Dienstag, 15. November: Süßer Heinrich

Die verräterischen Bücherregale

Ein zweischneidiger Aktionstag steht am heutigen Dienstag, 15. November 2022, für einen BÜCHER-HEIMAT-Blogger an: Es ist der „Tag des öffentlichen Bücherschranks“ in Deutschland. Kann eine Buchhandlung Werbung für ein kostenloses Bücherangebot machen? Aber klar, die Bücher für die Schränke wie am „Plumbohms“ in der Bummelallee müssen ja erst einmal gekauft werden. Vorzugsweise in der BÜCHER-HEIMAT.

Der erste Bücherschrank wurde am 15. November 2003 in Bonn aufgestellt. Seither kann sich die Idee des kostenlosen Einstellens und Mitnehmens von Büchern auch über ganz Deutschland verbreitet.  Vielleicht aber sollte man auch dabei Vorsicht walten lassen, denn laut „Bücherliebe“  verraten Bücherregale so einiges über uns.

Bei den Recherchen für das „bebücherte Kalenderblatt“ sammelt man reichlich „unnützes“ Wissen an. Beispielsweise, dass die Flagge Brasiliens den Stand der Gestirne über Rio de Janeiro am 15. November 1889 um 8.30 Uhr abbildet. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien ausgerufen.

Ich muss nachher mal schauen, ob dies in dem von mir besprochenen Buch „Spaß mit Flaggen“ vermerkt ist oder in den Flaggen-Folgen von „The Big Bang Theory“ vorkommt. Könnte vielleicht auch in „THE BIG BANG THEORY von A bis Z“ als der „inoffizielle Guide zur Serie“ verzeichnet sein.

Wer einen „Süßen Heinrich“ sucht, muss nicht auf ein Dating-Portal: Als „Süßer Heinrich“ wurden die Zuckerstreuer vermarktet, die Heinrich Kurz am 15. November 1953 erfand. „Die Wahrheit über Zuckerstreuer, Monchichis & Co.“ weiß ein Autor zu berichten, der schon in der BÜCHER-HEIMAT las: Imre Grimms Buch „Das Ding“ liefert Erkenntnisse auch über „Lüsterklemmen, Blockflöten, Shell-Atlanten und Cocktailschirmchen“.

Noch ein paar literarische Besonderheiten des Datums: Heute vor 193 Jahren (1829) wurde Emmy von Rhoden geboren, die „Der Trotzkopf“ schrieb. Vor 160 Jahren (1862) erblickte der spätere Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann das Licht der Welt. Dem Dramatiker verdanken wir Werke wie „Die Weber“ und „Die Ratten“. Die schreckliche Basis für einen starken Tatsachenroman legten Perry Smith und Dick Hickock, als sie am 15. November 1959 eine vierköpfige Farmerfamilie ermordeten. „Kaltblütig“ überschrieb Truman Capote sein Werk.

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Dienstag, 16. August: Bratwurst mit Rum

„(…) aber das waren die wunderbaren Jahre“

Immerhin: Die US-Amerikaner liefern mit ihrem Aktionstage-Wahn an diesem Dienstag, 16. August 2022, zumindest mal einen Menüvorschlag inklusive Getränkeempfehlung

Dabei werden sich vielleicht besonders die Thüringer verwundert die Augen reiben, an diesem „Tag der Bratwurst“ (National Bratwurst Day) in den Vereinigten Staaten. Vielleicht hilft am „Tag des Rums“ (US-National Rum Day) über den Schock hinweg. Obwohl der Rum auch eher aus der Karibik stammt und auch nicht unbedingt zum Runterspülen einer Bratwurst gedacht ist.

George Carmack hieß der Glückspilz, der am 16. August 1896 am Klondike River in Kanadas Yukon-Territorium Gold fand. Die Nachricht löst den Goldrausch aus. Besser (zumindest spannender) als jedes Geschichtsbuch zum Thema ist ohne Frage Jack Londons „Lockruf des Goldes“.

Ein großer Roman, ein großartiger Film Carl Zuckmayers Drama „Der Hauptmann von Köpenick“ wird mit Heinz Rühmann in der Titelrolle verfilmt (DVD) und am 16. August 1956 in Köln uraufgeführt.

Heute vor 45 Jahren, am 16. August 1977 stirbt Elvis Presley in seinem Wohnsitz „Graceland“ in Memphis, Tennessee. Ein trauriger Tag für alle Fans (zumindest jene, die nicht darauf beharren, dass „Elvis lebt“). Bis heute ebbt der Pilgerzug nach Memphis nicht ab.

„Das Schlimmste: Einige Zeit nach meinem Tod werde ich richtig entdeckt.“ Charles Bukowski, der den Satz in seinem Tagebuch „Den Göttern kommt das große Kotzen“ schrieb, warallerdings schon vor seinem Ableben ein (wenn auch höchst umstrittener) Star.  Oder, wie es in einer Biografie heißt, der „in den USA vielleicht nicht berühmteste, doch in den Buchläden meistgeklaute Autor“.

Bukowski, der heute 102 Jahre alt geworden wäre, war insbesondere in Europa sehr erfolgreich, verkaufte allein in Deutschland mehr als vier Millionen Bücher. Durchaus auch, weil er selbst das Bild des saufenden und krakeelenden Genies nach Kräften förderte.

„Die wunderbaren Jahre“, eine Sammlung von Prosa-Texten, machten den DDR-Dissidenten Reiner Kunze in der Bundesrepublik Deutschland berühmt. Der am 16. August 1933 geborene Autor hatte das Manuskript heimlich in die Bundesrepublik schleusen lassen. Letztlich führte Kunzes Konflikt mit dem DDR-Regime dazu, dass er am 13. April 1977 in die Bundesrepublik Deutschland übersiedelte.

Mit den „Wunderbaren Jahren“ schrieb er einen Prosaband, in dem, so befand Heinrich Böll bewundernd, „keine einzige Zeile zufällig und so auch keine Zeile überflüssig ist“.  Der Titel ist angesichts der realen Jugend in der DDR bittere Ironie und rückte einige wunderbaren Zeilen aus Truman Capotes Roman „Die Grasharfe“ in den Fokus: „Ich war elf und später wurde ich sechzehn. Verdienste erwarb ich mir keine, aber das waren die wunderbaren Jahre.Kein Wort zuviel.

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