Monika Runge über „Schnee“

Monika Runge über „Schnee“

Yrsa Sigurdardottir:

Schnee

Fünf fast unbekleidete Tote werden im Gebirge gefunden. Ein Haus wird verkauft; die neuen Eigentümer geben etwas später noch gefundene Sachen an die Verkäufer (zwei Brüder, die es geerbt hatten): Ein Karton mit Bildern und ein einzelner Kinderschuh.

Geschehnisse und Personen, die erstmal nichts miteinander zu tun haben, verketten sich. Personen hören Stimmen und sehen Erscheinungen, spüren sie körperlich. Einen Schuldigen
für die Toten gibt es am Schluss; ein Mörder? Sehr empfehlenswert.

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Yrsa Sigurdardottir: „Schnee“, Btb, 345 Seiten, ISBN 9783442759521, Preis: 17,00 Euro.


Dienstag, 25. Oktober: Spontanes zur Spontanvegetation

Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung

Der „Doppelwumms“ lässt mich auch an diesem Dienstag, 25. Oktober 2022, nicht los. Wer mit lautmalerischen Fantasieworten nichts anfangen kann, ist vielleicht empfänglich für Beamtendeutsch – man sollte aber „Langenscheidt Deutsch auf dem Amt – Mit Erklärungen in einfacher Sprache“ dabei haben. Das richtet sich zwar vor allem, aber beileibe nicht allein an Migranten.

Zur „Doppelwumms“-Finanzierung gehört auch, dass der Beamtenapparat in Berlin vor sich hin fröstelt. Nur heißt das Herunterdrehen der Heizungen im Bundeswirtschaftsministerium dann nicht „Doppelbibber“, sondern schlicht „Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung“.

Zum Glück gibt es ja die einleuchtende Kurzbezeichnung: „EnSikuMaV“ (Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen). Werden solche sprachlichen Ungeheuer entfesselt, empfiehlt sich ein „kleiner Übersetzungshelfer für Beamtendeutsch“. Der liegt als eBook vor, sodass man ihn im Handy immer parat hat und nachschauen kann, dass „Raumübergreifendes Großgrün“  ein Baum ist.

Wer mehr dazu will, sollte nicht zu „Poesie aus der Amtsstube“  greifen, denn dabei handelt es sich um einen „Versuch, chinesische Lyrik zu entzaubern“. Und „Verwaltung verstehen“ ist kein weiteres Wörterbuch, sondern eine „theoriegeschichtliche Einführung“ ins Handeln eben dieser Verwaltungen. „Klug, witzig und optimistisch“ soll laut Verlagswerbung ausgerechnet ein „Buch zu Europa“ sein – wo doch für viele die EU das „Bürokratiemonster“ schlechthin ist: „Der diskrete Charme der Bürokratie“ aber verspricht „gute Nachrichten aus Europa“.

Während ich dies schreibe, beobachte ich die Restmüllbeseitigungsbehälterentleerung (vulgo: Müllabfuhr). Leider behindert eine nicht lebende Einfriedung (Zaun) meine Sicht. Derweil freue ich mich über die abflusswirksamen Flächen (Rasen) und den Grüngutsammelplatz (Kompost) in meinem Vorgarten, in den es gerade wegen atmosphärischer Einwirkungen (Wetter)
aus meiner defekten Grundstücksentwässerungsanlage (Regenrinne) tropft. Nur die Spontanvegetation (Unkraut) stört das Bild ein wenig.

Später werde ich von Bagatellgastronomie (der Kaffee im netten Friseursalon) profitieren. Wobei ich noch nicht weiß, ob ich Gelegenheitsverkehr (Taxi) nutze, denn dann hat der Taxifahrer es im Zweifel mit feindlichem Grün (Fehlschaltung bei Ampeln) zu tun. Aber im Gegensatz zu Verhaltens-, Zustands-, Handlungs- und Mitstörern, die das öffentliche Recht kennt, bin ich ein Nichtstörer. Und auf dem Rückweg werde ich vor der Totvermarktung (Auslage beim Fleischer) gierig wässern.

Wer mag, kann sich von diesem Block Mehrstücke (Kopien) fertigen. Oder wie ich den Kopf über einen Amtsstuben-Ausdruck schütteln, der es immerhin zum Unwort des Jahres 1997 gebracht hat: Kommt ein Kind in eine Pflegefamilie, wurde eine Beelterung realisiert…

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Montag, 24. Oktober: Tag der Bibliotheken

Scharfer Tag für Bibliotheken

Keine Sorge, wenn ich das Wort „Zeitenwende“ in den Mund nehme, folgt nicht zwangsläufig ein „Doppelwumms“. Vor allem, weil ich Zeitenwende im eher alltäglichen Sinn nutze: An diesem Montag, 24. Oktober 2022, hat die letzte Woche der Sommerzeit begonnen.

Nachdem wir gestern beinahe der göttlichen Schöpfung ein Ständchen gebracht hätten, sind wir heute wirklich gefordert: Allerdings sollten wir eher uns zu unserer großartigen Bad Harzburger Stadtbücherei (ext.) mit dem tollen Team um Detlef Linke gratulieren. Heute ist der „Tag der Bibliotheken“.

Das Datum ist aus gutem Grund gewählt, denn am 24. Oktober 1828 gründeten der Rentamtmann Karl Preusker und der Arzt Emil Reiniger im sächsischen Hayn die Vaterländische Bürger-Bibliothek als Schulbibliothek für Lehrer, Schüler und den „gewerblichen Bürgerstand“. Die Karl-Preusker-Bücherei ist damit die erste öffentliche Bibliothek Deutschlands.

Der Tag der Bibliotheken wurde in Deutschland am 24. Oktober 1995 unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Richard von Weizsäckers ausgerufen. Dabei soll nicht allein auf die  „Geschichte der abendländischen Bibliotheken“ eingegangen werden. Es geht vielmehr darum, die besondere Rolle der Büchereien „als Wissensspeicher, Informationsvermittler und kulturelle Einrichtung“ zu würdigen.

Ausgeträumt hatte ich einen meiner großen Wunschträume am 24. Oktober 2003, als das Überschallflugzeug Concorde zu seinem letzten kommerziellen Flug von New York nach London startete. Ich habe zwar eine gewisse Angst vorm Fliegen, aber „Die Legendäre Concorde“ (zweisprachig deutsch/englisch) faszinierte mich stets. In gut drei Stunden mit maximal Mach 2,23 (2405 km/h) über den Atlantik. Leider waren die Ticketpreise ebenso phänomenal…

Zur Abwechslung mal ein ganz scharfes Finale: Heute ist der „Welttag der Gewürze“ (World Spice Day). Trotz aller aktueller Schlagzeilen um Alfons Schuhbeck und Steuerhinterziehung lohnt sich dazu ein Blick in „Schuhbecks Welt der Kräuter und Gewürze“. Während des Starkochs Welt vorerst das Gefängnis sein könnte. Ich habe derweil ganz andere Probleme.  Gerade was Schärfe angeht, überschätze ich als Fan indischer Küche gern die Widerstandsfähigkeit meiner Geschmacksknospen. Feurio!

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Sonntag, 23. Oktober: Verpasste Party

„Liebhaberbibliothek für eine Leser-Elite“. Die „Bibliothek Suhrkamp“. Foto: Screenshot

Saugeile Dinos und der Anfang der Welt

Happy Birthday, liebe Welt…“ – eigentlich ist das Geburtstagsständchen am heutigen Sonntag, 23. Oktober 2022, gar nicht angebracht. Obwohl Bischof James Ussher errechnet hat, dass Gott das Universum am 23. Oktober 2002 v.Chr. geschaffen habe.

Ussher richtete sich im 17. Jahrhundert nach dem Julianischen Kalender, als er seine „Annalen des Alten Testaments, hergeleitet von den frühesten Anfängen der Welt“ schrieb, jetzt als „The Annals of the World“ als eBook in Englisch zu haben. Nach dem heute gültigen Gregorianischen Kalender entspricht dies dem 21. September. Da haben wir wohl eine Party verpasst…

Ganz pünktlich werfen wir einen sorgenvollen Energiekrisen-Blick in die Bauernkalender: „Wenn’s Sankt Severin gefällt, so bringt er mit die erste Kält’.“ Wir haben Glück, mit bis zu 17 Grad ist es laut TV-Wetterfrosch „eher zu mild“.

Aber was heißt das schon. Ich fühle mich an einen Witz (mit den beeindruckenden Eisbären) erinnert: „Das Eisbärbaby fragt seine Mutter: ,Mama, bist Du ein richtiger Eisbär?‘ ,Ja‘. ,Und ist Papa ein Eisbär?* ,Ja‘ ,Und war Opa ein Eisbär?‘ ,Natürlich!‘ ,Ist mir egal, ich friere trotzdem‘“.

Aus den Kalauer-Niederungen ist es ein gewaltiger Sprung bis zu „Liebhaberbibliothek für eine Leser-Elite“. Die wollte Verleger Peter Suhrkamp schaffen, als er am 23. Oktober 1851 die ersten sechs Bände der „Bibliothek Suhrkamp“ (ext.) herausgab.  Für Band 1 wurde die Erzählung „Die Morgenlandfahrt“ von Suhrkamps Freund Hermann Hesse ausgewählt.

Sowohl nach dem Buch wie noch mehr nach dem Film war ich mir mit meinen Freunden einig: „Sauspannend und geile Dinos!“ Heute hätte Michael Crichton, Schöpfer des Romans „Jurassic Park“ (engl.) seinen 80. Geburtstag feiern können. Jetzt habe ich im Lexikon gelesen, dass der Roman zum einen die „Chaostheorie und ihre philosophischen Konsequenzen veranschaulicht“, zum anderen „aber auch kapitalismus- und fortschrittskritisch als Warnung vor Profitgier, Korruption, menschlichem Überlegenheitsdenken gegenüber der Natur und den nicht abschätzbaren Risiken der Gentechnik interpretiert“ wird. So kann man „saugeil“ eben auch sagen…

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Samstag, 22. Oktober: Helden und Schurken

Chris Howland legt zur Eröffnung der Discothek „Limerick“ 1971 am Karl-Franke-Platz in Bad Harzburg auf. Foto: Ahrens-Archiv/Bad Harzburg-Stiftung

FESTSTELLTASTEN und andere Faszinosa

HEUTE IST SAMSTAG; „“ OKTOBER „=““ – Dass kommt dabei raus, wenn man am Samstag; 22. Oktober 2022, den „Internationalen Tag der Feststelltaste“ damit begehen will, den Text komplett mit der arretierten Feststelltaste zu schreiben. INTERNATIONAL CAPS LOCK DAY.

So wirklich empfehlenswerte Bücher über Feststelltasten im Speziellen oder Computertastaturen im Allgemeinen habe ich nicht finden können. Zumindest vom Titel her passt Terry Pratchetts „Aus der Tastatur gefallen“. Es geht allerdings mehr um „Gedanken über das Leben, den Tod und schwarze Hüte“, die den Erfinder der Scheibenwelt-Romane umtreiben.

Zu den Faszinosa des Tages (Plural von Faszinosum – wieder was gelernt) kommen wir später. Obwohl mich auch Boulevard-Zeitungen bisweilen faszinieren. Heute vor 118 Jahren (1904) erschien mit der „B.Z. am Mittag“ in Berlin die erste deutsche Boulevard-Zeitung im Straßenverkauf.

Wie es in den Redaktionen der bekanntesten deutschen Boulevard-Zeitung „Bild“ zugeht, ist in Günter Wallraffs Bericht „Der Aufmacher“ nachzulesen. Wie wichtig es ist, die Mechanismen zu kennen, zeigt sich im Umgang des Boulevard mit Minderheiten: „Bild dir deinen Hass“ schildert, wie die „Bild-Zeitung gegen Geflüchtete und People of Color schreibt“.

Es gibt nicht viele Bücher und Filme, die mich so nachhaltig beeinflusst haben wie „Die Brücke“.  Der Antikriegsfilm von Bernhard Wicki nach dem autobiografischen Roman von Gregor Dorfmeister (veröffentlicht als Manfred Gregor) erlebte seine Uraufführung am 22. Oktober 1959.

Ein Faszinosum ist und bleibt trotz aller Skandale für mich die „Tour de France“. Heute vor 10 Jahren allerdings erhielt auch meine Begeisterung einen schweren Dämpfer, als der „Fall Lance Armstrong“ die Schlagzeilen beherrschte: „Nichts als die Wahrheit“. Aber selbst, als Profi Tyler Hamilton in „Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte“ enthüllte, wie das berühmteste Radrennen der Welt zur Tour de Farce wurde, schaute ich immer noch gebannt zu…

Ein überaus positiver Sportheld wäre heute 101 Jahre alt geworden: Bernhard Carl „Bert“ Trautmann, der als einstiger Fallschirmjäger nach dem Krieg zur Torwartlegende in England wurde. Die Queen zeichnete ihn für seine Verdienste um die englisch-deutsche Verständigung aus. „Trautmanns Weg“ fasziniert auch heute noch und ließ seinerzeit Kritiker nach dem Pokalfinale, in dem er mit Genickbruch weiterspielte, schwärmen: „Er ist immer gut und oft ist er fabelhaft. Und dann gibt es noch Tage, an denen er übernatürliche Dinge verrichtet. Und einen seiner besten Tage hat er in diesem Finale.

So, jetzt geht es nur noch darum, ein Foto aus dem Ahrens-Archiv der Bad Harzburg-Stiftung zu lancieren und so Interesse zu wecken. 1971 legte Chris Howland im „Limerick“ am Karl-Franke-Platz in Bad Harzburg auf. Zehn Jahre zuvor flimmerte am 22. Oktober 1961 zum ersten Mal sein „Musik aus Studio B“ über die Bildschirme. „Yes, Sir!“ heißt seine Autobiografie (eBook), die ein ungewöhnliches Showstar-Leben „aus dem Blickwinkel eines englischen Gastarbeiters“ darstellt.   

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Freitag, 21. Oktober: Bloggen bildet


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Theo Lingen als Styx in der Verfilmung von Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ – einfach grandios (der Auftritt beginnt in dem YouTube-Video etwa bei Minute 5:00)

Ein Sex-Skandal und ein Elchtest

Bloggen bildet. Zumindest hat es an diesem Freitag, 21. Oktober 2022, bei mir schon mal wieder eine Wissenslücke gestopft. Ich weiß jetzt, was Coffee Table Books sind.

Vermutlich wissen das alle wieder mal ohnehin, ich bin darüber gestolpert, weil eines der erfolgreichsten Coffee Table Books heute vor 30 Jahren (1992) veröffentlicht wurde: Madonnas Bildband „SEX“ löste den beabsichtigten Skandal aus und ließ wie gewünscht die Verkaufszahlen in schwindelnde Höhen schnellen.

Den opulenten Bildband scheint es nur noch antiquarisch zu geben. Und dann gern für Summen bis zu 500 Euro. Was allerdings für Coffee Table Books nicht weiter ungewöhnlich ist. Diese Bildbände sind vor allem dekorativ.  Man zeigt auch im Bücherregal, was man hat. Wobei gern auch exzellente Foto-Bildbände nicht gerade als Schnäppchen daherkommen. „Mountain Roads“ beispielsweise schlängeln sich über die „Traumstraßen der Welt“ zu 249,90 Euro an der Ladenkasse.

Beim Stichwort „Madonna“ kommt ein weiteres Problem hinzu, denn der Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT liefert mal eben 1314 Fundstellen. Es dreht sich halt nicht alles um Madonna Louise Ciccone. Ohnehin scheint zumindest auf dem Buchmarkt die ganz große Zeit der Pop-Ikone vorbei zu sein. „Lady Bitch Ray über Madonna“ sind eher Jugenderinnerungen an die Sängerin. Und wer nach dem „Sex“-Bildband sucht, findet: „Sex in Drag: A parody of Madonna’s infamous SEX book“.

Das 25-jährige Jubiläum steht heute für ein Ereignis aus dem Jahr 1997 an, das im Mercedes-Benz-Konzern sicher nicht gefeiert wird: Eine funkelnagelneue A-Klasse kippte beim „Elchtest“ in Schweden um – und avancierte in der Folge zum ersten Modell außerhalb des Luxussegments, das ein Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) spendiert bekam. Was offenkundig aber auch Rentiere benötigen, folgt man dem Kinder-E-Book „Elchtest für das Weihnachtsfest“.

Leider lag das Handbuch „So wird’s gemacht. Mercedes A-Klasse ab 10/97“ noch nicht vor, als die Konstruktion ins Schleudern geriet. Auf Dauer aber wurde die A-Klasse ein Erfolg, macht gemeinsam mit der B-Klasse heute rund 20 Prozent des Mercedes-Absatzes aus. Als der Konzern verkündete, sich mehr dem Luxussegment zuzuwenden, titelte die Süddeutsche: „Die A-Klasse darf nicht sterben“.

Unsterblich ist derweil die Musik von Jacques Offenbach, einer der großartigsten und doch oft unterschätzten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Am 21. Oktober 1858 wurde die Uraufführung der Operette „Orpheus in der Unterwelt“  (Textbuch) ein sensationeller Erfolg. Man kann über „Jacques Offenbach und seine Zeit“  lesen, noch weit anregender aber ist es, seine Musik zu hören.

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Donnerstag, 20. Oktober: Faultiere und Statistiker

Die drei Arten von Lüge

Ein wenig Futter für Statistiker: Dieser Donnerstag, 20. Oktober 2022, ist der 293. Tag des Jahres, es bleiben 72 Tage bis zum Jahresende. Und 65 bis Heiligabend.

Eigentlich müsste ich mich heute dem „Internationaler Tag des Faultiers“ (International Sloth Day) widmen. Was mir vom Namen her schon immer sympathisch war. Aber ich liebe Statistiken. Und ich kann dennoch dem Churchill zugeschriebenen Satz: „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“, einiges abgewinnen.

Mit dem Exkurs zur Statistik liege ich im Grunde total daneben. Zwar ist der 20. Oktober der „Weltstatistiktag“, aber er wird nur alle fünf Jahre begangen. Bis 2025 jedoch wollte ich nicht warten. Zumal ich mir gerade ein Buch zum Thema anschaffen will: „Grüne fahren SUV und Joggen macht unsterblich“ soll unterhaltsam und lehrreich zugleich über „Risiken und Nebenwirkungen der Unstatistik“ aufklären.

Der britische Staatsmann Benjamin Disraeli hätte solch ausgewogene Aufklärungslektüre im 19. Jahrhundert vermutlich rundweg abgelehnt. Sein drastisches Urteil stand – großartig formuliert – unverrückbar fest: „Es gibt drei Arten von Lügen: Lügen, infame Lügen und Statistiken.

Dass Statistik kein einfaches Thema ist, wird auch dadurch verdeutlicht, dass es gleich drei Bücher „Statistik für Dummies“ gibt. Da ich wie schon erwähnt eine gewisse Tendenz zur Faulheit aufweise, tendiere ich zu „Statistik kompakt für Dummies“. Vielleicht gelingt mir dann, was Ex-VW-Boss Carl Hahn einst postulierte: „Statistiken sind mit Vorsicht zu genießen und mit Verstand einzusetzen.“     

Wer da glaubt, „Wer wird Millionär“ sei eine unendliche Fernsehgeschichte, sollte sich ein anderes Format vor Augen rufen: Heute vor 55 Jahren (!), am 20. Oktober 1967, startete Eduard Zimmermann im ZDF mit „Aktenzeichen XY … ungelöst“. Die Reihe hat es sogar in „Akademische Schriftenreihen“ geschafft: „,Aktenzeichen XY…ungelöst‘ – Eine Fahndungssendung als Ausdruck der Kontrollgesellschaft“. Und dass, obwohl der Moderator gestand: „Auch in war ein Gauner“.

Er würde heute 99 Jahre alt, sein Werk ist unsterblich: Otfried Preußler schrieb 32 Kinderbücher, darunter Klassiker wie „Der Räuber Hotzenplotz“ und „Die kleine Hexe“. Die Bücher wurden in 55 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von mehr als 50 Millionen Exemplaren erreicht.  Wer ein Weihnachtsgeschenk für Kinder sucht, macht mir Preußler garantiert nichts verkehrt. Mein Favorit ist „Der kleine Wassermann“ – vermutlich, weil ich vom Sternzeichen her selber einer bin.

Für „den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen“ erhielt die heute vor 76 Jahren geborene Elfriede Jelinek 2004 den Nobelpreis für Literatur. Ihr erfolgreichster Roman erschien 1983: „Die Klavierspielerin“.

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Mittwoch, 19. Oktober: Darauf einen Gin Tonic

Kosename fürs Fahrrad gesucht

Jetzt ist es so weit. An diesem Mittwoch, 19. Oktober 2022, habe ich den ersten Artikel über die Zeitumstellung gelesen. Das führt bei mir fast zu Panikattacken. Zum einen, weil es in elf Tagen schlagartig schon vor 17.00 Uhr dunkel wird. Zum anderen, weil ich immer noch nicht kapiert habe, wie man die Uhr im Auto umstellt…

Wenn es nicht so früh am Tag wäre, könnte ich diese Sorgen fortspülen und parallel einen Aktionstag würdigen. Wir begehen heute den „Internationalen Gin-Tonic-Tag“ (International Gin and Tonic Day). Der Longdrink-Klassiker wurde während der britischen Kolonialzeit in Indien kreiert, wo das chininhaltige Indian Tonic Water als fiebersenkend (Malaria) bekannt war. Wer es genauer wissen will, liest „Was wäre Gin ohne Tonic?“ und lässt sich „die Geschichte des prickelnden Erfrischungsgetränks“ erzählen.

Der Gin sollte die sehr bittere Tonic-Variante genießbar machen. Das nenne ich mal eine ordentliche Medizin! Die man mit dem „ultimativen Handbuch für den perfekten Mix“ angeblich weiter verfeinern kann: „Gin & Tonic“.

Ansonsten ist die literarische Auswahl zum Thema Gin Tonic eher dürftig. Und in einem Fall scheinen die Herausgeber den Wahrheitsgehalt des Buchtitels bereits vor dem Schreiben ausgiebig getestet haben: „Wenn man in ,Homeoffice‘ nur acht Buchstaben verändert, steht da ,Gin Tonic‘“.

Früher hießen Fahrräder mal Drahtesel. Nun muss eine innige Beziehung aufgebaut werden. Seit 2018 wird am heutigen Datum der „Internationale Gib-Deinem-Fahrrad-einen-Namen-Tag“ (International Name Your Bike Day) begangen. Aber nun ja, angeblich handelt es sich ja auch um eine „Kulturgeschichte des Glücks auf zwei Rädern“: „Das Fahrrad“.

Ich weiß, dass ich die Nicht-Fußballfan jetzt wieder nerve, aber am 19. Oktober 1957 schlug Celtic Glasgow die Glasgow Rangers im Stadion Hampden Park in Glasgow mit 7:1. Es war der höchste Sieg in einem „Old Firm“ genannten Pokalfinale. Was mir egal wäre, aber das Spiel, das als „Hampden in the sun“ in die Kicker-Historie einging, bescherte uns eine der schönsten Fußballhymnen, voller Stolz gesungen – aber auch eine der gemeinsten, denn aus jedem Ton tropft Häme. Herrlich!


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Zurück zur hehren Literatur. Zumindest Erwähnung finden muss, dass heute vor 50 Jahren einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit den Nobelpreis für Literatur erhielt: Heinrich Böll. Mich haben stets die Erzählungen wie „Wanderer, kommst du nach Spa…“ mehr als die Romane gefesselt.

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Dienstag, 18. Oktober: Statt Krawatten

Probier’s mal mit Gemütlichkeit

Ein Mann muss keine Krawatte tragen, um elegant auszusehen. Sie ist nicht mehr als ein dekoratives Detail.“ Sagte Modeschöpfer Giorgio Armani, dessen Kreationen ich (abgesehen vom Preis) bewundere. Dennoch werde ich heute zur Krawatte greifen und damit an diesem Dienstag, 18. Oktober 2022, eine Brücke nach Kroatien schlagen.

Dort wird heute „Dan Kravate“ gefeiert, der „Tag der Krawatte“.  Anlass dazu ist die Theorie vieler Modehistoriker, dass die Ursprünge der Krawatte in seidenen Halstüchern der für Frankreich kämpfenden kroatischen Soldaten im 17. Jahrhundert zu suchen seien. Daher soll der Begriff stammen: „à la cravate“, was in etwa „nach Art der Kroaten“ bedeutet.

Besonders häufig drohen Krawatten auch als Geschenk zu Weihnacht. „Statt Krawatte“ will da Abhilfe schaffen. Umrahmt von Texten unter anderem von Thoma, Goethe und Fallada soll das Buch „ideale Verpackung für weihnachtliche Gutscheine“ sein. Was als Geschenkidee auch nicht sonderlich kreativ, aber immer noch besser als Krawatte ist.

Von mir aus hätten die Kroaten ihre Erfindung für sich behalten können. So richtig korrekte Knoten kann ich bis heute nicht. Vielleicht hätte ich es mal mit „Knigge – Krawatten, Fliegen und Schals perfekt binden“ versuchen sollen. In den Krawattenknoten-Ruhmestempel hätte ich es nie geschafft.

Apropos Ruhmestempel: Heute vor 180 Jahren (1842) wurde die Walhalla bei Donaustauf eingeweiht. Benannt nach der Halle der Gefallenen in der nordischen Mythologie, werden im monumentalen Bau des Architekten Leo von Klenze Persönlichkeiten „teutscher Zunge“ geehrt.

Große Gesten brauchen offenkundig Zeit, der Walhalla-Grundstein war zwölf Jahre zuvor ebenfalls am 18. Oktober gelegt worden. Das Datum war dabei keineswegs ein Zufall. An der Walhalla wurde damit an die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 erinnert.  Das „eigene“ Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig wurde erst 1913, zum hundertjährigen Jubiläum, eingeweiht. Natürlich am 18. Oktober.

Auf kein rundes Jubiläum kann der Spielfilm „Die Spur des Falken“ von Regisseur John Huston mit Humphrey Bogart zurückblicken. Er wurde erstmals am 18. Oktober 1941 gezeigt – und war bereits die dritte Verfilmung von Dashiell Hammetts Roman „Der Malteser Falke“. Buch wie Film sind Klassiker der Kriminalliteratur. Und aus meiner Sicht braucht es kein Jubiläum, um beides zu feiern.

Ein Klassiker gleichen Kalibers und noch dazu ein rundes Jubiläum feiernd ist der Zeichentrickfilm „Das Dschungelbuch“ aus den Walt-Disney-Studios (DVD). Heute vor 55 Jahren flimmerte der göttliche Streifen nach dem Roman von Rudyard Kipling über die Kinoleinwände in Amerika.

In Deutschland startete der Film am 13. Dezember 1968. Ich habe ihn am 21. Juli 1969 gesehen. Was ich so genau weiß, weil es der Tag der Mondlandung war. Das „Dschungelbuch“ avancierte nach Besucherzahlen zum erfolgreichsten Kino-Hit in Deutschland – Probier’s mal mit Gemütlichkeit…

Montag, 17. Oktober: Brot und Spiele

Es geht ums geliebte Brot

Ein Brot, ein gutes Brot, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt…“ Warum ich die Hymne der Comedian Harmonists an die Freundschaft an diesem Montag, 17. Oktober 2022, so verunstalte? Heute ist der „Internationale Tag des Brotes“ (World Bread Day).

Für mich ist dies damit ein wichtiger Tag. Denn ein vernünftiges, schmackhaftes Graubrot mit schöner Kruste gehört zwingend auf meinen täglichen Menüplan. Wobei die Hinweise „schmackhaft“ und „schöne Kruste“ schon klarstellen, dass ich beim Bäcker kaufe. Im Zweifel „Beim Lieblingsbäcker – Auf Leben und Brot“.

Und selbstverständlich erstehe ich mein Brot „am Stück“. Ich will mir meine Stullen selbst auf die Stärke schneiden, die meinem jeweiligen Gemütszustand entspricht. Genormte Scheiben sind mir ein Graus. Vielleicht eifere ich bald meiner Brot-backenden Frau nach und werde selbst tätig, um mein Traumbrot zu bekommen: „Mann backt Brot“.

Oder ich versuche es mit dem „Fernsehbäcker“ Axel Schmitt: „Das einfachste Brot der Welt“. Ich bin beim Essen sicher besser als in der Produktion. Also doch eher „Simplissime – Das einfachste Backbuch der Welt: Brot“. Damit kann man angeblich „richtig gut backen mit maximal 6 Zutaten“.

Ich bin für alles offen, solange das Ergebnis stimmt. Wie wichtig so eine ordentliche Scheibe Brot ist, wird mir stets auf Reisen klar. Sonne, weißer Strand, wohltemperiertes Meer – und labbriges Toastbrot. Es hat Heimflüge gegeben, die habe ich nur dank der Vorfreude auf ein deutsches Butterbrot überstanden.

Während des Urlaubs bleibt mir nur, die Erinnerungen an mein geliebtes Graubrot hochzuhalten. Beispielsweise durch die Auswahl der Urlaubslektüre nach entsprechenden Titeln. Wie wär’s mit Siegfried Lenz‘ Sportlerdrama „Brot und Spiele“? Oder mit Heinrich Bölls Erzählung „Das Brot der frühen Jahre“. In jedem Fall muss es, um es mit Nobelpreisträger Henryk Sienkiewicz zu sagen, „Ums liebe Brot“ gehen.

Nun fällt der Blog heute kürzer als sonst aus – ich wässere schon die ganze Zeit und bin erkennbar auf Entzug. Also ab in die Küche und eine traumhafte Stulle bereitet!

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