Mittwoch, 24. Mai: Lange Licht

Ein „Brückentag“ nicht nur für Brooklyn

An diesem Mittwoch, 24. Mai 2023, dauert der „lichte Tag“ in diesem Jahr zum ersten Mal länger als 16 Stunden. Um genau zu sein: 16 Stunden und 1 Minute. Die Sonne ist um 5.14 Uhr aufgegangen und verabschiedet sich erst wieder um 21.15 Uhr von uns.

Ein Licht ging heute vor 140 Jahren auch der Stadt auf, die nach eigenem Bekunden nie schläft. Dabei sollen die ein Jahr zuvor patentierten Glühbirnen des Thomas Alva Edison an diesem Tag eigentlich eine Brücke ins rechte Licht rücken. Und dies aus gutem Grund, den die Brooklyn-Bridge gehört ohne Frage zu den bekanntesten Brücken der Welt und zu den bekanntesten New Yorker Wahrzeichen.

Die Geschichte der weltberühmten Brücke ist im Kern die Geschichte der Auswandererfamilie Roebling aus dem thüringischen Mühlhausen, deren Mitglieder das Projekt initiierten, trotz etlicher Tragödien vorantrieben und schließlich vollendeten. Nachvollzogen in dem historischen Roman „Die Ingenieurin von Brooklyn“.

Wobei es der Originaltitel besser trifft: Im Mittelpunkt von „The Engineer’s Wife“ steht Emily Warren Roebling, Ehefrau von Washington Augustus Roebling, die nach der Erkrankung ihres Mannes den Bau der Brücke weiter vorangetrieben hat.

Um das Bauwerk, an dem 14 Jahre gebaut wurde, ranken sich Mythen und Legenden. Viele Erzählungen sind historisch nicht gesichert – und auch damit idealer Stoff für Romane. Die Einweihung der Brooklyn-Bridge spielt in Alex Capus‘ Roman „Susanna“ nicht nur eine gewichtige Rolle, das Buch nimmt das symbol- und ebenso geschichts- wie geschichten-trächtige Bauwerk sogar auf den Titel. Auch wenn es um weit mehr geht in der Erzählung um die Malerin Susanna. Markus Weber hat den Roman in den Lesetipps der BÜCHER-HEIMAT besprochen.

Für die meisten Touristen aber ist die Brooklyn-Bridge in erster Linie auch ein Hingucker. Wer nicht nach New York kommt, sich aber nicht sattsehen kann, sollte sich eines schon mal fürs Jahresende und fürs nächste Jahr vormerken: „Brooklyn Bridge – New York City“ ist ein Premium-A2-Wandkalender mit faszinierenden Fotos. Und für alle, die selbst Hand anlegen wollen, empfiehlt sich das 1000 Teile Nachtleuchtpuzzle „Educa – Brooklyn-Bridge“.

Einen runden Geburtstag feiert heute auch eine bei Autofahrern eher unbeliebte Erfindung. Vor 85 Jahren, am 24. Mai 1938, erhielt der US-Amerikaner Carl C. Magee das Patent Nr. 2.118.318 für die Parkuhr. Obwohl ohne diese Erfindung ein Kinderbuchtitel vielleicht noch „wahrer“ würde: „Die Irrfahrten des Odysseus auf der Suche nach einem Parkplatz in der Großstadt“.

Ganz kurz und damit zu der Erfindung passend ollen wir noch darauf verweisen, dass am 24. Mai 1844 Samuel F. B. Morse (Biographie) das erste Telegramm auf Morsecode von Washington, D.C., nach Baltimore sendete. Inhalt der Nachricht: „What hath God wrought?“ (Was hat Gott getan?).

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Markus Weber über „Susanna“

Markus Weber über „Susanna“

Alex Capus:

Susanna

„Da war dieses Mädchen. Ich wünschte, ich wäre schon auf der Welt gewesen, als sie dem Pferdeknecht Anton Morgenthaler, der doppelt so groß, dreimal so breit und fünfmal so schwer war wie sie, in einem Akt entschlossener Notwehr mit dem rechten Zeigefinger das linke Auge ausstach.“ So beginnt der wunderbar erzählte Roman über Susanna Faesch, der uns mit vielen Überraschungen an unterschiedliche Orte und zu verschiedenen Ereignissen im 19. Jahrhundert führt.

Schon die Beschreibung Basels, in dessen calvinistischer Enge und Strenge Susanna aufwächst, zeigt anschaulich, warum sie zusammen mit ihrer Mutter ausbrechen muss, um nicht dem von Traditionen und Pflichten geprägten Alltag, in dem nichts Neues zu erwarten ist, zu erstarren. Auch jenseits des Atlantiks bleibt Susanna offen für neue Erfahrungen, es gelingt ihr selbstbestimmt zu leben, was auch hier für Frauen nicht selbstverständlich ist.

So erleben wir mit Susanna, wie technische Erneuerungen das Leben verändern und revolutionieren und Fluch und Segen dicht beieinander liegen. Die Leser*innen können das zum Beispiel hautnah miterleben bei der Eröffnung der Brooklyn Bridge am 24. Mai 1883. Während der Osten der USA industrialisiert und elektrifiziert wird, kämpfen die Ureinwohner des Kontinents ums Überleben. Auch in deren Territorium führt uns der Weg Susannas. So wird das Buch zum Erlebnis.

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Alex Capus: Susanna, Hanser, 288 Seiten, ISBN 9783446273962, Preis: 25,00 Euro.