Sonja Weber über „Einfach Mensch sein – Von Tieren lernen“

Sonja Weber über „Einfach Mensch sein – Von Tieren lernen“

Sy Montgomery: Einfach Mensch sein – Von Tieren lernen

Die in Frankfurt am Main geborene und heute mit Ehemann in New Hampshire lebende Autorin liebt und schätzt Tiere, egal ob groß oder klein, ob zwei, vier, sechs, noch mehr oder keine Beine. Federn, Fell, Schuppen, Haut, Sy Montgomery hat keine Berührungsängste.

Sie sieht die wunderbare und beeindruckende Fauna unseres Planeten mit den Augen einer staunenden, wertschätzenden Schülerin, die von den Fähigkeiten unserer tierischen Erdenmitbewohnern lernen möchte, was möglich ist.

Ihr Buch „Einfach Mensch sein – Von Tieren Lernen“ bringt uns allen vielleicht Lebewesen näher, von denen wir es nicht gedacht hätten. Sie erzählt von den zahlreichen Tieren, die auf ihrem Grundstück und in ihrem Haus leben ebenso, wie von den Reisen als Naturjournalistin zu exotischen Orten und deren Bewohnern.

Sy Montgomery: „Einfach Mensch sein – Von Tieren lernen“, Diogenes Verlag, 208 Seiten, ISBN: 978-3-257-24558-5, Preis: 14,00 Euro.


Sonja Weber über „Sprung ins Leere“

Sonja Weber über „Sprung ins Leere“

Heinrich Steinfest: Sprung ins Leere

Eine literarisch reizvolle, spannende und erstaunliche Geschichte mit unvorhergesehenen Wendungen und vielen kleinen Details rechts und links des Erzählstrangs.  Diese zunächst beiläufigen und später doch wichtigen Besonderheiten sind es, die die Geschichte zu einem für Heinrich Steinfest typischen leicht surreal anmutenden Kunststück machen.

Einer Schnitzeljagd gleich schickt er seine Protagonistin Klara Ingold auf die Spur ihrer Großmutter, die irgendwann Ende der Fünfziger Jahre von einem Tag auf den anderen spurlos verschwand. Hinterlassen hat sie nur ein paar außergewöhnliche und in höchstem Maße rätselhafte Fotografien, mit denen die kunstbesessene Klara sich nun auf die Suche nach der verschwundenen Frau macht, von der sie nicht einmal weiß, ob diese noch am Leben ist.

Hinweis für Hinweis folgend, führt die Suche Klara durch Kunstmuseen, in große Städte wie Wien und Tokyo, in kleine Dörfer Japans und auf rätselhaft Inseln. Entlang berühmter Gemälde wie „Der große Wald“ von Jacob van Ruisdael oder der „Bauernhochzeit“ Pieter Bruegels des Älteren hangelt sich Klara zusammen mit einigen Menschen, die vielleicht zufällig, vielleicht vom Schicksal gewollt, ihren Weg kreuzen, näher und näher an eine Frau heran, die nicht nur ihre Großmutter, sondern auch ein Mensch zu sein scheint, auf dessen Spur gefährliche Mächte seit Jahren sind.

Hat Klara wie eine Magierin, nur ohne es zu ahnen, eine Maschinerie ins Laufen gebracht, deren Rädchen schon stillgestanden hatten? Es scheint so, denn auf einmal fügt sich eins ins andere und aufreizend langsam, ruhig und charmant treibt der Autor seine Figuren einem Showdown entgegen der, wie für Steinfest üblich, in seiner logischen Konsequenz überrascht.

Heinrich Steinfest: „Sprung ins Leere“, Piper Verlag, 492 Seiten, ISBN: 978-3-492-32125-9, Preis: 14,00 Euro.


Sonja Weber über „Nincshof“

Sonja Weber über „Nincshof“

Johanna Sebauer: Nincshof

Vergessen werden, das wollen einige Bewohner des Dorfes Nincshof im gleichnamigen Roman von Johanna Sebauer, denn sie wollen ihre Ruhe. Das fiktive Örtchen im Burgenland an der Österreichisch-Ungarischen Grenze soll einst gänzlich unbekannt gewesen sein, lag verborgen im Schilf in einem Sumpf und niemand verirrte sich je dorthin. Die Bewohner konnten tun und lassen, was sie wollten.

So jedenfalls lautet die Legende, die sich um den Flecken rankt. Sollte es je so gewesen sein, ist das lange her. Inzwischen ist Nincshof beliebt bei Radtouristen und Stadtmenschen, die es aufs Land zieht. Sogar einen eigenen Bürgermeister, eine Partnergemeinde in den Niederlanden und einen Züchter für seltene Irrziegen hat man inzwischen.

Doch es gibt einige Nincshofer, die gerne wieder in Vergessenheit geraten würden. Nur wie stellt man das an? Wie schafft man es, dass die Welt denkt, es gäbe einen nicht, hätte einen nie gegeben, wo man doch heute alles im Internet recherchieren kann? So finden sich also im Geheimen drei Herren zusammen, nennen sich Oblivisten, was einfach professioneller klingt als „Vergesser“, und tun ihr Möglichstes, dass niemand mehr nach Nincshof findet.

Ganz gegen dieses Bestreben und wie zum Trotz hat sich gerade eine Filmemacherin im Dorf angesiedelt und interessiert sich nun ausgerechnet für die alten Geschichten von Erna Rohdiebl, eine alte Dame, deren Vorfahrinnen und Vorfahren schon immer hier gelebt haben. Die gerät damit, ohne es zunächst zu wissen und somit unfreiwillig, in eine Verschwörung und dann zwischen die Fronten. Dabei wollte sie doch nur nachts heimlich im neuen Pool der Nachbarin baden.

Johanna Sebauer: „Nincshof“, Dumont Verlag, 366 Seiten, ISBN 978-3-7558-0509-0, Preis: 14,00 Euro.


Sonja Weber über „Wir waren Heldinnen“

Sonja Weber über „Wir waren Heldinnen“

Torsten Körner: Wir waren Heldinnen – Wie Frauen den Fußball eroberten

Torsten Körner ist in seinem neuen Buch „Wir waren Heldinnen – Wie Frauen den Fußball eroberten“ den Damen des deutschen Fußballs auf der Spur. Aus vielen Blickwinkeln hinterfragt er, warum die Männer, und hier vor allem der Deutsche Fußballbund, das Revier auf dem Rasen so vehement gegen die Frauen verteidigten.

Es ist schon beachtlich, unglaublich und in Teilen im höchsten Maße fragwürdig, was da gelaufen ist. Die Alte Riege im DFB hat doch tatsächlich geglaubt, wenn man nur alle Vereine, Trainer und Schiedsrichter genügend unter Druck setzte, könne man fußballbegeisterten Mädchen und Frauen das Spielen, zumindest außerhalb von Hinterhöfen und Kuhwiesen verwehren.

Tja, hat nicht geklappt! Denn eben von dort, von privaten Wiesen, Plätzen und von der Straße gelang der Vormarsch. Es gibt zum Glück Frauen wie Christa Kleinhans und Marlis Marohn, die sich nicht aufhalten ließen, Städte wie Dortmund und München, die sich aus Schmähbriefen des DFB nichts machten und Männer wie Josef Floritz, die sich vehement für die Damenmannschaften einsetzten.

Dieses Buch ist nicht nur sporthistorisch interessant und absolut fesselnd, es klärt noch einen anderen wichtigen Aspekt, nämlich den emanzipatorischen, daher liegt es mir als Frau sehr am Herzen.

Torsten Körner: „Wir waren Heldinnen – Wie Frauen den Fußball eroberten“, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 336 Seiten, ISBN 978-3-462-00480-9, Preis: 24,00 Euro.


Sonja Weber über „Achtsam morden – Das Übungsbuch nach der Joschka-Breitner-Methode“

Sonja Weber über „Achtsam morden – Das Übungsbuch nach der Joschka-Breitner-Methode“

Karsten Dusse: Achtsam morden – Das Übungsbuch nach der Joschka-Breitner-Methode

Ziemlich geschickt der Herr Dusse. Nicht nur, dass er mit seinen Romanen um Rechtsanwalt Björn Diemel überaus erfolgreich ist, er hat auch den fiktiven Achtsamkeitscoach aus den Büchern irgendwie zum Autor gemacht.

Frei nach seinem Motto „lieber erfundene Experten mit echten Ratschlägen, als echte Experten mit erfundenen Ratschlägen“, hat Karsten Dusse all die Achtsamkeitsübungen, die seinen Protagonisten Diemel unkonventionell, aber sehr erfolgreich durch prekäre Situationen leiten, in einem Mitmach-Buch zusammengestellt. Das mag Ihnen vielleicht zunächst nicht ernsthaft vorkommen, aber muss es das?

Mir fallen Dinge sehr viel leichter, wenn sie mir Spaß machen. Arbeiten, Sport, die innere Mitte finden. Oder Aufräumen, das ist viel schöner, wenn ich dabei spannende Dinge finde. Achtsamkeit ist ja so eine Art Aufräumen der Seele, das kann anstrengend werden, warum also nicht das Ganze mit Humor angehen?

Sich selbst wiederfinden und Spaß dabei haben ist die Devise des Übungsbuches frei nach dem nichtexistenten Coach Joschka Breitner. Sollten Sie noch Teile Ihrer selbst, Ihres freien Willens oder Ihres Humors vermissen, könnten Sie sich einfach bei Herrn Dusse und Herrn Breitner einklinken und bei dem Spaß mitmachen.

Karsten Dusse: „Achtsam morden – Das Übungsbuch nach der Joschka-Breitner-Methode“, Heyne Verlag, 176 Seiten, ISBN 9783453425637, Preis: 12,00 Euro.


Sonja Weber über „Adressat unbekannt“ und „Der wiedergefundene Freund“

Sonja Weber über „Adressat unbekannt“ und „Der wiedergefundene Freund“

Kathrine Kressmann Taylor:
Adressat unbekannt

Fred Uhlman:
Der wiedergefundene Freund

Zwei Bücher begleiten mich schon lange, und werden das wohl auch noch eine Weile machen. Das eine ist der kurze und erschütternde Briefwechsel zweier Freunde. „Adressat unbekannt“ heißt dieses kleine erstaunliche Büchlein in Briefform von Kressman Taylor.

Die Korrespondenz zwischen dem aus Deutschland stammenden New Yorker Galeristen Max Eisenstein und seinem noch in Deutschland lebenden Freund und Partner Martin Schulse beginnt im November 1932 und endet im März 1934 auf ungewöhnliche Weise. Eine meiner Kolleginnen hat es gerade gelesen, es habe sie bisher nicht mehr losgelassen, meint sie.

Das andere Buch ist Fred Uhlmans “Der wiedergefundene Freund”. 1971 erschien es zunächst in den USA in sehr kleiner Auflage, wurde dann aber in viele Sprachen übersetzt. 1978 kam es in Deutschland auf den Markt, wurde 1989 verfilmt und ist seither nicht mehr aus dem Programm des Diogenes Verlages und den Regalen der Buchhandlungen wegzudenken.

Wunderbar einfühlsam und literarisch ansprechend erzählt der Autor die Geschichte zweier Jungen, die sich 1932 im einem altehrwürdigen Gymnasium in Stuttgart kennenlernen, eine kurze aber intensive Zeit miteinander verbringen, ehe ihre Wege sich gezwungenermaßen trennen. Der Ich-Erzähler Hans Schwarz sagt von seinem Mitschüler Konradin Graf von Hohenfels, er war die „Ursache meines größten Glückes und meiner größten Verzweiflung“.

Dem Autor diente wohl sein eigener Lebenslauf als Vorbild. Die Schule ist angelehnt an das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium, das nicht nur Uhlman sondern auch Claus Graf Schenk von Stauffenberg besuchte.

Kathrine Kressmann Taylor: „Adressat unbekannt“, Atlantik Verlag, 96 Seiten, ISBN 9783455650822, Preis: 13,00 Euro.

Fred Uhlman: „Der wiedergefundene Freund“, Diogenes Verlag AG, 112 Seiten, ISBN 9783257261288, Preis: 12,00 Euro.


Sonja Weber über „Monascella“

Sonja Weber über „Monascella“

Kerstin Holzer:

Monascella

„Herzzerreißend schön zu lesen.“ Hat Elke Heidenreich über Kerstin Holzers Buch „Monascella“ gesagt. Mir fällt keine Besser Beschreibung dazu ein.

Anhand unveröffentlichter Briefe und Gespräche ist diese gleichzeitig spannende, kluge und wunderbar erzählte Biografie über eine Frau entstanden, die zeitlebens versuchte, sich unabhängig von ihrer Familie zu betrachten und diese doch schmerzlich vermisste. Selbst dem Tod durch Ertrinken nur knapp entronnen, verliert Monika ihren Ehemann beim Bombardement des Dampfers, der die beiden ins Exil nach Amerika bringen soll.

Als sie dann endlich doch bei den Ihren, der „amazing Mann Familie“, ankommt, findet sie keinen Halt. Die emotionale Heimatlosigkeit und das Trauma des Krieges, will sie nicht wie ihre Geschwister mit Drogen dämpfen und der Familiendevise „wer kann, der tut“ ist sie nicht gewachsen. Versuche, eine eigenständige künstlerische Existenz aufzubauen und vom berühmten Vater akzeptiert zu werden, führen „Moni“, „das Mönle“, ungeliebtes Kind der Familie Mann, schließlich im Winter 1955 auf die Insel Capri.

Dort, in der Ruhe und Abgeschiedenheit findet sie endlich ihren eigenen Weg. In der Villa Monacone lebt sie mit Antonio Spadaro, „nur“ ein Fischersohn, aber er wird ihre große Liebe, sie seine „Monascella“. Die beiden sind ein Paar, aber meiden die Öffentlichkeit. Auch, als die Insel in den sechziger Jahren zum „in-Place“ von Malern, Musikern und Hollywoodstars wird, schafft Monika Mann es, sich Ihre Privatsphäre zu bewahren.

„Ich lebe auf einer Insel. Es ist still da und die Menschen machen sich Gedanken.“ Schreibt sie zu ihrem neuen Domizil, in dem jeder Straßenjunge ihre Adresse kennt, sie aber trotzdem für sich bleiben kann. Jeden Tag geht sie spazieren und ihr Geist scheint zu heilen. Und während sich die großen der Kulturszene weiter fragen, wie sie da auf dieser schrecklich kleinen Insel „immer nur sein kann“, entsteht Monika Manns erfolgreichstes Werk „Vergangenes und Gegenwärtiges“. 1956 erscheint es und ist ein Befreiungsschlag. Trotzdem bleibt sie auf Capri. Sie verlässt die Insel erst 1986 nach dem Tod ihres geliebten Antonio.

Kerstin Holzer: „Monascella“, dtv Verlagsgesellschaft, 208 Seiten, ISBN 9783423290425, Preis: 22,00 Euro.


Sonja Weber – lernen bei den Besten

Sonja Weber – lernen bei den Besten
Ein Platz, der nach Arbeit aussieht. Und ein Dozenteam (Harald Martenstein, Dr. Olaf Kutzmutz), das entspannt scheint, die gnadenlose Stoppuhr aber im Blick hat… Fotos: Privat

„Frontfrau“ der BÜCHER-HEIMAT absolviert Kolumnen-Workshop

Ihre Buchbesprechungen in der Goslarschen Zeitung sollen zum Lesen (und zum Besuch der BÜCHER-HEIMAT) anregen. Für viele Leserinnen und Leser jedoch sind Sonja Webers kleine Kolumnen in der GZ selbst der beste Lesestoff. Und diese Texte sollen nun – sofern das möglich ist – noch besser werden. Dafür ging die „Frontfrau“ der BÜCHER-HEIMAT in einem Workshop beim Besten ihres Fachs in die Lehre: Harald Martenstein, ZEIT-Kolumnist und Schriftsteller.

Im Grunde würde in der Literatur zugeneigten Kreisen der Name Martenstein genügen. Er ist ein Meister des Wortes, ob geschrieben oder in Video oder Podcast gesprochen. Und dabei natürlich nicht allein für Fans der Großmeister der Kolumnen. Mehr als einmal löste er mit seinen Texten kontroverse Debatten aus.

Mit von der Partie war bei dem Workshop in Wolfenbüttel zudem Dr. Olaf Kutzmutz, der „seit dem letzten Jahrtausend den Programmbereich Literatur der Bundesakademie für kulturelle Bildung“ leitet. Er schrieb unter anderem über Christian Dietrich Grabbe, Max Frisch und Jurek Becker.

Geburtstagsgeschenk und harte Arbeit

Auch ein skeptischer Kamerablick des Lehrmeisters Harald Martenstein kann Sonja Weber nach dem Seminar offenkundig nicht um ihre gute Laune bringen.

Bevor Sonja Weber das Geburtstagsgeschenk ihres Mannes Hartmut Weber so richtig genießen und auskosten konnte, war allerdings Arbeit angesagt. Denn das Literatur-Seminar mit dem schönen Titel „Ganz einfach, wenn man’s kann“ bot lediglich zwölf „Lehrlingen“ Platz. Und so mussten die Bewerber vorab schon einmal einen Text einreichen, um ihre Qualifikation nachzuweisen.

Was Sonja Weber mit ihrer Erfahrung aus den GZ-Kolumnen natürlich gelang. Und so machte sie sich ein September-Wochenende lang daran, in der „Werkstatt Kolumne“ eine Kunst zu verfeinern, die si einfach klingt und doch so schwierig ist: „Schlicht die besten Wörter wählen“. Was in Wolfenbüttel intensiv schreibpraktisch geübt und an eigenen und fremden Texten erläutert wurde.

Die Suche nach dem originellen Blick, durch den die Kolumnistin selbst zu einer „mehr oder weniger autobiographischen Figur, der die Leserinnen und Leser vertrauen“ wird, hat Sonja Weber begeistert. Und sie brennt darauf, die neuen Ideen und Erfahrungen umzusetzen. Was den Leserinnen und Lesern der GZ dann sicher noch mehr Vergnügen bereiten wird.

Sonja Weber über „Gebrauchsanweisung für Pferde“

Sonja Weber über „Gebrauchsanweisung für Pferde“

Juli Zeh:

Gebrauchsanweisung für Pferde

Bislang wusste ich nicht, dass Juli Zeh schon immer ein Pferdemädchen war, ein Pferdemensch, um es heute korrekt zu sagen. 2019 ist ihr Titel „Gebrauchsanweisung für Pferde“ erschienen und inzwischen schon ein weiteres Mal aufgelegt worden. Ich habe wohl immer brav um dieses Werk herum gelesen, es irgendwie so gar nicht wahrgenommen. Es war nicht mein Thema, ist es das jetzt?

Nicht grundsätzlich, aber im Fall von Zehs Buch muss ich ganz klar sagen, ja, denn man hätte auch den Titel „Gebrauchsanweisung für Juli Zeh“ oder „Gebrauchsanweisung für Menschen“ wählen können. Kapitel um Kapitel berichtet die Autorin einer Biografie gleich über ihr Leben mit Pferden.

Erst Schulpferden, dann Pflegepferden und zuletzt auch eigenen. Sie erzählt von Tieren wie von Menschen, manche sind so gute Freunde gewesen, dass man sie nicht vergisst, andere nur lose Bekannte und einige sind halt Familie.

Ich empfinde es als ein sehr persönliches Buch, in dem es nicht um Karriere und Erfolge geht, sondern um den respekt- und liebevollen Umgang mit anderen Lebewesen, das Maß an Verantwortung, dass man trägt und das Vertrauen, dass einem entgegengebracht wird und man selbst in andere setzt. Was kann mehr über einen Menschen aussagen?

Juli Zeh: „Gebrauchsanweisung für Pferde“, 244 Seiten, Piper Verlag, ISBN 978-3-492-27762-4, Preis: 16,00 Euro.


Sonja Weber über „Weltreise auf dem Teller“

Sonja Weber über „Weltreise auf dem Teller“

Andrea Pfuhl:

Weltreise auf dem Teller

„Weltreise auf dem Teller“ verrät der Leserschaft nicht nur kulinarische Geheimnisse vieler Länder, sondern erklärt auch gleich, warum dort traditionsgemäß so gekocht wird, wie nun einmal gekocht wird. Dabei lüftet die Autorin diverse Tricks berühmter Köche und taucht gleichzeitig in die Geschichte der jeweiligen Länder ein.

Unterhaltsam und spannend verknüpft sie Historie mit dem, ohne das keine Gesellschaft Bestand haben kann: Ernährung. Wieso zum Beispiel hat die englische Küche so einen schlechten Ruf und warum gelten die Franzosen als Feinschmecker? Woher stammen die Begriffe Umami und Kokumi, was bedeuten sie, wie bekomme ich das in ein Essen und ist das eigentlich wünschenswert? Warum gehören in eine traditionelle Paella keine Meerestiere und warum muss sie von Männern zubereitet werden? Wie haben es eigentlich Schnecken und Frösche in die Kochtöpfe geschafft? Warum gehörten zuerst hauptsächlich Bohnen ins Chilli con Carne und dann auf einmal keinesfalls mehr?

Fragen über Fragen und Andrea Pfuhl beantwortet sie alle auf eine unvergleichlich kurzweilige Art und Weise.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —

Andrea Pfuhl: „Weltreise auf dem Teller“, Rowohlt Verlag, 313 Seiten, ISBN 978-3-499-00870-2, Preis: 25,00 Euro.