Ein außergewöhnliches Veranstaltungskonzept, eine außergewöhnliche „Location“ – was manch einem einst als Risiko erschien, wurde zu einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte: Der literarisch-musikalische Sommerabend der BÜCHER-HEIMAT im Gestüt Bad Harzburg wurde auch in der zweiten Auflage zu einem großen Erfolg. Und für den dritten Sommerabend im Jahr 2026 laufen damit die Planungen quasi schon an.
Die Begeisterung um den BÜCHER-HEIMAT-Sommerabend konnte in diesem Jahr auch das Wetter nicht abkühlen. Trotz Nieselregen und so gar nicht sommerlich frischem Wind kamen rund 200 Besucher. Sie profitierten ebenso wie die Künstler vom Veranstaltungsort, denn das Gestüt Bad Harzburg hat neben den malerischen Hofanlagen auch noch eine große Scheune als Unterschlupf bei schlechtem Wetter anzubieten.
Das Publikum nutzte dies, um dem „singING TUC Rock-, Pop- und Jazz-Chor der TU Clausthal“ unter der Leitung von André Wenauer und dem Duo Olaf Honig und Olaf Serbent, aka „The Beautifools“, im Trockenen begeistert zu lauschen. Aber auch, um in literarische Welten entführt zu werden, was Monika Runge und Sonja Weber vom Bücher-Heimat-Team sowie Ex-Praktikantin Eliana McArthur als Überraschungsgast aus Kanada übernahmen.
Rituale, Traditionen und das Wissen darum, was man darf und was nicht (warum auch immer), geben Sicherheit und zeigen, wo man steht. So ist das auch im schleswig-holsteinischen Fehrdorf und den Menschen dort. Natürlich hat Autorin Martina Behm den Ort ihres Buches „Hier draußen“ erfunden, aber es könnte ihn genauso geben.
Ein Örtchen ohne Supermarkt oder eine Kirche, nur ein Dörpshus. Ich hab es vor mir gesehen, bin beim Lesen selbst Teil der Gemeinschaft gewesen, denn auch die Protagonisten sind wie aus dem Leben gegriffen. Es gibt glückliche und weniger glückliche Bauerslüt, es gibt die Alten in den Altenteilen und ein paar Zugezogene aus der Stadt in einem Resthof.
Es gibt die Vorzeigelandfrau, die sich irgendwie auch noch selbst verwirklicht und es gibt die Bauerstochter, die ihre Aussteuer in Form von Tischwäsche bekam, während der Bruder Haus und Hof erbte. Es gibt ein paar Althippies und den ewigen Junggesellen.
Natürlich gibt es irgendwie eine „Hackordnung“ an die man sich zu halten hat, Stühle, auf die sich nur bestimmte Leute setzen sozusagen und dazu ein bisschen Aberglaube, der das Dorfgefüge zusammenhält. Alles ist gut, bis Ingo ein weißes Stück Rehwild überfährt.
Unglück hängt nun in der Luft, nur noch ein Jahr zu leben hätte er, sagt man in Fehrdorf. Diese Aussicht verändert auf einmal alles, nicht nur bei Ingo, der sich fragt, ob sein Leben wirklich nur aus Arbeit bestehen soll, sondern auch bei Tove, die sich eingestehen muss, dass sie schon lange unglücklich ist. Plötzlich scheinen alle die Plätze zu tauschen und neue Sichtweisen ergeben sich.
Ein dichter atmosphärischer Dorfroman mit Realidylle.
Literarische Wanderung von Osterwieck nach Vienenburg
Die „Bücherheimat on Tour“ lädt ein zu einer gemeinsamen Wanderung am Sonntag, 17. August 2025. Diese soll in etwa der Route folgen, auf der Ludwig, seine Mutter Luise und seine vier Geschwistern am Ende des Romans „Der Weg des Zaunkönigs“ von Philipp Schott vor den Russen geflohen sind. Unterwegs werden immer wieder Auszüge aus dem Roman gelesen.
Die Wanderung beginnt mit einem kleinen Imbiss im alten Druckereigebäude in Osterwieck und endet am Bahnhof in Vienenburg. Die Streckenlänge beträgt ca. 15 km und enthält keine Steigungen In Ausnahme-/Notfällen gibt es einen Shuttle-Service zum Zielpunkt nach etwa der Hälfte der Strecke.
Treffpunkt: Bahnhof Vienenburg 10.00 Uhr Gemeinsame Fahrt nach Osterwieck (Fahrgemeinschaften) Beginn der Wanderung ca. 11.00 Uhr Dauer ca. 5 Stunden Gemeinsamer Abschluss mit kleinem Imbiss in der Bücherei Vienenburg
Die Kosten liegen bei 15,00 € und beinhalten Organisation sowie eine dem Roman angemessene Verköstigung zu Beginn und zum Ende der Wanderung.
Teilnehmerzahl: maximal 25 Personen
Leitung: Petra Nietsch, Sonja Weber
Nähere Informationen und Anmeldeformulare erhalten Sie in der Bücherheimat oder per Mail: tour@die-buecherheimat.de
Ein Teil der BÜCHER-HEIMAT-Familie bei der Verabschiedung von Lena Scholz im „Aussichtsreich“ auf dem Burgberg.
Bunte Ausbildung und beste Chancen
Nach dreijähriger Ausbildung unter den Fittichen von Sonja Weber hat Lena Scholz als erste Auszubildende der BÜCHER-HEIMAT ihre Prüfung zur Buchhändlerin mit Bravour abgelegt. Während der Ausbildung hat Lena sich auch erste Sporen als Autorin verdient – und schreibt folgerichtig zum Abschied ein paar Zeilen mit viel Dank und einigen klugen Gedanken:
Drei Jahre.
Das sind 1095 Tage und 26280 Stunden.
Fast jeden davon habe ich genossen und immer mit viel Herz (und manchmal etwas weniger Verstand) in unserer Bücher-Heimat gearbeitet.
Spaß beiseite.
In meinen drei Jahren als erste Azubine in der Bücher-Heimat kann ich sagen, dass diese Ausbildung in einem so einzigartigen Betrieb Chancen bietet, die man sonst in keiner „normalen“ Ausbildung hat.
Ich durfte auf Preisverleihungen in Göttingen (Innovationspreis) oder Braunschweig (IHK-Sozialtransferpreis) dabei sein, habe selbstständig Lesungen geplant und durchgeführt oder auch Bücher-Tische mitveranstaltet.
Eine Ausbildung in der gemeinnützigen Buchhandlung bietet so viel Chancen sich selbst zu verwirklichen, Verantwortung zu übernehmen und eigene Ideen einzubringen.
All das ist natürlich nicht ohne Sonja Weber möglich. Dank ihr konnte ich sehr viel über die Geschichte des Buchhandels erfahren und habe vieles gelernt, wodurch ich mich nun als ausgebildete Buchhändlerin bestens vorbereitet fühle für meinen weiteren Lebensweg. In der Bücher-Heimat lernt man nämlich nicht nur Fachliches, sondern auch Menschliches.
Ab August werde ich mein Wissen weiter nutzen. Jedoch nicht für eine Karriere im Buchhandel, sondern für das Fachabitur. Dieses werde ich innerhalb eines Jahres in der Fachrichtung Wirtschaft in Goslar absolvieren, um danach studieren zu können.
Bevor ich gehe (wenn auch nur so halb, da ich im Harz erstmal wohnhaft bleibe), möchte ich mich auch bei allen Stammkunden bedanken. Ohne Sie würde es uns nicht geben und jeder kleine Plausch zwischendurch hat meinen Arbeitsalltag verschönert!
Ein großer Dank natürlich auch an unser Bücher-Heimat Team, bestehend aus so vielen Ehrenamtlichen von denen ich so viel lernen konnte und die meine Ausbildung bunt gemacht. Ohne euch würde es nicht gehen!
Danke an Annette Wiegmann und Ulrike. Ihr seid die besten Kolleginnen, die man sich wünschen kann.
An meine Nachfolgerin Thea… ich wünsche dir, dass du diese Ausbildung genauso genießen kannst, wie ich. Möge dein Arbeitsalltag voller erinnerungswürdiger Momente und Abenteuer sein, voller Spaß und Wissen und Herz.
Denn eins habe ich von Anfang an gelernt:
Buchhändlerin wird man nicht nur, indem man literaturverrückt ist, sondern indem man mit Herz und Leidenschaft dabei ist und morgens gern zur Arbeit geht.
Endlich ein neues Buch von der gehyptesten Krimi-Autorin der letzten Jahre. Wieder einmal werden die Leser nicht enttäuscht!
Dawn Shiff ist die Kollegin mit der niemand etwas anfangen kann. Sie ist jeden Tag zur exakt gleichen Zeit im Büro und liebt Schildkröten über alles. Das war auch schon alles, was man über sie weiß und wenn es nach Natalie geht, muss man auch nicht mehr wissen. Bis sie eines Tages einen anonymen Anruf bekommt, der sie dazu bewegt, in Dawns Leben einzudringen.
Auf was sie dort stößt, wird ihr Leben verändern und schon bald befindet sie sich selbst auf der Flucht vor der Polizei und den Schildkröten, die sie verfolgen.
Verrückt, fesselnd und mal wieder ein absoluter Garant für einen guten Krimi!
Es ist schon zunächst ein befremdlicher Buchtitel – „Ein fröhliches Begräbnis“. Aber er bringt gut zusammen, worum es in dem Buch der russischen Autorin, die vom Sender Arte als das „unbequeme Gewissen Russlands“ bezeichnet wurde, geht.
Der Kunstmaler Alik hat nicht mehr lange zu leben, seine Lähmungen schreiten voran. Um ihn sammeln sich in seiner Wohnung alle seine Freundinnen und Freunde. Es wird geredet und viel getrunken. Wie selbstverständlich ist Alik der Mittelpunkt dieser bunten Gesellschaft, in der sich Mitte der 1990er Jahre russische Emigranten sehr unterschiedlicher Weltanschauungen, eine Mischung russischer und amerikanischer Kultur, Juden und Russisch-Orthodoxe oder Atheisten in New York sammeln. Eine verrückte Welt.
Ljudmilla Ultizkaja erzählt auf wunderbare Weise vom Zusammenleben in dieser Gesellschaft. Die Sprache ist teils recht derb, niemals aber vulgär; sie ist vom Leben gesättigt, so wie die Menschen, die dort mit den unterschiedlichsten Geschichten zusammenkommen. Nach und nach werden auch deren Geschichten erzählt, von der Ehefrau, seinen Geliebten, den Ärzten, Musikern und Künstlern, die sich mit der amerikanischen Lebenswelt arrangiert haben oder ihr immer noch fremd sind.
Es ist trotz der Krankheit eine lebensfrohe Geschichte, die gerade auch durch den Humor von Alik geprägt wird. So ist es trotz des Themas ein sehr lebensbejahender Roman – ein „fröhliches Begräbnis“ eben.
Sozusagen ins „Nest“ des „Zaunkönigs“ war die Teilnehmer der BÜCHER-HEIMAT on Tour unterwegs, besuchten Stadt und Schloss Colditz, wo der Roman seinen Anfang nimmt, und kehrten begeistert in die Kurstadt zurück. „Ein spannender, informativer und hochinteressanter Ausflug!“, so durchweg die Resonanz der acht Mitreisenden auf die von Petra Nietsch vorbereitete Tagestour.
Dirk Junicke, „spiritus rector“ der BÜCHER-HEIMAT, stellte nicht allein den Bus, sondern machte sich auch als Chauffeur verdient. So landete die Gruppe wohlbehalten in der sächsischen 8000-Einwohner-Stadt im Landkreis Leipzig, wo selbstverständlich auch das berühmte Schloss im Fokus stand.
Der Renaissance-Bau auf einem Porphyrfelsen oberhalb der Stadt Colditz wurde vor allem im Zweiten Weltkrieg international bekannt, als er unter dem Namen Oflag IVc als Kriegsgefangenenlager für alliierte Offiziere diente, die legendäre Ausbruchsversuche starteten. Einige Fluchttunnel konnten sich die BÜCHER-HEIMAT-Tour noch ansehen.
Insgesamt, so die vorherrschende Meinung, warte Colditz mit einem „ungewöhnlichem, klug durchdachtem Museumskonzept“ auf. So habe die Führung durch die Stadt „gute Denkanstöße“ geben können, nachdem das Schloss auf eigene Faust mit einem „Histopad“ erkundet worden war.
Kraft tanken konnte die Bad Harzburger Reisegruppe im Restaurant „Schlosswächter“, das trotz Ruhetages für die Gäste aus der BÜCHER-HEIMAT seine Pforten öffnete. Kaffee und Kuchen gab es später vor großartiger Kulisse auf dem historischen Marktplatz.
Das Schloss habe dann auch jeder individuell erkunden können. Im eigenen Tempo habe man so die drei Zeitebenen angehen und entdecken können: Renaissanceschloss, Klinik oder Kriegsgefangenenlager. Insgesamt sei der Besuch in Colditz „sehr zu empfehlen“.
Gegen 19 Uhr kehrte die „Zaunkönig-Expedition“ nach Bad Harzburg zurück – und wurde mit einer großartigen Nachricht aus der BÜCHER-HEIMAT empfangen: „60 Zaunkönige auf einen Schlag“ waren an dem Tag verkauft worden!
Angesichts der sehr guten Resonanz plant Petra Nietsch, die Tour nach Colditz bei entsprechendem Interesse eventuell ein zweites Mal anzubieten. Wer neugierig geworden ist, kann seine grundsätzliche Bereitschaft schon einmal per Mail unter tour@die-buecherheimat.de hinterlegen.
Sommer 2006, Hitzerekord und mittendrin der 15-jährige Chris, der spürt, dass diesen Sommer alles anders wird.
Zum ersten Mal verliebt, rauchen, trinken, Auto fahren und das Leben spüren. Noch nie hat er sich so lebendig gefühlt wie jetzt. Umgeben von seiner größten Leidenschaft – dem Fußball, der ihm plötzlich den Laufpass gibt, muss er sich entscheiden, welchen Weg er in Zukunft gehen möchte.
Doch diesen Sommer interessiert ihn nichts mehr, außer cool zu sein und Debbie zu treffen. Das schönste Mädchen der Schule zeigt plötzlich Interesse.
So beginnt eine Achterbahn der Gefühle, zwischen jung, frei und wild sein und dem Erwachsen werden. Zwischen Liebe und Freundschaft.
Ex-Fußball-Nationalspieler und Weltmeister (2014) Christoph Kramer erzählt angenehm mit Charme über einen Sommer, der niemals endet.
Wer Primo Levi, jüdischer Partisan und Häftling in Auschwitz, „Ist das ein Mensch“ gelesen hat, wird bei Jozsef Debreczeni „Kaltes Krematorium“ eine Vertiefung des geschilderten Schreckens erleben: noch genauer, noch klarer, noch bildhafter – ohne Schonung der Geknechteten, die Opfer und häufig Täter in einem sind.
Debreczeni entfaltet präzise das ganze Spektrum der Alltagshölle. Man legt zwischendurch das Buch weg, weil man all den Dreck, den Ekel, die rohe Gewalt, nicht aushält.
Der Autor, vor dem Krieg ein angesehener Journalist in Ungarn, wird 1944 in das Zwangsarbeiterlager Dörnhau, einer Außenstelle des KZ Groß-Rosen, deportiert, entgeht knapp Fleckfieber- und Hungertod und überlebt das Gewirr der brutalen Selbstverwaltung.
In ihrem Nachwort schreibt Carolin Emcke: „Einmal ins Land der entgrenzten Gewalt verbracht, … (ist der ganze Mensch) aufs blanke, nackte Überleben ausgerichtet. Debreczeni beschreibt diese Zerstörung der Menschlichkeit ohne Hoffnung oder Trost.“
Anatol kommt im Gefolge seiner Freundin Sophie, die als Juristin im Auftrag einer international agierenden Kanzlei tätig ist, nach Budapest. Während Sophie ehrgeizig ist, ist Anatol wenig ambitioniert, bekommt aber als guter Kenner der englischen Sprache eine Stelle an einer „Akademie für Diplomatie der Republik Ungarn“ – quasi als „Zugabe“ für Sophie.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Mit dem Blick von außen wird die Vergangenheit erzählt, vor allem, wie verschiedene Protagonisten sich in England kennenlernen und anfreunden. Vor allem der aus Ungarn stammende, nur Castro genannte Freund, spielt eine zunächst undurchschaubare Rolle. Die Gegenwart wird aus der Perspektive von Anatol erzählt, der erst gleichgültig erscheint, aber zunehmend mit undurchsichtigen Machenschaften bekannt wird und sich darin verstrickt.
Dabei verweben sich private Beziehungen, Freundschaften, Liebesbeziehungen und -verrat mit dunklen Geschäften und Korruption. Anatol erfährt von politischen Manipulationen mit EU-Geldern; auf Nachfragen wird ihm aber immer wieder gesagt, er wisse eben nicht, wie das Leben in Ungarn funktioniert. Irgendwann muss er sich entscheiden, wie er mit seinem Wissen umgehen will, und gerät in Konflikte – mit sich, seiner Fteundin Sophie und auch seinem Freund Castro.
Über die Stadt Budapest erfährt man nicht viel, obwohl der Titel das ja nahelegen könnte. Dafür erfährt man aber einiges über die Mechanismen der Politik in der Zeit, bevor Viktor Orban an die Macht gekommen ist – und darüber, auf welche Weise Orban an die Macht kommen konnte.