Petra Nietsch über „Der Aufstieg“

Petra Nietsch über „Der Aufstieg“

Amy McCulloch:

Der Aufstieg

Breathless

Die britische Buchhandlung Waterstones hat dieses Buch zum Thriller des Monats November gekürt und Sonja Weber hat es bereits in der Goslarschen Zeitung empfohlen.

Der Roman handelt vom Aufstieg auf den Manaslu, den mit 8163 Metern achthöchsten Berg der Erde. Dies allein wäre für jeden schon eine Herausforderung, aber die Expedition wird auch immer wieder von mysteriösen Todesfällen überschattet.

Unglück oder Mord?  Das ist die Frage, die die Journalistin Cecily Wong nicht zur Ruhe kommen lässt. Dabei will sie doch nur den Berg bezwingen, damit sie Charles Veigh, die Bergsteigerikone, interviewen kann. Denn dies war seine Bedingung, als er sie einlud, an der Expedition teilzunehmen: Exklusivinterview, aber nur beim Erreichen des Gipfels.

Der Reiz dieses Buches liegt in der Darstellung des Aufstiegs wie z.B. den extremen Wetterbedingungen, den außergewöhnlichen Leistungen der Sherpas, den körperlichen Herausforderungen, den unterschiedlichen Charakteren im Team, die Konflikte unvermeidbar machen, denn die kanadische Autorin hat 2019 den Manaslu selbst bestiegen und durch ihre Erfahrungen wirken ihre Erzählungen authentisch und glaubhaft.

Ich habe beim Lesen das Gefühl gehabt, mit auf dem Berg zu sein, habe die atemberaubenden Ausblicke ebenso genossen wie im Schneesturm erbärmlich gefroren.

Sowohl der englische Titel „Breathless“ als auch der deutsche Untertitel „In eisiger Höhe wartet der Tod“ sind gut gewählt, da mehrdeutig. Mehrfach wurde ich an das Buch von Jon Krakauer „In eisigen Höhen“ erinnert.

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Amy McCulloch: „Der Aufstieg – In eisiger Höhe wartet der Tod“, Piper Verlag, 496 Seiten, ISBN 9783492063432, Preis: 17,00 Euro.


Lena Scholz über „Das Gegenteil von Hasen“

Lena Scholz über „Das Gegenteil von Hasen“

Anne Freytag:

„Das Gegenteil von Hasen“

Julia, Marlene und Leonard sind in derselben Jahrgangsstufe. Um sie dreht sich die Welt, bis ein Blog online geht und Julias privateste Gedanken für alle sichtbar werden. Ab da ist nichts mehr wie früher. Nun ist Julia Gesprächsthema. Sie und der mysteriöse Unbekannte, der ihren Laptop geklaut hat und all diese Dinge in unregelmäßigen Abschnitten unaufhaltsam veröffentlicht. Keine Person bleibt unberührt, denn über fast jeden hat Julia nackte Wahrheiten aufgeschrieben, die nun jeder weiß.

Ein herausragendes Beispiel dafür, was mit uns passieren würde, wenn wir alle ehrlich zueinander wären…

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Anne Freytag: „Das Gegenteil von Hasen“, Heyne Verlag, 415 Seiten, ISBN 9783453272804, Preis: 17,00 Euro.


Lena Scholz über „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“

Lena Scholz über „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“

John Green:

„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“

Dieses Buch hat mich wirklich mitgenommen, denn niemand kann so sensibel, direkt und poetisch schreiben, wie John Green. Es ist die Geschichte von Hazel und Augustus, die sich in einer Selbsthilfegruppe für Krebspatienten kennenlernen. Die Süddeutsche Zeitung schreibt zu dem Buch: „Das ist kein Jugendbuch, sondern Literatur für alle – anmutig, komisch und kostbar“. Dem kann ich bedingungslos zustimmen.

Kostbar war die Zeit mit Hazel und Augustus, kostbar war ihre Geschichte und kostbar ist die Zeit, die wir haben, aber die Beiden nicht mehr. Eine aufweckende Erinnerung, warum es auch in schlechten Zeiten Gutes gibt und warum wir nie aufgeben dürfen, zu glauben und zu hoffen.

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John Green: „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, dtv Verlagsgesellschaft, 336 Seiten, ISBN 9783423625838, Preis: 9,95 Euro.


Petra Nietsch über „Morgen gehört den Mutigen“

Petra Nietsch über „Morgen gehört den Mutigen“

Kate Quinn:

„Morgen gehört den Mutigen“

„Alice’s Network“

Wer historische Romane mag, ist bei Kate Quinn richtig aufgehoben. Sie verbindet eine fesselnde Geschichte mit gründlich recherchierten realen Ereignissen und entwickelt überzeugende Charaktere. Unterschiedliche Handlungsstränge, die aber immer verbindende Elemente enthalten, sorgen für Spannung bis zum Schluss.

In ihrem Roman „Morgen gehört den Mutigen“ ist Eve Gardiner das verbindende Glied. Sie hat im ersten Weltkrieg als Spionin für das Netzwerk Alice gearbeitet und im von der deutschen Wehrmacht besetzten Lille als Kellnerin getarnt in einem Restaurant Informationen gesammelt und weitergegeben. 1947 erklärt sie sich, wenn auch nur äußerst widerwillig, bereit, der jungen, unkonventionellen, aus gutem Hause stammenden Amerikanerin Charlie bei der Suche nach ihrer während des zweiten Weltkriegs verschollenen Cousine zu helfen. So reisen sie gemeinsam mit Eve‘s schottischem Chauffeur Finn durch Frankreich. Trotz ihrer sehr unterschiedlichen Charaktere und Biografien raufen sich die drei zusammen und verfolgen am Ende das gleiche Ziel.

Hervorragend geschrieben würdigt Kate Quinn wie in dem von mir bereits besprochenem Roman „Die unbekannte Jägerin“ den Mut und die Leistungen von Frauen in beiden Weltkriegen.

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Kate Quinn: „Morgen gehört den Mutigen“, Ullstein Taschenbuchverlag, 560 Seiten, ISBN 9783548060316, Preis: 9,99 Euro.


Lena Scholz über „Nur noch einmal und für immer“

Lena Scholz über „Nur noch einmal und für immer“

Colleen Hoover:

„Nur noch einmal und für immer“

„Nur noch einmal für immer“ ist der zweite Teil von „Nur noch ein einziges Mal“ von Colleen Hoover. Die Fortsetzung der Geschichte um Lily, Atlas und Ryle. Lily hat sich von Ryle wegen dessen häuslicher Gewalt getrennt. Doch durch diese Scheidung hört dieser Kreislauf nicht einfach auf und durch Lilys neu entflammte Jugendliebe wird es auch nicht besser.

Ein Buch von Colleen Hoover, dass inhaltlich unglaublich wichtig ist, darüber zu reden und es zu thematisieren. Bis zum letzten Moment habe ich mit Lily mitgefiebert, wie ihre Geschichte enden und neu anfangen mag. Auch wenn es nicht so gut war wie der erste Teil, muss man es dennoch gelesen haben.

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Colleen Hoover „Nur noch einmal und für immer“, dtv Verlagsgesellschaft, 350 Seiten, ISBN 9783423283113, Preis: 20,00 Euro.


Sonja Weber über „Ein Jahr voller Wunder“

Sonja Weber über „Ein Jahr voller Wunder“

Clemency Burton-Hill:

Ein Jahr voller Wunder

Weihnachten steht vor der Tür und das neue Jahr in den Startlöchern. Es ist also Zeit für Geschenke und gute Vorsätze, dieses Buch ist gleich beides. Clemency Burton-Hill hat mit „Ein Jahr voller Wunder“ einen traumhaft schönen Jahresbegleiter geschaffen.

Kurzweilig, höchst interessant und humorvoll bringt die Violinistin und Moderatorin uns darin jeden Tag ein klassisches Musikstück mitsamt Komponisten oder Komponistin nahe. Sie beweist damit, dass die Welt der klassischen Musik keine „exklusive Party“ ist, sondern, dass sie für Jede und Jeden Werke bereithält, die den Tag zum Leuchten bringen.

Für alle, die Lust haben sich 2023 entweder auf eine für sie komplett neue Musikwelt einzulassen, oder, die jeden Tag ihre Lieblingsmusikrichtung mal auf eine besondere und bezaubernde Art serviert bekommen möchten, ist dieser immerwährende Kalender ein besonders schöner Begleiter.

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Clemency Burton-Hill: „Ein Jahr voller Wunder“, Diogenes-Verlag, 453 Seiten, ISBN 9783257070897, Preis: 26,00 Euro.      


Lena Scholz über die „Izara-Chroniken“

Lena Scholz über die „Izara-Chroniken“

Julia Dippel: „Seelenfrieden“

Die Izara-Chroniken, Belial Teil 2

Seit dem 25. November 2022 ist der von mir lang ersehnte finale Band der „Izara-Chroniken“ nun draußen und natürlich kam er gleich mit nach Hause. Denn Julia Dippel und Ihre Buchreihe „Izara“ ist etwas ganz Besonderes. Diese Romantasy-Reihe überzeugt mit einem einzigartigen Schreibstil, brisanten Handlungen und außergewöhnlicher Spannung und Humor. „Izara“ hat mir mein Herz gestohlen.

Schon der erste der sechs Bände, „Izara – Das ewige Feuer“, ist mein allerliebstes Lieblingsbuch: Ari verabscheut ihren reichen Vater, den sie nicht kennt und der trotzdem ihr Leben bestimmt. Dann ist da plötzlich ein junger Mann. Lucian, der ihr auflauert und sie bedroht und der noch ganz andere Fähigkeiten hat… wie Ari’s beste Freunde, nur wusste sie nie etwas davon.

Jetzt steht ihre Welt Kopf. In einem Sturm voller unbeantworteter Fragen macht Ari sich zusammen mit Lucian, der weder Feind noch Freund scheint, auf die Suche nach Antworten. Zwischen den Welten finden sie Intrigen, Machtspiele, Kämpfe um verlorene Königreiche und ehe sie sich versieht, ist Ari nicht mehr die, die sie war. Eine Jahrtausende alte Legende, voller Mysterien, unsterblichen Dämonen und von niemandem besser erzählt als von Julia Dippel. Und damit ein absolutes Muss!

Wer Fantasy wirklich lieben lernen möchte, dem empfehle ich diese Reihe von Herzen. Denn auch Fantasy kann das Herz berühren und in andere, ferne, magische Welten entführen. Und niemand schafft das besser als Julia Dippel.

Julia Dippel: „Belial: Seelenfrieden“ (Die Izara-Chroniken, Belial Teil 2), Planet!, 495 Seiten, ISBN 9783522507301, Preis: 16,00 Euro.

Die weiteren Bände der „Izara-Chroniken“: „Izara 1: Das ewige Feuer“, „Izara 2: „Stille Wasser“, „Izara 3: Sturmluft“, „Izara 4: Verbrannte Erde“ und „Izara 5: Belial: Götterkrieg



Markus Weber über „Demokratie braucht Religion“

Markus Weber über „Demokratie braucht Religion“

Hartmut Rosa:

Demokratie braucht Religion

Religion scheint im Nachdenken über unsere Gesellschaft momentan wieder von Interesse zu sein – auch außerhalb von Theologie und Kirche. Das belegt auch das neueste Buch des Soziologen Hartmut Rosa, das aus einem Vortrag hervorgegangen und insofern auch für Nichtfachleute gut lesbar ist.

Dem Text liegen Rosas bekannte Überlegungen zur Entwicklung der westlichen Gesellschaft und Wirtschaft zugrunde. Rosa geht davon aus, dass die lange erfolgreiche Eroberungs- und Wachstumsmentalität der Moderne in die Krise geraten ist und in dieser Weise keine Zukunft mehr hat. Das zeigt er hier an konkreten und nachvollziehbaren Beispielen. Im Aggressionsmodus – wie Rosa diese Mentalität nennt – könnten weder Gesellschaft noch Demokratie funktionieren; es fehle das Moment des Hörens und die Bereitschaft, sich ansprechen zu lassen vom Anderen. Für echte Gespräche ist das nach Rosa wesentliche Voraussetzung, auch für die nötigen und ergebnisoffenen Veränderungen.

Die Religionen könnten in dieser Situation ein Reservoir an Riten, Praktiken und Räumen bieten, um das Hören mit Ohren und Herz und die Offenheit für das unerwartet Neue zu lernen. Das zu vergessen, wäre für Rosa ein schwerwiegender Verlust.

Auch Gregor Gysi betont in seinem Vorwort – ausdrücklich als jemand, der nicht an Gott glaubt – , der „befreiende Gehalt religiöser Ideen“ dürfe nicht verloren gehen.

Bleibt für mich die Frage, ob die Kirchen oder anderen Religionen angesichts eigener Krisen in der Lage sind, diesen Schatz glaubhaft zu aktivieren und für die Menschen und die Gesellschaft fruchtbar zu machen.

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Hartmut Rosa: Demokratie braucht Religion. Über ein eigentümliches Resonanzverhältnis, Kösel 2022, 80 Seiten, ISBN 978-3466373031, Preis: 12,00 Euro.

Petra Nietsch über „Amsterdam“

Petra Nietsch über „Amsterdam“

Ian McEwan:

Amsterdam

Ian McEwan, einer der wichtigsten zeitgenössischen britischen Schriftsteller und Autor von „Abbitte“ (verfilmt mit Keira Knightley und Benedict Cumberbatch) sowie „Lektionen“ (erschienen im September 2022), erhielt 1998 den Booker Prize für „Amsterdam“. Und das war richtig!!! Denn das Buch hat Stärken auf mehreren Ebenen.

Der Aufbau ähnelt dem des klassischen Dramas. Die Erzählperspektive wechselt zwischen den beiden Protagonisten, was durch einen sich unterscheidenden Schreibstil verdeutlicht wird. Sprache dient somit auch als Mittel der Charakterisierung.

Zentrale Themen sind Freundschaft, Doppelmoral, Verrat und Rache. Der Roman ist herausfordernd, denn wer auch immer ihn liest, muss vielfach eigene Antworten und Interpretationen finden. Aber auch das macht ein gutes Buch aus.

Und wer jetzt noch einen Anreiz braucht – wegen seiner Kürze braucht man nur wenige Stunden, um es durchzulesen.

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Ian McEwan: „Amsterdam“, Diogenes Verlag, 224 Seiten, ISBN 9783257232844, Preis: 12,00 Euro.


Monika Runge über „Unschuld“

Monika Runge über „Unschuld“

Takis Würger: Unschuld

In 35 Tagen soll ihr Vater hingerichtet werden. Er hat einen Mord gestanden; an Caspar, dem Sohn seines Arbeitgebers Rosendale. Molly, die Tochter des Verurteilten, glaubt nicht an die Schuld. Sie verdingt sich mit falschen Papieren als Putzkraft bei den Rosendales, eine steinreiche Familie in – nach ihr benannt – Rosendale, um mehr über die Familie zu erfahren. Sie wird fast sofort beim Eintreffen enttarnt, aber nicht rausgeschmissen. Warum nicht? Sie kommt dem weiteren Sohn der Familie, Joel, näher.

Die Beschreibung der sozialen Unterschiede (Molly – Unterschicht, Rosendale – einflussreiche Oberschicht) und der emotionalen Leere in der Familie Rosendale ist beklemmend, Mollys
Wettlauf gegen die verrinnende Zeit ist ein Krimi, von Takis Würger spannend zu Papier gebracht.

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Takis Würger: „Unschuld“, Penguin Verlag, 296 Seiten, ISBN 9783328601685, Preis: 22,00 Euro.