Petra Nietsch über „Ich wünschte, du wärst hier“

Petra Nietsch über „Ich wünschte, du wärst hier“

Jodi Picoult:

Ich wünschte, du wärst hier

I wish you were here

Diana O’Toole, Kunstexpertin bei Sotheby’s, hat seit Jahren einen genauen Plan, wie ihr Leben beruflich und privat verlaufen soll. Und dazu gehört auch, dass Finn ihr auf der anstehenden 14-tägigen Reise zu den Galapagos-Inseln einen Heiratsantrag machen wird. Aber dann kommt alles ganz anders, denn Finn ist Arzt, und wegen der sich im März 2020 auch in New York ausbreitenden Pandemie hat sein Krankenhaus eine Urlaubssperre verhängt.

Er überzeugt Diana alleine zu fliegen, aber als sie auf Isabela Island ankommt, erfährt sie, dass sie die Insel in nächster Zeit nicht mehr verlassen kann, da diese sich vollständig von der Außenwelt isoliert. Und es kommt noch schlimmer, denn es gibt auch keinen Internetempfang. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat Diana keinen Plan und muss sich in einer ihr unbekannten Situation zurechtfinden. Sie steht vor vielfältigen Herausforderungen und das verändert sie.

Jodi Picoult hat einen Roman vorgelegt, der sich wie die zwei Seiten einer Münze liest, denn in der Mitte des Buches überrascht sie uns durch eine völlig unerwartete Wendung, die noch einmal eine besondere Spannung erzeugt. Wie in all ihren anderen Büchern auch, verknüpft sie eine fiktive Geschichte mit gesellschaftlich relevanten Themen.

Der Roman „Ich wünschte, du wärst hier“ erscheint am 23. November 2022 in deutscher Sprache. Wer die Zeit bis dahin überbrücken möchte und die Autorin Jodi Picoult noch nicht kennt, dem kann ich ihre beiden Romane „My Sister’s Keeper/ Beim Leben meiner Schwester“ und „Small Great Things/ Kleine große Schritte“ uneingeschränkt empfehlen.

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Jodi Picoult: „Ich wünschte, du wärst hier“, Bertelsmann Verlag, 416 Seiten, ISBN 9783570104163, Preis: 22,00 Euro.


Monika Runge über „Der Zirkel“

Monika Runge über „Der Zirkel“

Leon Sachs: Der Zirkel

Eine junge Frau hat sich aus ihrer rechtsradikalen Familie gelöst und will eine Ausbildung bei der Polizei machen. Ihr Vater hat eine Partei gegründet, die die Chance hat, in Deutschland die Macht zu übernehmen. Will er die Wahl, die auch mit digitaler Stimmabgabe stattfinden soll, manipulieren? Hat er mit dem Tod einiger enger Weggefährten in verschiedenen europäischen Ländern zu tun? Will er seine Tochter im Polizeidienst für seine Zwecke benutzen? Ein wirklich spannender, hochaktueller Thriller.

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Leon Sachs: „Der Zirkel“, Penguin TB Verlag, 460 Seiten, ISBN 9783328107552, Preis: 16,00 Euro.


Petra Nietsch über „The Maid“

Petra Nietsch über „The Maid“

Nita Prose: The Maid – Ein Zimmermädchen ermittelt

Zu Beginn war ich mir nicht sicher, ob mir dieses Buch gefallen würde, aber dann  habe ich es mit großer Begeisterung gelesen.

Molly ist Zimmermädchen in einem Nobelhotel und ihr ganzer Stolz ist ihre Arbeit. Sie liebt es, aufzuräumen und zu putzen. Sie ist glücklich, wenn alles sauber ist und glänzt. Sie ist höflich, fleißig, pflichtbewusst, bescheiden und vertrauenswürdig, aber sie hat keine Freunde, denn sie ist anders. Und eines Tages gerät ihre Welt aus den Fugen…

Dieser Roman ist weit mehr als ein „liebenswert-humorvoller Krimi“, wie  vom Droemer-Verlag angekündigt, denn er handelt auch von Menschen, die anders sind, und davon, wie die Gesellschaft mit ihnen umgeht. Die Entscheidung der Autorin, die Geschichte aus der Sicht der Protagonistin Molly zu erzählen, war richtig, denn dadurch lernen wir sie als Leserinnen und Leser mit all ihren Eigenarten sehr gut kennen und lieben.

Obwohl dies der Debüt-Roman von Nita Prose ist, hat Universal Pictures die Filmrechte bereits vor seiner Veröffentlichung gekauft.

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Nita Prose: „The Maid – Ein Zimmermädchen ermittelt“, Droemer HC, 368 Seiten, ISBN 9783426283844, Preis: 16,00 Euro.


Monika Runge über „Schnee“

Monika Runge über „Schnee“

Yrsa Sigurdardottir:

Schnee

Fünf fast unbekleidete Tote werden im Gebirge gefunden. Ein Haus wird verkauft; die neuen Eigentümer geben etwas später noch gefundene Sachen an die Verkäufer (zwei Brüder, die es geerbt hatten): Ein Karton mit Bildern und ein einzelner Kinderschuh.

Geschehnisse und Personen, die erstmal nichts miteinander zu tun haben, verketten sich. Personen hören Stimmen und sehen Erscheinungen, spüren sie körperlich. Einen Schuldigen
für die Toten gibt es am Schluss; ein Mörder? Sehr empfehlenswert.

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Yrsa Sigurdardottir: „Schnee“, Btb, 345 Seiten, ISBN 9783442759521, Preis: 17,00 Euro.


Sonja Weber über „Vor uns das Meer“

Sonja Weber über „Vor uns das Meer“

Alan Gratz:

Vor uns das Meer

Drei Jahrzehnte, drei Familien und drei Flüchtlingsschicksale. Alle so unterschiedlich und doch so gleich. Josef ist elf, sein Vater Anwalt, er und seine kleine Schwester könnten ein glückliches und erfolgreiches Leben vor sich haben, schriebe man nicht das Jahr 1939. Josef und seine Familie sind jüdischen Glaubens, ihre Welt zerbricht plötzlich.

Isabel lebt 1994 in Kuba, ihre Familie weiß, dass sie in Castros Land nicht frei sein kann. Das Ziel ihrer Träume und Hoffnungen liegt nah und doch unendlich weit weg: USA – die Flucht führt über das Meer.

Ebenso wie einundzwanzig Jahre später Mahmouds Flucht aus Aleppo in Syrien. Auch er und sein Bruder wollten studieren, eine Familie gründen, dann kam der Krieg und seine Heimat ging in Rauch auf.

Mit „Vor uns das Meer“ hat Alan Gratz ein Buch geschaffen, dass Jugendliche (empfohlenes Lesealter ab 12 Jahren) wie Erwachsene gleichermaßen anspricht. Nachdem es 2020 zunächst im Hanser-Verlag erschien, wurde es für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und außerdem mit dem „Buxtehuder Bullen“ ausgezeichnet. Inzwischen ist es preisgünstig als Taschenbuchausgabe erhältlich und findet ja vielleicht Einzug in die Schulbibliotheken.

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Alan Gratz: „Vor uns das Meer“, dtv Verlagsgesellschaft, 299 Seiten, ISBN 978-3- 423-62753-5, Preis: 9,95 Euro.


Monika Runge über „Ein Lied vom Ende der Welt“

Monika Runge über „Ein Lied vom Ende der Welt“

Erika Ferencik:

Ein Lied vom Ende der Welt

Ein Kind wird auf einer Forschungsstation in der Arktis aus dem Eis geschnitten und kann wiederbelebt werden. Eine Linguistin für ausgestorbene Sprachen (u.a. altdänisch, altnordisch) lebt und lehrt in Amerika; ihr Zwillingsbruder, der an der Forschungsstation arbeitete, kam dort unter ungeklärten Umständen ums Leben. Sein Professor, der noch dort ist, fordert die Schwester nun auf, sie solle auf die Station kommen, um zu entschlüsseln, welche Sprache das Kind spricht. Man will
erfahren, wie ein Mensch im Eis eingefroren, überleben kann. Auf der Station hält sich noch ein weibliches Faktotum auf. Mit der Linguistin kommt noch ein Forscherehepaar auf der Station an.

Welches „Überlebensgeheimnis“ dieses Kind hat, wie es versucht, sich mitzuteilen, wie sich Vertrauen zu Val (der Linguistin) entwickelt, warum Val instinktiv Misstrauen gegenüber dem Professor und Jeanne (Faktotum) verspürt, ist spannend erzählt. Und immer wieder die Natur,
vielseitig auch in der Eiswüste und unter dem Eis. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

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Erika Ferencik: „Ein Lied vom Ende der Welt“, Goldmann Verlag, 379 Seiten, ISBN 9783442316786, Preis: 24,00 Euro.


Sonja Weber über „Richter morden besser“

Sonja Weber über „Richter morden besser“

Thorsten Schleif:

Richter morden besser

Thorsten Schleif ist im Hauptberuf Jugendrichter am Amtsgericht Dinslaken, hat sich bisher in zwei Sachbüchern zu skandalösen Urteilen an deutschen Gerichten ausgelassen und ist nun mit seinem ersten Roman „Richter morden besser“ um die Ecke gekommen.

In dem wird dann auch gleich sehr geschickt und irgendwie erfrischend befriedigend ein böser Bube um die Ecke gebracht. Weil sich sonst keiner traut, dem bekanntesten Drogendealer der Stadt, auf dessen Konto diverse Tote gehen, den Laden dicht zu machen, nimmt das bei Schleif der Richter Siggi Buckmann selbst in die Hand.

Das Leben hat den einst idealistischen Jurastudenten zu einem ironisch-sarkastischen Beamten gemacht, der gefrustet Dienst nach Vorschrift schiebt. Der Tod eines Obdachlosen durch „dreckige Drogen“ jedoch lässt ihn zum Mörder werden. Während andere Berufsgruppen dabei eher zu Messern oder Schusswaffen tendieren, nimmt Buckmann, was er zur Hand hat: Er ordnet Haft an. Ein fast perfekter Mord, denn jeder sucht nur nach dem unmittelbaren Täter.

Wenn man bereit ist, sich auf Schleifs schwarzhumorigen Ton einzulassen, ist dieses Buch extrem unterhaltend. Die Beurteilung des Wahrheitsgehaltes überlasse ich denen, die sich damit auskennen.

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Thorsten Schleif: „Richter morden besser“, Wihelm Heyne Verlag, ISBN 978-3-453-42616-0, Preis: 11,00 Euro.


Lena Scholz über „Nicht weg und nicht da“

Lena Scholz über „Nicht weg und nicht da“

Anne Freytag:

Nicht weg und nicht da

Kristopher hat sich umgebracht und seitdem ist nichts mehr, wie es mal war. Luise soll zum Therapeuten gehen, um darüber zu reden, denn sie hat ihren Bruder gefunden. Aber Luise kann nicht reden. Sie verliert sich in ihrer Welt, bis sie auf Jacob trifft, der sie als einziger wirklich versteht. Und Jacob weiß, irgendwas in Luise ist zerbrochen, aber es hat sie nicht kaputt gemacht. An einem Tag bekommt Luise plötzlich eine Mail. Von Kristopher aus dem Jenseits. Zusammen nehmen sie Abschied und merken, dass es Zeit braucht und kleine Schritte, doch sie sind bereit, gemeinsam diesen Weg zu gehen. Nach einiger Zeit merken sie, dass Kristopher nie ganz verschwinden wird.

Ja, Luises Bruder war krank und depressiv. Und er war großartig, Eine traurige und sensitive Hommage an psychische Krankheiten, Menschlichkeit und das Leben.

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Anne Freytag: „Nicht weg und nicht da“,  Heyne Verlag, 480 Seiten, ISBN 9783453271593, Preis: 16,00 Euro.


Sonja Weber über „Die Möbel des Teufels“

Sonja Weber über „Die Möbel des Teufels“

Heinrich Steinfest:

Die Möbel des Teufels

Steinfest ist einfach ein großartiger Erzähler. Mit einem Schuss Unwahrscheinlichkeit schafft er in seinen unterschiedlichen Büchern nicht nur Raum für die großen Gefühle, wichtigen Ereignissen und spannenden Individuen dieser Welt, sondern eben auch für die kleinen Nuancen dazwischen, die unscheinbaren Außenseiter, die still Liebenden und heimlich Leidenden.

Dabei machen seine wie kleine Geschenke eingestreuten Verweise auf Zeitgeschehen, wichtige Literaten und reale wissenschaftliche Erkenntnisse besonders Spaß. So wird aus Steinfests Krimis um Frau Wolf und Herrn Cheng immer viel mehr als „nur ein Fall“ und sind auch für Literaturfans ein Leckerbissen. Steinfests Romane sind kleine einzigartige Universen, in die man bei der Lektüre hineingezogen wird. Ein wenig Surreales erhält sich Steinfest fast immer und geht dabei so subtil zu Werke, dass man als Leserin und Leser nicht zweifelt.

Ich persönlich habe „Die Büglerin“ als echtes Ereignis empfunden und bin jetzt von „Der betrunkene Berg“ wie verzaubert. Die letzte Woche haben mich Frau Wolf und Herr Cheng in „Die Möbel des Teufels“ begleitet.

Heinrich Steinfest: „Die Möbel des Teufels“, Piper Verlag, ISBN 978-3-3492-31921-8, Preis: 12,00 Euro.


Lena Scholz über „So federleicht wie meine Träume“

Lena Scholz über „So federleicht wie meine Träume“

Mariko Turk:

So federleicht wie meine Träume

Ein sehr einfühlsamer Jugendbuchroman, perfekt für die jugendliche Generation zwischen 14 und 17.

Alina kann seit einem Unfall nicht mehr profimäßig Ballett tanzen. Ihre Welt bricht zusammen, denn plötzlich landet sie in einem normalen Leben an der Highschool mit scheinbar normalen Problemen. Sie meldet sich widerwillig beim Musical-Workshop an, in dem sie Margot, Ethan und Jude näher kennenlernt. Durch ihre neuen Freunde stellt sie fest, dass das Leben weitergehen kann, auch mit Stahl in ihrem Bein.

Doch dann soll sie beim Musical tanzen. Ausgerechnet dafür kommt ihre alte Ballettlehrerin an ihre Schule. Die Rollen nach Klischee besetzt hat und es immer noch tut. Das weiß Alina von Colleen, ihrer besten Freundin, mit der sie seit dem Unfall keinen Kontakt mehr hat.

Alina erlebt Rückschläge, doch letztendlich stellt sich die Frage: Ist mein Traum zu tanzen wirklich vorbei? Oder ist es nur ein anderer, möglicherweise besserer Weg, den sie gehen muss, um ihrem Leben wieder einen Sinn geben zu können?

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Mariko Turk: „So federleicht wie meine Träume“, cbj, 397 Seiten, ISBN 9783570166147, Preis: 20,00 Euro.