Freitag, 13. Oktober: Verrufenes Datum

Puzzle statt Paraskavedekatriaphobie

Da haben wir den Salat, das zweite Mal in diesem Jahr: Freitag, der 13., genauer gesagt Freitag, 13. Oktober 2023. Wer mit dem verrufenen Datum, schwarze Katzen und anderen Symbolen Probleme hat, könnte das (wie ich) durchaus auch als Ausrede für einen faulen Tag im Bett nutzen.

Was den freitäglichen Aberglauben angeht, haben wir ein Durchschnittsjahr. Zwei Mal stand Freitag, der 13., im Kalender. Heute Abend sind wir also mit dem Thema für 2023 durch. Richtig heftig wird es dann erst wieder 2025 mit drei „dreizehnten Freitagen“.

Dass sind dann ernsthaft harte Zeiten für all jene, die unter Paraskavedekatriaphobie leiden. So bezeichnen Experten die Angst vor dem ominösen Datum. Ich bezweifele allerdings, dass sich die englische Kurzgeschichtensammlung mit dem einprägsamen Titel “Paraskavedekatriaphobia” besonders gut verkaufen lässt.

Sucht man im Internet nach „Freitag der 13.“ liefert eine immens erfolgreiche Horrorfilmreihe gleichen Namens die ersten Fundstellen. Mit der „Angstzahl“ 13 spielt auch der Serienkiller-Thriller „Thirteen“. Und Spannung und Grusel sind auch bei der Thriller-Lektüre von „Mörderischer Freitag“ angebracht.

Für zart besaitete Gemüter empfehle ich da eher den Griff zum Kinder-(Hör-)Buch: Bibi Blocksberg ist am „Freitag, der 13.“ mit ihrer ganzen Hexenkunst gefordert. Und ganz sicher alle Tücken des Tages umgehen kann, wer sich dem „Freitag der 13. – 1000 Teile Puzzle“ widmet.

Wobei der ganze Hype um das Datum tatsächlich Mumpitz ist. Auswertungen von Unfalldaten haben ergeben, dass sich an einem Freitag, dem 13., nicht mehr Verkehrsunfälle mit schwerem Sachschaden ereignen als an anderen Freitagen. Eher sogar weniger, weil sich manche Menschen aus abergläubischer Sorge vorsichtiger verhalten.

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Petra Nietsch über „Ich wünschte, du wärst hier“

Petra Nietsch über „Ich wünschte, du wärst hier“

Jodi Picoult:

Ich wünschte, du wärst hier

I wish you were here

Diana O’Toole, Kunstexpertin bei Sotheby’s, hat seit Jahren einen genauen Plan, wie ihr Leben beruflich und privat verlaufen soll. Und dazu gehört auch, dass Finn ihr auf der anstehenden 14-tägigen Reise zu den Galapagos-Inseln einen Heiratsantrag machen wird. Aber dann kommt alles ganz anders, denn Finn ist Arzt, und wegen der sich im März 2020 auch in New York ausbreitenden Pandemie hat sein Krankenhaus eine Urlaubssperre verhängt.

Er überzeugt Diana alleine zu fliegen, aber als sie auf Isabela Island ankommt, erfährt sie, dass sie die Insel in nächster Zeit nicht mehr verlassen kann, da diese sich vollständig von der Außenwelt isoliert. Und es kommt noch schlimmer, denn es gibt auch keinen Internetempfang. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat Diana keinen Plan und muss sich in einer ihr unbekannten Situation zurechtfinden. Sie steht vor vielfältigen Herausforderungen und das verändert sie.

Jodi Picoult hat einen Roman vorgelegt, der sich wie die zwei Seiten einer Münze liest, denn in der Mitte des Buches überrascht sie uns durch eine völlig unerwartete Wendung, die noch einmal eine besondere Spannung erzeugt. Wie in all ihren anderen Büchern auch, verknüpft sie eine fiktive Geschichte mit gesellschaftlich relevanten Themen.

Der Roman „Ich wünschte, du wärst hier“ erscheint am 23. November 2022 in deutscher Sprache. Wer die Zeit bis dahin überbrücken möchte und die Autorin Jodi Picoult noch nicht kennt, dem kann ich ihre beiden Romane „My Sister’s Keeper/ Beim Leben meiner Schwester“ und „Small Great Things/ Kleine große Schritte“ uneingeschränkt empfehlen.

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Jodi Picoult: „Ich wünschte, du wärst hier“, Bertelsmann Verlag, 416 Seiten, ISBN 9783570104163, Preis: 22,00 Euro.


Markus Weber über „Im Zwielicht der Zeit“

Markus Weber über „Im Zwielicht der Zeit“

Ellinor Wohlfeil:

Im Zwielicht der Zeit

2019 besuchte Ellinor Wohlfeil Bad Harzburg, um aus ihren Büchern zu lesen und aus ihrem Leben zu erzählen. GZ-Redakteur Holger Schlegel titelte den Bericht über die Veranstaltung: „Die kleine Dame mit der großen Botschaft“. Das trifft auch auf ihre Bücher zu.

1925 als Ellinor Landauer geboren, wuchs sie in Bad Harzburg auf. In dem Roman „Im Zwielicht der Zeit“ beschreibt sie einfühlsam die Geschichte ihrer Familie von 1912 bis 1945, auch wenn die Namen geändert wurden. Sehr bewusst hat sie die Zeit ab 1933 erlebt, wurde sie doch als sogenannte „Halbjüdin“ von den Nazis diffamiert. Das bekam sie auch als Kind in der Schule zu spüren.

Daneben werden die Konflikte in der Familie deutlich, etwa die Auseinandersetzungen mit der Mutter, ob es sich für ein Mädchen aus gutem Hause gehört, einen Beruf zu erlernen. Oder die Belastungen und tiefen Ängste, die sich aus der Verfolgung ihres Vaters als Jude ergaben – die Angst, als er 1938 ins KZ Buchenwald verschleppt wurde und sich schließlich 1943 das Leben nahm. Deutlich wird, wie die traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit das gesamte Leben weiterwirken.

Im April 2022 ist Ellinor Wohlfeil gestorben. Zum Glück bleiben ihre Bücher (nicht nur der hier besprochene Roman), die ein beeindruckendes und authentisches Zeitzeugnis geben.

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Ellinor Wohlfeil: „Im Zwielicht der Zeit“, Verlag 3.0 Zsolt Majsai; Revised Edition 2021, 340 Seiten, ISBN 978-3956673658, Preis: 14,80 Euro.

Donnerstag 21. Juli Hemingway und Galopprennen

Mein liebster Lieblingsschriftsteller

An diesem Donnerstag, 21. Juli 2022, muss ich – bevor es auf die Galopprennbahn geht – einen 123. Geburtstag feiern: Ernest Hemingway, mein liebster Lieblingsschriftsteller, erblickte an diesem Tag des Jahres 1899 das Licht der Welt.

Sein Machismo war mir dabei immer eher fremd. Aber der absolut aufs Wesentliche verknappte Schreibstil fasziniert. Kurzgeschichten wie „Alter Mann an der Brücke“ (in „Schnee auf dem Kilimandscharo“), die die Hilflosigkeit der Menschen angesichts der Sinnlosigkeit des (spanischen Bürger-)Krieges in einem lakonischen Dialog erschütternd vor Augen führt, sind einfach großartig geschrieben.

Eine Einschätzung, mit der ich wahrlich nicht allein bin. Hemingway gehört zu den erfolgreichsten und bekanntesten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Und zu den meistgeehrten Schriftstellern: 1953 erhielt er den Pulitzer-Preis für seine Novelle „Der alte Mann und das Meer“ und 1954 den Literaturnobelpreis. Muss man gelesen haben. Am besten bei einem der Cocktails, die der Meister so liebte…

An der Galopprennwoche hätte Hemingway sicher auch seinen Spaß gehabt. Zum Glück kühlt es sich ja ab und Regen und Gewitter sollen zum Nachmittag auch abziehen. Wobei ich nicht wenige kenne, die sich neben den Pferderennen und dem Wettfieber vor allem auf den Samstag freuen. Dann heißt es „Erst zum Rennen, dann zur Party“ mit einem kostenlosen Open-Air-Konzert zweier Cover-Bands, die Depeche-Mode– und Marius-Müller-Westernhagen-Feeling (DVD) an den Weißen Stein zaubern.

Um einen leicht korrigierenden Nachtrag komme ich nicht herum: Die Apollo 11-Besatzung ist am 20. Juli auf dem Erdtrabanten gelandet, aber erst heute vor 53 Jahren, am 21. Juli 1969 betraten Neil Armstrong und danach Buzz Aldrin als erste Menschen den Mond. Es war exakt am 21. Juli 1969 um 02:56:20 Uhr UT.

Wenn ich schon Hemingway gratuliere und feiere, darf ich einen großen deutschen Autor nicht vergessen: Heute vor 129 Jahren wurde Hans Fallada geboren. Auch seine Werke prägt ein objektiv-nüchterner Stil, der schonungslos und sozialkritisch die Lebenswirklichkeit der Weimarer Republik beschreibt. „Kleiner Mann – was nun?“ beispielsweise wurde sehr zu Recht zu einem Welterfolg.

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Samstag 16. Juli Rivalen der Rennbahn

Stets aufs Neue ein Zuschauermagnet (Foto: 1950) und das größte Sportspektakel des Harzes: Die Galopprennwoche startet heute. Das Foto stammt aus dem Ahrens-Archiv der Bad Harzburg-Stiftung.

Sportspektakel und Familienfest

Boxen auf! An diesem Samstag, 16. Juli 2022, startet die 142. Bad Harzburger Galopprennwoche. An diesem und am nächsten Wochenende sowie am Donnerstag feiert Bad Harzburg und feiert die Region ihr größtes Sportspektakel, das zugleich eines der größten Familienfeste ist.

Wer an den Renntagen verhindert oder gar in den Urlaub gefahren ist, kann sich seine Portion Galoppsport natürlich auch über die BÜCHER-HEIMAT holen. Die Palette der Pferde(rennsport)-Bücher ist gigantisch, reicht von „Das Rennpferd – Seine Erziehung und Vorbereitung für die Rennbahn. Die neueste Methode der Engländer. ‚Documenta Hippologica‘. Reprint der Ausgabe von 1838“ über den „Hengst der Sonne“, den berühmtesten Araberhengst der Welt und einem „Was ist was“ für den Pferdesport-Nachwuchs oder auch den Rennsport-Fantasyroman „Titanen“ bis hin zur kompletten Fernsehserie „Rivalen der Rennbahn“ auf DVD.

Nicht ganz synchron läuft der Auftakt der Rennwoche am Weißen Stein mit dem Kalender der kuriosen Aktionstage. Der US-amerikanische „National I Love Horses Day“ (Ich-mag-Pferde-Tag) war gestern. Heute ist dagegen der „Welttag der Schlange“ (International World Snake Day).  Pferde finde ich respekteinflößend groß und vor Schlangen habe ich Angst. Da feiere ich lieber mit den Kanadiern heute den „Guinea Pig Appreciation Day“ (Ehrentag der Meerschweinchen).

Und dann muss heute noch an eine Segnung erinnert werden, die die Welt meiner Meinung nach nicht zwingend gebraucht hat: Am 16. Juli 1935 wurde in Oklahoma City die erste Parkuhr der Welt aufgestellt und erhielt den wenig schmeichelhaft klingenden Namen „Schwarze Maria“. Erfunden haben soll das münzgesteuerte Parkmessgerät (coin controlled parking meter) der Amerikaner Carlton Cole Magee.

In Deutschland blieben wir noch bis zum 4. Januar 1954 verschont, dann begann in Duisburg das Zeitalter der „Parkraumbewirtschaftung“ mit zwanzig „Parkographen“. Allerdings gab es keine rechtliche Grundlage, um Autofahrer zum Bezahlen von Parkgebühren zu zwingen. Erst 1956 wurde die Straßenverkehrsordnung geändert und Parkuhren legitimiert.

Seither trage ich treu und brav mein Scherflein bei – bisweilen sogar mehr als das, weil ich gern Parkschein und Parkscheibe vergesse und so zum schusseligen Knöllchensammler avanciere. Vielleicht sollte ich die 418 Seiten von „Halten – Parken – Abschleppen“ studieren.

Mit Blick auf die Galopprennwoche habe ich auch mit Blick aufs Parken Glück. Ich wohne quasi in Sichtweite (wenn der Weiße Stein abgetragen würde) der Rennbahn. Und vielleicht kann ich mit Wettglück (Ratgeber auf Englisch) mein Park-Defizit ausgleichen…

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Freitag 15. Juli Faszination documenta

Von Kunst, Können und Wollen

Der Countdown ist an diesem Freitag, 15. Juli 2022, bis auf 1 heruntergezählt: Morgen beginnt die 142. Bad Harzburger Galopprennwoche. Das Buch „111 Pferde, die man kennen muss“, beinhaltet aber leider keine todsicheren Tipps für die Viererwetten, sondern Geschichten rund ums Pferd.

„Boxen auf“ hieß es vermutlich nicht, als heute vor 67 Jahren (1955) die erste „documenta“ in Kassel eröffnet wurde. Die weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst findet mittlerweile alle fünf Jahre statt und dauert jeweils 100 Tage.

In dieser Zeit sorgt sie – zumindest, solange ich mich zurückerinnern kann – zuverlässig für heftige Diskussionen bis hin zu erbitterten Streitigkeiten. Wie gerade auch jetzt bei der 15. Auflage wieder. Obwohl ich mich selbst eher als „Kunstbanause“ einstufen würde, der dem geflügelten Wort anhängt, nachdem Kunst von Können kommt („käme sie von Wollen, hieße sie Wulst“), war ich bei aller Verwirrung stets auch fasziniert.

Auf den Punkt bringen diese Faszination zwei Kunstwissenschaftler, die in der Wikipedia zitiert werden: „… die documenta hat die Kunstwelt immer wieder erschüttert, ob in armen, nach Kunst dürstenden Nachkriegszeiten, in aufrührerischen Revolte-Jahren, in der unbeschwerten Epoche des ausgehenden 20. Jahrhunderts oder dem von der Globalisierung geprägten Jahrhundertwechsel. Die documenta-Geschichte ist eine Geschichte der Niederlagen, des Zweifels, der Skandale und gleichzeitig der Erneuerung, der Erkenntnis, der künstlerischen Produktivkraft. Immer aber war sie eine Erfolgsgeschichte …“

Während man also über die „documenta“ trefflich streiten kann, gehört das zweite Fundstück unseres „bebücherten Kalenderblatts“ unstrittig zu den wichtigsten Steinen, die je ein Mensch entdeckte, denn der Stein von Rosetta öffnete im Wortsinn „Lesewelten“.

Was der napoleonische Offizier Pierre François Xavier Bouchard am 15. Juli 1799 im Niltal entdeckte, war das Fragment einer steinernen Stele mit einem Priesterdekret. Das Besondere: In drei untereinanderstehenden Schriftblöcken war der Text in Hieroglyphen, auf Demotisch und Altgriechisch sinngemäß gleichlautend eingemeißelt.  Damit war der Fund mitentscheidend für die Entschlüsselung der ägyptischen Hieroglyphen. Wobei wiederum der Franzose Jean-François Champollion maßgeblichen Anteil hatte.

Eine große Stunde schlug heute vor 25 Jahren (1997) dem deutschen Radsport: Jan Ullrich gewann bei der Tour de France die Pyrenäen-Etappe und konnte das Gelbe Trikot des Gesamtführenden überstreifen.  Der Grundstein für den ersten Toursieg eines Deutschen war gelegt und wurde gefeiert – bis das böse Doping-Erwachen kam…

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