Sonntag, 5. November: Der Tag des Nichtstuns

Von Müßiggang und gebackenen Glücksmomenten

Ich stehe dazu, dass ich von etlichen US-Importen nicht so übermäßig viel halte, aber an diesem Sonntag, 5. November 2023, könnte ich zwei Aktionstage aus „den Staaten“ durchaus gern folgen.

Der heutige „Tag des Nichtstuns“ (Zero Tasking Day) steht weit oben in meiner Beliebtheits-Liste der kuriosen Feiertage. Mit der Devise „Faul!“ schafft man sogar einen Spiegel-Bestseller, der „vom Nutzen des Nichtstuns“ kündet. Ein Essay über den „notwendigen Müßiggang in unserer stressigen Zeit“.

Die fernöstliche Sicht der Dinge transportiert Alan Watts in „Zen Zen“ und verkündet die „Weisheit des Nichtstuns“. Sein Tipp: „Sich dem natürlichen Fluss der Dinge überlassen“. Hoffentlich sind keine Klippen im Weg.

Dennoch: Auch wer Nichts tut, tut ja etwas. Und beim Tun bekomme ich zwangsläufig Hunger. Da greift dann der zweite US-Aktionstag, der auch noch prima zum Kaffee-und-Kuchen-Sonntag passt: Heute ist der „Ehrentag des Donuts“ (National Doughnut Appreciation Day).

Ich würde mir mit Blick auf den empfohlenen Müßiggang die leckeren Kringel ja kaufen, aber für viele Zeitgenossen ist das Selberbacken ja Ehrensache. Und da vereint die Bloggerin Sarah Zahn („Das Knusperstübchen“) die beiden Aktionstage aufs Trefflichste: „Glücksmomente backen“ liefert Anleitungen für „Auszeit-Cupcakes & Dankeschön-Donuts bis zu Liebeskummertorten“.

Mit einer langen Auszeit hatte es in seiner Karriere auch der Box-Champion George Foreman zu tun. Zwanzig Jahre, nachdem er 1974 beim „Rumble in the Jungle“ gegen Muhammad Ali den Weltmeistertitel verlor, wurde er am 5. November 1994 erneut der Champion der Boxwelt. So viele Bücher wie über seinen Kontrahenten Ali jedoch gibt es über Foreman bei Weitem nicht.

Wenn überhaupt, liegen sie in englischer Sprache vor. Denn in den USA verbuchte George Foreman später als Unternehmer und Lebensberater ebenso große Erfolge wie im Ring.  Sein Name ist bis heute fast im Wortsinn in aller Munde: Ein Indoor-Grill, der seinen Namen trägt, und Grillbücher („George Foreman’s Big Book of Grilling, Barbecue, and Rotisserie“) ließen die Dollar auch nach der Karriere munter millionenfach rollen.

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Samstag, 4. November: Geschenke-Alarm 50!

Träume und ein Pharaonen-Tag

Samstag, 4. November 2023. In 50 Tagen ist Weihnachten. Ergo: Geschenke-Alarm 50!  Für Howard Carter fiel das Fest der Feste vor 101 Jahren (1922) auf eben diesen 4. November, als er im Tal der Könige das Grab des Pharaos Tutanchamun (Kings Valley 62) entdeckte.

Folgerichtig begehen wir heute den Tutanchamun-Tag (International King Tut Day). Was man derzeit auf einigen TV-Sendern zu spüren bekommt, Dokus um den jungen Pharao haben Hochkonjunktur. „Howard Carter und das Grab des Tutanchamun“ist die „Geschichte einer Entdeckung“ schlechthin.

Eigentlich wollte ich heute ja keine Geschenktipps geben, aber der Schmuckband mit 101 farbigen Abbildungen könnte sich anbieten. Wer Kinder greift zu einer Ausgabe der National Geographic Kids „Total Genial! Tutanchamun“ (ab 7 Jahre).

Wer vor gar nichts zurückschreckt, kann sich immer noch das Musical „Tutanchamun“ anhören. Untertitel: „Die Ewigkeit liegt in jedem Augenblick“. Genau deswegen leide ich bei den meisten Musicals. Dann doch lieber den Bogen weiter spannen: Hayley Edwards-Dujardin betrachtet in „GOLD (Farben der Kunst)“ die Kunstwelt „von Tutanchamun bis Andy Warhol“.

Na wann denn nun: Sigmund Freuds frühes Hauptwerk „Die Traumdeutung“ erschien am 4. November 1899, wurde aber vom Autor auf das Jahr 1900 vordatiert – laut Lexikon „ein selbstbewusster Hinweis des Autors auf seine epochemachende Entdeckung“.

Das Selbstbewusstsein war gerechtfertigt, obwohl Freud in einem Brief an einen Freund zweifelte: „Glaubst Du eigentlich, daß an dem Hause dereinst auf einer Marmortafel zu lesen sein wird?: ‚Hier enthüllte sich am 24 Juli 1895 dem Dr. Sigm. Freud das Geheimnis des Traumes‘. Die Aussichten sind bis jetzt hierfür gering.“ Heute steht dort eine Stele mit eben diesen Zeilen…

Nicht so bekannt wie Grimmsche Sammlung, aber am 4. November 1825 viel beachtet: Wilhelm Hauffs „Märchen-Almanach auf das Jahr 1826“ wird herausgegeben. Und am 4. November 1964 hatte in Frankreich der erste Film über „Fantomas“ mit Jean Marais und Louis de Funès Premiere. Für den kleinen Komiker der ganz große Durchbruch. Der Roman „Fantomas“ der französischen Autoren Pierre Souvestre und Marcel Allain liegt aktuell allerdings nur auf Englisch vor.

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Markus Weber über „Asterix – Die weisse Iris“

Markus Weber über „Asterix – Die weisse Iris“

Fabcaro/Conrad:

Die weisse Iris

(Asterix Band 40)

Einen Literaturtipp für ein Comic-Heft? Selbstverständlich, denn inzwischen gehören die Asterix-Hefte, seit sie 1959 in Frankreich zuerst erschienen sind, zum festen Kanon. In vielen Sprachen sind sie erschienen. Sogar im Lateinunterricht werden sie gelesen. In diesem Jahr in der 40. Band erschienen. Und auch auf den Feuilleton-Seiten der ZEIT oder der Süddeutschen Zeitung finden sich Besprechungen.

In meiner Jugendzeit gehörten die jeweils neuen Hefte zum Pflichtprogramm. Manche Sprüche aus den Heften gehörten zum guten Ton unserer Unterhaltungen. Inzwischen war meine Begeisterung ein wenig erlahmt. Nach verschiedenen positiven Hinweisen habe ich mir den neuesten Band gekauft und mal wieder mit Freude gelesen.

Wie immer bestehen die alten Konstellationen zwischen Römern und dem widerständigen gallischen Dorf, das sich der römischen Herrschaft nicht beugen will. Doch Visusversus, der Leibarzt von Cäsar, bringt auf beiden Seiten einiges durcheinander. Positives Denken, Achtsamkeit und gesunde Ernährung werden als Waffen eingesetzt, um die Römer zu stärken und die Gallier zu besiegen. Die neue Strategie scheint aufzugehen …

Vielleicht bleibt nach der Lektüre der ein oder andere Spruch, um ihn bei passender Gelegenheit einzusetzen. Wie wäre es mit „Die Blüte einer einzigen Iris erleuchtet den Wald“ – oder „Kanalisiere deine Emotionen und verwandle sie in eine konstruktive Kraft“?

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Fabcaro (Zeichnungen: Diedier Conrad): Die weisse Iris (Asterix Band 40), Egmont Verlag 2023, 48 Seiten, ISBN 978-3770424405, Preis: 13,50 Euro.

Freitag, 3. November: Weltmännertag

Die Männerwelt und ihre Tage

Da muss Mann durch: An diesem Freitag, 3. November 2023, begehen wir den „Weltmännertag“ als „Aktionstag zur Männergesundheit“. Nicht zu verwechseln mit dem Internationale Männertag am 19. November, an dem es um „mehr Gleichgewicht der Geschlechter“ geht.

Startet man(n) im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT mit dem Suchwort „Männertag“, fällt das Ergebnis mager aus. Im Selbstverlag freut sich eine Autorin „Endlich! Der Männertag ist da!!!“ und verspricht Sprüche, Witze, Zitate und Sprichwörter zum Thema.

Ansonsten gibt es noch den Klamaukfilm „Männertag“ (DVD) in dem ­ – fast ahnt man es – die Helden auf einem „Bierbike“ daher gerollt kommen. Was den Verdacht nahelegt, dass der „Aktionstag zur Männergesundheit“ vor allem die Auswirkungen des ungesunden „Vatertag“ bekämpfen soll…

Der 3. November ist auch ein Datum, an dem die Film- und Fernsehwelt gleich mehrfach auf neue Wege wechselte. Heute vor 67 Jahren (1956) wurde im Bayerischen Rundfunk erstmals in der deutschen Fernsehgeschichte Werbung ausgestrahlt. Für eine Waschmittelmarke waren die Schauspieler Beppo Brem und „Liesl Karlstadt“ aktiv. Letztere sehr zu Unrecht meist an zweiter Stelle neben ihren Partnern von Beppo Brem bis Karl Valentin genannt.

Am 3. November 1925 präsentierte ein junger Regisseur mit „The Pleasure Garden“ (Irrgarten der Leidenschaft) seinen ersten (Stumm-)Film. Es folgten viele weitere Welterfolge: In „Alfred Hitchcock. Sämtliche Filme“ findet sich auch eineillustrierte Liste all seiner berühmten Cameo-Auftritte.Und wer dann die Ergebnisse von „Hitch‘s“ Arbeit doch lieber im Bewegtbild begutachten will, macht mit den 21 Thrillern in der „Alfred Hitchcock Collection“ sicher nichts falsch.  

Auf 28 Streifen bringen es die Godzilla-Filme aus Japan, deren erster am 3. November 1954 uraufgeführt wurde. Damit man nicht den Überblick verliert, kann man alles darüber unter dem wenig schmeichelhaften Titel „Japan – Die Monsterinsel“ nachlesen.

Seinen 86. Geburtstag (1937) hätte heute der 2005 verstorbene und zu meinen Lieblingssatirikern zählende Friedrich Karl Waechter feiern können. Zusammen mit F. W. Bernstein, Robert Gernhardt, Eckhard Henscheid, und Hans Traxler zählte F. K. Waechter zur Neuen Frankfurter Schule.

Er zeichnete für twen, pardon, Titanic und das Zeit-Magazin, landete mit der Parodie „Anti-Struwwelpeter“ 1970 einen ersten Bucherfolg, illustrierte viele Ausgaben von Bernsteins „Die schärfsten Kritiker der Elche / waren früher selber welche“ und lag mit einem Buchtitel falsch: „Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein“  – es guckten viele (und nicht nur Schweine) sehr gern.

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Mittwoch, 1. November: „Lalalalalalalalalalalalalalalalala 2x“

Tierischer Tag für Einhörner und Ohrwürmer

Grausamer Start in den Tag an diesem Mittwoch, 1. November 2023. Ich habe mir beim Recherchieren für unser bebüchertes Kalenderblatt einen veritablen Ohrwurm eingefangen.

Heute vor 50 Jahren (1973) hatte der Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ (Illustrierte Sammlung „Tschechische Märchen“)Premiere. Und seither geht Weihnachten ohne Aschenbrödel nicht mehr. Und der Ella-Endlich-Song „Küss mich, halt mich, lieb mich“ macht „Last Christmas“ Konkurrenz. Nur gelesen bekommt man „Lalalalalalalalalalalalalalalalala 2x“ (Originalzitat aus dem Textbuch) nicht mehr aus dem Ohr.

Ähnlich aufdringlich vermehrt sich in den letzten Jahren nur ein Sagentier, vor allem als Emoji in den Sozialen Medien: Heute ist der „Tag des Einhorns“ (International Unicorn Day). Um die „Geschichte einer Faszination“ geht es in dem Buch „Das Einhorn“, eine Kulturgeschichte „vom Wunderallheilmittel der Antike bis zum Symbol der Queer-Bewegung in der Moderne“.

Die meisten Einhorn-Bücher gehören ins Kinderzimmerregal. Wobei Peter S. Beagles Fantasy-Hit „Das letzte Einhorn“, der auch als gleichnamiger Zeichentrickfilm zum Welterfolg wurde, durchaus auch Lektüre für Erwachsene ist. Mein an dieser Stelle obligatorischer Hinweis auf die Einhornhöhle bei Scharzfeld (ext.) im Südharz kommt für einen Ausflugtipp zu spät. Winterpause.

Wer den Tag kulinarisch noch nicht verplant hat, kann sich heute auf den „Weltvegantag“ (World Vegan Day) einstellen. Aus Tier- und Umweltschutzgründen immer stärker im Kommen ist der Veganismus, was auch an den Fundstellen im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT zu erkennen ist.  Das Suchwort „vegan“ fördert 8477 Treffer zutage.

Da es sich überwiegend um Rezeptbücher handelt und vieles also Geschmackssache ist, sei hier nur ein Beispiel genannt: „Vegan! Das Goldene von GU“ (Graefe und Unzer Verlag) bietet „glamourös verpackt“ gut 300 „tierfreie Rezepte zum Glänzen und Genießen“.

Noch drei große Kultur-Jahrestage: Heute vor 511 Jahren (1512) wurden in der Sixtinischen Kapelle in Rom die Deckenfresken von Michelangelo enthüllt. Mit 790 farbingen Abbildungen zeichnet ein Standardwerk den Werdegang des genialen Künstlers nach. „Michelangelo“ könnte auch als nobles Weihnachtsgeschenk dienen: 118 Euro.

Der 1. November scheint William Shakespeare als Premierentag für seine Werke besonders gefallen zu haben. Im Jahr 1604 wurde sein „Othello“ uraufgeführt – hier Band 19 der edlen Shakespeare-Gesamtausgabe aus dem Hause Ars Vivendi. Das Theaterstück „Der Sturm“ ist Band 7 der gleichen Reihe und wurde sieben Jahre nach Othello im Jahr 1611 uraufgeführt.

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Dienstag, 31. Oktober: Hexenneujahr

Weltspartag und Walpurgis-Anklänge

Wir sind am letzten Tag des „goldenen Oktober“ angekommen. Dieser Dienstag, 31. Oktober 2023, steht für Samhain und den Weltspartag. Und für den Reformationstag. Na gut, auch für Halloween.

Die Gruselnacht mit den Kürbisköpfen ist allerdings irischen Ursprungs und lässt sich wahrscheinlich tatsächlich vom irisch-keltischen Fest Samhain ableiten. Wozu auch passt, dass die Waliser das Fest der „Nacht des Winteranfangs“ als eine der „drei Geisternächte“ begehen. Zu einer Reise durch die Jahreskreisfeste lädt „Samhain“ ein und erläutert „Mythologie, Folklore, Rituale“

Das „Ende des Sommers“ an Samhain hat gewisse Bezüge auch in den Harz. Der Sage nach feiern die keltischen Hexen an diesem Tag ihr „Hexenneujahr“ – klingt nach Walpurgis. Wer sich selbst im Hexenfach ausprobieren möchte: „Witchcraft Samhain Orakel“ bietet 44 „magische Orakelkarten für moderne Hexen zu Halloween“.

„Schöner Sparen mit der Umschlagmethode“ erklärt die gelernte Bankkauffrau Christine Heinrichsmeyer und verspricht „eine Sparstrategie, die nicht nur effektiv Geld spart, sondern auch noch Spaß macht!“ Was könnte man am heutigen Weltspartag besser studieren.

Budgetplanung oder Spar-Challenges waren in meiner Kindheit noch kein Thema. Zumindest für meine Oma. Die gab mit zwar regelmäßig einen Groschen, nötigte mich dann aber, diesen in ein Sparschwein zu werfen, das wiederum am Weltspartag in der Sparkasse geschlachtet wurde.

Wobei vom Schlachtefest keine Rede sein konnte, die schönen Groschen verschwanden auf einem Sparkonto. Derweil hätte ich viel lieber die heimische Wirtschaft angekurbelt. Für einen Groschen bekam man in unserem Dorf-Edeka sagenhafte 5 (in Worten: fünf) Kirschlutscher mit grünem Stiel.

Ich mag Poesie und Porträts. Mit Blick auf die Geburtstage des Tages werden beide Vorlieben bedient. Heute vor 228 Jahren (1795) wurde John Keats geboren. Einer der großen Vertreter der englischen Romantik. Die schönsten Briefe und Gedichte vereint „Sanfte Träume hält der Tag bereit“.

Heute vor 103 Jahren (1920) erblickte der Fotograf Helmut Newton das Licht der Welt. „June und Helmut Newton“ ist die Biographie eines außergewöhnlichen Künstlerpaars. Ein Berliner Jude, der die Fotografie liebt, strandet in den vierziger Jahren in Australien und heiratet eine junge Schauspielerin, die an seiner Seite selbst namhafte Fotografin wird.

Am selben Tag wie Helmut Newton, am 31. Oktober 1920, kam auch eine deutsche Fußball-Legende zur Welt: Fritz Walter. „Unter Bombern“ erzählt über das Leben Walters, den „Wahnwitz des Krieges und die Macht des Fußballs“. Im Ergebnis, so der Verlag, entstand ein Buch „nicht nur für Fußballfans“.

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Montag, 30. Oktober: „C U L T R“

Als ein Hörspiel Massenpanik auslöste

„C U L T R“ – mit einem Abschiedsgruß (See you later) starte ich in den Montag, 30. Oktober 2023. Natürlich aus gegebenem Anlass, denn „C U L T R“ war heute vor 27 Jahren (1996) die letzte offizielle Botschaft, die Norddeich Radio im Morsealphabet über Kurzwelle sendete. Was aktuell aber nicht heißen soll, dass wir ans Aufhören denken.

Erinnerungen an die Kinderzeit weckt der „Welttag des Hörspiels“ (World Audio Drama Day | ext.). Heute ist der 75. Jahrestag des wohl berühmtesten Hörspiels der Welt. Die Live-Ausstrahlung von Orson Welles‘ Radiohörspiel „Krieg der Welten“ nach dem Roman von H.G. Wells löste am 30. Oktober 1938 an der US-Ostküste eine Panik aus, weil Hörer glaubten, die Invasion der Marsmenschen sei real.

Als Kind saß ich in der Vor-Fernseh-Ära (bei uns bis 1966) mit der Familie häufiger vorm Radio, um Hörspiele zu erleben. Damals tauchte ich so tief ein, dass mich nichts ablenken konnte.

Wenn ich heute Hörbücher versuche, muss ich konstatieren, dass mir diese Fähigkeit selbst bei Jahresbestsellern wie Dörte Hansens „Zur See“, Jürgen von der Lippes „Sex ist wie Mehl“ und Delia Owens „Der Gesang der Flusskrebse“ abhandengekommen ist. Am ehesten klappt das Zuhören noch bei Jürgen von der Lippe. Nein, nicht wegen des Themas! Aneinandergereihte Witze sind leicht zu konsumieren.

Unvergesslich wie die großen Hörspiele ist aber auch ein TV-Erlebnis, für das ich mir eine Nacht um die Ohren schlug. Am 30. Oktober 1974 gewann Muhammad Ali beim „Rumble in the Jungle“ in Kinshasa den WM-Kampf gegen George Foreman brach damit (als zweiter Boxer nach Floyd Patterson) das ungeschriebene Gesetz: „They never come back“. Norman Mailer schrieb mit „Der Kampf“ eine Reportage, die ebenso außergewöhnlich wie der Fight selbst ist.

Noch ein wenig Fußball-Historie: Heute vor 60 Jahren (1963) wurde Herbert Widmayer beim 1. FC Nürnberg der Stuhl vor die Tür gestellt. Als erste Trainerentlassung in der Geschichte der Fußball-Bundesliga hat er es bestimmt auch in  „60 Jahre Bundesliga“ geschafft.Vermutlich kein Plätzchen abbekommen haben dürfte Widmayer dagegen in dem Buch „Die Zeit der Strategen“ , in der moderne Trainergrößen wie Guardiola, Löw, Mourinho und Co. „den Fußball neu denken“.

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Sonntag, 29. Oktober: Winterzeit

Ohne Jetlag und Winterkälte

Willkommen in der Winterzeit, so lautet das Motto an diesem Sonntag, 29. Oktober 2023. Die mahnende Frage, ob alle Uhren eine Stunde zurückgestellt sind, verkneife ich mir: Selbst mein trautes Rentner-Heim ist mittlerweile so „smart“, dass kaum noch eine Uhr manuell getrimmt werden muss.

Ich mag nicht schon wieder über Sinn und Unsinn der Zeitumstellung philosophieren. Oder darüber lamentieren, dass das Europaparlament schon vor Jahren beschlossen hat, die Uhr-Umstellerei müsse aufhören. Ganz ehrlich: Ich habe an den Zeit-Sonntagen selten einen „Mini-Jetlag“ verspürt. Und wenn, dann war die Ursache eher an exzessiv ausgelebten Samstagabenden zu finden…

Für alle, die weiter meinen, die geänderte Uhrzeit bringe ihren Bio-Rhythmus durcheinander, gibt es Ratgeber gegen Jetlag. Allein vom Titel her gefiel mir ein Werk am besten, das die „volle Dosis unnützer Wissenschaft“ verspricht: „Viagra hilft Hamstern bei Jetlag“.

Wenn schon kein Jetlag, dann sollte mit der Winterzeit doch wenigstens arktische Kälte bei uns Einzug halten. Aber auch da: Fehlanzeige! Die Wetterprognosen weisen bis über die November-Mitte hinaus zweistellige Temperaturen (im Plusbereich!) aus.

Wer partout Kälte braucht, kann die sich immer noch anlesen. Zum Thema Kälte hätten wir da einen gestandenen Welterfolg und (immerhin) einen Spiegel-Bestseller – was am Rande noch den netten Vorteil hat, dass die Werke absolut „geschenktauglich“ sind. Da wäre zunächst einer meiner Thriller-Favoriten mit John Le Carrés „Der Spion, der aus der Kälte kam“. Und einen Stammplatz in den Bestsellerlisten hat J. D. Robb (aka Nora Roberts) inne. Auch mit „Kälter als die Lüge“.

Mir sagt man (zurecht) einen Massengeschmack nach. Was mich nicht stört. Zumindest so lange, bis mir ein Zitat des Verhaltensforschers Konrad Lorenz („Er redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen“) wieder in den Sinn kommt: „Ein ganz böser Zwang ist die Vermassung. Wenn viele Menschen dasselbe glauben, kommen sie leicht zu dem Ergebnis: Fresst Scheiße, Millionen Fliegen können sich nicht irren.“

„Millionen Fliegen können nicht irren…“ wurde einst sogar von Plakaten und T-Shirts gespöttelt. Nun wären dünne Hemdchen für die Winterzeit absolut daneben. Aber man kann sich ja „Kleidung für kältere Tage“ selbst nähen. Anja Roloffs „Hej. Skandi-Chic – Super cosy“ sollte mit Tipps aus nordischen Ländern Hilfestellung geben können.

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Samstag, 28. Oktober: Die Zeit im Blick

Klompelompe, Kuscheltiere und Konfetti

Alle Jahre wieder – und das auch noch jeweils zwei Mal: Zeitumstellung. An diesem Samstag, 28. Oktober 2023, verabschieden wir uns von der Sommerzeit. Am Sonntagmorgen wird die Uhr um 3 auf 2 Uhr zurück in die Winterzeit gedreht.

Nehmen wir also die Zeit in den Blick, die ganze Aktion mal positiv und als Auftrag: „Winterzeit mit Klompelompe“ ist eine „kuschelige Strickanleitungen für die ganze Familie“. Mützen und „ausgefallene Pullover“ dürften in Energiesparzeiten immer sinnvoll sein. Das Wort Klompelompe kommt laut Internet aus dem Westfriesischen und bedeutet Büschel.

Literarisch richten wir den Blick im bebücherten Kalenderblatt heute auf meinen absoluten Favoriten unter den Autoren dieser Welt: Am 28. Oktober 1954 wurde Ernest Hemingway der Literaturnobelpreis verliehen. Als ihn die Nachricht per Telegramm auf Kuba erreichte, soll er seine Frau geweckt haben: „Ich habe das Ding bekommen. Du weißt doch, das schwedische Ding.“

Gefeiert wird er als „Wegbereiter einer neuen Erzähltechnik“. Verliehen wird Hemingway der Nobelpreis „für seine kraftvolle und stilbildende Beherrschung der modernen Erzählkunst“ in „Der alte Mann und das Meer“. Belege für den faszinierend lakonischen Stil lassen sich jedoch schon im 1926er Erstling „Fiesta“ („The Sun Also Rises“) finden, den ich noch mehr mag als den „alten Mann“.

Über Vicco von Bülows Opern-Leidenschaft hatten wir ja kürzlich erst Bezug genommen, nun rückt Loriots Favorit Richard Wagner mit seinem größten Werk in den Fokus: Heute vor 29 Jahren wurde Loriots „Der Ring an einem Abend“ am Mannheimer Nationaltheater uraufgeführt. Kurzweilig wie „Loriot erzählt Richard Wagners Ring des Nibelungen“ (MP3 Hörbuch).

In USA steht heute ein Aktionstag an, der lieb gemeint ist, bei Thriller-Fans aber blanken Horror auslösen könnte: Der „Tag der Kuscheltier-Liebhaber“ (Plush Animal Lover’s Day) erinnert unweigerlich an den „Friedhof der Kuscheltiere“ von Grusel-Großmeister Stephen King.

Dagegen ist der heutige „Welt-Konfetti-Tag“ (World Ticker-Tape Day) eher harmlos – außer für Hausmeister, die fegen müssen. „Lass Konfetti für dich regnen“ fordert denn auch Lisa-Marie Koroll, laut Verlagswerbung „Teenieliebling Nummer 1 und Instagram-Star“.

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Freitag, 27. Oktober: Wortweltmeister

Gruseln und kuschelige Katzen

Dieser Freitag, 27. Oktober 2023, ist der 300. Tag des Jahres. Keine Angst, es folgt keine Geschenke-Warnung. Aber die Grusel-Gemeinde ist in der akuten Phase der Halloween-Vorbereitung.

Mit Martinssingen und Laternegehen glücklich groß geworden, kann ich mit dem US-Import bis heute nicht wirklich etwas anfangen. Kürbisschnitzen geht ja noch (vor allem wegen der leckeren Kürbissuppe), aber muntere Skelette und zauberhafte Zombies mag ich nicht.

Wer voll in die Grusel-Geisteswelt eintauchen will, sollte sich gut präparieren. Mit meinem Tipp bin ich etwas spät dran, denn der „Halloween-Planer & Adventskalender Herbst“ soll durch den Oktober mit „31 inspirierenden Zitaten und Halloween Bildern“ den Countdown begleiten.

Zum Thema Halloween passt, dass heute (in Großbritannien) der „Tag der schwarzen Katze“ (National Black Cat Day) begangen wird. Dabei geht es gar nicht um den schlechten Ruf, den die katholische Kirche der schwarzen Katze im Mittelalter angedichtet hat. Vielmehr wollen Tierschützer damit die niedrige Adoptionsquote schwarzer Katzen aus Tierheimen verbessern.

Dass dürfte ein hartes Stück Arbeit werden, denn der Aberglaube ist europaweit tief verwurzelt. Seinen Niederschlag findet er auch in der Literatur, beispielsweise in einer Sammlung unheimlicher Geschichten von Edgar Allen Poe: „Die schwarze Katze“.

Da wir eine bekennende Katzenfamilie sind, wären aber „Goldene Katzenweisheiten“ eher angebracht. Angepriesen wird der Aufsteller als „edles Geschenk für Katzenliebhaber mit ästhetischen Schwarz-weiß-Fotografien“. Mich locken weit mehr Gedichte und Gedanken eines meiner Lieblingsschriftsteller, der seine Katzen über alles liebte: Erich Kästner taufte seine Katzen Pola, Lollo, Butschi und Anna und setzte ihnen in „Meine Katzen“ ein literarisches Denkmal.

Neu auf meiner Leseliste steht seit heute Dylan Thomas, der am 27. Oktober 1914 in Wales das Licht der Welt erblickte. Im zarten Alter von vier Jahren lernte er Shakespeare auswendig und mit acht Jahren schrieb er erste eigene Gedichte. Elke Heidenreich bezeichnet „Unterm Milchwald“ (deutsch/engl.)als„grandiosen Klassiker des Wortweltmeisters“. Da wird man neugierig.

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