Eine kurze Geschichte der Menschheit

Eine kurze Geschichte der Menschheit

Yuval Noah Harari:

Eine kurze Geschichte der Menschheit

Lust auf ein bisschen Science Fakten? Tja, dieser flache Scherz hat sich aufgedrängt. Fragt ihr euch auch manchmal, wie die Homo Sapiens es überhaupt geschafft haben, so lange zu überleben und sich gegen die übrigen Menschen-Spezies durchzusetzen? Fest steht, dass wir uns dabei auf räuberische Weise anderer Spezies und ihres Lebensraums bedient haben. Das Feuer hat uns einen unfairen Vorteil, gegenüber anderen verschafft und uns so an die Spitze katapultiert. Nun, als Schrecken des Ökosystems, befinden wir uns in einer Position, auf die wir gar nicht vorbereitet waren. Erklärt einiges oder? Wir haben einen derart starken Drink zur Selbstzerstörung… da macht uns wirklich niemand etwas vor.

Fazit: Viele nackte Tatsachen, unerschütterliche und unschöne Wahrheiten sowie teilweise mittelmäßig komplexe Verschachtelungen: Klare Empfehlung. Dieses Buch nimmt sich selbst nicht so ernst und begegnet unserer Geschichte mit der mindest notwendigen Menge an Humor, um sie zu ertragen

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —

Yuval Noah Harari: “Eine kurze Geschichte der Menschheit“, DVA Dt.Verlags-Anstalt, 544 Seiten, ISBN 9783421048554, Preis: 28 Euro (HC), 14,99 Euro (TB).


Die Splitterkrone

Die Splitterkrone

Jennifer Estep:

Die Splitterkrone (1)

Kill the Queen

Ein magischer (bisher) Dreiteiler. Everleigh Saffira Winter Blair ist ein Murks. Was das ist? Eine Person, die über nur sehr geringe und noch dazu niedere Kräfte Verfügt. In ihrem Fall bedeutet das eine gute Spürnase – wortwörtlich. Sie kann schon den kleinsten Geruch wahrnehmen. Was aber niemand weiß ist, dass sie noch über eine weitere, bei weitem bedeutendere Kraft verfügt: Sie ist immun gegen Magie.

In drei Teilen erzählt und Jennifer die Geschichte des Königreichs Bellona, aus Sicht, unserer bereits genannten Protagonistin. Die drei Bücher sind so unglaublich unterschiedlich, dass eigentlich jedes seine eigene Empfehlung bräuchte. Ich will aber nicht päpstlicher sein als der Papst. Also, eine Empfehlung für alle. Während im ersten Buch eher eine coming-of-age-Geschichte beschrieben wird (wie es so unschön heißt), steht im zweiten Band die Liebe an erster Stelle. Der dritte und (bisher) abschließende Teil stellt wieder die nun erwachsenere Everleigh in den Vordergrund und ihren Kampf, gegen einen scheinbar übermachten Psychopathen.

Mein Favorit ist im übrigen Teil 1, aber das ist ja oft so.

Fazit:

Tolle Geschichte und durch den so unterschiedlichen Fokus der Teile, auch nicht langweilig. Die ein oder andere Stelle in Band drei hätte mMn kürzer ausfallen können. Aber da blättere ich gern frech drüber hinweg.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —

Jennifer Estep: „Kill the Queen (Die Splitterkrone 1)“, Piper Verlag GmbH, 465 Seiten, ISBN 9783492705417, Preis: 17,00 Euro.


Fuchs 8

Fuchs 8

George Saunders:

Fuchs 8

Noch ein Saunders. Nicht zum schallenden Lachen, wie Frau Thea Dorn es geschah, aber immer wieder zum Schmunzeln. Aber auch zum Heulen, wie in einer Rezension der GZ 2020 beschrieben.

Das Büchlein „Fuchs 8“ von George Saunders ist dünn.  Es handelt von einem Fuchs, der „mänschisch“ reden und lesen kann, weil er unter einem Fenster zugehört hat, wie eine Mutter ihren Kinder Geschichten vorlas. Er konnte auch oft in die Bücher linsen vom Fenster aus. Und fast immer handelten die Geschichten von Liebe.

Die schlimme Zeit für den Fuchs beginnt, als ein riesiges Einkaufszentrum im Fuchsrevier gebaut und der Lebensraum vernichtet wird. Er will sich arrangieren, weil er ja mänschisch kann. Aber das geht schief. Er macht sich dann notgedrungen auf die Suche nach einem neuen Revier, was ihm mehr tot als lebendig gelingt.

Das Besondere an dem kleinen Buch ist, dass der Fuchs uns nun diese Geschichte als Brief übermittelt, in phonetischer Sprache. Es endet mit seinem Rat: „Wenn ir wollt, das oire Geschichten eine Heppi Ent haben, seit einfach mal ein bisschen netter. Ich wate auf oire Antwort. Fuks 8“.

Was können wir ihm den jetzt antworten?

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —

George Saunders: „Fuchs 8“, Luchterhand Literaturverlag, 56 Seiten, ISBN 9783630876207, Preis: 12,00 Euro.


Lebensstufen

Lebensstufen

Lebensstufen

Julian Barnes:

Lebensstufen

Ein Buch ohne penetranten Trauergestus: Locker verwebt Barnes drei einzelne Begebenheiten. Zu Beginn erzählt er von den ersten Menschen, die sich in die Lüfte erhoben haben und die Welt von oben sehen: die Ballonfahrer. In der zweiten Geschichte verliebt sich einer der Ballonfahrer in die berühmte französische Schauspielerin Sarah Bernhardt, die ihn abweist. Und in der dritten berichtet Julian Barnes vom plötzlichen Tod seiner Frau und der tiefen Trauer, die ihn ergriffen hat. Er beschreibt sich und seine Erfahrungen sachlich-konsterniert: Er ist in ein neues Leben gestürzt, nichts ist wie vorher. Als er verzweifelt an Selbstmord denkt, stoppt ihn ein Gedanke: Seine geliebte Frau würde mit ihm ein zweites Mal sterben, denn er bewahre Erinnerungen an sie auf, die dann verloren wären.

Lesenswert für Trauernde, hilfreich für Freunde und Angehörige von Verlassenen.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —

Julian Barnes: „Lebensstufen“, btb-Verlag,  141 Seiten, ISBN 9783442713714, Preis: 9,99 Euro.


Träume in Zeiten des Krieges

Träume in Zeiten des Krieges

Ngũgĩ wa Thiong’o:

Träume in Zeiten des Krieges: Eine Kindheit

Der kenianische Schriftsteller Ngũgĩ wa Thiong’o hat ein zutiefst menschliches Buch über seine Kindheit vom Ende der 1930er bis in die 50er Jahre geschrieben. Ich habe allerdings ein wenig gebraucht, um mich im Buch zu orientieren; der Zugang zu der fremden Welt fiel mir zu Beginn nicht leicht. Aber dann erschließt der Autor die Welt seiner Kindheit bis zum traditionellen Ritual des Übergangs zum Mannsein.

Lebendig wird das Leben als Sohn der dritten von vier Frauen seines Vaters ebenso wie die Zerstörung des dörflichen Lebens durch ungerechte koloniale Strukturen, die Unterstützung seiner Mutter für sein Streben nach Bildung und das Hin- und Hergerissensein zwischen traditioneller und moderner Lebensweise. Die Anerkennung, die der Autor als Kind von seinem Großvater bekam, weil er schon als Kind für ihn die Briefe lesen und schreiben konnte, drückt dieser mit einem schönen Bild aus: „Er hat meinen Gedanken Kleider gegeben.“ Eingestreut sind vor allem zu Beginn kleine Lektionen in kenianischer und britischer Kolonialgeschichte.

Die großen Träume von Gerechtigkeit, Leben ohne Angst vor der ständig präsenten Gewalt und Befreiung von weißer Vorherrschaft sind ebenso anschaulich geschildert wie der kleine, doch große Traum des Jungen, einmal mit der Eisenbahn zu fahren. Und es ist beeindruckend, wie trotz aller negativer Erfahrungen humane Werte das Buch prägen: „Ich glaube wie Mutter daran, dass Zorn und Hass das Herz zerfressen.“

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —

Ngũgĩ wa Thiong’o: Träume in Zeiten des Krieges: Eine Kindheit, Fischer Taschenbuch 2012, 264 Seiten, ISBN 978-3596192335, Preis: 15,00 Euro.

Atlas Obscura

Atlas Obscura

Joshua Foer, Dylan Thuras, Ella Morton:

Atlas Obscura

Für alle, die gern unterwegs sind, egal ob physisch oder nur in Gedanken, empfehle ich den Atlas Obscura“. Joshua Foer und Dylan Thuras – Chefredakteur und Kreativdirektor und Gründer von AtlasObscura.com (Online-Magazin und Reiseunternehmen) – sowie Autorin Ella Morton sind Menschen, denen der eigene Garten auf jeden Fall nicht reicht, nicht einmal der eigene Kontinent.

Sie reisen zu den verborgenen Wundern dieser Welt und schreiben darüber. Wer sich also nicht physisch in den Giftgarten von Alnwick (erschaffen 2005 von der Herzogin von Northumberland) oder ins Schnarch-Museum im Niedersächsischen Alfeld traut, kann im Atlas Obscura darüber lesen. Wer wissen möchte, warum aus der Quiet Zone in West Virginia jegliche elektromagnetische Strahlung auf Radiofrequenz verbannt wurde oder warum die Sahara eine der wichtigsten Buchbestände Arabiens bedroht, findet in diesem großartigen Werk Antworten. Wem der Weg zum Bierflaschentempel von Khun Han oder zu den Steinkugeln in San José zu weit ist, der kann im Atlas Obscura mit den Augen auf den Zeilen Reisen, ohne sich großartig von seinem Lieblingsplatz zu entfernen.

Die wunderbare und erstaunliche Welt, die im Atlas Obscura steckt, nämlich unsere einzigartige und großartige Welt, lohnt es zu entdecken und damit zu bewahren. Inzwischen gibt es deshalb vom Atlas Obscura sowohl eine Ausgabe für Kinder als auch jährlich einen Abreißkalender für jeden Tag.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —

Joshua Foer, Dylan Thuras, Ella Morton: “Atlas Obscura”, Mosaik Verlag, 480 Seiten, ISBN 978-3-442-39318-3, Preis: 34,00 Euro.


Lincoln im Bardo

Lincoln im Bardo

George Saunders:

Lincoln im Bardo

Da mein Lebensalter seit neuestem mit einer Ziffer beginnt, die mich immer wieder daran erinnert, dass alles Erdenleben endlich ist, habe ich mir nochmals das Buch von George Saunders „Lincoln im Bardo“ vorgenommen. Ich finde die Vorstellung, sich nach dem Ableben in einem Zwischenreich (in tibetischer Tradition Bardo genannt) aufhalten, kommunizieren und beobachten zu können, tröstlich.  Auf die Aufenthaltsdauer hat man einigen Einfluss, um sich dann in relativer Selbstbestimmung mit einem Feuerknall und dem Phänomen der Materienlichtblüte in Jenseits zu begeben.

Es handelt sich um die Geschichte des Lieblingssohnes von Präsident Lincoln, der, während eines Staatsbanketts, in den Privaträumen mit 11 Jahren verstirbt. Der untröstliche Vater sucht allein das Grabmal auf, um seinen Sohn nochmal in den Armen halten zu können. Dies wird nicht als fortlaufender Bericht erzählt, sondern setzt sich aus Zeitungs- und Zeitzeugenberichten zusammen. Und überwiegend aus den Berichten der „Anwesenden“ im Bardo, die die Ankunft des Sohnes im Bardo erleben und sich um dieses Kind kümmern, weil es fest daran glaubt, dass der Vater es „zurückholen“ wird.

Diese einzelnen Stimmen im Bardo „hört“ und deren Geschichte erfährt man; auch, dass es eine Grenze gibt. Nämlich ein Zaun, hinter dem sich die Schwarzen aufhalten müssen. Es geht um Liebe und erlebtes Leid, aber auch um schwarzen Humor. Eine lesenswerte Lektüre.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —

George Saunders: „Lincoln im Bardo“, btb-Taschenbuch, 534 Seiten, ISBN 9783442770533, Preis: 12,00 Euro.


Warum Einstein niemals Socken trug

Warum Einstein niemals Socken trug

Warum Einstein niemals Socken trug

Christian Ankowitsch:

Warum Einstein niemals Socken trug

Ist Ihnen auch schon einmal aufgefallen, was für gute Gespräche beim Gehen zustande kommen. Warum ist das so? Denken wir anders, wenn wir uns bewegen? Erklärungen dazu gibt es in vielen Büchern, ich empfehle Christian Ankowitsch “Warum Einstein niemals Socken trug”.

Neben vielen anderen Aspekten des Alltags hat der Journalist und Autor auch den Einfluss von körperlicher Aktivität auf unser Gehirn ins Visier genommen und sich auf eine spannende Suche nach Antworten begeben. Ausgesprochen kurzweilig und sehr humorvoll erfahren wir, warum Zappeln, Joggen, Hüpfen und Tanzen uns glücklicher und klüger machen, warum Zeichnen unsere Aufmerksamkeit während einer wichtigen Besprechung steigert und man uns besser versteht, wenn wir Gestikulieren. Außerdem, wie wir mit einem Lächeln die Welt verändern können, dass der Buchstabe “e” gut für die Stimmung ist und überhaupt alles mit allem zusammenhängt.

Fazit, aktive Tätigkeiten fördern die Konzentration und bringen uns auf gute Gedanken. Schon kleine Änderungen im Verhalten können viel bewirken.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —

Christian Ankowitsch: „Warum Einstein niemals Socken trug“, Rowohlt Taschenbuch, 304 Seiten, ISBN: 978-3-499-62914-3, Preis: 10,00 Euro.


Wir konnten auch anders

Wir konnten auch anders

Wir konnten auch anders

Annette Kehnel:

Wir konnten auch anders

Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit  

Warum Dinge wegwerfen, wenn man sie reparieren kann? Warum Gelder anhäufen, statt sie gewinnbringend zu teilen? Warum vereinzelt wohnen, wenn Gemeinschaft so viel zufriedener macht? Diese und andere Fragen beantwortet Annette Kehnel, indem sie weit in die Vergangenheit schaut und aufzeigt, dass nachhaltiges Leben keine Erfindung unserer Jahre ist, sondern schon im Mittelalter bedeutsam war. Erst der überbordende Kapitalismus hat die vielversprechenden Ansätze zunichte und vergessen gemacht.

Die Autorin schreibt über Recycling, Mikrokredite, Bauen, Spenden und Stiftungen, über Minimalismus und Sharing. Ihre Kenntnisse zieht sie aus einem Forschungsprojekt der Universität Mannheim. Kehnel schreibt nicht professoral, sondern sehr unterhaltsam und humorvoll – am Ende etwas pädagogisch, aber es ist auszuhalten. Das Buch ist spannend, öffnet den Blick und ändert Perspektiven jenseits des kulturellen Pessimismus. Allein ihre verblüffende Interpretation des unseligen Ablasswesens der Kirche macht das Buch sehr lesenswert: Plötzlich erhält „Crowdfunding“ einen historischen Background.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —

Annette Kehnel: „Wir konnten auch anders – Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit“, Blessing Verlag, 488 Seiten, ISBN 9783896676795, Preis: 24,00 Euro


Der Zauberer

Der Zauberer

Der Zauberer

Colm Tóibín:

Der Zauberer

The Magician

Ein irischer Schriftsteller schreibt eine Romanbiografie über Thomas Mann. Diese Tatsache alleine macht schon neugierig. Aus Sicht des Nobelpreisträgers erzählt Tóibín das bewegte Leben Thomas Manns und seiner Familie. Vieles ist bekannt, aber vieles auch neu, so z.B. Manns politische Positionen während der beiden Weltkriege oder sein oftmals ambivalentes Verhältnis zu seinen Kindern und seinem Bruder Heinrich.

Beeindruckt haben mich die Beschreibungen, auf welcher Grundlage bzw. aus welchen Ideen seine vielen Erzählungen und Romane entstanden sind. Die Literaturkritiker sind zwar geteilter Meinung, mir hat das Buch jedoch sehr gut gefallen, und es hat mir Lust gemacht, Manns Erzählungen aus dem Bücherschrank zu holen und darin mal wieder zu stöbern.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —

Colm Tóibín: The Magician/Der Zauberer, Hanser-Verlag, 556 Seiten, ISBN 9783446270893, Preis: 28,00 Euro.