Mitmach-Idee ist auch auf dem Rad stark

Mitmach-Idee ist auch auf dem Rad stark

BÜCHER-HEIMAT „erradelt“ 2369 Kilometer

Den guten neunten Platz unter diesmal 26 teilnehmenden Teams hat die BÜCHER-HEIMAT in der Auflage 2025 der bundesweiten Aktion Stadtradeln (ext.) behaupten können. Neun aktive Radlerinnen und Radler hatte die Mitmach-Buchhandlung gemeldet, im Vorjahr waren es zehn Starterinnen und Starter gewesen.

„Ja, mir san mit’m Radl da…“, dies hätte die heimliche Hymne der Mitradelnden sein können. Die neun Pedalritterinnen und -ritter ließen 224 Mal das Auto stehen und schwangen sich aufs Fahrrad.  Dabei legten sie 2369 Kilometer zurück.  Rein rechnerisch war also jede Starterin und jeder Starter 263 Kilometer in den 21 Tagen der Stadtradeln-Zeit unterwegs. Und dies sind 33 Kilometer mehr als pro Kopf im Vorjahr verzeichnet wurden.

Für das „Siegertreppchen“ langten diese tollen Zahlen allerdings nicht, die meisten Kilometer (mit deutlich mehr Teilnehmenden) radelten das Werner-von-Siemens-Gymnasium, die Nordharzer Radsportgemeinschaft und die Oberschule an der Deilich zusammen. Insgesamt brachten es 386 aktive Stadtradlerinnen und -radler in Bad Harzburg auf 70.757 Kilometer.

In 3013 Kommunen (Vorjahr: 2886) lief die Aktion, insgesamt wurden 237.231.794 (192.403.191) Kilometer auf dem Drahtesel zurückgelegt. Was im Ergebnis dazu führte, dass 38.906 (31.939) Tonnen CO2 vermieden werden konnten.

„Grenz-Erfahrungen“ mit Dietmar Schultke

Die Grenze, die Stasi und Bad Harzburg

Dietmar Schultke, der bereits im Januar 2025 (im Doppelpack mit Mario Dittrich) in der BÜCHER-HEIMAT gastierte, wird am Donnerstag, 12. Februar 2026, um 19 Uhr ein zweites Mal einen Abend in der Mitmachbuchhandlung gestalten. Und erneut werden seine „Grenz-Erfahrungen“, wird sein Leben an und mit der seinerzeitigen innerdeutschen Grenze breiten Raum einnehmen.

Schultke entwickelt den Abend rund um etwa 15-minütiges Filmmaterial, das die Arbeit der Stasi (Ministerium für Staatssicherheit in der DDR) auf dem Brocken und in Bad Harzburg (!) zeigt. Der Autor wird berichten, wie sein Alltag als Wehrpflichtiger bei der Grenzkompanie und später auch als Hundeführer am Brocken ausgesehen hat.

Die Besonderheit der Brieffreundschaft mit einer in New York lebenden Deutsch-Amerikanerin – seit seinem zehnten Lebensjahr – wird auch einfließen. In seinem Buch „Keiner kam durch“ hat Dietmar Schultke eigene Erlebnisse festgehalten. Und in der Anthologie „Die Grenze, die uns teilte“ reflektieren zudem Zeitzeugen die Geschehnisse.

Zur Person

Dietmar Schultke, geboren 1967 am Rande des Spreewalds, Zerspanungsfacharbeiter, Grundwehrdienst an der innerdeutschen Grenze, nach der Wende Abitur auf dem zweiten Bildungsweg, Studium der Politik- und Erziehungswissenschaft, Psychologie und Raumplanung in Duisburg und Dortmund. 1994 bei der UNO in New York tätig, freischaffender Publizist. Website.

Sonja Weber über „Yoga Town“

Sonja Weber über „Yoga Town“

Daniel Speck: Yoga Town

Um der Enge und dem „Spießertum“ zu entfliehen, machen sich Marc, Lou und Marie bei Nacht, Nebel und Schneetreiben in einem gekaperten Daimler auf nach Indien. Pässe haben sie nur dabei, um von Berlin aus die damalige DDR zu durchqueren, dann winkt die Freiheit, hinter den Alpen der Frühling, spätestens ab Istanbul der Sommer und ab Peshawar die Erleuchtung.

Die Drei sind auf dem Weg dahin, wo sie ihre Idole vermuten, nach Rishikesh in den Ashram von Guru Maharishi am Ufer des Ganges. Sie folgen einem Traum und müssen lernen, das der beste Traum nur so viel taugt, wie die Realität es zulässt.

Sie wollen von Stars und Gurus lernen, sich selbst finden und die freie Liebe leben. Was das Leben sie lehrt ist, dass man lernen muss, die richtige Wahl zu treffen und man hat immer eine, die richtige kann die unbequemere sein.

Dass der Weg des geringsten Widerstands nicht ohne Folgen bleibt, dass Geheimnisse immer ans Licht kommen und Wunden nur heilen können, wenn man darüber redet, zeigt sich Jahrzehnte später, als Lous Tochter aus einer Sinnkriese heraus auf den Spuren ihrer Eltern reist.

Alle Fäden laufen an einem Ort zusammen und erneut scheint Indien das Land der Erleuchtung zu sein. Letztendlich müssen alle erkennen, dass der Ort nicht wichtig ist, nur die Wahrheit, Liebe und Verzeihen.

Daniel Speck: „Yoga Town“, Fischer Verlag, 480 Seiten, ISBN 978-3-596-71200-7, Preis: 18,00 Euro.


Silke Mahrt zum 3. Mal in der BÜCHER-HEIMAT

Literarischer Stammgast verbreitet „Harzer Angst“

Bereits zum dritten Mal ist die Autorin Silke Mahrt in der BÜCHER-HEIMAT zu Gast, wenn sie am Donnerstag, 9. April 2026, um 19 Uhr in der Mitmach-Buchhandlung ihren neuen Krimi „Harzer Angst“ präsentiert.

Zum Inhalt:

Nach einem Peitschenknaller-Training verschwindet der dreizehnjährige Ben. Tage später entdecken Wanderer die misshandelte Leiche des Jungen. Tom Steiger, Trainer der Gruppe, macht sich große Vorwürfe und beginnt zu ermitteln.

Seine Kollegin und Vorgesetzte Carla Altmann hat noch ganz andere Sorgen. Ihr Sohn Niklas verändert sich und zieht sich immer mehr zurück. Carla spürt, dass etwas nicht stimmt – mit ihrem Sohn, mit dem Fall. Weiß er etwas über Bens Tod?

Im Mittelpunkt von Silke Mahrts drittem Harzkrimi „Harzer Angst“ stehen die Probleme und Sorgen von Kindern und Jugendlichen. Natürlich wird wieder ein Kriminalfall gelöst, wenn Carla Altmann und Tom Steiger in Altenau ermitteln. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz.

Zur Person:

Silke Mahrt studierte Politikwissenschaft und Germanistik in Braunschweig und Hamburg. Heute lebt, arbeitet und schreibt sie in Bad Oldesloe. Sie schreibt Harzkrimis mit dem Ermittlerduo Carla Altmann und Tom Steiger. In ihren Nordseeromanen drückt sie ihre Liebe zu ihrer neuen Heimat Schleswig-Holstein aus.

Sonja Weber über „Sprung ins Leere“

Sonja Weber über „Sprung ins Leere“

Heinrich Steinfest: Sprung ins Leere

Eine literarisch reizvolle, spannende und erstaunliche Geschichte mit unvorhergesehenen Wendungen und vielen kleinen Details rechts und links des Erzählstrangs.  Diese zunächst beiläufigen und später doch wichtigen Besonderheiten sind es, die die Geschichte zu einem für Heinrich Steinfest typischen leicht surreal anmutenden Kunststück machen.

Einer Schnitzeljagd gleich schickt er seine Protagonistin Klara Ingold auf die Spur ihrer Großmutter, die irgendwann Ende der Fünfziger Jahre von einem Tag auf den anderen spurlos verschwand. Hinterlassen hat sie nur ein paar außergewöhnliche und in höchstem Maße rätselhafte Fotografien, mit denen die kunstbesessene Klara sich nun auf die Suche nach der verschwundenen Frau macht, von der sie nicht einmal weiß, ob diese noch am Leben ist.

Hinweis für Hinweis folgend, führt die Suche Klara durch Kunstmuseen, in große Städte wie Wien und Tokyo, in kleine Dörfer Japans und auf rätselhaft Inseln. Entlang berühmter Gemälde wie „Der große Wald“ von Jacob van Ruisdael oder der „Bauernhochzeit“ Pieter Bruegels des Älteren hangelt sich Klara zusammen mit einigen Menschen, die vielleicht zufällig, vielleicht vom Schicksal gewollt, ihren Weg kreuzen, näher und näher an eine Frau heran, die nicht nur ihre Großmutter, sondern auch ein Mensch zu sein scheint, auf dessen Spur gefährliche Mächte seit Jahren sind.

Hat Klara wie eine Magierin, nur ohne es zu ahnen, eine Maschinerie ins Laufen gebracht, deren Rädchen schon stillgestanden hatten? Es scheint so, denn auf einmal fügt sich eins ins andere und aufreizend langsam, ruhig und charmant treibt der Autor seine Figuren einem Showdown entgegen der, wie für Steinfest üblich, in seiner logischen Konsequenz überrascht.

Heinrich Steinfest: „Sprung ins Leere“, Piper Verlag, 492 Seiten, ISBN: 978-3-492-32125-9, Preis: 14,00 Euro.


Petra Nietsch über „Das Wunder von Bahnsteig 5“

Petra Nietsch über „Das Wunder von Bahnsteig 5“

Clare Pooley: Das Wunder von Bahnsteig 5

Dieser Roman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Ein Wohlfühl- und Gute-Laune-Buch, das viel Herzenswärme und Menschlichkeit verströmt, aber trotzdem Tiefgang hat und nicht kitschig ist. Eine Kombination, die man so nur selten findet.

Jeden Morgen fährt dieselbe Gruppe Menschen mit dem Zug nach London hinein und abends wieder zurück. Aber es gilt ein ungeschriebenes Gesetz: Pendler sprechen nicht miteinander, auch wenn man jedem einzelnen heimlich einen Spitznamen gegeben hat.

Doch eines Tages kommt es zu einem Zwischenfall, der alles verändert. Plötzlich fangen die Menschen miteinander zu reden und aus Fremden werden Freunde, die alle für einander einstehen. Denn jeder von ihnen hat ein Problem, bei dem er Hilfe oder Unterstützung benötigt.

Keines davon ist ungewöhnlich, sondern kommt in unserer Gesellschaft vermutlich tagtäglich vor. Dies ist vermutlich der Grund, warum ich beim Lesen immer das Gefühl hatte, nicht nur Zuschauerin, sondern mittendrin im Geschehen zu sein.

Clare Poole ist selber über Jahre mit dem Zug zur Arbeit gefahren und hat dabei viel gesehen und viel gehört. Einige dieser Erlebnisse sind in diesen Roman geflossen. Daraus erklärt sich, dass die Charaktere alles Menschen wie ich und du sind. Schade, dass ich sie nicht persönlich kennenlernen kann.

Clare Pooley: „Das Wunder von Bahnsteig 5“, Goldmann TB, 400 Seite, ISBN 9783442206377, Preis: 16,00 Euro.


Ehrenamts-Treffen in der „Aubergine“

Ehrenamts-Treffen in der „Aubergine“

Intensiv gelebter Team-Gedanke

Sie bildet die Basis für den Erfolg der BÜCHER-HEIMAT: Die engagierte ehrenamtliche Unterstützerschar. Und die Basis für deren erfolgreiches Wirken ist wiederum der intensiv gelebte Team-Gedanke. Folgerichtig steht bei den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine besondere Form des Teambuilding hoch im Kurs, im Vierteljahresrhythmus werden fröhliche Treffen in geselliger Runde veranstaltet.

Dazu können sich die Ehrenamtlichen quasi selbst einladen, denn etliche der Preisgelder, die die Idee der gemeinnützigen GmbH einheimste, fließen wie jetzt bei einem Abend in der „Aubergine“ am Golfplatz in diesen Bereich. Für eine gut gefüllte Projektkasse sorgten dabei viele Preise, unter anderem der „Niedersachsenpreis für Bürgerengagement“, der Sozialtransfer-Preis der Industrie- und Handelskammer Braunschweig und der Innovationspreis der Region Göttingen-Northeim.

Die Idee regelmäßiger Treffen im Kreis der Ehrenamtlichen wurde bei der Premiere im April im „Bella Roma“ geboren. Genutzt werden die Runden gern auch zum allgemeinen Erfahrungsaustausch und zum Austausch über Infos und Anekdoten aus dem Buchhandlungs-Alltag.

Festgeschrieben sind die „Restaurant-Treffen“, bei denen die allen gemeinsame Liebe zum Buch dann halt auch mal durch den Magen geht, aber keinesfalls. Auch zu einer Oker-Floßfahrt in Braunschweig waren die Ehrenamtlichen der BÜCHER-HEIMAT schon unterwegs. Und Vorschläge für gemeinsame Unternehmungen fallen in der Runde immer auf einen fruchtbaren Boden. Aktuell ist ein Workshop mit einer Buchkünstlerin im Gespräch, die bei der Zaunkönig-Wanderung von Osterwieck nach Vienenburg mit von der Partie war.

Sonja Weber über „Für Polina“

Sonja Weber über „Für Polina“

Takis Würger: Für Polina

Wenn ich meine Begeisterung über „Für Polina“ hier komplett ausbreiten sollte, würde es eine Extra-Website erfordern, ich fasse mich also kurz.

Es geht um hingebungsvolle Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn, eines Mädchens zu einem Jungen, eines Jungen zur Musik und eines alten Mannes zu allen zusammen. Es geht darum, dieser Liebe und der persönlichen Leidenschaft zu folgen, ohne die jeweils anderen Beteiligten zu verlieren. Es geht darum rechtzeitig und wann immer es möglich ist denen, die man liebt, zu sagen, dass man sie liebt und es geht darum, zu tun was man leidenschaftlich möchte und gut kann. Denn jeder Mensch kann jederzeit weg sein, jede Möglichkeit das Glück zu ergreifen verschwinden und dann erkennt man zu spät, was verloren ist.

So geht es Hannes Prager in Takis Würgers Roman. Er liebt seine Mutter und Polina, seine Freundin aus Kindertagen und er liebt die Musik, aus der sein ganzes Sein besteht. Als sich auf einmal alles verändert, versteht Hannes nicht, wie geschehen konnte was geschah und wie schnell das Glück endete, ohne, dass er etwas falsch gemacht hätte. Das Schicksal hat die Weiche anders gestellt, als er das in seinem kindlichen Selbstverständnis geahnt hatte. Aus Angst, was weiter geschehen könnte, wagt er als Erwachsener weder seiner Liebe noch seiner Berufung zu folgen, bis das Schicksal erneut einschreitet.

Takis Würger: „Für Polina“, Diogenes Verlag, 293 Seiten, ISBN 978-3-257-07335-5, Preis: 26,00 Euro.

„Für Polina“ wurde auch von Monika Runge für die BÜCHER-HEIMAT besprochen.


Katja Nordmann-Mörike – Zeitgeschichte miterlebt

Katja Nordmann-Mörike hat die Erinnerungen an die historische Moskau-Fahrt Adenauers minutiös festgehalten.

70 Jahre „Heimkehr der 10.000“

Bad Harzburgerin Katja Nordmann-Mörike gehörte zu Adenauers Delegation in Moskau

Manchmal gibt es diese Glücksfälle: eines der letzten noch lebenden Delegationsmitglieder, Katja Nordmann-Mörike, kam auf die BÜCHER-HEIMAT zu, um als Zeitzeugin von ihrer außergewöhnlichen Arbeit in Moskau zu erzählen. Realisiert wird der Gesprächsabend mit Katja Nordmann-Mörike und Interviewer Michael Bartsch am Mittwoch, 8. Oktober 2025.

Das Schicksal der Kriegsgefangenen in der Sowjetunion beschäftigte die Menschen in der jungen Bundesrepublik, wie auch viele Beiträge des Pressefotografen Herbert Ahrens belegen.
Foto: Ahrens-Archiv

Zehn Jahre nach Kriegsende – mitten im Kalten Krieg – entschloss sich die Bundesregierung unter Bundeskanzler Adenauer, Verhandlungen mit der Sowjetunion aufzunehmen. Ziel der Bundesrepublik war es, die letzten ca. 10.000 Kriegsgefangenen zurückzuholen; die Sowjetunion verlangte die Aufnahme diplomatischer Beziehungen, an deren Ende die Botschaft in Bonn eröffnet werden sollte.

Mehrfach drohten die Verhandlungen zu scheitern. Als der Kanzler zurückkehrte und von einer alten Dame kniend einen Handkuss bekam, brannte sich das Bild in das kollektive Gedächtnis der jungen Bundesrepublik ein, die Sensation war perfekt: Die Kriegsgefangenen kamen über Friedland in ihre Heimat zurück.

Die damals 24-jährige Katja Mörike betrat am 4. September 1955 den Zug nach Moskau. Als Übersetzerin des Auswärtigen Amtes gehörte sie zur Delegation. Und es war eine der Reisen ihres Lebens.

Warum sie mit Carlo Schmid über den Roten Platz spazierte, warum Adenauer nicht wollte, dass sie wichtige Unterlagen zu Molotow bringen sollte, warum Adenauer sich – entgegen der Ratschläge seiner Top-Diplomaten – entschied, auf das Wort von Chruschtschow zu vertrauen, all diese und noch viel mehr Fragen wird Katja Nordmann-Mörike beantworten.

Schnell wurde der BÜCHER-HEIMAT das Besondere dieser Zeitzeugin klar, und sie entschied sich dazu, Katja Nordmann-Mörike im Rahmen eines Interviews zu Wort kommen zu lassen. Als Interviewer konnte der Altstipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung, Michael Bartsch, gewonnen werden.

Mittwoch, 8. Oktober 2025, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Markus Weber über „Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“

Markus Weber über „Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“

Sarah Lorenz: Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken

Das Buch bekam ich geschenkt, weil ich ein bekennender Fan der Gedichte von Mascha Kaléko bin – egal ob gedruckt, gelesen oder vertont und gesungen von Dota. In einem fiktiven Brief an die Dichterin schreibt Sarah Lorenz die Lebensgeschichte von Elisa in Ich-Form auf. Jedes Kapitel beginnt mit einem Gedicht von Mascha Kaléko, mit dem die Erfahrungen von Elisa verbunden werden.

Ehrlich gesagt war ich zu Beginn skeptisch, ob diese Frauengeschichte auch ein Buch für mich als Mann im fortgeschrittenen Alter sein könnte. Ich bin froh, dass ich weitergelesen habe, denn schon bald traf ich auf wunderbare und nachdenkliche Sätze, z.B.: „Trostlos ist der ultimative Superlativ von traurig“. Und Trost kann Elisa reichlich gebrauchen, die nach wenigen glücklichen Jahren von ihrer alleinerziehenden, sehr jungen und überforderten Mutter in Fürsorgeeinrichtungen abgegeben wurde.

So wird das gesamte spätere Leben von Elisa zur Suche und Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe, Sinnbild dafür ist das kleine reetgedeckte Haus ihrer Kindheit, das ihr Heimat war.

Stattdessen flieht sie aus dem kalten Erziehungsheim in eine vermeintliche Freiheit von Drogen und Punkerleben. Statt Erfüllung ihrer Sehnsucht erfährt sie schon bald sexuellen Missbrauch und immer wieder Enttäuschungen vermeintlicher Liebesbeziehungen. Als 15-Jährige bricht sie eine Schwangerschaft aus Verzweiflung, die lebenslang bleibt, ab.

Doch trotz allem und bei aller Härte, teils auch in der Sprache, ist das Buch voller Hoffnung und (letztlich auch) erfüllter Liebe. So ist das Buch auch ein poetisches. Der Lebensmut kommt aus den wenigen geglückten Beziehungen, die durch’s Leben tragen und – aus Büchern.

Am Ende schreibt Elisa einen Brief an ihr kindliches Selbst: „… ich bin’s, dein Ich von 39 Jahren. Hättest du das gedacht? So lange zu leben? Es lohnt sich, das kann ich dir sagen.“

Sarah Lorenz: Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken. Roman, Rowohlt 2025, ISBN 978-3498006990, 221 Seiten, 24,00 Euro.