Mittwoch, 6. September 2023: Goethe-Graffiti

Gute Vorbilder: Lies-ein-Buch-Tag

Meine Mutter stand US-Kulturimporten stets skeptisch gegenüber. Aber „born in the USA“ sind auch gute Ideen. Zum Beispiel der Aktionstag an diesem Mittwoch, 6. September 2023: Dem „Lies-ein-Buch-Tag“ (National Read a Book Day) wäre höchstens die Frage anzufügen, warum nur ein Buch…

Die BÜCHER-HEIMAT hat selbstverständlich weit mehr zu bieten. Und das Team hilft auch mit guten Tipps weiter, wenn die neue Lektüre noch nicht klar ausgemacht ist. Man kann allerdings über die Website der Mitmach-Buchhandlung einen Blick auf die für den Deutschen Buchpreis 2023 nominierten Titel werfen. Beispielsweise auf „Kochen im falschen Jahrhundert“ von Teresa Präauer.

Große Freude und eine Tragödie löste Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ am 6. September 1951 aus. Freude herrschte in Berlin, wo mit dem Drama das wiederaufgebaute Schillertheater an den Start ging.

Die Tragödie spielte sich in Mexiko-Stadt ab: Betrunken kam der Schriftsteller William S. Burroughs, unter anderem mit „Naked Lunch“ eine der Leitfiguren der amerikanischen Gegenkultur, auf die Idee, die Apfelszene aus Wilhelm Tell nachstellen zu wollen. Er erschoss eine Frau…

Heute vor 243 Jahren (1780) ging ein früher und ungemein berühmter Graffiti-Künstler ans Werk: Johann Wolfgang von Goethe schrieb mit Bleistift an die Holzwand einer Jagdhütte auf dem Kickelhahn bei Ilmenau in Thüringen sein Gedicht „Wandrers Nachtlied“.  Damit kann man das Schöne mit dem Nützlichen verbinden: „Gedichte zum Gedächtnistraining“ offerieren „Balladen, Lieder und Verse fürs Gehirnjogging mit Goethe, Schiller, Heine, Hölderlin & Co.“.

Schön und nützlich sind nicht gerade die Vokabeln der Wahl zu unserem nächsten Thema: Heute vor 135 Jahren (1888) wurde die Flensburger Brauerei gegründet. Womit der Comic-Fan unweigerlich an die „Werner“-Reihe denkt, deren achter Band den vielsagenden Titel „Wer bremst, hat Angst!“ trägt. Die meisten Werner-Enthusiasten (zu denen ich trotz/wegen der Namensgleichheit nie gehörte) denken dann auch ab „Flasch Flens“ und das Plopp der Bügelverschlüsse.  Wobei den „Bölkstoff“ ab 1990 zunächst die Gilde-Brauerei Hannover produzierte, ehe von 2001 an die Flensburger Brauerei das helle, untergärige Pilsener fließen ließ.

Zu guter Letzt: Ungeziefer sollte heute in Deckung gehen, der 6. September ist der „Abfraßtag“. Vornehmer gesagt, der Magnus-Tag. Aber vor allem im süddeutschen Raum wird der Heilige Magnus bis heute als Schutzpatron gegen Ungeziefer und dessen Abfraß angerufen.

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Dienstag: 6. September: Der Abfraßtag

Ein Schmierfink und die Magie des Lesens

Ich bin heute (Dienstag, 6. September 2022) früh immer noch dabei, Asche auf mein Haupt zu schütten: Gestern stand im Blog, der Gotthard-Basistunnel sei am 5. September 1980 eröffnet worden. Was Unfug ist. Es war der erste Straßentunnel. Der Basistunnel als längster Eisenbahntunnel der Welt wurde erst 1982 freigegeben.

Aber nun sehe wieder Licht am Ende des Tunnels (Wortspiel!!!). Das scheint aus den Vereinigten Staaten herüber, denn dort wird heute der „Lies-ein-Buch-Tag“ (National Read a Book Day) begangen. Das ist doch wirklich mal eine gute Idee.

Was ich gar nicht mag, sind Listen, in denen Bücher aufgeführt sind, die man gelesen haben „muss“. Wenn Spaß und Freude zur Pflicht(-lektüre) werden… Der Gipfel ist dann eine „Leseliste zum Freirubbeln“: „99 Bücher, die man gelesen haben muss“.  Hat man eines der Bücher gelesen, kann man die „Goldfolie freirubbeln, wodurch das Cover des jeweiligen Buches sichtbar wird“ – was ich dann ja aber auch so in meinem Bücherschrank sehe…

Trotz des kontraproduktiven Titels „Hör auf zu lesen!“ gefällt mir dagegen eine „wunderschöne Geschichte für kleine Leseratten ab 5 Jahren“ viel besser. Die kleine Ratte Horatio überzeugt seine Eltern von der Magie des Lesens und darf dann seinen Berufswunsch „Leseratte“ verwirklichen.

Beim „bebüchertes Kalenderblatt“ lernt man als Autor (wie hoffentlich auch als Leser*in) beständig hinzu. Oder wer hätte gewusst, was der „Abfraßtag“ ist. Ich dachte zunächst schuldbewusst an den Abstecher mit den Söhnen in die Goslarer Dependance einer amerikanischen Schellimbisskette.

Aber weit gefehlt: Die Bezeichnung „Abfraßtag“ wird vor allem im Süddeutschen für den heutigen Magnus-Tag verwendet. Und Magnus wird in katholischen Landen gegen Ungeziefer und dessen „Abfraß“ angerufen. „Abfraß“ sind übrigens nach meinen Recherchen die „Hinterlassenschaften“ der gefräßigen Garten-Gäste. Wer sich das nicht bieten lassen und Gegenmaßnahmen ergreifen will, sollte zuvor vielleicht „Schädlinge und Nützlinge im Garten“ studieren. Man will ja nicht den Guten den Garaus machen.

Normalerweise hätte alle Welt über den „Schmierfinken“ geschimpft. Wenn der aber Johann Wolfgang von Goethe heißt und mit ein paar Zeilen an der Holzwand einer Jagdhütte dem Kickelhahn bei Ilmenau eine Touristenattraktion beschert, ist das natürlich etwas anderes. Seit dem 6. September 1780 kennen wir „Wandrers Nachtlied“ und wissen, dass über allen Wipfeln Ruh zu herrschen hat.

Wer über den Dichterfürst auch mal wenn nicht despektierlich lachen, so doch schmunzeln will, greift aber vielleicht besser zu „Goethes schlechteste Gedichte“ von Gottlieb Amsel. Über die Auswahl mag man streiten, die Cartoons von Hauck & Bauer aber sind wie immer großartig. Und angesichts der mir oft attestierten Geschmacksverirrung fürchte ich, dass mir die Gedichte gefallen werden.

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