Lena Scholz über „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“

Lena Scholz über „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“

Annett Gröschner, Peggy Mädler, Wenke Seemann:

„Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“

Schon der Titel ist mir sofort ins Auge gesprungen, doch der Inhalt hat meine Erwartungen noch übertroffen.

Mit Annett Gröschner, Peggy Mädler und Wenke Seemann begeben wir uns auf eine leicht beschwipste, aber faktisch einwandfreie Reise in die Vergangenheit als Deutschland geteilt war. Dabei geht es um das Klischee der Ostfrau, die Enteignung, Frauenbewegungen in DDR und BRD, Nationalsozialismus und Kommunismus und vieles mehr!

Einiges davon hatte ich bereits in der Schulzeit, doch abseits des Frontalunterrichts gibt es noch so viel mehr, was ich nicht wusste und was kaum thematisiert wird oder was man erst jetzt versteht.

Wussten Sie, dass zum Beispiel 80 Prozent der durch die Treuhand privatisierten, ehemals volkseigenen Betriebe an Westdeutsche gingen. 15 Prozent an internationale Käufer und nur fünf Prozent an Ostdeutsche. Wobei den Ostdeutschen, die Altschulden nicht erlassen wurden.

Wenn westdeutsche solvente Investoren Betriebe von der Treuhand kauften, meist für die symbolische 1 D-Mark, dann wurden ihnen die Altschulden der Betriebe häufig erlassen, insgesamt 120 Milliarden DM. Wenn Ostdeutsche den Betrieb kauften, hatten sie in der Regel kein oder wenig Kapital, bekamen keine Kredite und mussten laut dem Buch die Altschulden übernehmen und abbezahlen.

Viele Fakten waren mir nicht bewusst, haben aber mein Verständnis wachsen lassen für die Unterschiede zwischen West und Ost, die bis heute anhalten.

Gerade dieses Buch hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, darüber zu sprechen und sich zu informieren.

 Annett Gröschner, Peggy Mädler, Wenke Seemann: „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“, Carl Hanser Verlag, 320 Seiten, ISBN 9783446279841, Preis: 22,00 Euro.


Bettina Luis über „Beklaute Frauen“

Bettina Luis über „Beklaute Frauen“

Leonie Schüller:

Beklaute Frauen

Vorab gesagt, ich lese auch sehr gerne Bücher männlicher Autoren! Mir war aber v o r der Lektüre BEKLAUTE FRAUEN von LEONIE SCHÖLLER (Jg 93) nicht so wirklich bewusst, wie viele Schriftstellerinnen tatsächlich ihre Werke größtenteils oder ausschließlich unter männlichem Pseudonym oder anonym erschienen ließen (oder noch lassen?)!

So steckt bekanntermaßen hinter dem Pseudonym George Eliot (Middlemarch 1874) die Schriftstellerin Mary Anne Evans und hinter Henri Lou (Im Kampf um Gott 1885) verbarg sich Lou Andreas-Salomé. Gründe hierfür „sind und waren schon immer individuell und vielseitig, haben aber auch einen historischen Hintergrund.“, sagt Schöller.

Zensur und gesellschaftliche Vorstellungen von Frauen als kreative Denkerinnen taten und tun bis heute ihr Übriges. Übrigens bedien(t)en sich auch Männer dieser Kreativität, sofern die in den Romanen behandelten Themen ihnen zu brisant, zu lasziv oder peinlich selbst entlarvend waren oder sind. Ich wusste nicht, dass einer Studie von 2018 zufolge, „…Bücher von Männern doppelt so häufig und ausführlicher rezensiert werden als die von Frauen. Literaturkritikerinnen besprechen zu 52% die Werke von männlichen Autoren, Literaturkritiker zu 75%.“ (Schöller)

Überhaupt belegt eine Studie aus 2018, dass zwei Drittel aller Literaturkritiker männlich sind. Schöller legt auch offen, dass sich dieses Missverhältnis bis in die Zeitungsredaktionen und Verlage/Lektorate fortsetzt. „GOETHE, LESSING, BRECHT und Co: BILDUNG IST WEISS UND MÄNNLICH“ , so Schöller. Auch hier ein Teufelskreis…

In Niedersachsen zur Schule gegangen, erinnert sie „…den Themenschwerpunkt Frauenbilder von Effi Briest bis Else. Die vorgeschlagenen Autoren? …“ Fontane, Schnitzler, Roth, Heinrich Mann und doch immerhin eine Frau: Irmgard Keun! Überwiegend also Frauenthemen aus Männersicht in Männerhand…

Leonie Schöller ist Journalistin, aber eben auch eine professionelle Historikerin, die ihr wissenschaftliches Handwerk versteht: 30 Seiten Literatur- und Quellenangaben, ein ausführliches Personenregister, Bildnachweise und Literaturempfehlungen überzeugen: Hier weiß eine Frau, wovon sie spricht, scheut keinen Faktencheck und bleibt nie oberflächlich.

Erstaunlich, wie viele Themen sie in gut gegliederten überschaubaren Kapiteln stilistisch wunderbar leicht und durch autobiografische Details anregend beleuchtet: (K)EINE BÜRGERIN, ENDSTATION: EHE; KÜNSTLER WIRD MIT ER GESCHRIEBEN, OHNE AUSZEICHNUNG, WIDERSTAND, VERGESSEN UND AUSGELÖSCHT. So viele Biographien von DENKERINNEN, FORSCHERINNEN, PIONIERINNEN: DIE UNSICHTBAREN HELDINNEN DER GESCHICHTE.

Es gibt sicher schon einige entsprechend wertschätzende Literatur zu diesem wichtigen Thema, aber dieses Buch ist glaubhaft belegt, aktuell – und bunt erfrischend anders!

Leonie Schüller: Beklaute Frauen, Verlag PENGUIN, 2024, 416 Seiten, ISBN 9783328603238, Preis: 22,00 Euro.


Elke Strauchenbruch über „Mächtige Frauen am Harz“

Beeindruckende Persönlichkeiten

Zum Welterbe des Harzes und Harzumlandes zählen himmelragende Kirchen und Dome – sie ziehen bis heute viele Menschen in ihren Bann. Die eindrucksvollen Bauten und ihre Kunstwerke entstanden vom 9. bis 11. Jahrhundert unter der Herrschaft von heute meist vergessenen Frauen, die als Mitglieder der Familie der Ottonen und als Äbtissinnen das Christentum und ihre Macht demonstrierten. Ihnen gelang das in der frauenfeindlichen Welt des neuen aufstrebenden Kaisertums des entstehenden Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation unter seiner Herrschaft.

Reisen Sie mit in die Zeit des Frühmittelalters und entdecken Sie die Welt mächtiger Frauen!

Es sind Reisen nach Altmichaelstein, Kloster Wendhusen, Brunshausen, Bad Gandersheim, Quedlinburg, Gernrode und vielen weiteren Orten.

Es sind Reisen zu Oda Billung, der Klausnerin Liutbirga, Mathilde von Westfalen, Hathui von Gernrode, Gerberga II. von Gandersheim, Hatheburg von Merseburg.

Über die Autorin

Die Historikerin Elke Strauchenbruch hat mehr als 40 Jahre lang in der Lutherstadt Wittenberg gelebt und sich dort durch ihre Ausstellungen, Bücher und Vorträge, in denen sie sich meist der Alltagsgeschichte der Reformationszeit gewidmet hat, einen Namen gemacht.

Nun ist sie in ihre Heimat am Harz zurückgekehrt und hat sich darum mit der beeindruckenden Geschichte der „Mächtigen Frauen am Harz“ beschäftigt, deren hinterlassenen Dome und Kirchen bis heute die Landschaft prägen und zum Welterbe der Menschheit gehören.

Donnerstag, 19. September 2024, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Samstag, 11. Februar: Notruf 112

Ein Tag für Frauen in der Wissenschaft

Dieser Samstag, 11. Februar 2023, ist ein ganz besonderer Tag. Nicht unbedingt, weil es in der Valentinswoche der „Tag des Versprechens“ (Promise Day) ist. Die besondere Bedeutung des Datums wird deutlich, wenn man es in Zahlen schreibt: 112 – heute ist der „Europäische Tag des Notrufs“.

Seit 2009 wird dieser von der Europäischen Union initiierte Aktionstag begangen. Ziel ist es, „die europaweite Gültigkeit des Euronotrufs 112 sichtbarer und die Vorteile der europaweiten Notrufnummer bekannter zu machen“. Unter „Notruf 112“ (pdf eBook) gibt es in der Rettungsleitstelle sicherlich „Dramatisches und Kurioses“ zu erleben.

Wobei keine Zweifel an „112 Gründe, die Feuerwehr zu lieben“ bestehen sollten. Die „Hommage an eine ganz besonders heiße Institution“ ist gerade in Zeiten wichtig, in denen Retter immer öfter angepöbelt und gar angegriffen werden.

Ein Notruf würde sogar heute noch wohl auch zu einem weiteren Aktionstag passen. Heute ist der „Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“, den die Vereinten Nationen ins Leben riefen, um die Rolle, die Frauen und Mädchen in Wissenschaft und Technik spielen, zu würdigen. Zudem soll der vollwertige und gleichberechtigte Zugang zur Teilnahme an der Wissenschaft für Frauen und Mädchen gefördert werden. Was vielfach immer noch Not tut.

Betrachtet man „Geniale Köpfe der Naturwissenschaften“ von Marie Curie bis Stephen Hawking, dann finden sich unter den „50 inspirierenden Lebensgeschichten aus der Welt der Wissenschaft“ deutlich weniger Frauen. Darunter natürlich „Marie Curie“, die als erste Frau 1903 zusammen mit Pierre Curie den Nobelpreis für Physik erhielt – hier für den Nachwuchs aus der Reihe „Little People, Big Dreams“ ein großes Leben in einem kleinen Buch auf 32 Seiten. Unbedingt sehenswert ist auch der Film „Marie Curie – Elemente des Lebens“ (DVD)

Zum Thema passt weiter, dass heute vor 84 Jahren (1939) die Physikerin Lise Meitner zusammen mit ihrem Kollegen Otto Frisch in der Wissenschaftszeitschrift „Nature“ theoretische Überlegungen zur Kernspaltung veröffentlichen und damit für Aufsehen sorgte. Wer mehr zu großen Frauen in Kultur und Wissenschaft wissen möchte, sollte einen Abend in der BÜCHER-HEIMAT nicht verpassen: Am Dienstag, 16. Mai, porträtieren Heike Zumbruch und Gabriele ReichardNobelpreisträgerinnen“. Dazu lohnt sich der Blick in  „Nobelpreisträgerinnen“ (pdf), 14 Schriftstellerinnen im Porträt. Die 305 digitalen Seiten gibt es kostenlos im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT.

Heute vor 106 Jahren (1917) erblickte ein Mann das Licht der Welt, der als Regisseur, Drehbuchautor (Oscar-ausgezeichnet) und Schriftsteller erfolgreich war: Sidney Sheldon. Aus seiner Feder stammen die Drehbücher für Erfolgsserien wie „Bezaubernde Jeannie“ und „Hart aber herzlich“.  Viele seiner Thriller wurden wie „Jenseits von Mitternacht“ ebenso erfolgreich verfilmt.

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