Sonntag, 4. September: Der C-Wurst-Himmel

Currywurst und Dankbarkeitsgefühle

Eines meiner liebsten Leib-und-Magenthemen bringt dieser Sonntag, 4. September 2022, mit sich: Wir begehen heute den „Tag der Currywurst“. Und ich weiß auch schon, wie ich den begehen werde…

Die Berliner Imbissbuden-Besitzerin Herta Heuwer soll die Currywurst am 4. September 1949 erfunden haben. Zehn Jahre später ließ sich Heuwer ihre Soße als „Chillup“ unter der Patent Nummer 721319 registrieren. Dennoch wird die C-Wurst Berlin bisweilen streitig gemacht. Gern im Ruhrgebiet, aber auch in Hamburg, wo der Schriftsteller Uwe Timm in seinem Roman „Die Entdeckung der Currywurst“ die Gourmet-Sternstunde verortete.

Der Roman hat es immerhin bis zur Aufgabe in deutschen Abiturprüfungen gebracht. Folgerichtig gibt es dazu auch „Die Entdeckung der Currywurst von Uwe Timm. Königs Erläuterungen.“ Was ähnliche Dankbarkeitsgefühle wie die Erfindung der C-Wurst selbst weckt: Die Textanalysen von „Königs“ haben mich zu Schulzeiten mehr als einmal gerettet.

Wer es ganz genau wissen will, sollte vielleicht die Geschichte des Fast Food in Deutschland in  „Currywurst & Co.“ nachlesen. Wobei mir das viel zu wissenschaftlich ist. Andererseits gehöre ich auch nicht zu jenen, die alles als Currywurst akzeptieren, was einem kleingeschnitten unter rot-sämiger Flüssigkeit mit Piekser vorgesetzt wird. Ich präferiere die „Bratcurry“. Und letztlich entscheidet dann die Soße.

Mehr als 800 Millionen Currywürste werden pro Jahr in Deutschland verzehrt, 28 Mal in Folge bis 2020 war das Kult-Gericht das beliebteste Kantinenessen der Republik. Abgelöst wurde es durch Spaghetti Bolognese. Was mich glauben lässt, dass das Corona-Virus die Geschmacksknospen lahmlegt…

Apropos glauben: Offenkundig ein Plädoyer für eine Kirche näher am Menschen und deren Alltag liefert Franz Meurer mit „Glaube, Gott und Currywurst“. Und für TV-Koch Frank Rosin war die Pommesbude das Startbrett auf seinem Weg in die Sternerestaurants. So erzählt er zumindest in seiner Autobiografie „Ehrlich wie ’ne Currywurst“.

Aber zurück nach Berlin. Da erobert mittlerweile „Berlins Multi-Kulti-Currywurst“ den Markt. Und das Buch zum Trend verspricht 50 Rezepte und ländertypische Sättigungsbeilagen sowie Getränketipps. Was mir ebenso wenig helfen würde wie das Smartphone-Kochbuch „Checkliste: Currywurst“ (eBook), angepriesen als der „schnelle Weg zur selbstgemachten Currywurst“.

Dass ist wie mit den Urlaubsspezialitäten, die zuhause gar nicht schmecken. Zum Currywurst-Genuss braucht es Imbissbuden-Flair und den Geruch nach Fritteuse. Zum Glück findet man diese Konstellation in Deutschland überall. Selbst in Schleswig-Holstein, wo man vielleicht eher Fischbrötchen erwartet. Wer es nicht glaubt, der greife zum „Currywurstführer Schleswig-Holstein“ und gelange so zur „Wurst zwischen den Meeren“.

(*) Zum „Tag der Currywurst“ gehört selbstverständlich auch die passende Tischmusik: Hier geht’s zu Grönemeyers „Currywurst“

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Samstag, 3. September: Der Bart ist ab!

Eine ausgesprochen haarige Diskussion

Ich habe mich rasiert. An diesem Samstag, 3. September 2022, allein schon aus Protest! Heute ist der Welttag des Bartes (World Beard Day). Ich mag keine Bärte.

Völlig über Kreuz liege ich folgerichtig mit Thomas S. Gowings „Die Philosophie der Bärte“, wonach „das Fehlen eines Bartes üblicherweise ein Zeichen für physische und moralische Schwäche“ sein soll. So ein Quatsch. Ich finde, dass Haare auf den Kopf und nicht ins Gesicht gehören.

Der Drei-Tage-Bart ist für mich das Äußerste – und in der Regel schlicht frühmorgendlicher Faulheit geschuldet. Von mir aus mag der Weihnachtsmann einen Bart tragen, wobei die schlohweiße Gesichtsbehaarung für jemanden, der durch Kamine ins Haus kommt, denkbar unpraktisch ist. Aber vermutlich gilt die Devise „Andere Länder – andere Bärte“, wie der „Nomad Barber“ Miguel Gutierrez von seinen Reisen berichtet.

So wenig ich Bärte mag, so sehr liebe ich Quiz-Spiele. Heute vor 23 Jahren (!!!) ging „Wer wird Millionär“ mit Günther Jauch auf RTL an den Start und ist seither der „lebende Beweis“ für die Faszination Quiz. „Die ganze Wahrheit über die Show! (…) Mit vielen praktischen Tipps zu Bewerbung, Casting und Show“ verspricht das Buch „Insiderreport ,Wer wird Millionär?‘“.

„WWM“ würde mich ja auch reizen – aber ich habe viel zu viel Sorge, dass ich mich bei der ersten Frage blamieren könnte. Dann doch eher das 4×4-Quiz-Gewinnspiel der Goslarschen Zeitung, das übrigens am 12. September in die nächste Runde startet. Und für alle, die einfach nur zwischendurch Quiz-Spaß haben wollen, gibt es „Wer wird Millionär 20 Jahre Jubiläumsedition“ mit „752 Fragen, die eine Menge Herausforderungen und Spielspaß bieten“.

Nun ist mir über eine Quizfrage, mit deren Antwort ich einmal nach einem Karibik-Urlaub glänzen konnte, eingefallen, dass ich ja doch Fan von etwas bin, dass zumindest dem Namen nach mit Bärten zu tun hat. Als die Portugiesen 1536 Barbados sichteten, sahen sie die „Bearded Fig Trees“ und nannten die Insel o barbudo (die Bärtigen). Warum ich Fan dieser „Bärtigen“ bin, erklärt der „Barbados-Wandkalender 2023“.

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Freitag, 2. September: „Kathedralen des Wissens“

Um die Welt und in die BÜCHER-HEIMAT

Es sind an diesem Freitag, 2. September 2022, noch exakt 120 Tage bis zum Jahresende. Und es ist heute ein Datum, das dem deutschen Bibliothekswesen große, aber auch bittere Stunden bescherte.

Die gute Nachricht zuerst. Am 2. September 1916 wurde die Deutsche Bücherei in Leipzig mit einem Festakt eingeweiht. Sie war damit die Vorgängerin der Deutschen Nationalbibliothek, deren Teil sie heute ist.

Die fürchterliche Nachricht erreichte alle Bücherfans am 2. September 2004, als im Dachstuhl der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar ein Großfeuer ausbricht. 50.000 Bände der Bibliothek verbrennen, weitere 62.000 werden durch Feuer und Löschwasser beschädigt.

Bibliotheken und Buchhandlungen, in denen der besondere Zauber der Bücher spürbar wird, sind für mich selbst magische Orte. Der opulente Bildband „Büchertempel“ holt „die schönsten Bibliotheken aus aller Welt“ ins eigene Wohnzimmer. Und „Kathedralen des Wissens, Tempel der Weisheit, Oasen der Stille“ sind die berühmten „Bibliotheken“, durch die Candida Höfer und Umberto Eco führen.

„Der schönste Ort der Welt“ ist – wie seit April in Bad Harzburg zu erleben – für gar nicht wenige Menschen ihre Buchhandlung. „20 Geschichten zum Tatort Buchhandlung“ erzählen Autoren wie Ingrid Noll, George Orwell, Petra Hartlieb und Patricia Highsmith. Ein Bildband führt derweil „In 80 Buchhandlungen um die Welt“ – dummerweise ist das Werk bereits 2017 erschienen, ansonsten wäre unsere BÜCHER-HEIMAT ganz sicher ein Muss gewesen… 😉

Und noch ein Beitrag zur Reihe meiner Lieblingsbücher/-filme: Heute vor 73 Jahren (1949) wurde der Film „Der dritte Mann“ (DVD) von Carol Reed nach einem Drehbuch und Roman von Graham Greene uraufgeführt. Mit einem grandiosen Orson Welles als Harry Lime und der unvergesslichen Musik von Anton Karas. Ich weiß, wie mein „Fernsehabend“ heute aussieht.

Zum Geburtstag, es ist der 53te, gratulieren wir heute Robert Habeck. Wer jetzt meint, wir weichen von unserer Linie ab, überwiegend Schriftsteller*innen zu gratulieren, irrt. Der grüne Wirtschaftsminister und Vizekanzler hat nicht allein als Politiker zur Feder gegriffen („Von hier an anders“), sondern schrieb gemeinsam mit seiner Frau Andrea Paluch mehrere erfolgreiche Bücher wie „SommerGig“.

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Donnerstag, 1. September: Herr, es ist Zeit…

Der Engelmonat und die Brennholzsaison

Auf geht’s am Donnerstag, 1. September 2022, in den neunten Monat dieses Jahres, der (ich hab’s an den Knöcheln nachgezählt) mit 30 Tagen aufwartet. Heute ist meteorologischer Herbstanfang, am 22. September folgt mit der Tagundnachtgleiche dann der kalendarische Start in den Herbst.

Dies wiederum spiegelt sich auch in den historischen deutschen Namen für den September wider. Mit Blick auf den Abschied vom Sommer wurde einst vom „Scheiding“ gesprochen. Der „Holzmonat“ markierte (und markiert jetzt vielleicht wieder) den Start der Brennholzsaison und der „Engelmonat“ beruht nicht zuletzt darauf, dass am 29. September das Hochfest der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael ansteht. Die weiteren Namen „Herbstmond“ und „Herbsting“ sind dann selbsterklärend.

„Jetzt ist Herbst!“ ist also die exakt treffende Ansage, die im Falle dieses Buches mit fröhlichen Bastelideen für die bunte Jahreszeit aufwartet. Aber der Herbst hat nicht nur bunte Blätter zu bieten, es gibt auch reichlich Bauernregeln. Angesichts der akuten Energiekrise sollten wir die Birnbäume im Blick behalten, es muss auch nicht der von Fontanes Ribbeck zu Ribbeck im Havelland sein, es gilt vermeintlich generell: „Im September die Birnen fest am Stiel, bringt der Winter Kälte viel.

Das Stichwort Fontane erinnert an die Flut der „Herbstgedichte“. In vielen Büchern sind großartige (wenn auch bisweilen melancholische) Gedichtsammlungen von Größen wie beispielsweise Theodor Storm, Rainer Maria Rilke, Bertolt Brecht, Ingeborg Bachmann zusammengetragen. Der perfekte Platz, um die Lektüre zu genießen wäre dann „Mein Herbstgarten“, der die Stimmung des Herbstes aufnehmen soll.

Wobei gerade die bunter Blätterpracht und besonders auch der Goldene Oktober keineswegs zu schwermütigen Gedanken führen müssen. Ohne jeglichen Gedanken an „kulturelle Aneignung“ empfehlen wir beispielsweise eine Wanderung durch den „Indian Summer“ im WeltWald Harz bei Bad Grund. Mit Kindern gern über den „Indianerpfad“. Und im Gepäck für die Pausen das „Herbst-Wimmelbuch“.

Wir wollen aber auch nicht verschweigen, dass der Herbst erkennbar nicht ganz ungefährlich ist. Und dies nicht allein mit Blick auf den alljährlichen Schnupfen. Stephen King fällt mit „Frühling, Sommer, Herbst und Tod“ in vier Kurzromanen etwas aus der Jahreszeitenrolle, aber „Tödlicher Herbst“ aus Südtirol und Henning Mankells „Mord im Herbst“ mit Kurt Wallander rücken das wieder gerade. Die Jahreszeit hat literarisch gesehen mörderisches Potential, wartet aber auch mit einer der größten Partys der Welt auf: „Wiesn-Glück“ als Liebeserklärung an das Oktoberfest.

Ein kurzer Geburtstagsgruß geht heute an die Deutsche Presse-Agentur (dpa), die am 1. September 1949 ihre erste Meldung an die Redaktionen sendete – beschließen am 18. August in Goslar der Zusammenschluss mehrerer Agenturen zur dpa vollzogen worden war. „Die Nachrichtenprofis“ (eBook) geht der Frage nach, warum Qualitätsjournalismus für unsere Demokratie unverzichtbar ist.

Zum Genießen zum Start in den Herbst mit Rilkes „Herbsttag“ eines meiner Lieblingsgedichte (auch wenn der Blog wieder viel zu lang wird):

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los
.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

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Mittwoch, 31. August: Erinnerungen an Lady Di

Memoiren-Tag und trauriges Jubiläum

Wir sind am Mittwoch, 31. August 2022, und damit am 243. Tag des Jahres angekommen. Womit irgendwann im Tagesverlauf zwei Drittel des Jahres hinter uns liegen. Ist das schon die Zeit, um an Weihnachtsgeschenke zu denken? Wenn ja, Bücher aus der BÜCHER-HEIMAT gehen immer!

Viele Menschen interessieren sich beispielsweise für die Memoiren anderer Menschen. Wofür heute das passende Datum wäre, denn es ist der „Wir-lieben-Memoiren-Tag” (We Love Memoirs Day). Der Aktionstag ist eine Erfindung der beiden Schriftsteller Alan Parks and Victoria Twead, die beide auf etliche Memoiren-Erfolge verweisen können.

Für alle, die selbst zur Feder greifen und ihre Memoiren schreiben wollen, hat Victoria Twead (auf Englisch) Tipps parat: „How to Write a Bestselling Memoir“. Aktionstage, die der eigenen Branche nützlich und absatzfördernd sind, kennt man ja von anderen Aktionstagen. Wobei dann meist die Floristen wie am Valentins- und am Muttertag unter Generalverdacht stehen.

Das Suchwort „Memoiren“ im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT fördert unglaubliche 120.687 Fundstellen zutage. Darunter vielfach Bücher von oder über Berühmtheiten. So lässt sich Bestsellerautor Stephen King über „Das Leben und das Schreiben“ aus.

 Und sogar weltberühmte Romanfiguren (und deren geistige Väter) legen ihre Erinnerungen vor: „Maigrets Memoiren“ von Georges Simenon sind ein gutes Beispiel. Für alle, die es zu richtig viel Geld bringen wollen, empfiehlt sich ein Buch ganz besonders: Disneys „Onkel Dagoberts Memoiren“.

Ein Vierteljahrhundert ist es heute her (1997), dass Diana, Princess of Wales, bei einem Autounfall in Paris ums Leben kam. Memoiren gibt es von ihr nicht, aber sie dürfte zu den Frauen gehören, über die die meisten Bücher veröffentlicht wurden. Am bekanntesten ist dabei wohl Andrew Mortons „Diana. Ihre wahre Geschichte – in ihren eigenen Worten“, gerade herausgegeben in einer „Memorial Edition: Aktualisierte und ergänzte Neuausgabe des Bestsellers zum 25. Todestag“.

Falls Lady Di jemals an „Zugkraft“ verlieren sollte, kann man ja verkaufsfördernd auch noch „zwei Frauen. Zwei Leben. Ein Schicksal“ in den Fokus rücken und über „zwei unsterbliche Frauen, verbunden über die Jahrzehnte“ schreiben: „Grace Kelly und Diana Spencer“. Oder man spekuliert munter drauflos, ob hinter dem Unfall in Paris nicht doch dunkle Mächte stecken: „Diana – Das Komplott“.

Ein Autorenteam um Miriam Meckel hat sich unterdessen „die Inszenierung von Prominenz und Schicksal am Beispiel von Diana Spencer“ vorgenommen und kommt zu einer vielleicht naheliegenden Frage: „Medien-Mythos?“. Es wird wohl nie eine letztgültige Antwort geben.

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Dienstag, 30. August: Kein Tee für Atheisten

Gruseliger Tag mit Marshmallows

Eine klebrig-süße Frühstücksidee bringt dieser Dienstag, 30. August 2022, mit sich, denn wir begehen (zumindest in USA) den „Tag der gerösteten Marshmallows“ (National Toasted Marshmallow Day).

Als Purist mag ich die Gummiteile viel lieber „pur und natur“. International wird dies anders gesehen. Wenigstens lässt die Verlagswerbung für das Buch „Erdbeeren & Marshmallows“ darauf schließen: „Welches Dessert darf bei einem Manga-Büfett nicht fehlen? Natürlich Erdbeeren & Marshmallows! Hier kommt eine doppelte Portion frischer, fluffiger und megafrecher Lesespaß rund um die süßeste Mädchenclique Japans!

Da halten wir doch besser gleich mal mit einem Klassiker der Weltliteratur dagegen. Und hier bietet sich heute das berühmteste Werk von Mary Wollenstonecraft Shelley an, die am 30. August 1797 geboren wurde: „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“. Veröffentlicht 1818, da war die Autorin gerade einmal 21 Jahre alt.

Das Leben der Mary Wollstonecraft Shelley, Tochter des Philosophen William Godwin und der Feministin Mary Wollstonecraft, bietet allein faszinierenden Lesestoff. Sie heiratete 1816 mit 19 Jahren den Schriftsteller Percy Bysshe Shelley, nach dessen frühen Unfall-Tod sie sich um den Nachlass kümmerte. Mary Shelley starb im Alter von 53 Jahren. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts begann die Literaturwissenschaft, die Autorin und all ihre Werke zu würdigen.

Eher spröde Charaktere mögen auch die Werke und Auftritte eines weiteren Geburtstagskindes als blanken Horror empfinden, für das Gros des Publikums allerdings ist der am 30. August 1955 geborene Helge Schneider ein komödiantisches Genie. Was im Grunde nicht weit genug gefasst ist, denn nicht allein als Komiker, auch als Kabarettist, Schriftsteller, Film- und Theaterregisseur, Schauspieler und Multiinstrumentalist begeistert er.

Bekannt, so schreibt die Wikipedia, wurde Helge Schneider „durch Bühnenauftritte, in denen er Klamauk und Parodien mit Jazzmusik verbindet. Ein entscheidendes Element seiner Arbeit ist die Improvisation.“ Was aber den Schriftsteller Schneider und Bücher wie „Orang Utan Klaus“ außer Acht lässt. Und wer die verpasst, verpasst ein paar herrlich blödsinnige Zitate wie „Eine berühmte Frau hat einmal gesagt: ,Eine Rose ist eine Rose, ist eine Rose.‘ Ich glaube, sie hatte Recht.“ Oder mein Favorit als überzeugter Kaffeetrinker: „Nee, ich trinke keinen Tee. Ich bin Atheist.

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Montag, 29. August: Wir machen ein Fass auf

Das größte Weinfass der Welt im Heidelberger Schloss. Foto: Wikipedia gemeinfrei

Große Kultur so langsam wie möglich

Wir sind an diesem Montag, 29. August 2022, in der letzten Sommerwoche angekommen. Jedenfalls mit Blick auf den meteorologischen Herbstanfang am 1. September. Nach dem kalendarischen Herbstanfang haben wir noch bis zum 23. September um 3.03 Uhr Sommer.

Man sollte in Heidelberg vielleicht weniger auf sein Herz, als vielmehr auf seine Leber achten. Am 29. August 1751 wurde im Keller des Heidelberger Schlosses das größte Weinfass der Welt fertiggestellt. Fassungsvermögen: 221.726 Liter Wein.

Es ist bereits das vierte Riesenfass und alle hatten sogar Namen: Auf das „Johann-Casimir-Fass“ (1591) folgten das „Karl-Ludwig-Fass“ (1664) und das „Karl-Philipp-Fass“ (1728) bevor das aktuelle „Karl-Theodor-Fass“ eingeweiht wurde. Sollte auch dieses mal wie ein Vorgänger in einem kalten Winter im Ofen landen, hätte ich für den Nachfolger einen Namensvorschlag: „Werner-Karl-Herbert-Fass“.

Das derzeitige Fass wurde allerdings nur dreimal gefüllt, weil es nie dicht war. Oder sollte der Fasswächter Perkeo…?  Die Statue soll ihren Namen nach einem Hofnarren haben, der auf die Frage, ob er das Große Fass allein austrinken könne, mit „Perché no?“ (warum nicht?) geantwortet haben soll. Der Name Perkeo war geboren. Und wenn man das Fass wieder füllen will, empfiehlt sich zur Wein-Wahl die Lektüre von „111 Deutsche Weine, die man getrunken haben muss“.

Eine Erfindung, die mich schon mehr als einmal zur Weißglut getrieben hat, ließ sich der US-amerikanische Tüftler Whitcomb Judson am 29. August 1893 patentieren: den Reißverschluss. Ganz abgesehen von den peinlichen Momenten, die der Vergesslichkeit geschuldet sind, klemmen bei mir Reißverschlüsse immer dann, wenn man Jacke oder Hose gerade wirklich braucht. Vielleicht klärt das Buch „Von Rad bis Reißverschluss“Erfindungen, die die Welt veränderten“, dieses Mysterium auf.

Den Avantgarde-Künstler John Cage verstehe ich zwar vielfach nicht, aber seine Werke faszinieren vielleicht auch gerade deshalb. Heute vor 70 Jahren (1952) wurde sein Musikstück „4′33″ (four thirty-three) uraufgeführt. Dabei wird kein einziger Ton gespielt, um „die gängige Auffassung von Musik in Frage“ zu stellen. Wenn es nötig ist…

Im Harz können wir Cages Orgelwerke »ORGAN²/ASLSP« (As Slow as Possible), das „langsamste Konzert der Welt“, genießen. Es wird seit dem 5. September 2001 in Halberstadt in der St.-Burchardi-Kirche aufgeführt und soll bis zum 4. September 2640 dauern (639 Jahre). Auch die Literatur dazu klingt nicht gerade nach leichter Kost: „Geräuschvolle Stille – Geordneter Klang“  – „Ästhetische und historische Überlegungen im Geiste der Kunstphilosophie von John Cage“.

In der Region zwischen Harz und Heide (für mich gern auch weiter „Braunschweiger Land“) muss heute ein Geburtstagskind gewürdigt werden. Am 29. August 1866 kam Hermann Löns zur Welt. Als Grundschüler habe ich ein Gedicht von ihm lernen müssen. In Erinnerung geblieben sind mir aber eher „Mümmelmann und andere Tiergeschichten“, die mir meine Oma vorlas.

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Sonntag, 28. August: Kennen Sie noch Bandsalat?

Ein Krümelmonster bei der Arbeit

Appetit und eine sich selbsterfüllende Prophezeiung prägten heute meinen Start in diesen Sonntag, 28. August 2022: Ich hatte Lust auf einen Zwieback. Und der leistet am „Krümel-über-der-Tastatur-Tag“ (Crackers Over Your Keyboard Day) die gleichen Dienste wie Knäckebrot, Brötchen oder Kekse.

Nicht dass ich übermäßig reinlich wäre, aber ein prüfender Blick auf meine Tastatur zeigte mir, dass ich den US-amerikanischen Quatsch-Aktionstag wohl gern und häufiger begehe. Kombiniert mit viel Kaffee-Kleckern. Da fällt der Blick natürlich auf ein Buch mit dem Titel „Tastaturreinigung“.

Dahinter allerdings verbergen sich „kurze lyrische Prosatexte“. Die helfen vermutlich eher wenig gegen Kekskrümel. Dagegen könnte der zweite Titel als Anleitung verstanden werden, die Tastatur umzudrehen und allen Unrat herauszuschütteln: „Aus der Tastatur gefallen“ von Scheibenwelt-Erfinder Terry Pratchett beinhaltet allerdings mehr „Gedanken über das Leben, den Tod und schwarze Hüte“.

Heute ist es übrigens 59 Jahre her (1963), dass der niederländische Konzern Philips stellt auf der Funk-Ausstellung in Berlin die erste Musikkassette samt Kassettenrekorder Philips EL 3300 vorstellte. „Bandsalat“ wurde zum geflügelten Wort. Im Buch „Die Glorifizierung des Bandsalats“ geht es aber auch um „andere Alltäglichkeiten“.

Hängengeblieben bin ich bei dem Titel „Das waren unsere 80er“.  Die Verlagswerbung kündigt eine nostalgische Sammlung von „Weißt-Du-noch-Anekdoten“ an. Und sie liefert jene Stichworte, die mein Kopfkino auf Hochtouren anlaufen ließen: Walkmann, Dallas, Vokuhila und Bandsalat.

Damit ich schnell meinen filmischen Fantasie-Bandsalat entwirren und vor allem die Tastatur reinigen kann, hier schnell noch die Literatur-Geburtstagskinder des Tages. Am 28. August 1828 startete Lew Nikolajewitsch Tolstoi auf seinen Lebensweg.

Tolstois Hauptwerke „Krieg und Frieden“ und Anna Karenina sind Klassiker des realistischen Romans. Gerhart Hauptmann sagte über den russischen Schriftsteller: „Lebte er heute, er […] würde zum Frieden rufen, zum wahren Frieden, mit gewaltiger Stimme.“ – Was ja gerade mal wieder auch richtig wichtig wäre…

Ein Multitalent war Julius Stinde, der am 28. August 1841 geboren wurde. Als Chemiker, Journalist und Schriftsteller hatte er offenkundig einen besonders scharfen und analytischen Blick auf seine Berliner Umwelt. Größter Beliebtheit erfreuten sich daher Stindes realistisch-satirische Geschichten um die Berliner Kleinbürger „Die Familie Buchholz“.

Und dann erblickte heute vor 105 Jahren noch ein Mann das Licht der Welt, der wie kaum ein zweiter die Geschichte des Comics prägte. Der Zeichner Jack Kirby war – häufig an der Seite von Stan Lee – geistiger Vater unzähliger Figuren. Mit Popeye fing es an, die Fantastic Four, Thor, der unglaubliche Hulk, Iron Man, die X-Men, der Silver Surfer, Die Rächer, Doctor Doom, Galactus und Magneto sind nur ein Ausschnitt aus dem Gesamtwerk…

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Samstag, 27. August: Schnick, Schnack, Schnuck

Ein spielerischer Tag steht an

Schnick, Schnack, Schnuck. Spielerisch sollten wir diesen Samstag, 27. August 2022, angehen, denn es ist der Internationale Schere-Stein-Papier-Tag“ (World Rock Paper Scissors Day). Sie wissen schon: Stein schleift Schere, Papier wickelt Stein ein, Schere zerschneidet Papier…

Tatsächlich gibt es ernsthaft eine World Rock Paper Scissors Association (WRPSA), die das Ziel hat, das Spiel weltweit zu fördern. Und das tut sie seit 2014 auch mit dem „Schere-Stein-Papier-Tag“. Die Suche nach passender Lektüre gestaltet sich schwieriger. Der Buchtitel „Schere, Stein, Papier“ ist ein Etikettenschwindel, dabei geht es um „Basteln mit Naturschätzen“.  Was natürlich auch Spaß machen kann.

Etwas näher dran ist schon, wer zu „The Big Bang Theory und die Philosophie“ (eBook) greift. Der Untertitel „Stein, Papier, Schere, Aristoteles, Locke“ hält, was er verspricht. Fans der Fernsehserie um Sheldon Cooper wissen allerdings, dass die Nerds die noch etwas kompliziertere Variante „Stein, Papier, Schere, Echse, Spock“ bevorzugen: „Schere schneidet Papier, Papier bedeckt Stein, Stein zerquetscht Echse, Echse vergiftet Spock, Spock zertrümmert Schere, Schere köpft Echse, Echse frisst Papier, Papier widerlegt Spock, Spock verdampft Stein.

Heute vor 60 Jahren erschien die erste Ausgabe der satirischen Monatszeitschrift „Pardon“ – und wurde gleich von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Was in der zwanzigjährigen Geschichte von 1962 bis 1982 kein Einzelfall blieb. Warum, das zeigen oft allein die genialen Covers, die in dem Buch „Teuflische Jahre. Pardon“  gesammelt sind.

„Pardon“ verfügte halt über geniale Leute, sowohl an der Schreibfeder (Robert Gernhardt und F. W. Bernstein) wie auch am Zeichenstift (Hans Traxler und F. K. Waechter, der das Teufelchen, das seine Melone lupft, als Pardon-Markenzeichen schuf). In der Blütezeit war „Pardon“ mit 1,5 Millionen Lesern die größte Satirezeitschrift Europas.

Heute vor 30 Jahren (1992) stellte die Illustrierte „Quick“ ihr erscheinen ein. Was ich persönlich nicht als Drama empfunden hätte, wäre damit nicht auch ein Stück deutscher Comic-Geschichte beendet worden: Die „Quick“ war die Heimat von Nikolaus Kuno Freiherr von Knatter, besser bekannt als  „Nick Knatterton“ .

Geistiger und künstlerischer Vater des Comic-Detektiven ist der gebürtige Bad Harzburger Manfred Schmidt. Und der wurde nicht müde zu betonen, dass der gewaltige Erfolg seiner Zeichengeschichten im Grunde ein großes Missverständnis gewesen sei. Ursprünglich sollten allein die US-amerikanischen Superman-Comics parodiert werden.

Runden Geburtstag kann heute ein fiktiver Held feiern, der ebenfalls in unzähligen Comics auftauchte und sich von Liane zu Liane schwang: Tarzan wird 110 Jahre alt. Die erste Erzählung mit der von Edgar Rice Burroughs erdachten Figur „Tarzan“ erschien am 27. August 1912.

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Freitag, 26. August: Von Hunden und Hamstern

Ein Sommerloch mit großen Momenten

Wir sind an diesem Freitag, 26. August 2022, ja eigentlich schon fast aus dem „Sommerloch“ heraus, aber meine Themensuche dominiert es weiter. Auch wenn es immer große Momente gab.

Die Wikipedia-Rubrik Gedenk- und Aktionstage bleibt über Tage leer. Und die „kuriosen Kalender“ liefern nur noch mehr oder minder tiefschürfenden US-Unsinn wie den „Kirsch-Wassereis-am-Stiel-Tag“ (National Cherry Popsicle Day). Eher mitgehen könnte man da schon beim   US-„Tag des Hundes“.  Dagegen ist der „Tag des Toilettenpapiers“ (National Toilet Paper Day) wohl eher etwas für Menschen die in der Denke dem „Cricetus cricetus“ (dem gemeinen Hamster) nahestehen…

Etwas mehr Zutrauen in die eigene Genialität hätte dem französischen Tüftler Charles Bourseul nicht geschadet: Am 26. August 1854 beschreibt er in der Zeitschrift „L’illustration“ detailliert seine Idee des Telefons – und erntete überwiegend Spott. Er verfolgte das Projekt nicht weiter und überließ das Feld anderen wie  Philipp Reis, der zum zentralen Wegbereiter des Telefons wurde, ehe schließlich Alexander Graham Bell das Telefon 1876 zur Marktreife brachte.

Ein wahrhaft bleibendes Werk (zumindest in Teilen) schrieb heute vor 181 Jahren (1841) August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Der Dichter vollendet in diesem Jahr sein „Lied der Deutschen“, dessen dritte Strophe bis heute der Text der deutschen Nationalhymne ist.

„Der Choral der Hölle“  betitelte André Milewski seinen historischen Roman – und hatte damit keineswegs übertrieben, denn es geht um den Ausbruch des Vulkans Krakatau am 26. August 1883. Einen Tag später stürzte der Vulkankegel in sich zusammen und verursachte gigantische Tsunamis, die abertausende Menschen in den Tod rissen.

Zwiespältig sind die Erinnerungen der Deutschen, wenn sie an die XX. Olympische Sommerspiele in München zurückdenken. Das „fröhliche Fest des Friedens“ wurde heute vor 50 Jahren (1972) durch Bundespräsident Gustav Heinemann eröffnet. Bis ein brutaler Terroranschlag am 5. September für Fassungslosigkeit und Trauer sorgte.

Erinnert werden soll an ihrem Geburtstag noch an zwei große Autoren. Am 26. August 1880 wurde der Schriftsteller und Kunstkritiker Guillaume Apollinaire geboren. Regelmäßige Leser*innen unseres bebilderten Bücherblogs erinnern sich: Gemeinsam mit Picasso stand Apollinaire einst unter Verdacht, die Mona Lisa aus dem Louvre geklaut zu haben.

An Christopher Isherwood, der am 26. August 1904 zur Welt kam, muss ich allein deshalb erinnern, weil er die literarische Vorlage für einen meiner Lieblingsfilme schuf „Cabaret“. In seinen sogenannten Berliner Erzählungen schuf Isherwoods die Cabaret-Charaktere, die kurz vor der Machtergreifung der Nazis  „die Augen vor der drohenden Katastrophe verschließen und sich um den Verstand feiern“. Wir sollten in diesen schwierigen Zeiten beim Feiern wieder vorsichtiger sein…

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