotional packenden Roman gerne, denn er liest sich leicht und kurzweilig, wenn auch schleichend bedrückend. Hefter greift existentielle Themen ernsthaft auf. Leichtigkeit, Tanz und Spiel erschaffen dann aber auch immer wieder drumherum einen bewegenden Kosmos in dem (unter dem) Sehnsüchte und Ängste in wunderbar gelingenden Bemühungen letztlich in einer erträglichen Balance gehalten werden!?
JUNO liebt ihren schwer MS-kranken Mann JUPITER. Beide haben die Mitte ihres Lebens hinter sich, allzu viele Worte und direkte Nähe gibt es selten, außer in den Pflegesituationen. Aber eine tiefe und ehrliche Liebe verbindet sie.
Jupiter ist Schriftsteller, nicht allzu berühmt, Juno ist engagierte Balletttänzerin und Performancekünstlerin. Das Einkommen des Paares ist knapp und unregelmäßig. Ihre Altbauwohnung und der Bewegungsradius sind extrem eingeschränkt. Man ist isoliert, oft auf fremde Hilfe angewiesen. Der Alltag mit Rollstuhl gestaltet sich für beide mühsam, kräftezehrend und soziale Kontakte sind rar.
Juno schafft sich vor allem Freiräume durch ihre Tanzprojekte, sie genießt absolut jede Probe, jedes Training. Abends aber bleibt sie zu Hause bei Jupiter, nicht nur aus Pflichtgefühl, sie ist besorgt, will ihm im Nebenzimmer wirklich nahe sein. In zwei getrennten Räumen leben sie so in not-wendiger Distanz.
Jupiter schreibt an einem Roman, verfolgt das kurze Leben einer Wildbiene im Insektenhotel auf dem Balkon. Juno verbringt im Netz nachts ihre Zeit mit LOVE-SCAMMERN (digitalen Heiratsschwindlern), die sie immer durchschaut, selber anlügt und dann mit Genugtuung bloßstellt.
BENU enttarnt sie so eines Nachts als mittellosen Nigerianer, der zwangsweise als Love-Scammer arbeitet. Eine vorsichtige, zunehmend lügenfreiere Freundschaft entsteht. Die Welt weitet sich für Juno. Afrika/Nigeria rücken näher, aber damit auch die Probleme globaler Spaltung. Jupiter erzählt sie nichts von ihren „Treffen“ mit Benu. Die Chats bleiben scheinbar eher oberflächlich, sie beschreiben sich unwichtige Alltäglichkeiten, bleiben verhalten in ihren Beobachtungen des jeweils anderen. Hey, guten Morgen, wie geht es dir?
Juno liebt die Sterne, die Sternbilder und die Astronomie überhaupt. Die Sterne sind es, die Entfernungen überbrücken, Kontinente, Welten verbinden können. Und doch: MELANCHOLIA (Film 2011, L.v.TRIER) liegt als Endzeit-Katastrophe wie ein drohender Schleier über dem Roman.
HEY, Martina HEFTER, Herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Buchpreis 2024! Sechs Titel standen auf der Shortlist, ich habe zwei davon gelesen: HEY, GUTEN MORGEN, WIE GEHT ES DIR und den Anti-Idylle-Roman von Markus Thielemann VON NORDEN ROLLT EIN DONNER. Es wäre vermessen, die Entscheidung der Frankfurter Jury in Frage stellen zu wollen, aber ich sag es ehrlich: Für mich persönlich wäre M. Hefters Roman die zweite Wahl gewesen. HEY, GUTEN MORGEN, WIE GEHT ES DIR? So geht es MIR! Andere LeserInnen mögen ganz anders urteilen. Lesenswert ist dieser Roman aber allemal!
Im dritten Band ihrer vierteiligen „Wayfarer“-Reihe stellt Becky Chambers ihre Vorstellung von der Zukunft der Menschheit vor. Anhand verschiedener Charaktere schildert sie das Leben in der „Exodus-Flotte“. Ein Leben, in dem die Gemeinschaft über allem steht, denn nur gemeinsam konnten die Vorfahren der Protagonisten diese Flotte von Wohnschiffen planen und bauen – aus den Trümmern von Hochhäusern, Brücken und Industrieanlagen; aus den Trümmern der Welt, wie wir sie heute kennen.
In einer ersten Fluchtwelle flohen die Menschen, die es sich leisten konnten, von der Erde auf den Mars, um in künstlichen Habitaten als Kolonisten so weiterzuleben wie zuvor auf der Erde.
Erst als die Erde kurz vor dem Kollaps stand, haben sich die letzten Menschen zusammengetan, um mit Wohnschiffen ins Weltall zu fliehen – ohne Ziel, ohne Perspektive! Der Erstkontakt mit anderen intelligenten Spezies hatte noch nicht stattgefunden.
Diese Raumschiffe wurden nicht rein zweckmäßig gebaut, auch das Wohlbefinden seiner Bewohner wurde bedacht. Für die Bedürfnisse des Körpers und der Seele waren sie ebenso ausgelegt wie für die Funktionalität und die Sicherheit. Niemand sollte sich benachteiligt fühlen, keine*r einen Grund für Neid oder Überheblichkeit haben, niemand allein leben, niemand hungern oder dürsten oder frieren. Jede*r sollte sich wohl und sicher fühlen. Friedlich, ohne Gewalt, ohne Waffen, ohne Geld – mit viel Toleranz und Verständnis.
Auch viele Generationen später wird noch immer Tauschhandel betrieben und werden Traditionen gepflegt. Die Exodaner feiern und trauern in Gemeinschaft und fühlen sich füreinander verantwortlich. Ungeliebte Aufgaben werden in einer Lotterie verteilt und jede und jeder muss hin und wieder Reinigungsarbeiten verrichten, gärtnern oder in der Kanalisation arbeiten – und jede*r fügt sich, wenn das Los auf ihn/sie fällt.
Aber natürlich ist es nicht die pure Harmonie, die unter den mehreren Zehntausend Menschen auf einem Schiff, von denen es 37 gibt, herrscht. Die Schilderung des familiären und gesellschaftlichen Alltags ähnelt der heutigen Realität auf verblüffende Art und Weise, von den technischen Möglichkeiten einmal abgesehen. In einer fesselnden Geschichte verwebt die Autorin das Leben vieler Personen miteinander und schafft ein Bild von einer in Veränderung befindlichen Gemeinschaft.
Becky Chambers gelingt wieder eine sehr positive Perspektive für alle Bewohner der GU, auch für die menschlichen. Sehr klug verknüpft sie die heutige reale Gegenwart mit einer fiktiven Zukunft, in der es zumindest einem Teil der Menschheit, ebenso wie vielen anderen intelligenten Spezies, gelungen ist, Egoismus zu überwinden, Konflikte (beinahe) streitfrei zu lösen und die Freiheit des Einzelnen zu gewähren, obwohl oder gerade, weil die Gemeinschaft über allem steht.
„Huch! Eines Morgens erwachte Hubert und war ein Buch. Man kann sich darüber streiten, doch er hatte wirklich viele Seiten und, wie er fand, einen viel zu dicken Einband. … Er begann in den nächsten Tagen damit, durch die eigenen Seiten zu schlagen … zu lachen und sich einen Reim auf sich selber zu machen.“
Dass Kafkas Gregor Samsa eines Morgens als Käfer erwachte, wird natürlich sofort erinnert, und ist von Lüftner genau so beabsichtigt. Ebenso wie viele der anderen lustigen Anspielungen auf bekannte Literatur: Vom Winde verdreht, Tausend und eine Nacht, Tausend Meilen unterm Meer, Fünfzig Schattierungen von Grau, …
Nachdem Hubert B. sich selbst als zwar kompliziertes, aber liebenswertes Gedicht erkannt hat, beginnt er, auch die vielen anderen Seiten seiner Mitmenschen zu aufzuschlagen. Und Lüftner lässt Hubert B. deren Lebensbücher in wunderbar humorvollen, liebenswerten Reimen beschreiben. „So wurd Hubert klar, es bleibt zu berichten, jeder erzählt seine eigenen Geschichten.“
Die Botschaft: Jeder Mensch schreibt sich als Lebensbuch selber – und jedes einzelne Buch ist es wert, aufgeschrieben und gelesen zu werden! Das können übrigens auch Schulkinder schon verstehen.
Wiebke Rauers hat Lüftners Lesereisen anrührend lebendig illustriert. Ihre warmen Farbtöne und die ausdruckstarken Gesichter und Bewegungen der Figuren erleichtern das bildhafte Eintauchen in durchaus philosophische Erkenntnisse. Huch, dieses Buch! Dass es so was Schönes gibt!
Wie wollen und können wir mit Hinterlassenschaften der deutschen Vergangenheit, die nicht ins demokratische Wertesystem zu passen scheinen, umgehen? Dieser Frage geht Matthias Steinbach, Professor für Geschichte in Braunschweig, am Beispiel des Kyffhäuser-Denkmals und speziell des dort 1939 von den Nazis aufgestellten Hindenburg-Denkmals nach. Zwischenzeitlich war das Denkmal von den Sowjets gestürzt und vergraben worden, heute liegt die wieder freigelegte Statue im Graben der Kyffhäuser-Anlage – quasi wie Schneewittchen im gläsernen Sarg.
Steinbach geht der Geschichte Hindenburgs intensiv und detailliert nach, behandelt seine wechselvollen Rollen im Ersten Weltkrieg als „Sieger von Tannenberg“, als schillernde Identifikationsfigur in der Weimarer Republik und zuletzt als „Steigbügelhalter Hitlers“. Immer waren Tatsachen mit Mythen verbunden. Steinbach verfolgt Tatsachen und Mythen kreuz und quer durch die Geschichte.
Selbstverständlich bezieht er Erkenntnisse und Kontroversen der Geschichtswissenschaften in seine Darstellung ein. Ungewöhnlich ist die Darstellung dagegen in anderer Hinsicht. So reflektiert er seine eigenen Erfahrungen als Schüler, Student und NVA-Soldat in der DDR und bezieht diese ebenso ein wie die Befragung unterschiedlichster Personen wie etwa des Kiosk-Betreibers auf der Kyffhäuser-Anlage, wobei auch Anekdotisches Bedeutung bekommt. Dabei zeigt sich, wie die Person Hindenburgs ebenso wie das Denkmal und deren Wahrnehmung von den unterschiedlichsten Interessen benutzt wurde.
Gerade das Sperrige dieser Vorgehensweise ist spannend. Nichts wird letztlich geglättet. Hinzu kommt immer wieder die Einbeziehung grundlegender Einsichten von Dichtern und Philosophen, die auf den konkreten Fall bezogen werden. Nicht allem muss man dabei zustimmen – etwa: Führen Utopien immer zu Gewalt? – aber immer sind die Aussagen anregend und nachdenkenswert, gerade weil unterschiedlichste und subjektive Perspektiven zur Sprache kommen.
Steinbach erinnert daran, „dass immer die jeweilige Gegenwart der Ort ist, wo die Irrtümer beginnen“. Wer zu solchen Gedankengängen und auch Wortspielen Lust hat und sich für Geschichte interessiert, dem sei das unterhaltsame Buch empfohlen.
Vielleicht kann ja das Buch auch Anregung sein, über die Umbenennung des Westrings 1933 unmittelbar nach der „Machtergreifung“ in Hindenburgring nachzudenken. Der Verfasser der Stadtchronik, Kurt Neumann, hatte seit vielen Jahren immer wieder eine offene Debatte darüber gefordert und eine Umbenennung der Straße in den Raum gestellt. Bisher war das nie zustande gekommen.
Hasnain Kazim wurde in Oldenburg geboren und ist aufgewachsen in Hollern-Twielenfleth im Alten Land, ein Dorf, das er als seine Heimat bezeichnet, auch wenn er im Laufe seines Lebens an zahlreichen anderen Orten und in anderen Ländern gelebt hat.
Als leidenschaftlicher Radler hat er sich für ein Jahr aufgemacht, um entlang großer deutscher Flussläufe zu radeln, Land und Leute auf sich wirken zu lassen und mit unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch zu kommen. Er macht das nicht zuletzt, weil er – wie ich finde zurecht – die Gesprächssituation in unserem Land bedroht sieht und davon überzeugt ist, dass Menschen unterschiedlicher Meinungen sich weigern, einander zuzuhören.
Man merkt, dass der Autor sich für die Menschen interessiert, für deren Sorgen und Einstellungen. Er hört zu und diskutiert, streitet gelegentlich, wo es ihm nötig erscheint. Nicht immer gelingt das Gespräch. Aber es gelingt ihm sehr viele Perspektiven auf Deutschland zu sammeln und ein Mosaik deutscher Befindlichkeiten in den verschiedenen Regionen zusammenzustellen.
Zahlreiche Fotos in der Buchmitte illustrieren seine Eindrücke. So ist gerade die Unterschiedlichkeit kennzeichnend und wertvoll für Deutschland, die nicht auf die Gegensätze Ost-West reduziert werden darf, wie das gerade derzeit geschieht. Nach jeder Route zieht er Bilanz und überlegt, was er gelernt hat und welche Fragen aufgeworfen wurden.
Immer wieder kommt auch seine Identität als Deutscher mit migrantischen Wurzeln ins Spiel, die von verschiedenen Seiten infrage gestellt wird. Auch da hört er genau hin: Die Frage „Woher kommst du?“ kann ausgrenzend gestellt sein mit dem Unterton: „Du gehörst hier nicht hin!“, aber auch interessiert an der Familiengeschichte und am Gespräch.
Viele der Themen, die aktuell in der deutschen Politik und Gesellschaft debattiert werden, kommen zur Sprache, wobei Kazim zuhört, aber auch mit seiner Meinung, die er häufig abwägend und sachlich einbringt, nicht hinterm Berg hält. Eine klare Grenze zieht er immer da, wo demokratische Spielregeln verletzt werden, rechtsextremistische und rassistische Positionen bezogen werden und Gewalt ins Spiel kommt.
Auch wenn ich nicht allem zustimme, finde ich diese Art des Umgangs mit Meinungsverschiedenheiten vorbildlich. Und ich würde mir wünschen, dass sein Buch zu einer besseren Gesprächsatmosphäre beitragen kann und viele Leser*innen findet.
So ganz nebenbei gibt es Tipps, welche – vor allem weniger bekannten – Städtchen einen Besuch lohnen und welche Abschnitte entlang der Flüsse für Rad-Touren besonders schön sind. Auch das ist ein nicht zu verachtender Gewinn. Nur schade, dass er nicht entlang der Oker, Aller und Weser geradelt ist. Da hätte ich gerne etwas über seine Entdeckungen und Gespräche erfahren.
Zufall oder kein Zufall? Realität oder psychotischer Wahnsinn? Transgenerationales Trauma – epigenetisch vererbt – gibt es „so etwas“? JA, bis in die dritte Generation, bestätigt MEDICA MONDIAL (2024) wissenschaftliche Forschungsergebnisse.
Spätestens jetzt, wenn sich diese Fragestellungen als Thema in mir als Leserin einnisten, wird es unheimlich, grauselig und bedrohlich. Da „rollt ein Donner“ horrenden Ausmaßes nicht nur auf den eher passiven jungen Schäfer JANNES (19J) zu. Und dieser Roman zwingt seine Leserinnen und Leser beeindruckend in gruselig bewegende Empathie.
Wir beobachten – drehbuchartig genau – wahrhaftig viele WÖLFE IM SCHAFSPELZ – und dies GANZ UND GAR NICHT ZUFÄLLIG! Vielleicht ist es diese (auch sprachlich) detailversessene Vielschichtigkeit von Tatsachen, mystischer Symbolkraft und aktueller erbitterter Diskussion um das Zulassen des „Fremden“ (nicht nur des Wolfes), dass Thielemanns Roman auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2024 „führte“!?
Worum geht es: Als jüngster Vertreter einer alteingesessenen Schäferfamilie kämpft Jannes mit seinen Eltern und dem Großvater (die Großmutter lebt dement in einem Altenheim) in der Lüneburger Heide im widersprüchlichen Alltag zwischen Gestern und Heute. Es geht – neben dem Bewahren eigener Berufsidentität und zunehmend touristisch bedenkenswerter Schäferidylle – knallhart auch ums wirtschaftliche Überleben.
Moderne Technik schützt die Herden nicht ausreichend vor dem Wolf, der seinerseits zunehmend einzuwandern droht. Drohend leise versucht gleichermaßen ein rückwärts gerichtetes rechtes Gedankengut erneut einzuwandern. Wo ist die Grenze des Zumutbaren erreicht?!
Jannes weiß um die Leiden in und um das Lager Bergen Belsen und die Bedeutung der Heide für den nationalsozialistischen Mörderapparat. Die noch heute ansässige Rüstungsindustrie erinnert ihn täglich lautstark, Probemunition zerreißt regelmäßig Stille und Ruhe auf seinen Weidegängen. Es bewegt ihn und Schafe wenig.
Schäfer gelten ja oft als introvertierte, etwas schräge Zeitgenossen und so verwundert es anfangs nicht wirklich, dass Jannes zunehmend neu bedrohliche Erscheinungen heimsuchen. Diese abschreckenden Begegnungen werden zunehmend realer, Brutalität und Gewalt rauben ihm zeitweilig die Sinne, er ist ihnen ohnmächtig ausgeliefert. Erst Äußerungen der „ver-rückten“ Großmutter verweisen kryptisch auf vergangene Spuren, die nur wenige Familien in Verantwortung für die Gegenwart bereit sind neu zu betreten.
„Schmerz wandert durch Familien, bis jemand bereit ist, ihn zu fühlen!“ (Katja Duregger). Und Jannes „fühlt“ wahrhaftig – und mich hat genau diese Macht lange nicht mehr so gegruselt, abends allein – auf einer kleinen idyllischen Insel…
P.S.: Ich las den Roman jüngst auf (meine)r Insel Hiddensee – an den zwei folgenden Tagen traf ich zwei Schäfer an zwei unterschiedlichen Orten. Zufall oder kein Zufall? Der eine jung, …er erbat sofort Titel und Autor! Der andere älter, …ihn nervt, dass Touristen ihm immer glauben, Schäferliteratur empfehlen zu müssen…! Beide imponierten mir
Ein großer Schritt auf der literarischen „Karriereleiter“ beschert Lena Scholz nun einige Tage gespannten Hoffens: Die Auszubildende der BÜCHER-HEIMAT, ist mit ihrem zweiten Buch für die Longlist des „Young Storyteller Award 2024“ nominiert.
„Mein letzter Sommer in Ostdeutschland“ trägt autobiographische Züge und überzeugte die (Vor-) Jury des Wettbewerbs einer großen deutschen Buchhandelskette vielleicht auch dadurch. Lektoren, Verleger, Buchmarketing-Experten, Bestseller- und Drehbuchautoren sowie Literaturexperten lasen sich durch die Flut der eingereichten Texte und nominierten Lena Scholz‘ Beitrag für die 129 Werke umfassende Longlist – aus sage und schreibe 3748 Einreichungen.
Jetzt arbeitet die Jury bereits an einer internen Shortlist mit rund 20 Titeln, aus denen dann die 10 Finalisten 2024 gewählt werden. Bekanntgegeben werden die Final-Nominierungen und die Thalia-Sonderpreise am Mittwoch, 3. Oktober. Der große Showdown mit den Finalistinnen und Finalisten steht dann am 11. Oktober in Köln vor großem Publikum an.
Neben der Freude bescherte die Nominierung für die Longlist der jungen BÜCHER-HEIMAT-Buchhändlerin aber auch ein wenig Stress. Gerade einmal 24 Stunden blieben ihr, um weiteres Material einzureichen. Darunter einen Text „Dein Buch in ca. 250 Zeichen“. Was nach wenig klingt, macht es besonders schwer, denn in der Kürze liegt nicht allein die sprichwörtliche Würze, sondern auch der Schweiß der Autorin, die ein 68-Seiten-Buch auf wenige hundert Zeichen verdichten muss.
Auch wenn wir das Buch von Lena Scholz schon einmal vorgestellt haben, hier nochmal der Inhalt zur Erinnerung:
„Es ist Liv‘s letzter Sommer in ihrer Heimat. Ein kleines Dorf in Brandenburg inmitten der Natur. Liv ist hier aufgewachsen und kennt jeden, bis Finn auftaucht, der alles durcheinanderbringt. Die beiden verbindet etwas, denn Finn gibt Liv das Gefühl, lebendig zu sein. Bis zu dem Tag, an dem er offenbart, was er wirklich denkt, und die Illusion eines perfekten Sommers zerbricht.
Liv muss sich die Frage stellen, ob es Zeit ist zu gehen und alles hinter sich zu lassen oder zu bleiben. Doch kann man seine Heimat wirklich für immer verlassen? Was passiert, wenn man bleibt und die Vergangenheit mit einem?“
Zentrales Thema ist, so die Autorin, der Ost-/West-Konflikt und wie er sich heute noch bemerkbar macht. Welche Unterschiede geblieben sind, welche Gedanken und wie auch die heutigen Generationen die Unterschiede noch spürt. Als gebürtige Sachsen-Anhalterin, die nun im niedersächsischen Bad Harzburg lebt, hat Lena Scholz dazu einiges zu sagen.
Zu ihrem zweiten Roman schreibt Lena Scholz, sie wolle darauf aufmerksam machen, dass das Thema nicht abgeschlossen, sondern in manchen Momenten noch spürbar präsent sei: „Auch ich habe Vorurteile erlebt. Mit meinem Worten möchte ich die Gesellschaft dazu bringen, offen darüber zu sprechen und Vorurteile abzubauen.“
Glückliche Menschen sind in der BÜCHER-HEIMAT zum Glück nicht so selten anzutreffen – schließlich machen Bücher ohne Frage froh. An diesem Mittwoch aber gab es vielfachen Grund zum Glücklichsein, denn die Autorinnen und Autoren des Schreibwettbewerbs „Buchstaben im Kopf“ wurden ausgezeichnet. Und die Leserinnen und Leser können sich glücklich schätzen, denn das Buch zum Wettbewerb mit allen 30 eingereichten Texten ist ab sofort in der BÜCHER-HEIMAT zu haben.
Enorme Resonanz
Mit der enormen Resonanz hatten die BÜCHER-HEIMAT, die Öffentliche Versicherung Braunschweig sowie die Junicke -Gruppe als Veranstalter und Unterstützer ebenso wenig gerechnet wie die Jury aus Vertretern der Öffentlichen Versicherung Braunschweig, der Bad-Harzburg-Stiftung, der BÜCHER-HEIMAT, der Harzburger Aktion und der Stadtbücherei Bad Harzburg. Umso größer war natürlich die Freude, als die Einsendungen kaum ein Ende nehmen wollten.
Qual der Wahl
Die die Siegerinnen und Sieger in den einzelnen Altersgruppen waren schon vor einigen Wochen nach der entscheidenden Jury-Sitzung genannt worden. In der Altersgruppe 16 bis 21 Jahre wählten das Gremium Josephine Pape mit „Wenn alles still steht“. Johannes Hund siegte mit „Gewebe der Zeit“ in der Altersgruppe 22 bis 28 und Rebecca Spaunhorst mit „Die Welt applaudiert“ in der Altersgruppe 29 bis 40. In der Altersgruppe 41 bis 60 votierten die Jury-Mitglieder für Ira Freyaldenhoven: „Das Haus meiner Tante“. Und in der Altersgruppe 60+ fiel die Wahl schließlich auf „Wenn ich das gewusst hätte“ von Barbara Acksteiner.
Von der Wahl, die zur Qual werden kann, sprachen nachher alle Jury-Mitglieder. Und die Veranstalter des Wettbewerbs trafen eine salomonische Entscheidung: Sie nahmen kurzerhand alle eingereichten Texte in das Buch zum Wettbewerb auf. Mit Beiträgen vertreten sind in dem in der Bad Harzburger Firma Digital-Druck Darda erstellten Band Reinhard Karlbowski, Dagmar Fuld-Weinert, Unglaub, Zenek Lubitz, Karin Lühr, Carl-Ludwig Reuss, Josephine Pape, Dirk Scheerle, Sigrid Sierleja, Barbara Rath, Jürgen Osterloh, Franziska Kolbitz, Ira Freyaldenhoven, Fynn Pape, Rebecca Spaunhorst, Michael Bartsch, Christian Reichel, Amelia Julie Ruhe, Werner Hardam, Barbara Acksteiner, Michael Wiegand, Timo Schartner, Richard Adam, Hanna Reichel, Max Mahler, Kati Frädrich, Sarah Mühling, Jessica Becker, Silke Groth und Johannes Hund.
Literaturfest
Zur Vorstellung des Buches und zur Preisvergabe schafften es zwar nicht alle Autorinnen und Autoren, aber viele Teilnehmer werden im Rahmen des ersten Bad Harzburger Literaturfestes (ext.) vom 27. bis 29. September in der Wandelhalle im Badepark ihre Texte vorstellen. Die Beiträge der „Buchstaben im Kopf“-Runde stehen am Freitag, 27. September, um 16.00 Uhr und am Samstag, 28. September um 17.30 Uhr auf dem Programmplan.
Buch ist im Verkauf
Das Wettbewerbs-Buch „Buchstaben im Kopf“, das in jedem Fall ein ganz großes „Gewinner-Buch“ ist, kann ab sofort in der BÜCHER-HEIMAT zum Preis von 8,00 Euro erworben werden. Die Anthologie ist im Verlag der BÜCHER-HEIMAT erschienen und hat 134 Seiten. Vorbestellungen (mit Lieferung/Versand) sind per Mail info@die-buecherheimat.de oder per Telefon (05322) 9059599 möglich. Auch beim 1. Bad Harzburger Literaturfest wird die BÜCHER-HEIMAT mit einem Buchertisch vertreten sein.