Samstag, 14. Januar: Sprachlügen

Die Zeitenwende mit Klimaterroristen

Nach dem „Wort des Jahres“ (Zeitenwende) haben wir nun auch das „Unwort des Jahres“ (Klimaterroristen). Irgendwie schüttelt es mich an diesem Samstag, 14. Januar 2023, bei beiden Begriffen.

Wahrlich nicht immer bin ich mit der Jury der Philipps Universität Marburg (ext.) bei der Wahl des „Unwort des Jahres“ einer Meinung. Diesmal allerdings geht der Daumen hoch. Ganz hoch. „Klimaterroristen“ ist ein schlimmer Begriff, setzt er doch Klimaaktivisten mit kriminellen und gewalttätigen Terroristen gleich. Solche Wortschöpfungen fallen für mich unter „Sprachlügen“, die im gleichnamigen Buch als „Unworte und Neusprech von ,Atomruine‘ bis ,zeitnah‘“ entlarvt werden.

Durchaus auch kritisch und mit satirischer Schärfe, jedoch ohne solch mörderische Sprachverirrungen, setzt sich der Kabarettist Vince Ebert mit den Themen Klimawandel und Energiewende auseinander. „Lichtblick statt Blackout“ soll zeigen, „warum wir beim Weltverbessern neu denken müssen“.

Aber zurück zu den „Unwörtern des Jahres 2022“. Da hat es CDU-Chef Friedrich Merz, selbst gerade erst wieder aus der Versenkung hervorgeholt, brillant geschafft, dem 2013er Unwort des Jahres neuen Glanz zu geben. Das Wort Sozialtourismus“ nutzte er im Zusammenhang mit ukrainischen Kriegsflüchtlingen.  Das reichte für Rang 2.

Kaum besser ist der dritte Platz: Die Wortschöpfung „Defensive Architektur“ bezeichnet eine Bauweise, die verhindern soll, dass sich Obdachlose länger an öffentlichen Orten niederlassen können. Wer solche Begriffe nutzt, sollte dingend „Kein Dach über dem Leben“ lesen, die Biographie eines Obdachlosen.

Nun mag mancher sagen, meiner Argumentation fehle es an Logik. Was wahrscheinlich ist, denn zum einen rege ich mich über solche Begriffe auf, zum anderen ist dies heute eigentlich so gar kein Tag für mich: Seit 2019 fällt der „Welttag der Logik“ (World Logic Day) auf den 14. Januar.

Logik und logisches Denken gelten demnach als zentrales Merkmal des „Vernunftwesens Mensch“. Also sollen heute „Rationalität, Verständnis und Intelligenz im Mittelpunkt“ stehen. Immerhin mag ich die Reihe „Logical Rätselbuch“, muss also noch nicht alle Hoffnung fahren lassen, als „Vernunftwesen“ anerkannt zu werden.

Noch ein Touchdown zum Schluss: Am 12. Februar ist es wieder soweit, steigt der Super Bowl, dann mit der Nummer LVII (57) in Glendale, Arizona. Wer sich darauf vorbereiten will liest „Unnützes American Football Wissen“.  Dabei dürfte es auch um einen einsamen Rekord gehen: Am 14. Januar 1973 gelang den Miami Dolphins mit ihrem Sieg im Super Bowl VII als bislang einzigem Team eine ausschließlich aus Siegen bestehende perfekte Saison.

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Markus Weber über das Buch „Lotte Lenya und Bertolt Brecht“

Markus Weber über das Buch „Lotte Lenya und Bertolt Brecht“

Jürgen Hillesheim:

Lotte Lenya und Bertolt Brecht

Der Leiter der Brecht-Forschungsstelle in Augsburg, Jürgen Hillesheim, hat eine interessante und gut lesbare Doppelbiografie zweier einzigartiger Persönlichkeiten des Kulturlebens im 20. Jahrhundert vorgelegt. Der Autor verfolgt deren Lebensweg von ihrer Kindheit in Wien bzw. Augsburg bis zu ihrem Tod. Immer wieder begegnen sich beide im Laufe ihres Künstlerlebens, das einerseits von Konkurrenz geprägt ist, doch andererseits ist der Erfolg beider voneinander abhängig: „Nichts repräsentiert … die ‚Goldenen Zwanziger Jahre‘ besser und eindringlicher als diese Zusammenarbeit; trotz aller Bitterkeit, die sie von Anfang an bestimmte,“ schreibt Hillesheim resümierend.

Wir lernen beide in ihren privaten Umfeldern in einer Zeit des Wandels kennen, teils – wie bei Lotte Lenya – geprägt durch Armut und Gewalt in der Kindheit. Auch zahlreiche Liebschaften beider durchziehen deren Biografien. Und wir können das Leben über den Erfolg in der Weimarer Republik, die schwierigen und bedrohlichen Zeiten des Exils während der nationalsozialistischen Diktatur bis in die Nachkriegszeit verfolgen: Lotte Lenya, die sich für ein Leben in den USA entscheidet und Erfolge feiert, und Bert Brecht, der in der DDR sein eigenes Theater aufbauen kann. Gleichzeitig begegnen wir vielen weiteren bedeutenden Persönlichkeiten, die das Leben der beiden gekreuzt haben.

Die Widersprüchlichkeit der Protagonisten wird keineswegs ausgespart. So ließ die SED am Grab von Bert Brecht, der trotz seines zeitweise opportunistischen Verhaltens gegenüber der Politik zeitlebens seine pazifistische Grundhaltung bewahrt hat, Soldaten der Nationalen Volksarmee Spalier stehen – wie immer Brecht darüber gedacht hätte.

Wer spannende Entwicklungen im Kulturleben des 20. Jahrhunderts erlesen möchte, kann mit Gewinn zu diesem Buch greifen.

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Jürgen Hillesheim: „Lotte Lenya und Bertolt Brecht. Das wilde Leben zweier Aufsteiger“, Verlag: wbg Theiss 2022, ISBN 978-3806245356, 304 Seiten, Preis: 25,00 Euro.

Freitag, 13. Januar: Paraskavedekatriaphobie

Der „Unglückstag“ ist eine sichere Bank

Das geht ja gut los. Dieser Freitag, 13. Januar 2023, ist erst der zweite Freitag im neuen Jahr und schon schlagen wir uns mit der ominösen 13 herum. Wobei der vermeintliche Unglückstag eher eine sichere Bank ist.

Mich fasziniert am meisten der Fachbegriff, mit dem die irrationale Furcht vor diesem Datum bezeichnet wird: Paraskavedekatriaphobie. Da hat man am ehesten die Sorge, sich die Zunge zu brechen. Ein Fachbuch habe ich nicht gefunden, wohl aber eine Kurzgeschichtensammlung mit dem einprägsamen Titel “Paraskavedekatriaphobia” (engl.).

Ansonsten bin ich im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT bei einer nervigen, von Kindern aber geliebten Hexe gelandet: „Bibi Blocksberg – Freitag der 13.“. In jedem Kalenderjahr gibt es übrigens mindestens einen und höchstens drei Freitage, die auf einen Dreizehnten fallen. In 2022 hatten wir das Minimum, nun steht eine zweite Auflage am 13. Oktober an und mit drei Dreizehnten bekommen wir es erst wieder 2026 zu tun.

Aber zurück zur sicheren Bank: Auswertungen von Unfalldaten haben ergeben, dass sich an einem Freitag, dem 13., nicht mehr Verkehrsunfälle mit schwerem Sachschaden ereignen als an anderen Freitagen. Eher sogar weniger, weil sich manche Menschen aus abergläubischer Sorge vorsichtiger verhalten. Furcht ist aber eher bei der Thriller-Lektüre von „Mörderischer Freitag“ angebracht.

Jenseits von jeder Angstmacherei müsste man unter Hinweis auf die berühmte Werbung eines schwedischen Möbelhauses heute vor fliegenden Weihnachtsbäumen warnen. Der St.-Knuts-Tag fällt als 20. Und letzter Tag der Weihnachtszeit in Skandinavien stets auf den 13. Januar. Die Plünderung des Weihnachtsbaumes, in Schweden „julgransplundring“ genannt, steht an. Schluss ist mit dem „Dekotraum Weihnachtsbaum“.

Noh zwei Geburtstagsgrüße an Autoren, die Bestseller schufen. Wenn auch für unterschiedliche Zielgruppen. Am 13. Januare 1926 erblickte Michael Bond das Licht der Welt. Von ihm stammt „Ein Bär namens Paddington. Seine größten Abenteuer“.

Während der berühmte Bär sich mit der Queen über Marmeladentoasts austauschte, schuf Geburtstagskind Nr. 2 ein Werk über nichts Geringeres als „Die Vermessung der Welt“ und die Genies Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß: Der Österreicher Daniel Kehlmann wurde am 13. Januar 1975 geboren.

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Lesung zum Ukraine-Krieg

Lesung zum Ukraine-Krieg

Ein Krieg, der keiner sein sollte

Blick aus Polen auf Russlands Überfall auf die Ukraine ein Jahr später

Buchvorstellung mit Holger Politt

Seit nunmehr einem Jahr tobt im Osten Europas ein Krieg, der den gesamten Kontinent erschüttert. Jüngst ist im Hamburger Verlag VSA das Buch „Ein Krieg, der keiner sein sollte“ der beiden Autoren Krzysztof Pilawski und Holger Politt erschienen. In ihm setzen sich die Autoren mit Zusammenhängen auseinander, wie sie aus der Sicht unmittelbarer Nachbarländer Russlands und der Ukraine schärfer als anderswo in den Blickpunkt gelangen.
Sie begreifen das Buch zudem als eine Bereicherung für die friedenspolitische Diskussion in Deutschland, denn ohne Zweifel ist Putins Entscheidung, das Nachbarland im Februar 2022 militärisch zu überfallen und mit einem schrecklichen Krieg zu überziehen, ein untrüglicher Beweis für das Scheitern der Moskauer Ukrainepolitik.

Die Autoren:
Holger Politt war bis September 2022 Leiter des Büros Warschau der Rosa-Luxemburg-
Stiftung.
Krzysztof Pilawski ist Publizist und war von 1990 bis 2002 Korrespondent einer polnischen
Tageszeitung in Moskau.

Mittwoch, 8. März 2023, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Donnerstag, 12. Januar: Rothaarige küssen

Suchtfaktoren und Ohrwurm-Alarm

Für mich ist dieser Donnerstag, 12. Januar 2023, quasi der Valentinstag. Und ich muss nicht einmal Blumen kaufen, sondern darf meine Frau küssen. Sozusagen in Erfüllung der Ziele des „Küsse-Rothaarige-Tag“ (International Kiss a Ginger Day). Wobei sicher niemand etwas dagegen hat, wenn auch alle anderen sich liebenden Menschen einander küssen.

Der Aktionstag hat seinen Ursprung in der Folge „Ginger Kids“ der TV-Serie „South Park“ (mit der ich mich so gar nicht auskenne). Wenn meine Vorliebe für (die eine) Rothaarige eine kulturell bedingte Basis hat, dann eher in einer geliebten Jugendlektüre: „Die rote Zora und ihre Bande“.

Wer es lieber literarisch gewichtiger hätte, kann zu Nobelpreisträger Orhan Pamuk greifen. In „Die rothaarige Frau“ erzählt er „eine Geschichte von Vätern und Söhnen, von Liebe und Verrat, von Schuld und Sühne in der Türkei“. Wer jetzt dazu keine Zeit hat, kann als Anlass für den Buchkauf auch den „Welttag der Rothaarigen“ (World Redhead Day) am 26. Mai und den niederländischen „Rothaarigentag“ (Roodharigendag) am ersten September-Wochenende wählen.

Richtig reingefallen bin ich bei der Recherche für dieses bebücherte Kalenderblatt als ich las, dass heute vor 31 Jahren (1992) die Silvester gestohlene Skulptur „Der kleine Trotzkopf“ von Gustav Vigeland in Oslo wiedergefunden wurde(Detailfoto oben). Vermutlich in Erinnerung an „Die kleine Meerjungfrau“ und Andersen mutmaßte ich eine Verbindung zu Emmy Rhodens Klassiker der „Backfisch-Literatur“ Doch der Osloer Trotzkopf hat mit dem Roman „Der Trotzkopf“ nichts zu tun.

Noch etwas für den Sucht-Faktor tun: Am 12. Januar 1981 hat in den USA die Fernsehserie „Der Denver-Clan“ (Staffel 1, DVD) Premiere. In den 1980er Jahren konnte man später vielfach den eigenen Freundeskreis nach der „Dallas-oder-Denver-Fan“-Methode einteilen. Ich war der Dallas-Typ, was vorrangig an Larry Hagman lag, den ich an der Seite der „Bezaubernden Jeannie“ schon sehr früh beneidet habe.


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Und zu guter Letzt wird Ohrwurm-Alarm ausgelöst: Heute vor 55 Jahren (1968) veröffentlichte Manfred Mann die Bob-Dylan-Komposition „Mighty Quinn“ und machte daraus einen Welthit. „Come all without, come all within / You’ll not see nothing like the Mighty Quinn” (Youtube 2:59 min).

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Mittwoch, 11. Januar: Äpfel und Zahlen

Bücher gegen Schnee-Entzugserscheinungen

Zahlen statt Buchstaben stehen an diesem Mittwoch, 11. Januar 2023, ausnahmsweise in der BÜCHER-HEIMAT im Fokus. Die alljährliche Inventur steht an und so bleibt die Mitmach-Buchhandlung geschlossen. Dass der Lesestoff knapp werden könnte, steht aber nicht zu befürchten.

Die BÜCHER-HEIMAT ist im Internet (mit Online-Shop) immer zu erreichen. Und in der Mitmach-Buchhandlung werden auch heute Telefonanrufe und WhatsApp-Nachrichten mit Bestellungen nicht ignoriert. Das gewünschte Lesefutter wird also morgen in Bad Harzburg sein.

Anders sieht das in diesem Jahr erkennbar mit dem Schnee aus. Ich (Sommertyp) will nun nicht behaupten, dass ich auf den Winter warte – zumal wir alle unsere Heizkostenabrechungen im Hinterkopf haben. Aber in Büchern kann ich Schnee ganz gut ab.

Wenn der Klimawandel anhält, wird sich vermutlich ein Ausklapp-Bilderbuch zum Spiegel-Bestseller entwickeln: „Schnee! Was ist das?“  wird für Leser*innen von 3 bis 99 Jahren empfohlen. Wobei die älteren Semester zwar noch was lernen können, sich etliche aber auch an die Schneekatastrophen der 1970er Jahre erinnern dürften. Und da gab es nun mehr als genug Schnee.

Es gibt allerdings auch jetzt schon genug Schnee-Bücher, die es auf die Bestsellerlisten geschafft haben und aktuell gegen Winter-Entzugserscheinungen gelesen werden können. Beispielsweise der Thriller von Yrsa Sigurdardóttir „Schnee“. Als Isländerin kennt sich mit der kalten Pracht aus.

Wer es etwas weniger aufregend, dafür aber romantischer möchte, greift zum „zauberhaften Wohlfühlwinterbuch von SPIEGEL-Bestsellerautorin Meike Werkmeister“ (Verlagswerbung). Romantiker können sich daran freuen, denn „Sterne glitzern auch im Schnee“.

Von mir immer wieder gern gelesen und vor allem in der 1955er Verfilmung mit Paul Dahlke auch immer wieder gern gesehen ist der „zeitlose Klassiker über winterliche Irrungen und Wirrungen“: Erich Kästners  „Drei Männer im Schnee. Inferno im Hotel“. Die Kästner-Erzählung „Inferno im Hotel“ ist sozusagen eine lesenswerte Zugabe für zu lange Winterabende.

Äpfel sind das deutsche „Ganzjahresobst“ schlechthin. Vermutlich steht der „Tag des deutschen Apfels“ aus genau diesem Grund am 11. Januar im Aktionstage-Kalender. Ziel ist es, auf die Qualität und Vielfalt der einheimischen Apfelsorten aufmerksam zu machen. Eckart Brandts großes Apfelbuch „Alte Apfelsorten neu entdeckt“ erinnert mich stets an Gravensteiner. Die habe ich geliebt, in Supermärkten allerdings sind sie so gut wie nicht mehr zu haben…

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Dienstag, 10. Januar: Flötentöne

Von Flöten-Frust und Flöten-Hits

Was ist noch schlimmer als eine Flöte?“, soll einst Wolfgang Amadeus Mozart gefragt und selbst die Antwort gegeben haben: „Zwei Flöten!“. Damit käme der Komponist am heutigen Dienstag, 10. Januar 2023, gar nicht gut an, es ist der „Tag der Blockflöte“.

Es ist allerdings eher schwer vorstellbar, dass ausgerechnet der Schöpfer der „Zauberflöte“ so über die Blockflöte herzog. Tatsächlich wird das Zitat bisweilen auch anderen prominenten Tonkünstlern untergejubelt. Und bei anderen Zitaten wie „Wer anderen eine Flöte schenkt, ist selbst gemein“ fehlt in der Zitatensammlung des Deutschen Blockflötenmuseums (ext.) die Quelle.

Ich persönlich würde beiden Zitate aus vollem Herzen zustimmen, denn der Versuch, mir in der Grundschule die Flötentöne beizubringen, scheiterte kläglich und war mit Übungsqualen verbunden. Vielleicht wäre ich motivierter gewesen, wenn es seinerzeit statt eines Kinderliederheftes schon „Megastarke TV-Hits“ (mit CD) gegeben hätte: „Flöten-Hits für coole Kids“.

Unter den Jungs in meiner Klasse war Blockflöte noch absolut „uncool“ – auch wenn wir das Wort noch nicht einmal kannten. Flöte spielten die Mädchen. Vielleicht hätte das anders ausgesehen, wenn wir etwas über die große Kunst und lange Tradition des Blockflötenbaus gewusst hätten:  „Blockflötenbau“.

Ein Kalenderblatt-Eintrag mit Harz-Bezug: Am 10. Januar 1833 wurde die Kantate „Die erste Walpurgisnacht“ von Felix Mendelssohn Bartholdy in der Sing-Akademie zu Berlin uraufgeführt. Grundlage für das Werk ist eine Ballade von Goethe. Nachzulesen auch in „Sämtliche Balladen und Romanzen“  von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller.

Und wenn wir schon bei Balladen sind, kommen wir an einer meiner großen Favoritinnen nicht vorbei, denn Annette von Droste-Hülshoff wurde heute vor 226 Jahren (1797) geboren. Ihre Novelle „Die Judenbuche“ wurde in viele Sprachen übersetzt und verfilmt, berühmt aber wurde sie vor allem auch für ihre Balladen wie „Der Knabe im Moor“: „Die schönsten Gedichte“.

Geburtstag haben heute zudem zwei weltberühmte Comicfiguren: Am 10. Januar 1929 stellte der belgischen Zeichner Hergé „Tim und Struppi“ (Les aventures de Tintin) vor: „Tim und Struppi 01. Tim im Kongo“.

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Hans Georg Ruhe über „Kummer aller Art“

Hans Georg Ruhe über „Kummer aller Art“

Mariana Leky:

Kummer aller Art

Die Bestsellerautorin („Was man von hier aus sehen kann“) hat ihre literarischen Kolumnen, die zuerst in „Psychologie heute“ erschienen sind, überarbeitet und gesammelt veröffentlicht. Leky beschäftigt sich mit dem Alltag, mit den kleinen und großen Macken, dem scheinbar Nebensächlichen. Man merkt den kurzen Geschichten an, in welchem Umfeld sie zunächst erschienen sind: Psychos kommen auf ihre Kosten. Zwangshandlungen, Alltagsneurosen, soziale Defizite und liebenswerte Kummereien werden mit leichter Hand und viel Humor selbstironisch erzählt. Flach bleibt es selten. Meistens spielen die tatsächlichen oder fiktiven Nachbarn eine Rolle: Frau Wiese, Herr Schnepp oder der unsägliche namenlose Untermieter.

„Kummer aller Art“ ist ideal für den Nachttisch: Nach jeweils zweieinhalb Seiten wird man mit einem Lächeln einschlafen oder ratlos wachliegen, weil man sich ertappt fühlte.

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Mariana Leky: „Kummer aller Art“, Dumont Buchverlag, 170 Seiten, ISBN 9783832182168, Preis: 22,00 Euro.


Montag, 9. Januar: Ein Griff…

Geliebte Unordnung

Ich könnte es mit einfach machen und an diesem Montag, 9. Januar 2023, schlicht und einfach auf Maxim Gorki verweisen. Der schrieb die Erzählung „9. Januar“, in der er über den Petersburger Blutsonntag des Jahres 1905 berichtet. Eine seiner „Meistererzählungen“.

Die russisch-literarische Lösung verbietet sich allerdings allein, weil ich mich über einen heute anstehenden US-amerikanischen Aktionstag maßlos aufrege. In den USA steht heute der „Räum-Deinen-Schreibtisch-auf-Tag“ (National Clean off Your Desk Day) an. Absurde Vorstellung. Bei mir herrscht Ordnung. Ein Griff und – die Sucherei geht los…

Es gibt Ratgeber wie „Homeoffice. Besser arbeiten, freier leben“, die wollen „einfach perfekt Ordnung schaffen bei der Arbeit zu Hause“. Als würde meine perfekte Unordnung nicht reichen. Zu allem Überfluss tritt die Autorin als „Fräulein Ordnung“ auf.  Da halte ich es doch lieber mit Albert Einstein: „Wenn ein unordentlicher Schreibtisch einen unordentlichen Geist repräsentiert, was sagt dann ein leerer Schreibtisch über den Menschen aus, der ihn benutzt?

Kein Tag ohne große Uraufführungen, da macht auch der 9. Januar keine Ausnahme. Im Jahr 1789 beispielsweise wurde an diesem Tag in Mainz Goethes Drama „Egmont“ uraufgeführt. Was mich vergleichsweise kalt gelassen hätte. Zumal am 9. Januar einer meiner großen Lieblinge seine erste „Hauptrolle“ erhielt: Donald Duck brillierte im Walt-Disney-Zeichentrickfilm „Don Donald“.

„Das Phantom der Oper“  beherrscht die ersten Tage des neuen Jahres. Gestern erinnerten wir daran, dass Gaston Leroux den letzten Teil seines Fortsetzungsromans am 8. Januar 1910 veröffentlichte.  Auch heute geht nichts ohne „Das Phantom der Oper“ (DVD): Am 9. Januar 2006 toppte das Musical von Andrew Lloyd Webber mit seiner 7486sten Aufführung den Rekord von „Cats“ als am längsten am Broadway laufendes Stück.

“Football’s coming home” (ext./Youtube). Ich mag das Lied und das Ereignis muss Erwähnung finden: Am 9. Januar 1864 (vor 159 Jahren) wurde in London im Battersea Park das erste offizielle Fußballspiel nach den Regeln des im Jahr zuvor gegründeten englischen Fußballverbandes (The Football Association) angepfiffen. Nach dem Spiel wurde auf den „Erfolg des Fußballs, unabhängig von Klasse oder Glaube“ angestoßen –­ da kann ich mich nur anschließen und hoffen, dass die Bundesliga bald wieder startet. „Harder, better, faster, stronger“ erzählt die „geheime Geschichte des englischen Fußballs“.

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Sonntag, 8. Januar: 10-Finger-Suchsystem


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Erinnerungen an Tippex- und xxx-Festivals

Am heutigen Sonntag, 8. Januar 2023, steht der „Internationale Tag des Maschinenschreibens“ (International Typing Day) im Aktionstage-Kalender. Beim Stichwort „Schreibmaschine“ muss ich immer sofort an Leroy Anderson’s „The Typewriter“ mit Jerry Lewis denken.

Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich die Schreibmaschine nicht vermisse. Ich schaue mir gern alte Modelle an. Und das als Faksimile zu ordernde Buch „Die Schreibmaschine und das Maschinenschreiben“, im Jahr 1842 in der Reihe „Aus Natur und Geisteswelt“ erschienen, könnte sicher ein amüsanter Quell der Freude sein.

Die journalistische Arbeit damit entsprach allerdings so gar nicht meinem Naturell. Am Computer schreibe ich in Hochgeschwindigkeit drauflos, um später Fehler-Feldforschung zu betreiben und Gedanken und Text zu sortieren.  Folgerichtig waren meine Werke im 10-Finger-Suchsystem an der Schreibmaschine ein Tippex- und xxx-Festival.

Dieser Aktionstag zu Ehren des Maschinenschreibens wurde 2011 in Malaysia beim Malaysian Speed Typing Contest initiiert. Ziel ist es, die Vorteile des ebenso schnellen wie akkuraten Tippens auf der Tastatur in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Ich fürchte aber, der Kampf ging verloren. Im Buchhandelt dominiert heute „Maschinenschreiben am PC“ mit „Wort- und Fließtextübungen für das Zehnfingersystem“. Den Grundstock dafür legte heute vor 134 Jahren (1889) Herman Hollerith als er das Patent für ein System zur Verarbeitung von Lochkarten einreichte und damit die maschinelle Datenverarbeitung begründete.

Noch schnell ein paar kurze Kalenderblattnotizen: Am 8. Januar 1946 erschien die „Braunschweiger Zeitung“ erstmals als Lizenzzeitung in der britischen Besatzungszone. Schon 36 Jahre zuvor (1910) erschien der letzte Teil des von Gaston Leroux verfassten Fortsetzungsromans „Das Phantom der Oper“ (Le Fantôme de l’Opéra). Heute wird der Roman als „das Original zum weltbekannten Musical-Klassiker“ beworben.

Und noch drei „Geburtstage“: Heute vor 50 Jahren startete die Sesamstraße in deutscher Sprache. Festgehalten in „Sesamstrasse Classics – Die 70er Jahre“ (DVD). Seinen 82. Geburtstag (1941) könnte heute der leider früh verstorbene Monty-Python-Autor Graham Chapman feiern. Neun Jahre vor seinem Tod (1989) veröffentlichte er die „Autobiografie eines Lügners“ (ebook). Und dann ist da noch Terry Brooks, der mir mit „Die Shannara-Chroniken“ unzählige schöne Fantasy-Lesestunden beschert hat. Brooks wurde am 8. Januar 1944 geboren.

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