Dienstag, 27. September: Ein Tag im Jahr

Der Eulenspiegel-Brunnen im Bäckerklint in Braunschweig. Bild: Wikipedia (gemeinfrei)

Till Eulenspiegel ist einer von uns

Diesen Dienstag, 27. September 2022, müssten wir im Harz eigentlich besonders begehen, denn es geht um eine wirtschaftliche Grundlage der Region. Es ist „Welttourismustag“ (World Tourism Day).

Der Welttourismustag soll, so die Welttourismusorganisation (UNWTO), die „Bedeutung des Tourismus für die internationale Gemeinschaft sowie seine Auswirkungen auf soziale, kulturelle, politische und wirtschaftliche Werte weltweit“ aufzeigen. Wer sich da einlesen will, kann zu einem Standardwerk greifen: „Tourismus, Hotellerie und Gastronomie von A bis Z“.

Touristen werden eher selten in die ägyptische Hafenstadt Rosetta im Nildelta kommen, dazu ist die Zugkraft des nahegelegenen Alexandrias vermutlich zu groß. Obwohl im Hafenstädtchen 1799  „Der Stein von Rosetta“ gefunden wurde, der weltberühmt wurde.  In drei Schriftblöcken (Hieroglyphen, Demotisch, Altgriechisch) ist ein sinngemäß gleichlautender Text eingemeißelt, der 196 v. Chr. den König Ptolemaios V. rühmt. Heute vor 200 Jahren (1822) konnte Jean-François Champollion verkünden, dass er mit Hilfe des Steins von Rosetta das Geheimnis der Hieroglyphen, gelüftet habe.

Schelmischer geht es zwischen Harz und Heide zu. Festzumachen ist dies unter anderem an dem heute vor 116 Jahren (1906) eingeweihten Eulenspiegel-Brunnen am Bäckerklint 11 in Braunschweig. Und dass der Narr einer von uns ist, dürfte auch in dem Buch „Till Eulenspiegel – Ein kurzweiliges Buch von Till Eulenspiegel aus dem Lande Braunschweig“ von Bedeutung sein.

Bei einem Bäcker soll Till Eulenspiegel statt Brot Eulen und Meerkatzen gebacken haben. Bis heute sind in einigen Braunschweiger Bäckereien „Eulen und Meerkatzen“ in Gebäckform zu bekommen. Im Gedenken an den Narren und seine Braunschweiger Streiche stiftete der jüdische Bankier Bernhard Meyersfeld den Brunnen im Jahre 1905.  

Ein faszinierendes literarisches Projekt startete die Schriftstellerin Christa Wolf am 27. September 1960 in der DDR. Sie folgte einem Aufruf der Moskauer Zeitung „Iswestija“, einen Tag quasi live zu beschreiben. Die Idee ging zurück auf eine vergleichbare Aktion „Ein Tag der Welt“ von Maxim Gorki im Jahre 1936.

Christa Wolf aber ließ die Idee nicht mehr los. Sie beschrieb in der Folge jeden 27. September bis zum Jahre 2000 und veröffentlichte drei Jahre später das Buch „Ein Tag im Jahr“, das so zum Zeitzeugnis der deutsch-deutschen Geschichte wurde. Und die Autorin setzte die sehr spezielle Tagebuchform bis zu ihrem Tod fort. 2013 wurde aus dem Nachlass „Ein Tag im Jahr im neuen Jahrhundert“ veröffentlicht.

Heute vor 24 Jahren (1998) war im gewissen Sinn außerdem auch noch die mediale  Geburtsstunde eines heute allgegenwärtig erscheinenden Wissenschaftlers: Die BR-alpha-Sendung „alpha-Centauri“ wurde erstmals ausgestrahlt, in der der Astrophysiker Harald Lesch Fragen aus der Physik locker und für Laien verständlich beantwortet. Den Rahmen hat er im Fernseh-Dauereinsatz und als Buchautor weit gesprengt:  Die Abfrage „Harald Lesch“ im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT fördert ein paar Dutzend Fundstellen zutage.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —



Freitag 15. Juli Faszination documenta

Von Kunst, Können und Wollen

Der Countdown ist an diesem Freitag, 15. Juli 2022, bis auf 1 heruntergezählt: Morgen beginnt die 142. Bad Harzburger Galopprennwoche. Das Buch „111 Pferde, die man kennen muss“, beinhaltet aber leider keine todsicheren Tipps für die Viererwetten, sondern Geschichten rund ums Pferd.

„Boxen auf“ hieß es vermutlich nicht, als heute vor 67 Jahren (1955) die erste „documenta“ in Kassel eröffnet wurde. Die weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst findet mittlerweile alle fünf Jahre statt und dauert jeweils 100 Tage.

In dieser Zeit sorgt sie – zumindest, solange ich mich zurückerinnern kann – zuverlässig für heftige Diskussionen bis hin zu erbitterten Streitigkeiten. Wie gerade auch jetzt bei der 15. Auflage wieder. Obwohl ich mich selbst eher als „Kunstbanause“ einstufen würde, der dem geflügelten Wort anhängt, nachdem Kunst von Können kommt („käme sie von Wollen, hieße sie Wulst“), war ich bei aller Verwirrung stets auch fasziniert.

Auf den Punkt bringen diese Faszination zwei Kunstwissenschaftler, die in der Wikipedia zitiert werden: „… die documenta hat die Kunstwelt immer wieder erschüttert, ob in armen, nach Kunst dürstenden Nachkriegszeiten, in aufrührerischen Revolte-Jahren, in der unbeschwerten Epoche des ausgehenden 20. Jahrhunderts oder dem von der Globalisierung geprägten Jahrhundertwechsel. Die documenta-Geschichte ist eine Geschichte der Niederlagen, des Zweifels, der Skandale und gleichzeitig der Erneuerung, der Erkenntnis, der künstlerischen Produktivkraft. Immer aber war sie eine Erfolgsgeschichte …“

Während man also über die „documenta“ trefflich streiten kann, gehört das zweite Fundstück unseres „bebücherten Kalenderblatts“ unstrittig zu den wichtigsten Steinen, die je ein Mensch entdeckte, denn der Stein von Rosetta öffnete im Wortsinn „Lesewelten“.

Was der napoleonische Offizier Pierre François Xavier Bouchard am 15. Juli 1799 im Niltal entdeckte, war das Fragment einer steinernen Stele mit einem Priesterdekret. Das Besondere: In drei untereinanderstehenden Schriftblöcken war der Text in Hieroglyphen, auf Demotisch und Altgriechisch sinngemäß gleichlautend eingemeißelt.  Damit war der Fund mitentscheidend für die Entschlüsselung der ägyptischen Hieroglyphen. Wobei wiederum der Franzose Jean-François Champollion maßgeblichen Anteil hatte.

Eine große Stunde schlug heute vor 25 Jahren (1997) dem deutschen Radsport: Jan Ullrich gewann bei der Tour de France die Pyrenäen-Etappe und konnte das Gelbe Trikot des Gesamtführenden überstreifen.  Der Grundstein für den ersten Toursieg eines Deutschen war gelegt und wurde gefeiert – bis das böse Doping-Erwachen kam…

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —