Wem die Sekunde schlägt
Dieser Donnerstag, 30. Juni 2022, ist der 181 Tag des Jahres und bei Bedarf wird am letzten Juni-Tag eine Schaltsekunde eingefügt. Heute aber nicht, wir ticken noch richtig.
Wer jetzt meint, ich brächte da etwas mit Schalttagen durcheinander, irrt. Allerdings muss ich einräumen, dass ich von der Schaltsekunde heute bei den Recherchen zu unserem „bebücherten Kalenderblatt“ zum ersten Mal gehört habe. Es geht darum, dass die Erde sich minimal langsamer dreht, als sie per Definition sollte. So dauert ein Tag um Sekundenbruchteile länger als die 86.400 „Norm“-Sekunden.
Was harmlos klingt, aber man sollte die Sekunde nicht zu gering achten. Beispielsweise zeigt die Reihe „…in 30 Sekunden“, dass in wenig Zeit viel Wissen konsumiert werden kann. So bringt uns „Das Gehirn in 30 Sekunden“ laut Klappentext „die erstaunlichsten Theorien der Neurowissenschaften in 30 Sekunden“ näher. Und wenn da eine Sekunde fehlt…
Zurück zu den Schaltsekunden. Irgendwann hinken wir auf der trödelnden Erde eine satte Sekunde hinterher. Was natürlich gar nicht geht. Deshalb wird in manchen Jahren am 30. Juni eine Schaltsekunde in die koordinierte Weltzeit (UTC) eingefügt, um sie mit der auf der Erdrotation basierenden Weltzeit (UT1) möglichst synchron zu halten.
Genau dies geschah genau heute vor 50 Jahren (1972) zum ersten Mal: Eine Schaltsekunde wurde ans Tagesende angefügt, um die offizielle Zeit mit der mittleren Sonnenzeit zu synchronisieren. Und wer mehr darüber wissen will, liest „Die Erfindung der Zeit – Die Geschichte der Zeitmessung von der Antike bis heute“. Oder man nimmt es fatalistisch und greift gleich zu Hemingways „Wem die Stunde schlägt“.
Kein Weg vorbei führt für ein „bebücherten Kalenderblatt“ am 30. Juni 1936: An diesem Tag veröffentliche Margaret Mitchell ihren Roman „Vom Winde verweht“ (Gone With the Wind) um Scarlett O’Hara und Rhett Butler. Es wurde ein unfassbarer Welterfolg und zieht die Menschen bis heute in den Bann.
Bis heute wurden weltweit mehr als 30 Millionen Exemplare des Buches verkauft. Und die von David O. Selznick produzierte Verfilmung mit Clark Gable, Vivien Leigh (DVD), die drei Jahre später in die US-amerikanischen Kinos kam, wurde zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Margaret Mitchell wurde für „Vom Winde verweht“ 1937 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
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