Entscheidung im Schreibwettbewerb

Entscheidung im Schreibwettbewerb

Die Buchstaben sind aus dem Kopf

Die Jury hatte eine schwere Aufgabe. Klingt nach einer Plattitüde, entspricht im Fall des Schreibwettbewerbs „Buchstaben im Kopf“ aber schlicht den Tatsachen. Mit einer so starken Resonanz hatten die BÜCHER-HEIMAT, die Öffentliche Versicherung Braunschweig sowie die Junicke -Gruppe als Veranstalter und Unterstützer nicht gerechnet. Jetzt aber stehen die Siegerinnen und Sieger in den einzelnen Altersgruppen fest.

In der Altersgruppe 16 bis 21 Jahre wählte die Jury aus Vertretern der Öffentlichen Versicherung Braunschweig, der Bad-Harzburg-Stiftung, der BÜCHER-HEIMAT, der Harzburger Aktion und der Stadtbücherei Bad Harzburg Josephine Pape mit „Wenn alles still steht“. Johannes Hund siegte mit „Gewebe der Zeit“ in der Altersgruppe 22 bis 28 und Rebecca Spaunhorst mit „Die Welt applaudiert“ in der Altersgruppe 29 bis 40. In der Altersgruppe 41 bis 60 votierten die Jury-Mitglieder für Ira Freyaldenhoven: „Das Haus meiner Tante“. Und in der Altersgruppe 60+ fiel die Wahl schließlich auf „Wenn ich das gewusst hätte“ von Barbara Acksteiner.

Strahlende Gesichter bei der Jury nach der Entscheidungsfindung in der BÜCHER-HEIMAT.

Eine außergewöhnliche Buchhandlung geht ungewöhnliche Wege, um Lektüre unter die Leserinnen und Leser zu bringen: Bücher aus dem Regal verkaufen kann jeder – wenn auch vielleicht nicht so nett und engagiert wie das haupt- und ehrenamtliche Team der BÜCHER-HEIMAT gGmbH in Bad Harzburg. Als Mitmach-Buchhandlung aus der Bevölkerung heraus ins Leben gerufen, wurde gemeinsam mit der Öffentlichen Versicherung Braunschweig und unterstützt von der Junicke-Gruppe im Januar 2024 der Schreibwettbewerb gestartet.

Ein gutes Dutzend Texte geht bestimmt ein, hatten die Optimisten im Team eine Zielmarke gesetzt. Sie wurde um Längen übertroffen. Autorinnen und Autoren zwischen 16 und 60+ reichten in nur vier Monaten 30 Beiträge ein. Ein Themenfeld war bewusst nicht vorgegeben worden, folgerichtig reicht das Spektrum von (vorlesenswerten) Kindergeschichten über Liebesabenteuer, Fantasy- und Science-Fiction-Erzählungen, Grusel-Geschichten und Alltäglichem bis hin zu Lyrik.

Kreierten die Online-Plattform für den Schreibwettbewerb: Hasan Tarab, Sören Fischer, Tjalf-Bjarne Scharnweber und Johannes Martirosjan

Unterschätzt hatte das Vorbereitungsteam der BÜCHER-HEIMAT und der Öffentlichen Versicherung Braunschweig auch die Ausstrahlungskraft des Wettbewerbs. Zwar kommt das Gros der Autorinnen und Autoren wie erwartet aus Bad Harzburg und der Harzregion, aber Beiträge gingen beispielsweise auch aus Hannover, Bielefeld, Braunschweig und Göttingen ein.

Die enorme Resonanz auf den Schreibwettbewerb „Buchstaben im Kopf“ macht – so die einhellige Meinung – Lust auf mehr. Zumal die BÜCHER-HEIMAT über eine fantastische Internet-Plattform verfügt, die nur auf weitere Wettbewerbe wartet. Entwickelt wurde diese von Hasan Tarab, Sören Fischer, Tjalf-Bjarne Scharnweber und Johannes Martirosjan. Die fünf Studenten des Studiengangs Informationstechnologie und Design an der TH Lübeck haben im engen Kontakt mit dem Team der BÜCHER-HEIMAT um Sonja Weber die Plattform und das unverwechselbare Design geschaffen.

Aktuell laufen die letzten Vorarbeiten, um alle Beiträge in einem Wettbewerbsbuch zu veröffentlichen. Die Buchstaben sind zwar aus den Köpfen der Autorinnen und Autoren, aber sie sollen natürlich in die Köpfe der Leserinnen und Leser hineingelangen.

Sobald die druckfrischen Werke von der Bad Harzburger Firma Digital-Druck Darda ausgeliefert werden, plant die BÜCHER-HEIMAT eine Veranstaltung, bei der die Gewinnerinnen und Gewinner ausgezeichnet werden und das gemeinsame Buch vorgestellt werden soll.

Die BÜCHER-HEIMAT wird Literatur-Herausgeber

Die BÜCHER-HEIMAT wird Literatur-Herausgeber

Ein Zaunkönig und viele Zufälle

Verlag der Mitmach-Buchhandlung hat die Rechte an kanadischem Roman mit vielfältigen Beziehungen in die Harz-Region erworben

Petra Nietsch und Philipp Schott.

Eine „Geschichte der Zufälle“ nennt es Petra Nietsch. Eine großartige Erzählung und Zufälle lassen die BÜCHER-HEIMAT im Oktober nun unter die Literatur-Herausgeber gehen: Die Mitmach-Buchhandlung hat die Rechte an dem Buch „The Willow Wren“ (Der Zaunkönig) des Kanadiers Philipp Schott erworben und stellt mit Petra Nietsch aus dem Kreis der Ehrenamtlichen auch gleich die Übersetzerin. Aber der Reihe nach.

Im Frühsommer 2023 las die pensionierte Englischlehrerin den Roman im Original. Eine deutsche Fassung lag auch gar nicht vor. Rundum begeistert schrieb Petra Nietsch eine Rezension für die-buecherheimat.de – die erste und einzige Kritik, die ein Buch behandelt, das es gar nicht in deutscher Sprache gibt. Wobei Petra Nietsch diesen Umstand gleich in Frage stellte: „Leider ist der deutsche Agent (…) der Meinung, dass sich eine Übersetzung ins Deutsche nicht verkaufen würde. Da bin ich definitiv anderer Meinung.“

Quedlinburg, Wernigerode, Osterwieck, Vienenburg

„The Willow Wren“, so schreibt der kanadische Verlag, „basiert auf der wahren Geschichte eines neurodiversen Jungen, der im nationalsozialistischen Deutschland aufwuchs, Bombenangriffe, die Hitlerjugend und die russische Besatzung überlebte, bevor er in den Westen floh“.  Eine Flucht, die über Quedlinburg, Wernigerode und Osterwieck in die britische Besatzungszone nach Vienenburg führte.

Die Flucht über die innerdeutsche Grenze in den Westen war ein lebensgefährliches Wagnis. Foto: Ahrens-Archiv/Bad Harzburg-Stiftung

Die Fluchtroute am Nordharzrand entlang ließ neben dem Erzählstil Interesse, Neugier und Begeisterung bei Petra Nietsch weiter wachsen. Sie kontaktierte den Autor Philipp Schott (ext.), der in dem Buch die Geschichte seiner Familie und vor allem die seines Vaters erzählt. Der Austausch hielt an, E-Mails gingen über den großen Teich und schließlich trafen sich Petra Nietsch und Philipp Schott in Kanada.

Wobei ein weiterer Zufall das Treffen fraglos begünstigte: In beider Vita spielt die Stadt Saskatoon in der kanadischen Provinz Saskatchewan eine große Rolle: Philipp Schott, der 1966 als Kleinkind mit der Familie nach Kanada ging, wuchs dort auf. Und Petra Nietsch verbrachte dort ein Jahr als Austauschlehrerin.

In Kanada ist Philipp Schott, der heute als Tierarzt und Autor in Winnipeg lebt, ein Bestsellerautor. Was die Autorensuche im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT unterstreicht. So war es kein Wunder, dass eine kanadische Freundin aus Saskatoon vor Petra Nietsch von dem Autor schwärmte und dafür sorgte, dass „The Willow Wren“ im gemeinsamen englischsprachigen Buchclub weitere Kreise zog.

Rückenwind für einen großen Plan

Rückenwind, der Petra Nietsch letztlich zusammen mit Sonja Weber und Dirk Junicke in der BÜCHER-HEIMAT einen großen Plan schmieden ließ: Nach zähen Verhandlungen erwarb der Verlag der Mitmach-Buchhandlung, der bislang das viel beachtete Jungbrunnen-Heft und demnächst „Buchstaben im Kopf“ als Ergebnis des Schreibwettbewerbs herausgegeben hat, die Deutschland-Rechte an „The Willow Wren“ für 600 Euro.

Das kanadische Original des „Zaunkönig“.

Ein entscheidender Schritt, der den Weg für eine jener Gemeinschaftsaktionen ebnete, wie sie für die BÜCHER-HEIMAT so typisch sind: Petra Nietsch arbeitete ein Jahr an der Übersetzung, Sonja Weber und vor allem der Germanist Hartmut Frenk, langjähriger Leiter der Große Schule Wolfenbüttel, übernehmen das zeitaufwendige Lektorat.

Stefan Schwarz, ein Freund von Petra Nietsch, übernimmt den Satz, Luca Weber gestaltet den Buch-Einband. Und alle – auch dies ein „Markenzeichen“ der BÜCHER-HEIMAT-Idee – arbeiten ehrenamtlich.

„Ein Coming-of-Age-Roman aus Kriegszeiten“, so beschreibt der kanadische Verlag den „Zaunkönig“. Der Autor spricht von „a book of memories of memories” (eine wahre Geschichte, die auf der Erinnerung von Erinnerungen beruht). Was schon darauf hindeutet, dass der Roman mehr die Menschen als die historisch bis ins letzte Detail korrekten Abläufe im Blick hat. Worin aber gerade auch die Stärke der Erzählung liegt.

Mitte Oktober will der Verlag der BÜCHER-HEIMAT das Buch auf den Markt bringen. Exakt 75 Jahre liegt dann die Flucht aus der sowjetisch besetzten Zone am Nordharz entlang nach Vienenburg zurück.

Autor plant Besuch in Bad Harzburg

Autor Philipp Schott, der den unermüdlichen Einsatz um seinen Roman in Bad Harzburg bislang nur aus der Ferne beobachten konnte, will im kommenden Jahr 2025 in die Kurstadt kommen. Zur deutschen Ausgabe seines „Willow Wren“ steuert er ein sechsseitiges Nachwort bei.

Wobei sich alle Beteiligten sicher sind, dass „Der Zaunkönig“ nach all diesen Zufällen, die sich zusammenfügten, ein Erfolg werden wird. Schließlich hat „der Zaunkönig im Verhältnis zu seiner Körpergröße die lauteste Stimme“ (Nabu). Und schon Diogenes wusste, dass Zufälle nichts anderes sind als „unvorhergesehene Ereignisse, die einen Sinn haben“…

Der viel beachtete Jungbrunnen und demnächst „Buchstaben im Kopf“ als Ergebnis des Schreibwettbewerbs sind die Werke, die bislang im Verlag der BÜCHER-HEIMAT erschienen.

Vorbestellungen

Der Roman „Der Zaunkönig“, der voraussichtlich Mitte Oktober erscheint, kann in der BÜCHER-HEIMAT bereits vorbestellt werden. Vorbestellungen sind per Mail an info@die-buecherheimat.de ebenso möglich wie postalisch an die BÜCHER-HEIMAT, Herzog-Wilhelm-Straße 64c, 38667 Bad Harzburg, telefonisch unter der Rufnummer (05322) 9059599 oder bei einem persönlichen Besuch in der Mitmach-Buchhandlung – worüber sich das Team stets am meisten freut.

Heike Zumbruchs Bücherblog

Heike Zumbruch lebt seit 1999 in Bad Harzburg. Als Hausfrau und Mutter engagiert sie sich in verschiedenen Institutionen ehrenamtlich. Unter anderem im Ökumenischen Kirchenladen und im Öffentlichkeitsausschuss der Luthergemeinde. Vieles hat sie schon ausprobiert, aber Lesen ist für sie wie täglich Brot, genauso genussvoll wie nahrhaft. Diese Leidenschaft lebt sie auch als Koordinatorin eines Literaturtreffs im Mehrgenerationenhaus Bad Harzburg aus. Mit ihrer Freude an Büchern möchte sie gerne andere anstecken!

Laternenträume – Eine außergewöhnliche „Lesung“

Wolfgang Borcherts „Laternenträume“, illustriert von Roberta Bergmann und erschienen im Verlag kunstanstifter GmbH (ext).

Der Weg von der Idee zum Werk

Außergewöhnliche „Lesung“ in der BÜCHER-HEIMAT: Ihre Arbeit am Gedichtband „Laternenträume“ von Wolfgang Borchert stellt die Braunschweiger Illustratorin Roberta Bergmann am Donnerstag, 3. April 2025, um 19 Uhr vor.

Roberta Bergmann erzählt, wie es zu dem Projekt kam, das vor einem Jahr im Kunstanstifter Verlag erschienen ist: von der persönlichen Auswahl der Gedichte, vom Entstehungsprozess der analogen Zeichnungen bis hin zu einem fertigen Buch. Dabei begleitet wird sie von dem Sprecher Johann Voß, der einzelne Texte aus dem Buch vorlesen wird. Im Anschluss kann das Buch von der Illustratorin signiert und gekauft werden.

Das lyrische Werk des Schriftstellers Wolfgang Borchert erzählt unter anderem von seiner Heimatstadt Hamburg, dunklen Abenden und Nächten, von Liebe, Rausch und Abschied. Die Gedichte lesen sich wie ein Streifzug durchs Laternenlicht der Stadt, hin- und hergerissen zwischen Melancholie und Lebenshunger.

Wolfang Borcherts Texte begleiten die Illustratorin Roberta Bergmann schon seit ihrer Jugend. Um sein lyrisches Werk zu ehren, hat sie frei und experimentell Illustrationen geschaffen, die Borcherts Gedichte visuell ergänzen, weitererzählen und so näher in das den Abend überstrahlende Laternenlicht rücken.

Zu den Personen

Roberta Bergmann (*1979 in Nordhausen) ist diplomierte Grafikdesignerin mit den Schwerpunkten Buchgestaltung und Illustration an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Seit 2005 arbeitet sie als freie Künstlerin, Illustratorin und Gestalterin. Für den Kunstanstifter Verlag hat sie neben Wolfgang Borchert außerdem Frank Wedekind und Selma Lagerlöf illustriert. Neben Auftragsarbeiten entstehen auch eigene Buchprojekte als Autorin und Illustratorin. Mehr Infos unter: www.robertabergmann.de (ext.)

Johann Voß (*1951) wurde als Sohn einer Landarbeiterin und eines Böttchers im ostfriesischen Theene geboren. Nach dem Abitur leistete er Zivildienst in der Altenpflege, anschließend studierte er Germanistik und Sport in Göttingen. Heute lebt er als Autor und Lehrer in Wefensleben in der Nähe der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Mehr Infos unter:  http://www.johannvoss.de (ext.)

Shortlist für Deutschen Kinderbuchpreis

Shortlist für Deutschen Kinderbuchpreis

Preisverdächtiges für den Nachwuchs

Wer sich mit dem Gedanken trägt, den Kindern oder Enkeln zum Start ins neue (oder erste) Schulfahr ein Buch zu schenken, macht schon mal per se nichts falsch. Und damit die Auswahl nicht zur Qual wird, könnte sich ein Blick auf preisverdächtige Lektüre auszahlen. Aktuell wurde die Shortlist zum Deutschen Kinderbuchpreis 2024 (Übersicht alle Bücher/ext.) veröffentlicht.

Die Auszeichnungen zahlen sich dabei auch für die Autorinnen und Autoren aus: Die Gewinner inklusive des Sonderpreises Illustration erhalten ein Gesamtpreisgeld in Höhe von 100.000 Euro. Auf der Shortlist 2024 stehen folgende Bücher:

Ach, das ist Familie?! (von Britta Kiwit)
Alle machen Sport (von Vale Weber und Liese Macher)
Annis wilde Tierabenteuer – Auf in den Dschungel! (von Annika Preil)
Bookmän – Alles Konfetti (von Rüdiger Bertram)
Die Tierwandler – Plötzlich Eule! (von Martina Baumbach)
Kater Chaos – Au Backe, ein Hamster! (von Katja Reider)
Lesen NERVT! – Bücher? Nein, danke! (von Jens Schumacher)
Rebellenzellen – Eine wilde Reise durch den Körper (von Dr. Johanna Klement)
Wir sind (die) Weltklasse (von Tanya Lieske)
Wo steckt Wuff? Auf wundersamen Wegen durch die Stadt (von Wiebke Rhodius).

Nach der Erwachsenenjury nimmt nun auch die Kinderjury, bestehend aus 32 Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren, ihre Arbeit für die Endauswahl auf. Der Siegertitel 2024 wird am 12. Oktober im Deutschen Sport- und Olympia-Museum in Köln bekannt gegeben.

„BÜCHER-HEIMAT on Tour“ zu Besuch bei Busch

„BÜCHER-HEIMAT on Tour“ zu Besuch bei Busch
Fotos: Petra Nietsch, Christine Weber, Monika Runge

Ein Genie als Urvater des Comics

„Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!“

Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Für die Mobilität der Reisegruppe sorgte Dirk Junicke, der den VW Bus stellte, an dessen Steuer Ute Goertz für eine angenehme Fahrt sorgte.

Reise, reise! Dieser Aufforderung kamen 19 Teilnehmende der BÜCHER-HEIMAT on Tour am letzten Juli-Tag nach und machten sich auf den Weg zum Wilhelm-Busch-Haus nach Mechtshausen (ext.). Für 14 Mitreisende war es eine BÜCHER-HEIMAT-Premiere. Vier Gäste reisten gar aus Wolfenbüttel und Hildesheim an.

Nach der ersten BÜCHER-HEIMAT on Tour, die die Grimmwelt in Kassel zum Ziel hatte, war die Anreise in diesem Fall kürzer. Wobei Petra Nietsch und Monika Runge als Organisatorinnen ausnahmsweise Goethe im Sinn gehabt haben mögen: „Sieh, das Gute liegt so nah!“

Was mit Blick auf die Kilometer korrekt gewesen, angesichts des Dichters allerdings ein Fauxpas gewesen wäre. Denn nicht dem hehren Dichterfürsten, sondern dem humoristischen Dichter und Zeichner Wilhelm Busch, gemeinhin als „Urvater des modernen Comics“ bezeichnet, galt das Interesse der Gruppe. Und der Schöpfer solch grandioser Figuren wie Max und Moritz, Lehrer Lämpel und der frommen Helene hatte seine letzten Lebensjahre in Mechtshausen bei Seesen verbracht.

Eins, zwei, drei, im Sauseschritt? Die BÜCHER-HEIMAT on Tour ließ es ruhiger angehen…

Die Reisegruppe traf sich bei bestem Sommerwetter am Wilhelm-Busch-Haus in Mechtshausen. Den Weg dahin hatten einige Busch-Fans direkt gefunden, andere konnten sich von Ute Goertz chauffieren lassen. Sie steuerte den VW Bus des „Aussichtsreich“, den Dirk Junicke zur Verfügung gestellt hatte.

In Mechtshausen gehörten der Friedhof mit Wilhelm-Busch-Grab, die Kirche und selbstverständlich das Wilhelm-Busch-Haus zum ebenso faszinierenden wie immer wieder auch fröhlichem Pflichtprogramm. Hildegard Reinecke, Vorsitzende des Förderkreis Wilhelm-Busch-Haus Mechtshausen, lieferte umfassende Hintergrundinformationen zu Leben und Werk Wilhelm Buschs. Mit eigenen Augen konnte sich die Gruppe davon überzeugen, dass der gefeierte Dichter trotz erheblichen Wohlstands bescheiden in einer eher kargen Wohnung lebte.

Schon vor dem Spaziergang über den Wilhelm-Busch-Pfad, auf dem gelegentlich Pausen eingelegt wurden, um Auszügen aus Busch-Briefen zu lauschen, las Monika Runge der BÜCHER-HEIMAT-Runde aus Busch-Werken vor. Das Kaffeetrinken mit Pflaumen- und Schmand-Kuchen (oder witterungsabhängig gern auch Mineralwasser) rundete als willkommene Stärkung die kleine Wanderung ab

„Rast im Walde“ und „Kartoffelidyll“: Skizzen des großen Meisters.

Wem die Busch-Dosis noch nicht reichte, konnte sich einem Zeitgenossen nähern, der mit ähnlich spitzer Feder und humorvoll wie Wilhelm Busch seine Umwelt zu beobachten und darzustellen weiß. Im Busch-Haus läuft zurzeit die Sonderausstellung „Marunde in Mechtshausen“.  Und die Werke des Zeichners, Illustratoren, Cartoonisten und vielfach ausgezeichneten Karikaturisten Wolf-Rüdiger Marunde (ext.), darüber herrschte Einigkeit, lohnen allemal genauere Blicke.

Von einem „sehr gelungen und kurzweiligen Tag“ sprachen die Teilnehmenden und dankten den Organisatorinnen. Für die dürfte mit der Rückkehr nach Bad Harzburg die Devise wieder lauten: Nach der Tour ist vor der Tour…

Die Zeitspanne, die der nette Besuch aus Bad Harzburg durch und um seine Behausung strich, hätte sicher auch Wilhelm Busch ertragen – gleichwohl er über Gäste und deren Aufenthaltsdauer eine ähnlich klare Meinung wie zum Thema Reisen hatte:

Es ist halt schön,
Wenn wir die Freunde kommen sehn.
Schön ist es ferner, wenn sie bleiben
Und sich mit uns die Zeit vertreiben.
Doch wenn sie schließlich wieder gehn,
Ist´s auch recht schön.


Klick auf ein Bild öffnet die Bildergalerie

Anfeuerung für Öfi

Anfeuerung für Öfi

Wir denken olympisch

Eine Woche lang hat zum 144. Mal die Galopprennwoche die Szenerie in Bad Harzburg bestimmt. Unmittelbar beteiligt ist die BÜCHER-HEIMAT zwar (noch) nicht, aber Werbung haben wir für die Woche stets eifrig gemacht. Selbstverständlich waren viele von uns auch als Fans und Unterstützer auf der Galopprennbahn am Weißen Stein unterwegs. Dass gehört sich für Bad Harzburgerinnen und Bad Harzburg ja sozusagen.

Anfeuern und unterstützen konnten wir am letzten Rennwochenende auch einen unserer besten Partner: Beim Maskottchenrennen schickte auch die Öffentliche Versicherung Braunschweig ihren Sympathieträger Öfi ins Rennen – wobei natürlich insbesondere in diesen Tagen das olympische Motto gilt: Dabeisein ist alles! Der Sieg im Maskottchenrennen ging an Bultinchen von der Neuen Bult in Hannover. Für ein tolles Rennen gratulierte Sonja Weber dem ausgelaugten Öfi nach dem Rennen im Namen des ganzen BÜCHER-HEIMAT-Teams.

Autorenduo lädt zu modernen „Eulenspiegeleien“ ein

Bäckerklint in Braunschweig 1906 mit Eulenspiegelbrunnen, Mummehaus und Eulenspiegelhaus. Ausschnitt aus einem Aquarell von Emil Limmer. Foto: Wikipedia (gemeinfrei)

„Eulenspiegels Rückkehr“ führt auch nach Bad Harzburg

Einem Narren, der gewitzt gerade auch die Region um Braunschweig und Schöppenstedt zum Narren hielt, widmen sich der Sprachwissenschaftler Prof. Alexander Schwarz und der Braunschweiger Historiker Prof. Matthias Steinbach bei einer Lesung am Mittwoch, 13. November 2024, in der BÜCHER-HEIMAT in Bad Harzburg. Das Autorenduo widmet sich in dem im Herbst erscheinenden Buch „Eulenspiegels Rückkehr – ungefähr 96 Seiltänze“.

Worum es im Buch und an dem Abend in der BÜCHER-HEIMAT geht, beschreiben die Eulenspiegel-Experten in der „Vorrede“ zu ihrem Werk, dem sie ein Karl Valentin-Zitat voran stellen: „Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische“:

„Eigentlich wollten wir Eulenspiegel zu neuem Leben erwecken. Doch hat sich der Narr, man hätte es wissen können, diesem Anliegen durch strikte Verweigerung entzogen. Er verwandelte sich, wie er wollte. Entstanden ist so eine Anthologie, die aus heutiger Sicht Gestalten, Bilder, Texte und Orte eulenspiegelesker Formen und Praktiken präsentiert. Die Widersprüchlichkeit zwischen den einzelnen Kapiteln soll jeden Eindruck des sich Festlegens oder Sagenwollens, wie es wirklich gewesen ist, verhindern. Eulenspiegel gibt es nicht, aber er hat viele Kinder. So zumindest sagen es die Möllner. Er und seinesgleichen existieren eher im Status des Wahrscheinlichen. Sie leben mehr im Geist als in der Wirklichkeit. Nur so erklärt sich ihre Unsterblichkeit, nur so wird ihr immer neues, anderes Auftreten angesichts fragwürdiger Zustände verständlich.

Das Ursprungsmotiv ist ein Buch, das zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Straßburg erscheint: Ein kurtzweilig lesen von Dyl Vlenspiegel geboren vß dem land zů Brunßwick. Wie er sein leben volbracht hatt. 96 seiner geschichten. Verfasst „nur allein, um ein fröhlich Gemüt zu machen in schweren Zeiten“, wird es rasch zum internationalen Erfolg, der bis heute anhält. Sicher haben mindestens 96 Schriftsteller, Zeichner, Maler, Bildhauer, Komponisten, Tänzer und Forscher jeglichen Geschlechtes Eulenspiegel als Inkarnation sozialer wie methaphysischer Clownerie und Narretei weitergegeben und mit immer neuen Deutungen ausgestattet. Diese sagen viel über die Interpreten selbst und spiegeln den jeweiligen Zeitgeist. Oft knüpfen sie an die alten Historien an, an Orte, wo Till immer schon sein Unwesen getrieben hat und die bis heute sein Andenken pflegen. Selbstverständlich ist Eulenspiegel nicht der einzige Vertreter seiner Art oder Unart: In vielen Gegenden der Welt und zu allen Zeiten gab es reale oder erfundene menschliche, tierische und dämonische Verwandte archetypischen Andersseins – freche Geister, die der großen Geschichte mit subtiler Geringschätzung und feiner Ironie begegneten.

Aus alledem ist die Idee entstanden, ungefähr 96 Personen zu einem kurzen Beitrag – das war die einzige Bedingung – über eine derartige Verkörperung einzuladen. Wir haben uns über jeden Text gefreut und nichts wegzensiert. Denn stellen Sie sich vor, Eulenspiegel selbst hätte offen oder versteckt an diesem Unternehmen teilgenommen? Wie bei dessen unsichtbarem Gemälde bleiben einige mögliche Kapitel leer. Nur wo wir ein Fehlen gar nicht aushalten konnten, haben wir das Eine oder Andere selbst nachgeliefert, bitten Eulenspiegel dafür um Entschuldigung und hoffen jetzt heimlich auf seine Rache.“

Bis zu ihrer Lesung in der BÜCHER-HEIMAT jedoch mögen Alexander Schwarz und Matthias Steinbach von allen Rachegelüsten verschont bleiben.

Mittwoch, 13. November 2024, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Gert Deppe stellt Debütroman vor: „Kein Ankommen, nirgendwo“

Gert Deppe stellt seinen Debütroman „Kein Ankommen, nirgendwo“ im Februar 2025 in der BÜCHER-HEIMAT vor. Foto: Zu Klampen Verlag

Außergewöhnlich intensiv erzählt

Seinen Debütroman „Kein Ankommen, nirgendwo“ stellt Gert Deppe am Donnerstag, 6. Februar 2025 in der BÜCHER-HEIMAT in Bad Harzburg vor.

Zum Inhalt: Es ist Jahre her, dass Anne den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen hat. Mittlerweile ist sie eine junge Frau, angekommen in ihrem Leben aber – abgesehen von einem Musikstudium – ist sie nicht.

Als sie ihren Vater plötzlich mitten in der Nacht anruft, versteht er kaum, was sie von ihm will. Sie scheint das Gespräch genau geplant zu haben, bewegt sich auf einem Grat zwischen Vorwurf und Unergründlichkeit. Und endlich kommt alles zur Sprache: die Trennung ihrer Eltern, seine sonntäglichen Besuche. Die Geheimnisse, die die beiden teilten. Und das Unvorstellbare, das er ihr damals antat.

In seinem Roman „Kein Ankommen, nirgendwo“ thematisiert der Autor Gert Deppe einen sexuellen Missbrauch im familiären Umfeld. Der Missbrauch selber steht dabei nicht im Vordergrund, es geht dem Autor vielmehr um die atmosphärische Schilderung des familiären/sozialen Umfelds, in dem diese Tat geschieht – und so auch jederzeit allerorten geschehen kann – sowie um die Folgen für das Opfer. Eine außergewöhnlich intensiv erzählte Geschichte über eine seelische Verletzung, für die es keine Heilung gibt.

In seiner Lesung vermittelt Gert Deppe einen Eindruck von der Machart seines eher unkonventionellen Textes sowie von der zeitlichen und sozialpsychologischen Umgebung des sexuellen Übergriffs, der selbst nicht im Fokus des Romans steht.

Zum Autor:

Gert Deppe, *1964, studierte zunächst Musik in Hannover. Nach einem Jahrzehnt reger Konzerttätigkeit widmete er sich seiner zweiten Leidenschaft, dem Schreiben. Von 1999 bis 2001 absolvierte er ein Volontariat bei der »Hannoverschen Allgemeinen Zeitung« und arbeitet seitdem als freier Journalist und Autor für zahlreiche Medien. „Kein Ankommen, nirgendwo“ (2022) ist sein literarisches Debüt.

Donnerstag, 6. Februar 2025, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Gert Deppe: „Kein Ankommen, nirgendwo“, Zu Klampen Verlag, 248 Seiten, ISBN 9783866748293, Preis: 18,00 Euro.

Duo besingt „Die wunderbare Freundschaft“

Symbolbild: Pixabay

Bejubelt, besungen, erlitten und gefeiert

„Zimtsternschnuppen“ servierte Axel Gottschick nach dem kurzfristigen Ausfall Richard Maschkes im November 2023 dem Publikum in der BÜCHER-HEIMAT als Solist. Am Freitag, 9. Mai 2025, sind die beiden nun wieder als Duo unterwegs und laden zu einem literarischen Abend rund um „Die wunderbare Freundschaft“ ein.

Da solche Freundschaften eher seltene Geschenke sind, wird tief in den Schatullen der Weltliteratur gestöbert, um Schmuckstücke hervorzuholen, die dem wertvollen Thema angemessen sind. Zu hören sein werden so unter anderem Texte von Bettina von Arnim, Bertolt Brecht, John Berger, Anouar Benmalek, Hölderlin, Aldo Palazzeschi, Schnurre und Schiller. Sie alle haben diese wunderbaren Freundschaften, so heißt es in der Ankündigung, „bejubelt, besungen, erlitten und gefeiert“.

Das Publikum in der BÜCHER-HEIMAT darf sich auf großartige Interpretationen von Axel Gottschick und Richard Maschke freuen.

Freitag, 9. Mai 2025, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de