Montag, 28. November: Pechtropfen

Gut Ding will Weile haben

Lassen wir an diesem Montag, 28. November 2022, die Woche mal ganz geruhsam beginnen, indem wir uns das Pechtropfenexperiment anschauen. Das läuft seit 95 Jahren an der Universität von Queensland im australischen Brisbane. Was mir dazu einfällt? „Gut Ding will Weile haben“…

Das Pechtropfenexperiment ist ein Langzeitversuch zur Beobachtung des Tropfverhaltens von Pech, einem bei Zimmertemperatur superzähen Stoff. Wie zäh, das zeigt die „Tropfen-Tabelle“: Der erste Tropfen fiel 1938, weitere folgten 1947, 1954, 1962, 1970, 1979, 1988, 2000 und 2014.

Im Jahr 2005 wurde dem Experiment der Ig-Nobelpreis (Wortspiel: ignoble = unwürdig, schmachvoll) verliehen. Zwei Jahre zuvor 2003 hatten es die Wissenschaftler schon mit dem „am längsten andauernde Laborexperiment“ der Welt ins „Guinness-Buch der Rekorde“ geschafft.

Und dies gegen eine starke Konkurrenz, denn es gibt schon erstaunliche Versuche. Die gehen beispielsweise der Frage nach, welches der mathematisch beste Weg ist, um ein Schinkensandwich zu zerteilen. Oder ob Mobiltelefone sich auf den Sex von Kaninchen auswirken. Mehr davon findet sich in einem Buch mit dem vielsagenden Titel „Warum denken wehtun kann“ (eBook).

Heute vor 141 Jahren (1881) kam Stefan Zweig zur Welt. Ich weiß nicht, wie oft ich, immer wieder aufs Neue gefesselt, seine „Schachnovelle“ gelesen habe. Meiner Meinung nach gehört sie in sein berühmtestes Buch: „Sternstunden der Menschheit“. Allerdings geht es dabei eher um „schicksalhafte Augenblicke der Geschichte“ wie die Schlacht bei Waterloo.

Heute vor 115 Jahren (1907) wurde Alberto Moravia geboren, der in seinen „Römischen Erzählungen“ ein Alltagsbild zeichnet und „die niemals schmerzfreie Kunst des Überlebens nicht als Drama, sondern als Komödie“ darstellt. „Ach, die Frauen“ enthält die schönsten Erzählungen.

Mit einem schnurrenden Miau könnte man Rita Mae Brown zum 78. Geburtstag (1944) gratulieren. Weltberühmt wurde sie mit ihren Kriminalromanen über die Abenteuer der Katzen-Detektivin Mrs. Murphy. Man kann als Leser sofort „Die Maus zum Gärtner machen“, besser in die Zeit passt aktuell aber der Krimi „Morgen, Katze, wird’s was geben“.

Ein letzter Tipp, weil heute vor zehn Jahren die Beta-Version der Deutschen Digitalen Bibliothek (ext.) für die Allgemeinheit freigeschaltet wurde: Einfach mal reinschauen und stöbern, es gibt immer was zu entdecken, was bereichert.

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Sonntag, 27. November: Ein Lichtlein brennt

Deutsche Erfindung erhellt die Welt

Warum dieser Sonntag, 27. November 2022, der „Tag des Adventskranzes“ ist, bedarf sicher keiner Erklärung. Die BÜCHER-HEIMAT wünscht allen Freundinnen und Freunden der Mitmach-Buchhandlung einen frohen ersten Advent und eine schöne Vorweihnachtszeit.

„Erfunden“ wurde der Adventskranz übrigens in Deutschland. Und zwar vom evangelisch-lutherischen Theologen und Erzieher „Johann Hinrich Wichern“  im Jahr 1839 im (Waisen-) Kinderheim „Rauhes Haus“ in Hamburg.

Wichern wollte Vorfreude und ungeduldige Erwartung der Kinder gewissermaßen einen Zeitrahmen geben. Seine schlichte Ringkonstruktion mit den vier Kerzen aber hatte so viel Erfolg, dass Mitarbeiter sie übernahmen und Auswanderer die Tradition des Adventskranzes dann ins Ausland trugen. Über Traditionen wie Lostage und bayerische Saturnalien, Christkindlmarkt und Adventskranz, Rauhnächte und der staden Zeit, den Heiligen Drei Königen und Lichtmess klärt „12.000 Jahre Weihnachten“ auf.

Mit schlabbrigem schwarzem Umhang aus Stoffresten und Plastikschwert, mit dem beim besten Willen kein „Z“ in die Haut der Gegner zu ritzen war, gab ich einst bei der Kinderfasching einen eher notdürftig ausgestatteten Zorro ab. Doch der Mantel- und Degen-Held war mein Idol. Heute vor 102 Jahren (1920) erschient der erste Spielfilm „Das Zeichen des Zorro“, der auf Johnston McCulleys  „Im Zeichen des Zorro“ (Original: The Curse of Capistrano) basiert. Im Jahr 2005 legte Isabel Allende ein Werk nach, das vor allem die Jugendzeit von „Zorro“ (eBook) erläutert.

Pornographie kann Kunst sein. Zu dieser Erkenntnis gelangten wir am 27. November 1990, als die „Mutzenbacher-Entscheidung“ zur Auslegung der Kunstfreiheitsgarantie des Grundgesetzes vor dem Bundesverfassungsgericht fiel. Kunst dürfe nicht von einer staatlichen Stil-, Niveau- und Inhaltskontrolle abhängig gemacht werden.

Der Roman „Josefine Mutzenbacher“ (Unzensierte Ausgabe), der „Die Geschichte einer Wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt“ widergibt, erschien 1906 im Privatdruck in Wien. Und beschäftigte in der Folge jahrzehntelang die Gerichte. Um den Autor wird gerätselt, wahrscheinlich hatte Felix Salten zur Feder gegriffen, der ansonsten eher für „Bambi“ berühmt war.

An diesem 27. November liegen in der Welt der Literatur Freude und Schmerz nah beieinander und beeinflussen gleichermaßen große Werke. Heute vor 440 Jahren (1582) wurde das Aufgebot zur Heirat des 18-jährigen „William Shakespeare“ mit Anne Hathaway bestellt.

Auf den Tag 304 Jahre später (1886) wurde der Richter Emil Hartwich bei einem Duell mit Baron Armand von Ardenne schwer verletzt, vier Tage später starb er. Grund für die todbringende Auseinandersetzung war einer Affäre Hartwichs mit Ardennes Ehefrau Elisabeth. Der Dichter Theodor Fontane griff das Thema später im Roman „Effi Briest“ auf.

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Samstag, 26. November: Die Ur-Pippi

Konsumkritik und Kultbücher

Sicher mit Bedacht wurde der „Kauf-nix-Tag“ (Buy Nothing Day) auf den letzten Samstag im November, also den heutigen Samstag, 26. November 2022, gelegt. Mit der Adventszeit beginnt der vorweihnachtliche Kaufrausch, da kann innehalten trotz Krisenzeiten mal guttun.

Andererseits ist ein Kaufstopp gerade für alle jene schwer durchzuhalten, die sich alle Jahre wieder weniger auf die Geschenke, als vielmehr auf das Schenken freuen. Und als Buchhandels-Blog plädieren wir ohnehin für eine Ausnahmeregelung für Bücher. Es könnten ja welche sein, die etwas beizutragen haben. So geht „Konsum“ der Frage nach, „warum wir kaufen, was wir nicht brauchen“.

„Die Welt ist noch zu retten“ benennt klare Ziele: „Konsum reduzieren, Lebensqualität gewinnen, die Klimabilanz verbessern – Für unsere Kinder: Sinneswandel statt Klimawandel“. Eine konsum- und wachstumskritische Grundhaltung ließ den kanadischen Künstler Ted Dave den „Buy Nothing Day“ (der in USA auf den „Black Friday“ fällt) 1992 erfinden. Mittlerweile wird das Thema zwar in 60 Ländern aufgegriffen, dennoch findet der Protesttag eher wenig Beachtung.

Heute vor 160 Jahren (1862) schickte Lewis Carroll das handgeschriebene Manuskript von „Alice’s Adventures Underground“ an die zehnjährige Alice Liddell. Die Geburtsstunde von „Alice im Wunderland“. Nur 22 Exemplare der ersten gedruckten Edition sind erhalten. Eine Erstausgabe wurde 1998 für 1.500.000 US-Dollar versteigert und ist das teuerste Kinderbuch der Welt.

Heute vor 80 Jahren (1942) erlebte der Film „Casablanca“ von Michael Curtiz seine Premiere in New York City. Den Kultfilm muss man gesehen haben, interessant ist aber auch die reale Historie rundherum.  „Casablanca 1943“ verknüpft eine Geheimkonferenz, die über den Ausgang des Zweiten Weltkriegs entscheidet, mit der Entstehungsgeschichte des Hollywood-Klassikers und zeigt, wie sehr sich Fiktion und Realität gegenseitig beeinflusst haben.

Exakt 100 Jahre ist es heute her (1922), dass Howard Carter und Lord Carnarvon erstmals das Grab des Pharaos „Tutanchamun“ betraten. Den Jahrhundertfund hatten wir ja schon gewürdigt, aber zumindest eine Erwähnung hat auch dieser Tag verdient.

Für mich ein Jahrhundertbuch erschien am 26. November 1945: „Pippi Langstrumpf“.  Ich habe noch eine „politisch unkorrekte Ausgabe“ des Meisterwerks von Astrid Lindgren – und bin glücklich darüber. Bei mir ist Pippis Vater nicht vom „Negerkönig“ zum „Südseekönig“ mutiert oder muss wie einst in der DDR sein Dasein als „König der Takatukaner“ fristen.

Astrid Lindgren hatte zu Lebzeiten solche Bearbeitungen untersagt. Leider habe ich nicht genau ermitteln können, wie es die „Pippi Langstrumpf“-Gesamtausgabe mit der Sprache hält. Klar ist, dass die drei Einzelbände „Pippi Langstrumpf“, „Pippi Langstrumpf geht an Bord“ und „Pippi in Taka-Tuka-Land“ enthalten sind. Wer ganz sicher gehen will, wechselt zur „Ur-Pippi“. Es ist das Original-Pippi-Manuskript, das Astrid Lindgren 1944 dem Bonnier Verlag anbot – und der es damals ablehnte.

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Freitag, 25. November: Krippenandacht

Der Sternenhimmel in der Bummelallee. Foto: Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe Bad Harzburg

Funkelnde Wegweiser zum Wintertreff

Der erste Advent steht vor der Tür, folgerichtig sind an diesem Freitag, 25. November 2022, der Wintertreff und die Krippe im Rosengarten der „Place to be“ in Bad Harzburg. Um 18.00 Uhr steht die erste Krippenandacht an. Und der funkelnde Sternenhimmel weist wieder den Weg.

Winterabende waren einst die hohe Zeit der Radio-Hörspiele. Zwei große Krimi-Autoren, die daran Anteil hatten, sind bei unserem „bebücherten Kalenderblatt“ dabei. Heute vor 70 Jahren (1952) erlebte das Bühnenstück „Die Mausefalle“ (The Mousetrap) von Agatha Christie seine Uraufführung in London – und läuft dort seither (abgesehen vom Corona-Aussetzer) ununterbrochen.

„Die Mausefalle“ (CDs), ursprünglich als Hörspiel konzipiert und von Oliver Kalkofe grandios dargeboten, ist damit das am längsten ununterbrochen aufgeführte Theaterstück der Welt. Was besonders auch Mathew Prichard gefallen haben dürfte: Er ist der Enkel von Agatha Christie und erhielt als Siebenjähriger alle Rechte an der „Mausefalle“ zum Geburtstag.

Mit Krimi-Hörspielen für die BBC sorgte auch der heute vor 110 Jahren (1912) geborene Francis Durbridge für Furore. Sein Held war ein Hobbydetektiv: „Paul Temple und der Fall Curzon“ (MP3 Hörbuch). Aber bei Hörspielen allein ließ es Durbridge nicht bewenden, er schrieb zudem 35 Romane, die zu mehrteiligen Fernsehkrimis wurden und den Begriff der „Straßenfeger“ schufen.

Filme wie „Das Halstuch“ oder „Melissa“ schafften Einschaltquoten von fast 90 Prozent (!!!) und sorgten für leere Einkaufsstraßen – ebenso wie für einen der größten „TV-Skandale“: Der Kabarettist Wolfgang Neuss verriet in einer Werbeanzeige für einen eigenen Film („Genosse Münchhausen“), wer der „Halstuch“-Mörder war. Wer es vergessen hat, mag es hier nachhören: „Das Halstuch“ (MP3-Hörbuch), vorgelesen von Heinz Drache und Horst Tappert.

Manchmal können sich Verspätungen und andere Malaisen des Bahnverkehrs richtig lohnen. Statt eines 7 Minuten Umsteige-Fensters boten fast anderthalb Wartestunden prima Zeit, ein Bauwerk zu entdecken, das den Besuch auch ohne Zugreise-Panne lohnt: Der vom Wiener Künstler Friedensreich „Hundertwasser“ gestaltete Bahnhof in Uelzen wurde heute vor 22 Jahren eröffnet.

Und noch ein „last farewell“: Zehn Jahre, nachdem Sebastian Vettel 2012 zum dritten Mal in Folge Formel-1-Weltmeister wurde, ist er jetzt ausgestiegen. Ein Rückblick reizt: „Sebastian Vettel“, zeichnet den Weg vom Kart-Champion zum Formel-1-Weltmeister nach.

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Donnerstag, 24. November: Noch 30 Tage

Heute vor 614 Jahren (1408) wurde der Altstadtmarktbrunne in Braunschweig gegossen. Das Foto aus dem Jahr 1865 stammt aus Wikipedia (gemeinfrei).

Geschenke und Gummistiefel

An diesem Donnerstag, 24. November 2022, ist es wieder soweit: Weihnachts(geschenke)alarm! In 30 Tagen ist bereits Heiligabend, in 37 Tagen verabschieden wir das Jahr 2022.

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“, pflegte meine Mutter oft (und meist vergebens) zu predigen. Heute wäre der richtige Tag für ein starkes Auftreten bei regenmatschigem Wetter. Wir begehen den „Tag der Gummistiefel“. Erstaunlicherweise haben wir Deutschen die Vorzüge des wetterfesten Schuhwerks erst 2021 entdeckt, vorher gab es keinen Gummistiefel-Ehrentag.

Dabei sind die Treter, in denen der Schweißfuß quasi programmiert ist, sogar in der Literatur gut vertreten. In „Die schwedischen Gummistiefel“ liefert ein ungleiches Paar ein Indiz in Henning Mankells letztem Roman. Obwohl ich finde, dass Mord und Totschlag ganz gut zu den Stiefeln passt, verbinden sie viele andere Mitmenschen offenkundig eher mit reichlich Romantik.

Da wird die „Göttin in Gummistiefeln“ besungen und in Liebesdingen konstatiert, „Das Glück trägt manchmal Gummistiefel“. Dagegen sollen „Gerüchte über gelbe Gummistiefel“ die ungestellte Frage beantworten, „warum der Ostfriese ist, wie er ist“.

Ein bebüchertes Kalenderblatt kommt heute aber auch an einigen Bücher nicht vorbei, die die Welt bewegten – oder doch zumindest Leserherzen. So veröffentlichte Charles Darwin am 24. November 1859 sein Hauptwerk „Der Ursprung der Arten“ (On the Origin of Species) seine Evolutionstheorie.

Bei meinen Recherchen bin ich allerdings darauf gestoßen, dass Darwin einen speziellen Entwicklungsschritt übersehen hat. Auf den Tag genau 18 Jahre nach dem „Ursprung der Arten“ veröffentlichte die britische Schriftstellerin Anna Sewell ihren Roman „Black Beauty“. Dazu vermerkt Wikipedia: Die „Autobiografie eines Pferdes“ sei eines der bekanntesten Jugendbücher im 20. Jahrhundert geworden. Und Anna Sewell klärte auf, es handele sich um eine „Übersetzung aus der Pferdesprache“.

Ein wichtiges Datum ist dieser 24. November auch für die Esperanto-Stadt Herzberg. Heute vor 135 Jahren wurde die deutsche Ausgabe des ersten Esperanto-Lehrbuchs veröffentlicht. Autor war Ludwik Lejzer Zamenhof. Heute gibt es „Esperanto – einfach, kompakt und übersichtlich“.

Schriftsteller, Bibliothekar, Archivar, Apotheker und – „Märchenerzähler“: Am 24. November 1801 wurde Ludwig Bechstein geboren, der großartige Sammlungen deutscher Märchen herausgab: „Die schönsten Märchen“.

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Dienstag, 22. November: Musikalischer Morgen

Hausmusik und das Glück auf Bestellung

Musik ist angenehm zu hören, doch ewig braucht sie nicht zu währen.“ Wilhelm Busch geht immer, auch am „Tag der Hausmusik“, den wir an diesem Dienstag, 22. November 2022, begehen.

Klavierklänge am Morgen bedeuten bei uns aktuell zweierlei: Zum einen, dass ein Piano-bewanderter Sohn zu Besuch ist. Und da der nun dazu neigt, „Das Buch der Weihnachtslieder“ rauf und runter zu spielen, können wir uns zweitens auch der Jahreszeit gewiss sein.

Mit dem seit 1932 zu Ehren der heiligen Cäcilia von Rom begangenen Tag der Hausmusik ist allerdings eher gemeint, dass die Familie gemeinsam Musik macht. Was an mir scheitert, der ich seit Jahrzehnten vergebens versuche, die Noten genannten Punkte zu dekodieren. „Mein kleines Solo im großen Orchester“  bleibt mir so verwehrt, trotz „bekannter Werke für die Hausmusik“.

Um etwas Abwechslung in unsere Ein-Sohn-Hausmusik zu bekommen und eines meiner Lieblingsstücke zu hören, habe ich den „Bolero“ für Piano Solo auf dem Klavier drapiert. Passender wäre die Studienpartitur „Boléro“ für Orchester gewesen, denn heute vor 94 Jahren (1928) ließ Maurice Ravel sein Meisterwerk in der Pariser Oper zur Uraufführung bringen.

Ein Meisterwerk der Druckkunst, das mich als Kind in Wunschtraumwelten versetzte und später dank der Unterwäscheseiten ein frühes Aufklärungswerk wurde, gibt es nicht mehr: Am 22. November 2018 wurde nach 68 Jahren der Otto-Katalog zum letzten Mal gedruckt.

Aber wie das mit den großen Klassikern so ist: Im Gebrauchtbuchhandel sind noch Kataloge zu haben. Und ein Roman lädt zu einer Zeitreise ein. In „Die Dame vom Versandhandel“, die in Fulda zu Zeiten des Wirtschaftswunders tätig ist, geht es laut Verlag um das „Glück auf Bestellung“. Was nur zeigt, dass die Verfasser noch nie in der BÜCHER-HEIMAT waren und das Glück dort erlebt haben.

Noch zwei Geburtstage: Am 22. November 1869 kam André Gide zur Welt. Der Literatur-Nobelpreisträger (1947) wurde weltbekannt mit Werken wie „Der Immoralist“. Die Kritik feierte ihn später überschwänglich: „Vergesst Proust! Lest Gide!“ (Die Welt).

Terry Gilliam, der am 22. November 1940 das Licht der Welt erblickte, ist gar kein Schriftsteller, sondern Regisseur – und Mitbegründer der britischen Komiker-Kulttruppe „Monty Python“. Immerhin hat er mit „Gilliamesque“ seine „Prä-posthumen Memoiren“ veröffentlicht, was seine Aufnahme in mein bebüchertes Kalenderblatt rechtfertigt.

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Montag, 21. November: Pflichtglotzen?

Mit dem Buch durch den Welttag des Fernsehens

Heute ist „Welttag des Fernsehens“ und seit dem Aufstehen grübele ich, ob ich diesen Montag, 21. November 2022, nun durchweg vor der Flimmerkiste verbringen muss. Damit aber würde ich voll daneben liegen.

Der World Television Day geht auf eine Initiative der Vereinten Nationen zurück, die nicht zu mehr Glotzen aufruft, sondern „Zukunftsperspektiven des Mediums Fernsehen in einer sich immer schneller wandelnden (Medien-)Welt“ erörtern will. Der Aktionstag soll den weltweiten Austausch von Fernsehprogrammen und damit den Kulturaustausch fördern, um so auch zu Frieden und Sicherheit beizutragen.

Man darf aber trotzdem auch heute zum Buch greifen, zur Not kann es ja eines über Fernsehen sein. So soll „Über das Fernsehen“ die Logik der Einschaltquoten und damit die „demagogische Unterwerfung unter die Erfordernisse des kommerziellen Plebiszits“ beleuchten. Da aber zunehmend Streaming-Dienste die Vorherrschaft übernehmen, liest man vielleicht besser „Keine Regeln“ von Netflix-Boss Reed Hastings  (Lesetipp von Dirk Junicke).

Wer vom Fernsehen nichts wissen will, die mit mehr als 50 Millionen meistverkaufte Single der Welt auflegen und dazu das passende, ebenso romantische wie gerade zeitgemäße Buch lesen: „White Christmas – Das Lied der weißen Weihnacht“. Heute vor 80 Jahren erreichte Bing Crosby mit Irving Berlins Lied „White Christmas“ erstmals Platz 1 der Charts und bleibt dort zehn Wochen lang.

Dass der Protagonist des Heimkehrerdramas „Draußen vor der Tür“ auch Beckmann heißt, erschwerte mir den Zugang in einer hänselstarken Schulklasse deutlich. Dennoch gehört das Stück, das heute vor 75 Jahren (1947) einen Tag nach dem frühen Tod Wolfgang Borcherts (26 Jahre) uraufgeführt wurde, zu den Büchern, die mich tief bewegt haben. Der Verlag nennt es einen „verzweifelten Protestschrei gegen die zerstörerische und verderbnisträchtige Macht des Krieges“.

Nochmal zurück zum Fernsehen. Heute vor 35 Jahren (1987) wurde die letzte Folge von „Einer wird gewinnen“ (EWG) mit Hans-Joachim Kulenkampff ausgestrahlt. Zum auch von mir heißgeliebten TV-Dinosaurier habe ich nichts gefunden, daher ein Werbung für meine aktuell liebste Quizsendung: „Wer weiß denn sowas?“.

Zu guter Letzt noch ein Geburtstagsgruß an Voltaire (François-Marie Arouet), der heute vor 328 Jahren geboren wurde. Der Mann hinterließ mit weit über 700 Texten eines der umfangreichsten Werke der Literatur- und Geistesgeschichte, darunter so bekannte Romane wie „Candide“ (Zur fröhlichen Kurzfassung im YouTube-Video). Und er sondert Lebensweisheiten ab, die bis heute gültig sind: „Alles, was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles, was wahr ist, solltest du auch sagen.

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Sonntag, 20. November: Witziger Morgen

Mit der Sanduhr in den Sonntag

Als ich heute, Sonntag, 20. November 2022, den Computer hochfuhr, teilte der mir mit, er aktualisiere und ich möge ihn nicht ausschalten. Womit ich Zeit hatte, auf dem Handy zum Guten-Morgen-Kaffee Windows-Witze zu delektieren. Nicht ohne Grund: Heute vor 37 Jahren (1985) veröffentlichte Microsoft die erste Version des Betriebssystems.

Während mein PC sich aktualisiert, werde ich daran erinnert, wie vorgeblich das indianische Wort für Windows heißt: „Weißer-Mann-starrt-auf-drehende-Sanduhr„. Vielleicht sollte ich zu einem Buch greifen. Beispielsweise „Computer“. Untertitel: „Eine kurze Geschichte“. Microsoft und Windows dürften darin ein längeres Kapitel für sich beanspruchen.

Microsoft-Gründer Bill Gates hat sich aktuell weit größeren Problemen zugewandt: In „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“ will er aufzeigen, „welche Lösungen es gibt und welche Fortschritte nötig sind“. Wie wär’s zum Wachwerden trotzdem mit weiteren Windows-Witzen?

  • Frage: Ich installiere Windows, was soll ich drücken? Antwort: Die Daumen…
  • Anrufer zur Service-Hotline: „Ich benutze Windows.“ Hotline: „Ja.“ Anrufer: „Mein Computer funktioniert nicht richtig.“ Hotline: „Das sagten Sie bereits.“
  • Was haben ein Revolver und Windows gemeinsam? Solange sie nicht geladen sind, sind sie harmlos.

Ich bin absolut kein Musical-Fan, aber eines gehört zu meinen absoluten Film-Favoriten: „Cabaret“ mit der unvergleichlichen Liza Minelli, erlebte heute vor 56 Jahren seine Broadway-Premiere. Was mich erinnerte, dass die beiden Romane von Christopher Isherwood, auf denen „Cabaret“ basiert, schon ewig auf meiner Leseliste stehen: „Mr. Norris steigt um“ (1935) und „Leb wohl, Berlin“ (1939).

Zu Himmel hoch jauchzend, zu Tode betrübt, das gibt es auch im Leben der Königin und in beiden Fällen spielten sich die Ereignisse an einem 20. November ab. Im Jahr 1947 heiratete die junge Elisabeth Philip, Duke of Edinburgh. Und auf den Tag genau 45 Jahre später (1992) vernichtete ein Feuer ein Fünftel von Windsor Castle. Beides wird sich sicher in „QUEEN ELIZABETH II.“  – „ihr Leben in Bildern, 1926-2022“ widerfinden. Und wer noch mehr in „Erinnerungen an eine wundervolle Königin“ schwelgen will, greift zu „Der Queen Elizabeth II. Adventskalender“.

An einem 20. November wurden zudem zwei Literatur-Nobelpreisträgerinnen geboren. Im Jahr 1858 war dies Selma Lagerlöf. Ihr „Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden“ ist ein Lese-Muss. Wobei aktuell eher „Die schönsten Weihnachtsgeschichten“ passen.

Im Jahr 1923 wurde die Südafrikanerin Nadine Gordimer geboren, die sich mit den zerstörerischen Folgen der Apartheidpolitik sowohl für die schwarze als auch für die weiße Bevölkerung auseinandersetzt: „Niemand, der mit mir geht“.

Ganz zum Schluss noch ein Autor, dessen Berufsbezeichnung in Wikipedia man sich auf der Zunge zergehen lassen muss:  Am 20. November 1721 wurde Jean-Henri Maubert de Gouvest geboren, der Karriere machte als „französischer entlaufener Mönch, Abenteurer, Artillerieoffizier, Sekretär, Schriftsteller, Publizist, Geheimagent und Direktor einer in Deutschland gastierenden Komödiantentruppe“. Alle Achtung!

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Samstag, 19. November: Weihnachtsfrühstart

Das Haar in der Suppe und ein alter Hut

Die Weihnachtszeit hat begonnen, so muss die Feststellung an diesem Samstag, 19. November 20222, in Bad Harzburg lauten. Der Wintertreff genannte Weihnachtsmarkt auf dem Port-Louis-Platz hat seine Pforten geöffnet. Bei der Eröffnung der Weihnachtskrippe im Rosengarten am 22. November wird der Totensonntag abgewartet.

„Das Weihnachtsmarktwunder“ wird es in der Bummelallee vielleicht nicht geben, aber es reicht ja, wenn der Wintertreff wieder wundervoll gemütlicher Treffpunkt ist. Die Geschichte des Wunders in Dresden hat übrigens Ralf Günther geschrieben, dessen Werk „Die Badende von Moritzburg“ ein BÜCHER-HEIMAT-Lesetipp von Sonja Weber ist.

Vom 25. November an wird jeweils freitags um 18 Uhr auch wieder „An der Krippe gedacht“, in diesem Jahr stehen Krippenandacht und Friedensgebet im Rosengarten unter dem Motto „An der Krippe entfacht“. Noch gibt es kein Buch über die Bad Harzburger Krippe. Immerhin lassen sich im Internet bei der Bad Harzburg-Stiftung Infos und Fotos finden. Mich persönlich würde intressieren, ob in Büchern wie „Krippensymbolik“ auch Wildschwein und Luchs aus dem Harz erklärt sind…

Bevor wir nun alle in vorweihnachtlicher Vorfreude versinken, noch schnell der Hinweis, dass heute auch der „Internationale Männertag“ (ext.) ansteht.  Der Bier-Bollerwagen darf aber in der Garage bleiben, beim „International Men’s Day“ sollen Benachteiligungen von Männern und Jungen verdeutlicht und ihr gesellschaftlicher Einsatz gewürdigt werden. Ausdrücklich wird betont, dass es sich um keine Konkurrenz zum Internationalen Frauentag am 8. März handelt.

Letzteres ist auf dem Büchermarkt nicht so recht angekommen. Viele Bücher leben vom Vergleich: „Männer sind Schweine – Frauen erst recht!“ Die „Streitschrift“, geschrieben von Susanne Wendel, laut Verlag „Deutschlands spritzigste Gesundheits- und Sexpertin“ will demnach „Geschlechterrollen aufbrechen“. Logischerweise gefällt mir als Mann dieser Ansatz mehr, als wenn „der hohe Preis des Patriarchats“ aufgerechnet wird: „Was Männer kosten“.

Fast 50 Jahre her, aber irgendwie brandaktuell: Am 19. November 1973 ordnet der Deutsche Bundestag das erste von vier Sonntagsfahrverboten für den 25. November an.  Im Jom-Kippur-Krieg wurde Erdöl zur Waffe. Am 17. Oktober 1973 stieg der Ölpreis schlagartig um 70 Prozent. Ein Energiesicherungsgesetz wurde erlassen. Und – man vergisst einfach zu leicht – das heute wieder so heiß diskutierte Tempolimit erlebte seine Premiere:  Für sechs Monate wurde eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung (100 km/h auf Autobahnen, ansonsten 80 km/h) eingeführt.

Angesichts der aktuellen Krise und der Tatsache, dass die Mehrheit der Deutschen ein Tempolimit befürworten würde, wundert man sich, dass so viele Politiker daran noch immer ein Haar in der Suppe finden. Was eine „geniale“ Überleitung zu unserem letzten Tipp (auch für den Mittagstisch) ist: Wir begehen heute den „bundesweiten Tag der Suppe“.

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Freitag, 18. November: Vorlesetag

Auf die Bücher, fertig, los…!

Dieser Freitag, 18. November 2022, ist bundesweiter Vorlesetag (ext.). „Deutschlands größtes Vorlesefest“, wie die Stiftung Lesen, Die Zeit und die Deutsche Bahn als Träger betonen, ist ein Grund zum Feiern – stimmt aber auch nachdenklich.

Letzteres vor allem aufgrund einer Meldung, die gerade durch die Medien ging: Jedem fünften Kind zwischen einem und acht Jahren wird laut einer Umfrage unter Eltern in der Familie nie vorgelesen. In fast 40 Prozent der Familien wird aktuell wenig oder gar nicht vorgelesen.

Dabei kann Vorleser auch für den Vorleser erfüllend sein. Und bisweilen sogar Action bescheren, wenn der jüngste Nachwuchs sich in Wimmelbilder stürzt. Unser Familien-Standard war „Sachen suchen: Auf dem Bauernhof“, ein Wimmelbuch ab 2 Jahren.

Besonders passend sind aktuell „Unsere schönsten Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen“. Wohl für eilige Eltern sind die „mit praktischen Hinweisen zu Vorlesedauer und Inhalt“ versehen.

Da hatte meine Mutter mehr Geduld. Wir haben Fortsetzungsromane geliebt. Mutter in der Zeitung, ich beim Vorlesen. Beispielsweise „Peter Pan“, den es als fürs Vorlesen neu erzählten Klassiker gibt.

Vom Titel her ein Volltreffer, dennoch aber eher daneben ist „Der Vorleser“. Der Welterfolg von Bernhard Schlink, passt inhaltlich eher weniger zum Thema des Tages. Wer im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT „Zum Vorlesen“ eingibt, erhält fast 1000 Treffer.

Heute könnte man sich mit dem Nachwuchs auch mal ein Comic gönnen, am „Mickey Mouse Day“ feiern wir den Geburtstag der berühmtesten Maus der Welt. Am 18. November 1928 hatte die ihren ersten großen Auftritt im Disney-Zeichentrickfilm „Steamboat Willie“. Die „Geschichte einer Ikone“ ist nachzulesen in „Disney Micky Maus Museum“.

Literarisch bewegten an diesem Datum Neuveröffentlichungen, Uraufführungen und Geburtstage das Publikum und die Leser. Heute vor 90 Jahren (1932) etwa wurde Ödön von Horváths sozialkritisches Volksstück „Kasimir und Karoline“ uraufgeführt. Und am gleichen Tag neun Jahre später (1943) legte Hermann Hesse seinen Roman „Das Glasperlenspiel“ vor.

Geboren wurde am 18. November 1906 Klaus Mann als ältester Sohn Thomas und Katja Manns. Seine Werke wie „Mephisto“ waren oft gezielte Tabubrüche. Klaus Mann wurde zu einem der wichtigsten Repräsentanten der deutschsprachigen Exilliteratur nach 1933, zerbrach auch an politischen und persönlichen Enttäuschungen und beging 1949 Suizid.

Am 18. November 1939 erblickte die Kanadierin Margaret Atwood das Licht der Welt. Bekannt wurde sie vor allem durch den Roman „Der Report der Magd“, der 1990 von Volker Schlöndorff als „Die Geschichte der Dienerin“ verfilmt wurde.

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