Ulrich Krökel: Lesung zum Ukraine-Krieg

Zwei Jahre Krieg – Wohin steuert Russland?

„Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht.“ So formulierte es die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock am Morgen des 24. Februar 2024. Kurz zuvor waren russische Spezialeinheiten in Kiew gelandet. Zugleich drang eine riesige Invasionsarmee von Norden, Osten und Süden in die Ukraine ein.

Ulrich Krökel. Foto: Raum11/Jan Zappner

Zwei Jahre ist das nun her. Klar ist längst, dass Wladimir Putin mit dem Generalangriff auf die Ukraine alle Brücken nach Westen abgebrochen hat. Trotz militärischer Misserfolge hält der russische Präsident an seinen imperialen Eroberungsplänen fest. Er überzieht das Nachbarland mit einem erbarmungslosen Abnutzungskrieg. Doch wohin kann, wohin soll das führen?

Der langjährige Osteuropa-Korrespondent Ulrich Krökel wirft in seinem Vortrag einen genaueren Blick auf Russland. Dabei zeigt sich schnell, dass Putin vor allem aus Schwäche heraus Krieg führt. Sein überdehntes Riesenreich ist kaum zukunftstauglich. Künstliche Intelligenz, Klimakatastrophe, demografischer Wandel: Putins Russland hat der Welt des 21. Jahrhunderts keine Lösungen zu bieten und erst recht keine Hoffnung.

Weniger gefährlich macht das die Lage allerdings nicht. Im Gegenteil. Putin ist mit seinem Krieg eine mörderische Wette eingegangen: Er setzt auf den Zerfall des Westens, um seinen eigenen Niedergang zu stoppen.

Zum Autor

Ulrich Krökel, geboren 1968 in Braunschweig, hat slawische Sprachen und Osteuropäische Geschichte in Kiel, Sankt Petersburg und Irkutsk studiert. Seine Russlandreisen führten ihn bis ins fernöstliche Wladiwostok und auf die Halbinsel Kamtschatka. Von 2010 bis 2023 berichtete er als Korrespondent deutscher Tageszeitungen aus der Ukraine, Polen und Belarus.

Freitag, 23. Februar 2024, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Dienstag, 23. Januar: Große Geister

Große Geister (v.l.): Stendhal, Camilla Collett, Edouard Manet und David Hilbert. Fotos: Wikipedia, gemeinfrei

Von Stadtmenschen und Wegbereitern

An diesem Dienstag, 23. Januar 2024, belasse ich es wirklich bei einigen „Geburtstagskindern“. Die Auswahl ist absolut willkürlich, die Namen aus einer schier unendlichen Geburtstagsliste herausgepickt.

Starten wir mit dem französischen Schriftsteller Stendhal, der am 23. Januar 1783 als Marie-Henri Beyle in Grenoble zur Welt kam. Das Multitalent, dass auch als Journalist, Militär und Politiker aktiv war, gilt heute als einer der frühesten Vertreter des literarischen Realismus. Zu seinen Meisterwerken zählt „Rot und Schwarz“ („Le Rouge et Le Noir“).

Ihrer Zeit voraus war auch die Norwegerin Camilla Collett, die am 23. Januar 1813 als Camilla Jacobine Wergeland, Tochter des Theologen und Politikers Nicolai Wergeland und jüngere Schwester des Schriftstellers Henrik Wergeland, zur Welt kam.

Heute wird sie als erste norwegische Frauenrechtlerin gerühmt, was sich vor allem auch in Werken wie „Die Töchter des Amtmanns“ (engl.) widerspiegelt. Die deutsche Ausgabe wird vermutlich noch über den Bücher-Suchservice der BÜCHER-HEIMAT zu finden sein.

Die Impressionisten sind für ihre Landschaftsmotive berühmt – doch ausgerechnet der berühmte Wegbereiter des Impressionismus hatte mit Landschaft nicht viel am Hut. Der heute vor 192 Jahren (1832) geborene „Édouard Manet“ (Biografie) war ein absoluter Stadtmensch, der Paris nur höchst ungern verließ.

Großartige Motive für großartige Gemälde fand er dennoch und gilt als einer der Wegbereiter der modernen Malerei. Wer seine Mitmenschen mit den fantastischen Bildern beglücken will, kann sich im „Postkarten-Set Édouard Manet“ bedienen.

Zu guter Letzt kommen wir zu meinem persönlichen Sorgenfall, denn der heute vor 162 Jahren (1862) geborene David Hilbert gilt als einer der bedeutendsten Mathematiker der Neuzeit. Mein Verhältnis zur Mathematik war und ist eher angespannt. Immerhin habe ich auch mal in Göttingen studiert, wenn auch nicht dazu beigetragen, dass die Uni-Stadt von 1895 bis 1933 das mathematische Zentrum mit Weltruhm schlechthin war.

Aber zurück zu Hilbert:  Viele seiner Arbeiten auf Teilgebieten der Mathematik und mathematischen Physik begründeten eigenständige Forschungsgebiete. In einer programmatischen Rede auf dem internationalen Mathematikerkongress 1900 in Paris benannte er die hilbertschen Probleme, eine Liste von 23 Problemen der Mathematik (ext.), die die mathematische Forschung nachhaltig beeinflussten.

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Cornelia Koepsell liest aus „Die Unbezähmbaren“

Frauen-Schicksale im Nachkriegsdeutschland

Cornelia Koepsell stellt am 5. September 2024 ihren Roman „Die Unbezähmbaren“ in der BÜCHER-HEIMAT vor. Zum Inhalt hier eine Rezension von Marie-Sophie Michel, Geest-Verlag:

Nachkriegszeit. Eine Familie versucht, sich in Bad Schwartau in Schleswig-Holstein eine neue bürgerliche Existenz aufzubauen. Die Eltern – ehemalige Erben einer inzwischen sozialisierten Textilfabrik – sind aus Guben an der Neiße geflohen und werden als Flüchtlinge und Habenichtse diskriminiert.

Die Tochter Julia rebelliert gegen die familiären und gesellschaftlichen Zumutungen, die sie als Mädchen ertragen muss und möchte ein Junge sein. Aus dem Sohn Paul soll trotz seiner Leseschwäche etwas werden.

Julia schließt sich eng mit der Tante Frieda zusammen, die nach drei Fehlgeburten von ihrem Ehemann verlassen wurde. Er heiratet eine Frau, die „besser funktioniert“. Als Geschiedene und kleine Kontoristin hat Frieda einen schweren Stand. Zudem wird sie vom Vorgesetzten verführt, erlebt das erste Mal sexuelle Freuden, verbunden mit tiefer Demütigung.

Die erst 14-jährige Julia ist ihre einzige Vertraute. Gegenseitig versuchen die beiden Frauen, sich die Welt zu erklären, in der sie leben. Beide verbindet zudem das Interesse an Literatur und am Schreiben.

Frieda übernimmt schließlich einen Tante-Emma-Laden, weil ihr das eine größere Unabhängigkeit verspricht und sie im kleinen Rahmen ihre eigene Herrin ist.

Als die Tante tödlich verunglückt, stürzt Julia ins Bodenlose.

Zur Autorin

Cornelia Koepsell wurde 1955 in Scharnebeck geboren, lebte lange in Augsburg. Studium von Germanistik, Betriebswirtschaft und Geschichte, arbeitete im Finanzbereich. Mehrmalige Gewinnerin des Poetry Slams „Lauschangriff“ in Augsburg, Gewinnerin des 3. Preises Schwäbischer Literaturpreis 2011.

Cornelia Koepsell: „Die Unbezähmbaren“, Geest-Verlag GmbH, 250 Seten, ISBN 9783866859753, Preis: 13,80 Euro.

Donnerstag, 5. September 2024, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Montag, 22. Januar: Digital-Detox

Den schmerzenden Rücken entzücken

Heute ist Montag, 22. Januar 2024, und hier beginnt eine Reihe „Not-Blogs“. Um schmerzende Schulter und Rücken zu entzücken, steht „Digital-Detox“ auf meiner Todo-Liste. Es mag sein, dass das bebücherte Kalenderblatt in den kommenden vierzehn Tagen auch mal ganz ausfällt.

Vorab bin ich eine Erklärung schuldig: Am Sonntag um 9 Uhr ist es wieder mal passiert. Genauer gesagt am Samstag mit dem Sonntag. Ich habe den Blog vorgeschrieben – und versehentlich sofort versendet.

Womit dokumentiert wäre, dass ich die bewundernd-mitleidigen Blicke für mein frühes Tagwerk nicht verdiene. Für den Fall, dass ich wieder einmal voreilig auf „veröffentlichen“ klicke, sei hiermit offiziell eingestanden, dass die meisten Beiträge im Voraus eher abends bei einem gepflegten Gläschen Wein entstehen.

In den „Not-Blogs“ werde ich mich auf Geburtstage „großer Geister“ und deren Werke beschränken. Den Auftakt macht der heute vor 463 Jahren (1561) geborene Francis Bacon. Der englische Philosoph, Staatsmann und Autor wurde als Wissenschaftler zu einem Wegbereiter des Empirismus. Folgerichtig sah Bacon selbst in der „Großen Erneuerung der Wissenschaften“ sein Hauptwerk.

Heute vor 295 Jahren (1729) kam Gotthold Ephraim Lessing zur Welt – der übrigens 52 Jahre später in Braunschweig verstarb. Als Dichter der Aufklärung ist Lessing der erste deutsche Dramatiker, dessen Werk bis heute ununterbrochen in den Theatern aufgeführt wird. Er fühlte sich dem „Toleranzgedanken“ verpflichtet. Was aktuell – ebenso wie die Lektüre seines „Nathan der Weise“ – Pflicht für alle Menschen sein sollte…

Mit einem „Totentanz“ an einen Geburtstag zu erinnern, klingt komisch, passt aber beim heute vor 175 Jahren (1849) geborenen August Strindberg. Es ist das wohl bekannteste Werk des schwedischen Schriftstellers und Dramatikers, der mehr als 60 Dramen, zehn Romane, zehn Novellensammlungen und mindestens 8.000 Briefe verfasste.

Drei Herren sollen noch schnell genannt werden. Der erste wäre Sir Alf Ramsey, der am 22. Januar 1920 geboren wurde und als Trainer der englischen Fußballnationalmannschaft mir 1966 meine erste bewusst erlebte Fußball-WM versaut hat.

Dann wäre da noch ein Mann, dessen Namen und seinen Mut, damit herumzulaufen, ich bewundert habe: Am 22. Januar 1951 erblickte der einstige Bundestagsabgeordnete Cajus Julius Caesar das Licht der Welt. Auch Sohn und Enkel heißen Gaius Julius.

Und noch ein persönliches Dankeschön an einen Mann, dem es immer wieder gelingt, in Sachen Finanzen und Steuern einem Vollpfosten wie mir die Themen nahezubringen. Heute vor 61 Jahren (1963) wurde Hermann-Josef Tenhagen geboren, Wirtschaftsjournalist und Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest. „Das Finanztip-Buch“ (eBook) zeigt, wie man „mit wenig Aufwand viel Geld sparen“ kann.

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Sonntag, 21. Januar: Weltknuddeltag

Knuddeln und Klagelieder

Wir knuddeln und kuscheln uns durch diesen Sonntag, 21. Januar 2024. Aus gutem Grund, denn heute ist der „Weltknuddeltag“ (National Hugging Day)

Der Aktionstag wurde durch den US-amerikanischen Pfarrer Kevin Zaborney 1986 ins Leben gerufen und entwickelte sich zum weltweiten Aktionstag. Das Datum ist bewusst gewählt, der 20. Januar ist der zeitliche Mittelpunkt zwischen Weihnachten als „Fest der Liebe“ und dem Valentinstag als „Tag der Liebenden“.  

Ziel des „Weltknuddeltag“ ist es, zu lernen, Gefühle in der Öffentlichkeit besser zum Ausdruck bringen zu können und einander näher zu kommen. Auf der Website Weltknuddeltag (ext.) wird sogar die am meisten zu knuddelnde Person des Jahres gekürt. 2017 fiel die Wahl auf einen Deutschen, den Fußballtrainer Jürgen Klopp.

Seine Gefühle legte der große Dichter Rainer Marie Rilke lieber in Verse. Wie bei den „Duineser Elegien“ („Klagegedichte“), deren erste er heute vor 112 Jahren (1912) vom Schloss Duino bei Triest an seine Gastgeberin, Gräfin Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe, sendete. Die Duineser Elegien bewegen sich allerdings zwischen glücklichen Momenten (Liebe) und dem Klagegedicht.

Heutzutage brutzeln sie auf allen Kanälen, vor exakt 87 Jahren (1937) trat in London im Studio der BBC Marcel Boulestin sozusagen als „Urvater“ aller Fernsehköche in der Sendung „Cook’s night out“ vor die Kamera: „The Finer Cooking or Dishes for Parties“ (engl.).

Heute vor 71 Jahren (1953) zappelten zum ersten Mal Heldenfiguren meiner Kindheit an (fast) unsichtbaren Fäden: Mit ihrer Version von Peter und der Wolf ging im deutschen Fernsehen erstmals die Augsburger Puppenkiste auf Sendung. „Herzfaden“ ist der Verlagswerbung nach „ein großer Roman über ein kleines Theater“.

Ich persönlich denke beim Stichwort Puppenkiste sofort an mein absolutes Kinder-Lieblingsbuch: „Der kleine dicke Ritter“ von Robert Bolt, das das Marionettentheater herrlich umgesetzt hat. Woran ich aber auch wieder erkenne, dass die Zeiten sich ändern: Für meine Jungs zählten die „Warrior Cats“ zu ihren Lieblingsbüchern. Am 21. Januar 2003 erschien „In die Wildnis“, der erste Band der Reihe, die mittlerweile acht Staffeln aufweist.

Mit Blick auf die Warrior Cats müssen wir auch noch einen Geburtstagsgruß loswerden: Heute vor 77 Jahren (1947) wurde Cherith Baldry geboren. Die Britin ist ein Viertel des Warrior-Cats-Autoren Erin Hunter. Denn hinter dem Pseudonym verbirgt sich ein Autorenteam, dem neben Baldry auch Kate Cary, Victoria Holmes und Tui Sutherland angehören.

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Samstag, 20. Januar: Kaffee und Käse

Unruhiger Blick ein Jahr voraus

An diesem Samstag, 20. Januar 2024, kann man gefahrlos vorhersagen, worauf „die Augen der Welt“ auf den Tag genau in einem Jahr gerichtet sein werden: Seit 1934 werden die frisch gewählten US-Präsidenten jeweils am 20. Januar in Washington vereidigt.

Angesichts der vermutlichen Kandidaten dieses Jahres (Biden & Trump) blickt man unruhig nach vorn und dann doch lieber weiter in der Zeit zurück. Beispielsweise auf den 20. Januar 1945, der eine Besonderheit zu bieten hatte: Franklin D. Roosevelt wird als 32. US-Präsident als einziger Amtsinhaber überhaupt zum vierten Mal vereidigt.

Normalerweise ist nach zwei Amtsperioden Schluss. Man kann also ziemlich sicher sein, dass Roosevelt seinen Platz in dem Quartett „U.S. Presidents“ gefunden hat. Das Deck lädt dazu ein, „32 U.S. Präsidenten mit ungewöhnlichen Fakten in einem Kartenspiel“ zu entdecken.

Ein anderes Datum, dass bis heute Emotionen weckt, ist der 20. Januar 1961, an dem Dwight D. Eisenhower das Amt des US-Präsidenten an John F. Kennedy (Biografie) übergab. „JFK“, vergleichsweise jung und strahlender Charmeur, agierte seinerzeit häufig in den Kategorien „Lichtgestalt“ und „Hoffnungsträger“.

Im Rückblick fällt die Bewertung heute in vielen Bereichen weit kritischer aus. Interessante Einblicke verspricht auch ein Buch der First Lady: Jacqueline Kennedy hatte mit dem Historiker Arthur M. Schlesinger „Gespräche über ein Leben mit John F. Kennedy“ aufgezeichnet. Veröffentlicht wurde das Werk erst nach dem Tod von „Jackie“.

Bevor ich mich an die Geburtstage des Tages mache, „arbeite“ ich zwei US-Aktionstage ab, die mir durchaus sympathisch sind. Wir begehen den „Tag der Kaffeepause“ (National Coffee Break Day). Und mit dem „Tag der Käseliebhaber“ (National Cheese Lovers Day) gibt es auch gleich einen Speisetipp – obwohl die Kombination Kaffee und Käse mich weniger locken würde.

Den Reigen der literarischen Geburtstage eröffnet heute ein Literaturnobelpreisträger, den ich tatsächlich nicht einmal dem Namen nach kannte. Der Däne Johannes Vilhelm Jensen wurde am 20. Januar 1873 geboren und erhielt die Nobelpreisweihen 1944. Seinen Roman „Des Königs Fall“ (ebook) wählten die Dänen 1999 zum „Dänischen Buch des Jahrhunderts“.

Nicht unumstritten, aber mit Millionenauflagen erfolg- und einflussreich war der am 20. Januar 1921 geborene Journalist und Schriftsteller Bernt Engelmann. Seine „Anti-Geschichtsbücher“ prägt ein Geschichtsbild „von unten“. Engelmann rückte nicht die Herrschenden, sondern die Beherrschten in den Fokus: „Ihr da oben, wir da unten“ veröffentlichte er gemeinsam mit Günter Wallraff.

Wikipedia bezeichnet in als „Komiker und Moderator“. Nach fünf Büchern, von denen zwei auf der Spiegel-Bestsellerliste weit oben rangierten („Lauf, Wigald, lauf“ und „Herr Boning geht baden“), dürfte man den am 20. Januar 1967 geborenen Wigald Boning mittlerweile durchaus auch als Schriftsteller bezeichnen.

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Markus Weber über „Nach Deutschland“

Markus Weber über „Nach Deutschland“

Isabel Schayani:

Nach Deutschland

Städte und Gemeinden kommen bei der Aufnahme von Migranten teilweise an ihre Grenzen. Rechte Kräfte hetzen gegen Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund. Inmitten aufgeheizter Debatten tut ein Perspektivwechsel gut.

Die bekannte Fernsehjournalistin Isabel Schayani legt vor diesem Hintergrund ein sowohl wohltuend sachliches wie auch empathisches Buch vor. Dabei zeichnet sie fünf sehr unterschiedliche Wege von Menschen nach, deren Ziel Deutschland ist, die aber nicht alle dorthin gelangen. Zum Teil trifft sie die Menschen über lange Zeiträume immer wieder und kommt ihnen sehr nahe.

Da ist Safi aus Afghanistan, der es im Winter über die Balkanroute versucht und sich unterwegs in ein junges Mädchen verliebt. Ruhi wird im Iran wegen seiner Zugehörigkeit zur Religion der Bahá’í verfolgt und kommt vor deutschen Behörden in Erklärungsnöte. Omid versucht schließlich, da ihm der Weg nach Deutschland verwehrt ist, mit seiner kleinen Tochter im Schlauchboot über den Ärmelkanal zu kommen. Die neunjährige Melika sitzt mit ihrer Familie im Lager Moria fest. Und Olena ist dankbar, dass sie vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland fliehen konnte.

Isabel Schyani beschränkt sich nicht auf die Schilderung betroffen machender Lebensgeschichten. Sie verwebt die Geschichten und Gespräche mit soliden Hintergrundinformationen, z.B. über die Heimatländer und über Verfolgung und Armut, über den Krieg, über die kriminellen Schlepper ebenso wie über die unkoordinierte EU-Migrationspolitik und deutsche Behörden oder Leben im Auffanglager.

Ergänzt werden die Lebenswege mit Fragen an vier sehr unterschiedliche Expertinnen und Politiker – die Bandbreite reicht vom luxemburgischen Außenminister Asselborn, der sich an internationalem Recht orientiert, bis zum ungarischen Außenminister Szijjártó, der nationalen Interessen Vorrang vor den Rechten der Migranten gibt.

Das Buch hilft Stereotype und Vorurteile zu überwinden und ein differenziertes Bild zu gewinnen. Ich wünsche mir, dass es in viele Hände gelangt.

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Isabel Schayani: Nach Deutschland. Fünf Menschen. Fünf Wege. Ein Ziel, Verlag C.H. Beck 2023, ISBN 978-3406806315, 319 Seiten, 26,00 Euro.

Freitag, 19. Januar: Es ist nicht alles Quark

Der Faust, Schauerliteratur und Psycho-Krimis

Es ist nicht alles Quark auf dieser Welt. Aber dieser Freitag, 19. Januar 2024, ist der „Welt-Quark-Tag“ (World Quark Day).

Wobei das „World“ etwas in die Irre führt. Der Aktionstag wurde zwar von „Queen of Quark“, einer Marke der Happy Harbour Brands International Family in den Vereinigten Staaten aus der Taufe gehoben, aber in USA wird Quark tatsächlich kaum hergestellt und nur teuer verkauft.

Es fehlt an der „etablierten Quark-Kultur“ und dem Bewusstsein, dass Quark Bestandteil einer gesunden Ernährung sein kann. In Deutschland ist das „Standing“ des Molkereiproduktes weit besser, „Joghurt, Quark und Käse“ sollten nach Ansicht etlicher Autoren hierzulande „natürlich selbst gemacht“ sein.

Der Blick geht heute mal wieder nach Braunschweig und fällt 195 Jahre zurück auf einen großen Moment deutscher Theatergeschichte. Am Hof-Theater (das heutige Staatstheater) erlebte eine vom Handlungsablauf gegenüber dem für unspielbar gehaltenen Originaltext Goethes radikal veränderte Fassung von Goethes „Faust“ ihre Uraufführung.

Wogegen zunächst einmal nichts einzuwenden wäre. Als Harzer allerdings hätte ich dagegen protestiert, dass ausgerechnet auch die „Walpurgisnacht“ dem Rotstift zum Opfer fiel. Die Inszenierung von Ernst August Friedrich Klingemann betonte vor allem die Gretchentragödie und wurde auch ohne Harzer Flair ein großer Erfolg.

Zumindest zu meiner Schulzeit gehörte „Faust – Der Tragödie erster Teil“ zur Pflichtlektüre und war im Deutsch-Abi sozusagen „gesetzt“. Heutzutage gibt es viele Pfade, auf denen man sich dem Klassiker nähern kann. Wer glaubt, alles bereits intus zu haben, widmet sich dem Spiegel-Wissenstest „Wen liebte Goethes Faust?“.

Vorbereiten kann man sich auf den Test auch mit „Klassisch gut: Faust-Zitate“. Die werden vielfach von Redner für Einstiegssätze geplündert. Leider aber passt auch Goethe nicht auf alle Anlässe…

Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten seh‘n!“ Wer diesen Satz sein Faust-Lieblingszitat nennt, ist vermutlich der Meinung, Goethe habe zu viele Worte verschwendet. Aber mittlerweile kann man „Faust“ auch als Graphic Novel goutieren. Oder man begnügt sich mit der Einschätzung von Bertolt Brecht: „Im Grunde genommen ist es die Liebesgeschichte eines Intellektuellen mit einer Kleinbürgerin. Das muss ja mit dem Teufel zugegangen sein.

Zwei Geburtstage sollen noch schnell Erwähnung finden: Heute vor 215 Jahren (1809) wurde Edgar Allan Poe geboren. Wer sich in sein Schaffen einlesen will, könnte zum „Werk von Edgar Allen Poe Die Raben Edition“ auf knapp 1000 Seiten greifen. Der Einstieg in die „Schauerliteratur“.

Heute vor 103 Jahren (1921) erblickte Patricia Highsmith das Licht der Welt.   Die US-amerikanische Großmeisterin des „Psycho-Krimis“ („Der talentierte Mr. Ripley“) gibt in einem „Werkstattbuch“ ambitionierten Nachwuchsautoren Tipps zu „Suspense oder Wie man einen Thriller schreibt“.

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Donnerstag, 18. Januar: Geschichtsstunde

Ausschnitt von Anton von Werners „Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches“ . Das Bild hängt im Bismarck-Museum Friedrichsruh. Foto: Wikipedia (gemeinfrei)

Schwieriges Erbe und ein großes Prinzip

Heute ist Donnerstag, 18. Januar 2024. Die Recherchen für das bebücherte Kalenderblatt erinnerten mich eindringlich an meinen (von mir sehr geschätzten) Geschichtsunterricht.

Heute vor 153 Jahren wurde ein Kapitel deutsche Geschichte geschrieben, das ein „schwieriges Erbe“ bescherte: Am „Reichsgründungstag“ wurde der Kaiserproklamation im Schloss von Versailles am 18. Januar 1871 gedacht. Wobei „Reichsgründungstag“ irreführend ist, denn der Norddeutsche Bund hatte bereits zum 1. Januar offiziell den Namen „Deutsches Reich“ angenommen.

„Die Reichsgründung 1870/71“ wurde als „Leistung“ gefeiert – und führte in die europäischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. „Es war ein kurzer Weg von der Gründung des Kaiserreiches bis zur Katastrophe des Ersten Weltkrieges“, formulierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Schon zum 150-jährigen Jubiläum schrieb der Historiker Eckart Conze in seinem Bestseller über die „Schatten des Kaiserreichs“: „Es gibt nichts zu feiern. Das Reich von 1871, es ist vergangen. Das Deutschland der Gegenwart steht nicht in seiner Tradition.“ Eine Lehre, die offenkundig leider nicht bis zu „Reichsbürgern“ und an den rechten Rand durchgedrungen ist.

Da wir schon beim Thema Geschichte sind und im gewissen Sinn den Blick auch nach Frankreich gerichtet haben, gehen wir nochmal zweihundert Jahre zurück und erinnern an Charles de Secondat, Baron de Montesquieu. Geboren ist der Schriftsteller, Philosoph und Staatstheoretiker der Aufklärung einige Tage zuvor, verlässlich bekannt ist jedoch nur der 18. Januar 1689 als Taufdatum.

Wer sich einlesen will, findet mit „Persische Briefe“ und „Vom Geist der Gesetze“ zwei Hauptwerke Montesquieus in einem Band. In den „Persischen Briefen“ schuf er staatsphilosophische Ansätze, die die Epoche der Aufklärung prägten. Viele Jahre später entwickelte er mit dem „Geist der Gesetze“ erstmals das Prinzip der Gewaltenteilung.

Genug Historie – obwohl der Welterfolg des am 18. Januar 1882 geborenen britischen Schriftstellers A. A. (Alan Alexander) Milne auch schon fast 100 Jahre auf dem Buckel hat: Das Kinderbuch über  “Winnie the Pooh” (engl.), den nicht wenige für „The Best Bear in all the World” halten, erschien 1926. Mit Blick auf Milnes Geburtstag wird heute der weltweite „Winnie the Pooh Day“ begangen.

Heute vor 55 Jahren (1969) wurde die erste Sendung der „ZDF-Hitparade“ mit Dieter Thomas Heck als Moderator ausgestrahlt. Die DVD „Hier ist Berlin!“  bietet das „Beste aus der ZDF-Hitparade“ und zugleich (nicht allein schlagertechnisch) eine Zeitreise.

Noch ein Blick in die Region: Heute vor 211 Jahren (1813) wurde in Halchter bei Wolfenbüttel Theodor Elias August Benjamin Engelbrecht geboren. Der Mann war Arzt und Universitätsprofessor für Physiologie in Braunschweig, machte sich aber einen Namen vor allem als einer der bedeutendsten deutschen Pomologen (Obstbaukundler) des 19. Jahrhunderts. In dem Band „Geschichte der Gartenkultur“ hat er vermutlich auch ein Plätzchen gefunden.

Und ganz schnell noch 43 göttliche Youtube-Sekunden mit einer Filmszene aus „Der Hofnarr“ mit Danny Kaye (geboren 18. Januar 1911), der „Becher mit dem Fächer“ gehört zu meinen Allt-Time-Favorites…


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Mit Heinz-Peter Gerber „Von Pol zu Pol“

Reise in 80 Minuten um die Welt

„Die Welt ist wie ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.“ (Augustinus)

Reisen zum Erkunden unbekannter Orte und ferner Länder sind für uns Menschen ja eine gelungene Abwechslung vom Grau des Alltags – für manche sogar ein kleines Abenteuer.

Das wusste schon der Schriftsteller Jules Vernes in seinem Bestseller „In 80 Tagen um die Welt“. In dieser Zeit haben es Heinz-Peter Gerber und seine Frau allerdings nicht geschafft. Sie haben 40 Jahre gebraucht, um 100 Länder und Inseln auf der ganzen Welt für sich zu entdecken – von der Arktis bis zur Antarktis – und vieles, was dazwischen liegt.

Sie kamen jedes Mal zurück und hatten jede Menge Geschichten und Fotos im Gepäck. Eine kleine Auswahl davon gibt es in diesem Lichtbildervortrag zu erleben.

Die Reise startet in der Arktis, auf der Suche nach Eis und Eisbären. In Nordamerika auf der Inside-Passage beobachten sie Braunbären beim Fangen der Lachse. In Südamerika begeistern in Iguazu die größten Wasserfälle der Welt. In der Antarktis sind Hunderttausende von Pinguinen gerade mit der Aufzucht ihres Nachwuchses beschäftigt. Auf dem afrikanischen Kontinent kommen sie in Südafrika den wilden Tieren ganz nah. In Marokko und in Ägypten sind es dagegen die beeindruckenden Bauwerke – Moscheen, Paläste und Pyramiden.

Dann geht es ins Morgenland auf die arabische Halbinsel, wo sich gigantische Bauwerke und Wüste abwechseln. In der Türkei gibt es die Weltnaturwunder Kappadokien und Pamukkale zu bestaunen. Im Mittelmeer bieten sich die griechischen Inseln, Malta und das italienische Pompeji an, viel Antikes zu entdecken, während auf Mallorca die Natur im Vordergrund steht. Der Atlantik hat neben der Blumeninsel Madeira ganze Inselketten zu bieten. So haben sich die Kanaren trotz gleicher Entstehungsgeschichte zu unterschiedlichen Charakteren entwickelt. Die neun Inseln der Azoren sind eines der letzten und vielseitigsten Naturparadiese Europas – mal üppig grün, mal karg wie eine Mondlandschaft.

In Großbritannien und Irland können unzählige Burgen, Schlösser und Ruinen besucht werden, meist in schöne Parkanlagen eingebettet. In der Schweiz können selbst die höchsten Berge mit Bergbahnen befahren werden. Und dann vergisst man meist die Schönheit vor der eigenen Tür, denn auch in Deutschland gibt es eine abwechslungsreiche Vielfalt an Sehenswürdigkeiten. Auf einer Ostsee-Kreuzfahrt empfangen die Besucher viele interessanten Städte und wunderschöne Landstriche entlang der Küsten.

Auf Island zeigt die größte Vulkaninsel der Erde, dass hier immer noch jeden Tag ein Stück neu erschaffen wird – durch Vulkane, Geysire, Wasserfälle, heiße Quellen, durch Gletscher und das Meer. Und dann endet die Rundreise wieder im Norden, in Norwegen, das mit dem Postschiff zu jeder Jahreszeit bereist werden kann. Zu empfehlen ist auf jeden Fall eine Winterreise, denn dann kann man hier unter einem Himmelzelt mit dem stimmungsvollen Nordlicht verbringen.
Es lohnt sich!

Viele dieser Themen lassen sich in den sieben Büchern der Weltentdecker-Edition von Heinz-Peter Gerber nachlesen. Stimmungsvoll zeigt der Fotograf und Autor die Schönheiten der Natur und Tierwelt, untermalt mit Geschichten, Erzählungen und Reiseberichten.

Donnerstag, 10. Oktober 2024, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
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