Erstling, Evergreen und Mega-Spoiler

Buchhandlung Blog: Herzog-August-Bibliothek und erste Zeitung in Wolfenbüttel

Erstling, Evergreen und Mega-Spoiler

Willkommen im Wochenende an diesem Samstag, 15. Januar 2022. Die Sonne bringt es heute auf 8:16 Stunden, soll sich zwischen 8.19 und 16.39 Uhr allerdings häufig hinter Wolken verbergen. Was wiederum einen „Indoor-Ausflug“ nahelegen könnte. Zum Beispiel in eine der bedeutenden Bibliotheken der Region – wofür es auch noch einen speziellen Grund geben würde…

Man mag es kaum glauben, aber heute vor sage und schreibe vor 413 Jahren (1609) kam mit der „Aviso Relation oder Zeitung“ eine der ersten regelmäßig (wöchentlich) erscheinenden Zeitungen in Deutschland heraus. Und dies nicht irgendwo ganz weit weg, sondern vor unserer Haustür in Wolfenbüttel. Die „Aviso“ trug den schönen Untertitel „Was sich begeben vnd zugetragen hat / in Deutsch: vnd Welschland / Spannien / Niederlandt / Engellandt / Franckreich / Vngern / Osterreich / Schweden / Polen / vnnd in allen Provintzen / in Ost: vnnd West-Indien etc.“

Eine vollständig erhaltene Ausgabe des ersten Jahrgangs von 1609 befindet sich nicht, wie man vermuten sollte, in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, sondern in der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek in Hannover. Davon abgesehen sind natürlich beide Bibliotheken immer einen Besuch wert.

Ein ganz besonderes Datum war der 15. Januar auch für den Berliner Kabarettisten Wolfgang Neuss. Am 15. Januar 1958 erlebte einer meiner absoluten Lieblingsfilme seine Uraufführung: „Das Wirtshaus im Spessart“ mit Liselotte Pulver, in Szene gesetzt von Kurt Hoffmann nach dem Roman von Wilhelm Hauff 1. Und darin sang sich Wolfgang Neuss als Räuber Knoll mit „Ach, das könnte schön sein, ein Häuschen mit Garten“ in die Herzen der Zuschauer.


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Vier Jahre später (1962), wiederum an einem 15. Januar, avancierte Wolfgang Neuss dann zum bestgehassten Mann in Deutschland. In einer Zeitungsannonce verriet er den Namen des Mörders im Francis-Durbridge-Krimi-Mehrteiler „Das Halstuch“ 1. Ein Mega-Spoiler zwei Tage vor Ausstrahlung der sechsten und letzten Folge des Straßenfegers im Deutschen Fernsehen.


1 Wer sich eines der genannten Bücher kaufen will, sollte sich noch ein wenig gedulden. Schließlich ist Vorfreude die schönste Freude. Und am 2. April öffnet die Bücher-Heimat ihre Pforten. Gutscheine kann man schon jetzt erwerben.

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Nichts muss so bleiben, wie es ist

Heinrich Missalla: „Nichts muss so bleiben, wie es ist“.

Heinrich Missalla: „Nichts muss so bleiben, wie es ist“.

Heinrich Missalla:

Nichts muss so bleiben, wie es ist

Erst jetzt habe ich die autobiografischen Aufzeichnungen des 2018 verstorbenen Priesters, Theologieprofessors und langjährigen geistlichen Beirats der katholischen Friedensbewegung pax christi kennengelernt. Mich hat das Buch gerade in seiner recht nüchternen Sprache und teils harten Analyse sehr angesprochen und zum eigenen Nachdenken angeregt – ob sich allerdings viele Menschen überhaupt noch für ein „katholisches Leben im 20. Jahrhundert“ interessieren, vermag ich nicht zu sagen.

Bewusste ideologische Distanz

Geboren im Jahr 1926 und aufgewachsen in einem geschlossen katholischen Milieu im Ruhrgebiet, beschreibt er die Atmosphäre in der Familie, seine Erfahrungen in Schule und Hitlerjugend und wie er geprägt wurde durch kirchliche Einflüsse. Allerdings bewahrt ihn seine bewusste ideologische Distanz zu den Nationalsozialisten, gar die Einsicht in die Unvereinbarkeit von Katholisch- und Nazi-Sein, nicht davor, den Dienst als Luftwaffenhelfer und weiteren Einsatz während des Krieges als selbstverständliche religiöse und vaterländische Pflicht zu verstehen. Diese Erkenntnis und das – über lange Zeit verdrängte – Erschrecken darüber, wie der staatliche Drill ihn bereit machte, die Waffe gegen andere Menschen zu richten, bleibt prägend für sein späteres Leben und seine gesellschaftliche und theologische Reflexion. Doch nach dem Krieg muss er erfahren, dass weder in der Gesellschaft noch in der Kirche die entstandenen Fragen so bearbeitet wurden, wie es nötig gewesen wäre, so etwa die Verstrickung der katholischen Seelsorge im Krieg, die er zu einem seiner wissenschaftlichen Themen macht.

Fragen und Suchen

In seinem beruflichen und ehrenamtlichen Engagement wird ihm der Wirklichkeitsverlust und die Reformunwilligkeit und -unfähigkeit der römischen Kirche immer deutlicher. Statt den angeblichen Besitz ewiger Wahrheiten zu hüten und zu verwalten, wird ihm das Fragen und Suchen immer wichtiger – nach Lebensformen, die dem Evangelium und einer geschwisterlichen Gemeinde entsprechen und nach Konfrontation des Glaubens mit der erfahrenen Wirklichkeit. Deshalb engagiert er sich für die Ökumene und christlich-jüdische Verbundenheit, vor 1989 sind ihm Beziehungen in die Kirchen der DDR wichtig und lebenslang das Eintreten für friedenspolitische Themen. Auch wenn der Glaube persönlich ist, privat ist er niemals.

In den letzten Kapiteln des Buches hält Missalla für ihn wesentliche Einsichten und Möglichkeiten fest. Bei aller scharfer Kritik schiebt er Verantwortung für Fehlentwicklungen nicht einfach ab auf andere Personen und hierarchische Instanzen, sondern bedenkt immer auch eigene Verantwortung. Eine – erfreuliche – persönliche Entwicklung: Mit 70 Jahren heiratet Missalla und findet hier Erfüllung, auch wenn es den Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis zur Folge hat. Was ihm am Ende bleibt: Das Vertrauen auf den Gott der Bibel.

Heinrich Missalla: „Nichts muss so bleiben, wie es ist“. Mein katholisches Leben im 20.Jahrhundert, Publik-Forum Edition 2009, 224 Seiten, ISBN 978-3880951877, Preis: 14,80 Euro.

Wimmelbilder und Entdeckungen

Buchhandlung Blog: Abschied von Wimmelbild-Erfinder Ali Mitgutsch

Wimmelbilder und (Wieder-)Entdeckungen

Mögen Sie Wimmelbilder ebenso wie ich? Dann brachte die Woche eine traurige Nachricht: Der „Wimmelbild-Erfinder“ Ali Mitgutsch ist am Montag im Alter von 86 Jahren verstorben. Ihm sei der Bücher-Heimat-Blog an diesem Freitag, 14. Januar, gewidmet, denn er hat mir durch meine frühen Vater-Phasen geholfen.

Mit Wimmelbüchern 1 verbinde ich Erinnerungen an frühe Sonntagmorgen, im Bett, die großen, bunten Bücher auf den angezogenen Knien, an und über mir liegend ein bis drei Kinder. Beim ältesten Sohn musste ich darauf achten, nicht zu routiniert „abzufragen“. Beim Bauernhof ließ ich zum Start stets nach dem Frosch fahnden – worauf Junior schon vor der Frage auf das Tier zeigte…  

Ein Buch, „das sich nie wirklich auserzählt“, nannte Mitgutsch seine Schöpfungen und kannte sich offenkundig mit Kindern aus. Er wusste, dass sie „ein selektives Sehen haben: Sie sehen immer das, was im Moment auf der Pfanne liegt„. Zum Glück gibt es viele weitere kreative Wimmelbild-Schöpfer, die auf Mitgutschs Spuren wandeln. Und man muss gar nicht in die Ferne schweifen, denn die einstige GZ-Redakteurin, Autorin, Illustratorin, Verlegerin und eben „Wimmelbildnerin“ Anke Reimann ist Bad Harzburg bis heute verbunden. Sie war für die KTW, aber auch für Firmen der Kurstadt tätig. Ein Abstecher auf ihre Website lohnt.

Summer of Love

Wie die Wimmelbilder mein Vatersein, so prägten Hippie-Bewegung, Flower-Power und der Summer of Love meinen Wechsel vom Kind zum Teen. Mit einer sechs Jahre älteren Schwester „gesegnet“, habe ich die Pop- und Rock-geprägte Ära gut mitbekommen. Mein Musikgeschmack ist dadurch bis heute beeinflusst. Als Auftakt des „Summer of Love“ gilt das „Human Be-In“ im Golden Gate Park in San Francisco, das heute vor 55 Jahren startete. Wer sein Wissen um die Zeit unterhaltsam auffrischen möchte, kann sich einem unterhaltsamen Lese-Lexikon zuwenden: „Flower Power, Rock, Revolte – ABC der Gegenkultur“1.

Faszination Schach

Das Spiel der Könige: Schach hat mich immer fasziniert. Leider bin ich über den Dilletanten-Status nie hinausgekommen. Das war bei Emanuel Lasker ganz zweifelsfrei anders. Er ist der bislang einzige deutsche Schachweltmeister. Heute vor 125 Jahren verteidigte er seinen Titel gegens einen österreichischen Vorgänger Wilhelm Steinitz.

Lasker war 27 Jahre lang Weltmeister, länger als jeder andere Spieler. Eine der beeindruckendsten literarischen Annäherungen an den Kampf auf den 64 Feldern ist für mich Stefan Zweigs „Schachnovelle“1. Das tiefe menschliche Drama zwischen „Ich Schwarz“ und „Ich Weiß“ fesselt wie wenige andere Erzählungen. Eine Wiederentdeckung ist für mich überfällig.

Ähnlich gepackt hat mich vor kurzem ein weiteres Schach-Thema: Die Mini-Serie des Streamingdienstes Netflix „Das Damengambit“ mit Anya Taylor-Joy als Elizabeth „Beth“ Harmon zog mich und dann auch die Familie absolut in den Bann. Nun wird es mir noch eine neue Erfahrung bescheren: In der Regel lese ich erst das Buch und sehe dann Verfilmungen. In diesem Fall will ich Walter Trevis‘ Werk „The Queen’s Gambit“ (Das Damengambit) 1 aus dem Jahr 1983 nach dem Filmerlebnis genießen.


Ein Tag für die Schwebedeckel

Buchhandlung Blog: Frisbee-Jubiläum und Disc-Golf in Altenau

Ein Tag für die „Schwebedeckel“

Willkommen an diesem Donnerstag, 13. Januar, der den Vorhersagen nach ebenso sonnig wie der Mittwoch werden soll. Wenn das stimmt, werden wir die Sonne 8:12 Stunden strahlen sehen. Sie macht sich um 8.20 Uhr an ihr Tagwerk und hat um 16.32 Uhr Feierabend.

Man sollte also raus in die Sonne. Vielleicht Frisbee spielen. Wobei ich erstaunt feststellte, dass die fliegenden Scheiben fast auf den Tag genauso alt sind wie ich. Während ich aber meinen Namen nie gewechselt habe, gingen die Frisbees vor 65 Jahren, am 13. Januar 1957, als „Pluto-Platten“ an den Start. Mit dem Buchtitel „Faszination Frisbee 1 hätte es da mau ausgesehen. gingen die Frisbees vor 65 Jahren, am 13. Januar 1957, als „Pluto-Platten“ an den Start. Mit dem Buchtitel „Faszination Frisbee hätte es da mau ausgesehen.

Unter dem Namen „Frisbee“ hoben die Scheiben des Unternehmens Wham-O erst zwei Jahre später ab. In Deutschland wurden sie laut Lexikon anfangs auch „Segelscheibe“ (West) und „Schwebedeckel“ (Ost) genannt. Wer sportlich mit besagtem „Schwebedeckel“ agieren will, ist in Altenau auf dem Disc-Golf-Platz (Foto oben) richtig.

Literarisch gesehen ist der 13. Januar offenkundig ein Tag für große Bühnenwerke. Vor 240 Jahren (1782) wurde Friedrichs Schillers „Die Räuber“ 1 am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt. Die Handlung des Sturm-und-Drang-Dramas wurde in die Vergangenheit verlegt, um es zu entschärfen. Dennoch kam es zu einem handfesten Skandal, da Hauptdarsteller August Wilhelm Iffland als offene Kritik an der Feudalherrschaft in zeitgenössischer Kleidung auftrat. Die Lektüre der „Räuber“ lohnt zu allen Zeiten.

Gleiches gilt natürlich auch für Gerhart Hauptmanns Tragikomödie „Die Ratten“ 1. Das Werk des Literatur-Nobelpreisträgers (1912), nach dem in Bad Harzburg eine Schule benannt ist, wurde am 13. Januar 1911 am Berliner Lessingtheater uraufgeführt. Die Literaturkritik fierte „Die Ratten“ als den vielleicht „wichtigsten Beitrag Gerhart Hauptmanns zum modernen Welttheater“. Und wenn man diesen nicht auf der Bühne erleben kann, sollte man durchaus mal wieder das Buch in die Hand nehmen.

1 Wer sich eines der genannten Bücher kaufen will, sollte sich noch ein wenig gedulden. Schließlich ist Vorfreude die schönste Freude. Und am 2. April öffnet die Bücher-Heimat ihre Pforten. Gutscheine kann man schon jetzt erwerben.


Treideln

JULI ZEH: TREIDELN

JULI ZEH: TREIDELN

JULI ZEH:

TREIDELN

„Vielleicht kennen Sie das Gefühl: Wie sich Beklommenheit beim Lesen eines guten Essays schlagartig in Euphorie verwandelt. Welche Erleichterung es darstellt, wenn sich ein Text nicht vor der angeblichen Dummheit der Leser verbeugt. Wenn um des Nachdenkens willen nachgedacht wird. … Die Delegation von kritischem Bewusstsein an die Befugten der Expertokratie ist heutzutage wahrscheinlich die häufigste Form von selbstverschuldeter Unmündigkeit.“

D a s ist auch Juli Zeh: Sperrig, zumutend, frech, humorvoll. Eine durch und durch am politischen Diskurs interessierte Schriftstellerin, die unserer Gesellschaft schmerzhaft den Finger in die Wunde unbeantworteter Fragen legt. Oder scheinbar beantwortete Fragen als sekundenkleberfeste wenig differenzierte Vorurteile  entlarvt. Ein Treidler zieht ein schweres Schiff an Seilen stromaufwärts – ein schwerer, ein heute ausgestorbener Beruf. Juli Zeh erlebt genau dies als die  Aufgabe  einer Schriftsteller*in: Gegen den gesellschaftlichen Mainstream zieht sie unbequeme Schiffe mithilfe sprachlicher Zugseile quer durch unseren Alltag.

TREIDELN ist eine wunderbare Zumutung! Ein Mail-Roman, der uns in die Werkstatt einer SCHRIFTSTELLER*IN blicken lässt … wo um jede Aussage gerungen wird, an jedem Wort gefeilt, jede „Wahrheit“ gnadenlos hinterfragt wird. Manch eine/r nennt es Arroganz …

Julia Zeh: „Treideln“, Verlag btb, 208 Seiten, ISBN 978-3-442-74814-3, Preis: 10,00 Euro.


Für immer zuckerfrei

Anastasia Zampounidis: Für immer zuckerfrei: Schlank, gesund und glücklich ohne das süße Gift

Anastasia Zampounidis: Für immer zuckerfrei: Schlank, gesund und glücklich ohne das süße Gift

Anastasia Zampounidis:

Für immer zuckerfrei

Schlank, gesund und glücklich ohne das süße Gift

„Bist du sicher, dass du das lesen willst? Dann gibt es vielleicht kein zurück mehr. Denk nur an Schokolade, an Eiscreme, an Prali- Ja, ich denke ich sollte das lesen.“

Das waren meine ersten Gedanken, als ich das Ratgeber-kein-Ratgeber-Erfahrungsbuch von Anastasia Zampounidis im Bücherregal sah. Zuckerfrei leben. Ein Thema, auf das meine Gedanken schon öfter stießen, wenn ich ihnen freien Lauf ließ. Natürlich finde ich immer eine Ausrede, dann doch in den Schokoriegel zu beißen.

Nun, jetzt hatte ich mir das Buch aber doch gekauft und siehe da: Ich liebe es. Anastasia (ich bin so frei) beschreibt offen, ehrlich und unglaublich sympathisch, wie sie ihren Weg in die Zuckerfreiheit gefunden hat. Ich gebe zu, dass ich an der ein oder anderen Stelle dachte: „Ist diese Info jetzt wirklich wichtig für mich?“ Aber letztendlich spricht der Erfolg für sich, denn je mehr ich laß, desto mehr wollte auch ich diesen Weg gehen.

Obwohl mein Zucker-Konsum sicher nicht so beträchtlich ist wie der, den die Autorin sich selbst zuschreibt, wollte auch ich mich von dieser Sucht, der Abhängigkeit, dem Heißhunger, lossagen können. Anastasia hat mich auf diesen Weg geführt und meine Hand gehalten, während die Idee in meinen Gedanken weiter und weiter reifte. Durch reichlich Hinweise, wo versteckter Zucker zu finden ist, wie ich Heißhunger umgehen kann und welche kleinen Köstlichkeiten ich mir alternativ zubereiten kann, fühlte ich mich immer von einer erfahrenen Freundin umgeben. Danke! Der Anhang (der selbst einen recht großen Anteil an der Gesamtseitenzahl ausmacht) beinhaltet weiteres Material: Rezepte! Leckeres, zuckerfreies Futter.

Mein persönlicher Hit sind die Dattel-Walnuss-Snacks… wirklich himmlisch und Schokolade jederzeit vorzuziehen. Ich kann kaum glauben, dass ich das sage, aber so ist es.

Fazit: Was kann ich also abschließend sagen? Ein tolles Buch. Stück für Stück hinterfrage ich mein eigenes Handeln und meine eigenen Einstellungen und habe etwas für mein Leben und über mich selbst gelernt. Absolut zu empfehlen für all diejenigen, die mal etwas Neues probieren wollen.

Anastasia Zampounidis , “ Für immer zuckerfrei. Schlank, gesund und glücklich ohne das süße Gift „, Bastei Lübbe, 224 Seiten, ISBN 978-3431039979, Preis: 16,00 Euro.


Das Duell

Volker Weidermann: Das Duell

Volker Weidermann:  Das Duell

Volker Weidermann:

Das Duell

Ich habe Volker Weidermanns „Das Duell“ gelesen und möchte es weiterempfehlen, weil ich es sehr spannend fand, diese Lebensgeschichten in dieser Form beieinander zu finden.  Volker Weidermann zeichnet die Lebenslinien von Günter Grass und Marcel Reich-Ranicki von der der Geburt bis zum Tod auf, die persönlichen Entwicklungen und Entscheidungen dieser beiden Protagonisten der deutschen Nachkriegsliteratur. Diese Linien treffen dann 1958 zusammen in der Gruppe 47. Es war zwar das zweite Zusammentreffen, aber erst von diesem Zeitpunkt an nahm man sich gegenseitig wirklich wahr. Und für beide wurde es eine Zeit der Auseinandersetzungen, Romane und Verrisse, Liebeserklärungen und Wut. Gleichzeitig ist die Beschreibung dieser beider Leben eine Spiegelung der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts.“

Volker Weidermann: „Das Duell“, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 320 Seiten, ISBN 978-3-462-05109-4, Preis: 22,00 Euro.


Bella Germania & Piccola Sicilia

Bella Germania & Piccola Sicilia

Daniel Speck: Bella Germania & Piccola Sicilia

Daniel Speck:

Bella Germania & Piccola Sicilia

Die beiden Bücher von Daniel Speck haben mich sehr begeistert, weil es der Autor meiner Meinung nach gut versteht, historische Zusammenhänge in die jeweilige Geschichte zu integrieren. Mir als Leserin wurde vieles verständlicher und nachvollziehbarer. Trotz einer sehr unterschiedlichen Thematik beider Bücher geht es jeweils um Identitätssuche, die letztlich erst in den nächsten Generationen aufgelöst werden kann.

Bella Germania

In Bella Germania geht es im weitesten Sinne um die Situation italienischer „Gastarbeiter“ in Deutschland in den 1960er Jahren. Was bedeutete es für die Menschen, ihre Familien zu verlassen und ins Ungewisse zu gehen? Sie wurden nicht immer gut aufgenommen, sondern kritisch beäugt. Wir erleben das im Roman an Giovanni, den es auf der Suche nach Arbeit nach München verschlägt. Aber auch der deutsche Ingenieur Vincent, der nach Italien reiste, um die Zusammenarbeit mit dem Isettawerk aufzubauen, hatte so seine Schwierigkeiten. Beide Schicksale und die ihrer Familien sind über die Generationen hinweg miteinander verwoben. So geht es insgesamt um Identitätsfindung unter der neuen Situation sowie die Auswirkungen auf die nächste und übernächste Generation.

Piccola Sicilia

Auch im zweiten Buch, Piccola Sicilia, ist die Identitätssuche im weitesten Sinne zentral.  Das Buch spielt im Zweiten Weltkrieg: Ein junger deutscher Soldat, Moritz, kommt in seiner Funktion als Fotograf für die NS-Propagandamaschinierie im Zusammenhang des Rommelfeldzuges nach Tunesien, dort schließlich an einen Ort, der Piccola Sicilia heißt. Wegen der schwierigen Umstände setzt er sich von der Truppe ab und verhilft einem gefangenen Juden zur Flucht. Nach Ende der deutschen Besatzung Tunesiens wird der Fotograf von dessen Familie versteckt. Seine Familie in Deutschland, auch seine schwangere Freundin, erfahren nur, dass er angeblich mit einem mit einem der letzten Flugzeuge der Luftwaffe abgestürzt ist. Aber der Lebensweg von Moritz, in einem neuen Leben Maurice genannt, erfährt ungeahnte Wendungen. Es bleibt ein dunkles Geheimnis in der Familie. Erst die Enkelin erfährt die andere Seite der Geschichte bei einer ungewöhnlichen Begegnung.

Daniel Speck: „Bella Germania“, Fischer Taschenbuch 2017, 624 Seiten, ISBN 978-3596295975, Preis: 12,00 Euro.
Daniel Speck: „Piccola Sicilia“, Fischer Taschenbuch 2018, 624 Seiten, ISBN 978-3596701629, Preis: 16,99 Euro.


Von hier bis zum Anfang

Chris Whitaker: Von hier bis zum Anfang

Chris Whitaker: Von hier bis zum Anfang

Chris Whitaker:

Von hier bis zum Anfang

Dieses Buch ist spannend und sehr berührend geschrieben. Selten habe ich ein so gut ausbalanciertes Buch gelesen, welches mich oft auch an den Gesang der Flusskrebse erinnert hat.

In einer idyllischen Kleinstadt in Kalifornien kümmert sich die 13-jährige Duchess um ihren kleinen Bruder und ihre depressive Mutter, welche die Ermordung ihrer Schwester vor 30 Jahren nicht verkraftet hat. Als der vermeintliche Mörder aus der Haft entlassen wird, droht das fragile Gefüge, welches Duchess aufgebaut hat, zusammenzubrechen. Eine Kette von tragischen Ereignissen wird in Gang gesetzt und bleibt bis zum Schluss unter einem großen Bogen spannend, einfühlsam, bewegend, berührend und überraschend. Chris Withaker hat mit diesem Buch einen außerordentlichen Roman geschrieben, den man nicht  verschlingt aus Sorge, dass er aufhören könnte und den man nicht aus der Hand legen möchte, weil er so spannend ist. Hier empfiehlt es sich mit Genuss zu lesen und sich verzaubern zu lassen von der einfühlsamen Erzählkraft dieses sensationellen Autors. Großes Kino!

Chris Whitacker: „Von hier bis zum Anfang“, Piper-Verlag, 448 Seiten, ISBN 978-3-492-07129-1, Preis: 22,00 Euro.


Deutsche Lyrik mit Lauterbach

Buchhandlung Blog: Deutsche Lyrik und der Gesundheitsminister

Deutsche Lyrik mit Lauterbach

Willkommen an diesem Mittwoch, 12. Januar 2022. Mein erster guter Vorsatz ist dahin. Nein, es geht weder ums Abnehmen (was wichtig wäre), noch um Tabak (lange frei) oder Wein (irgendwas muss einem bleiben). Ich hatte mir vor dem ersten Bücher-Heimat-Blog geschworenen, das Thema Corona wegzuignorieren. Was mit dem Virus vielleicht geklappt hätte. Aber am neuen Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach kommt man einfach nicht vorbei.

Dass der gute Mann mit dem monotonen Singsang in der Stimme in jeder Nachrichtensendung und jedem „Corona-Spezial“ auftaucht, mag ja noch angehen. Jetzt aber schleicht er sich auf wundersamen Wegen über Google unerwartet in mein Leben. Oder hätte irgendjemand bei einer Recherche zu deutscher Lyrik mit dem Konterfei von Karl Lauterbach zwischen Rainer Maria Rilke, Johann Wolfgang von Goethe und Schillers Notizen zur „Ode an die Freude“ gerechnet?

Sehr viel mehr Freude verdanke ich Jack London und Agatha Christie. Der Amerikaner wurde heute vor 146 Jahren geboren, die britische Dame verstarb heute vor 46 Jahren.

In Jugendjahren bin ich (parallel zu meinen Abenteuern an der Seite von Karl Mays Winnetou) begeistert dem „Ruf der Wildnis“ gefolgt und spätestens mit dem ZDF-Weihnachtsvierteiler 1971 um den „Seewolf“ mit Raimund Harmstorf als Wolf Larsen hatte Jack London mich wieder gepackt. Wer seine Jugendlesewelt wiederentdecken will, dem sei der vierbändige Schuber „Romane und Erzählungen“ (Goldrausch in Alaska – Der Seewolf – Ruf der Wildnis – Wolfsblut) 1 empfohlen.

Jack Londons Leben selbst bot Romanstoff in Hülle und Fülle. Wer seinen Wegen nachspüren möchte, kommt an dem autobiographisch beeinflussten Roman „Martin Eden“ nicht vorbei. Empfehlenswert ist aber auch die klassische Biografie „Jack London – Abenteuer des Lebens“.1

Zu seinen Lebzeiten war London der erfolgreichste Autor der Welt – und kam dennoch bei weitem nicht an Agatha Christie heran. Dame Agatha Mary Clarissa Christie, Lady Mallowan, brachte es vor allem mit ihren Kriminalerzählungen zu einer verkauften Weltauflage von mehr als zwei Milliarden (!!!) Büchern. Nach Winnetou und dem Seewolf nahmen in meinem Leseleben Hercule Poirot und Miss Marple wichtige Rollen ein. Kaum etwas wurde zu ihren Lebzeiten über deren geistige Mutter bekannt. Erst ein Jahr nach ihrem Tod ließ Agatha Christie „Die Autobiographie“1 veröffentlichen.


1 Wer sich eines der genannten Bücher kaufen will, sollte sich noch ein wenig gedulden. Schließlich ist Vorfreude die schönste Freude. Und am 2. April öffnet die Bücher-Heimat ihre Pforten. Gutscheine kann man schon jetzt erwerben.