Sonja Weber über „Gebrauchsanweisung für Pferde“

Sonja Weber über „Gebrauchsanweisung für Pferde“

Juli Zeh:

Gebrauchsanweisung für Pferde

Bislang wusste ich nicht, dass Juli Zeh schon immer ein Pferdemädchen war, ein Pferdemensch, um es heute korrekt zu sagen. 2019 ist ihr Titel „Gebrauchsanweisung für Pferde“ erschienen und inzwischen schon ein weiteres Mal aufgelegt worden. Ich habe wohl immer brav um dieses Werk herum gelesen, es irgendwie so gar nicht wahrgenommen. Es war nicht mein Thema, ist es das jetzt?

Nicht grundsätzlich, aber im Fall von Zehs Buch muss ich ganz klar sagen, ja, denn man hätte auch den Titel „Gebrauchsanweisung für Juli Zeh“ oder „Gebrauchsanweisung für Menschen“ wählen können. Kapitel um Kapitel berichtet die Autorin einer Biografie gleich über ihr Leben mit Pferden.

Erst Schulpferden, dann Pflegepferden und zuletzt auch eigenen. Sie erzählt von Tieren wie von Menschen, manche sind so gute Freunde gewesen, dass man sie nicht vergisst, andere nur lose Bekannte und einige sind halt Familie.

Ich empfinde es als ein sehr persönliches Buch, in dem es nicht um Karriere und Erfolge geht, sondern um den respekt- und liebevollen Umgang mit anderen Lebewesen, das Maß an Verantwortung, dass man trägt und das Vertrauen, dass einem entgegengebracht wird und man selbst in andere setzt. Was kann mehr über einen Menschen aussagen?

Juli Zeh: „Gebrauchsanweisung für Pferde“, 244 Seiten, Piper Verlag, ISBN 978-3-492-27762-4, Preis: 16,00 Euro.


Das Gestüt Harzburg – eine große Geschichte

Das Gestüt Harzburg – eine große Geschichte
Autor Egon Knof (re.) zusammen mit dem ehemaligen Gestütsleiter Gustav Klotz bei der Buchpräsentation in der BÜCHER-HEIMAT. Foto: Weber

600 Jahre Pferdezucht werden lebendig

Es ist ein opulentes Werk, der „Erstling“ des Autoren Egon Knof. Der ehemalige GZ-Redakteur, Galoppsportexperte und auf dem Gestüt aufgewachsener Ur-Bündheimer lässt zwei Jahre nach dem Aus für die traditionsreiche Pferdezuchtstätte das „Gestüt Harzburg – Das Erbe der Braunschweiger Herzöge“ und damit 600 Jahre Pferdezucht in Bündheim lebendig werden.

Herausgeber ist der Harzburger Geschichtsverein, gefördert haben das für die Stadtgeschichte bedeutsame Projekt die Bad Harzburg-Stiftung, die Stadtwerke Bad Harzburg und der Harzburger Rennverein. Im DinA4-Format als gewachstes Hardcover im Verlag der Goslarschen Zeitung erschienen, lädt das hochwertig gestaltete Werk auf 224 Seiten und mit 341 historischen (Schwarz-weiß- und Farb-) Fotos sowohl zu detailreichen Ausflügen in die Gestütsgeschichte wie auch zum Schwelgen in Bilderwelten ein.

Ein Buch, das zugleich ein Denkmal für die große Pferdegeschichte Bündheims ist, die im Herbst 2020 wohl unwiederbringlich zu Ende ging. „Das war dann mal weg“ – der Titel einer ZDF-Sendereihe gilt auch für das Gestüt, das aber dank dem Investorenduo Rataj/Junicke zumindest als großartiges Gebäudeensemble weiterbestehen kann.

Das Buch „Gestüt Harzburg – Das Erbe der Braunschweiger Herzöge“ ist selbstverständlich auch in der BÜCHER-HEIMAT zum Preis von 25,00 Euro zu haben (und ein echter Geschenktipp für Bad Harzburger und alle Pferdefreunde).

Samstag 16. Juli Rivalen der Rennbahn

Stets aufs Neue ein Zuschauermagnet (Foto: 1950) und das größte Sportspektakel des Harzes: Die Galopprennwoche startet heute. Das Foto stammt aus dem Ahrens-Archiv der Bad Harzburg-Stiftung.

Sportspektakel und Familienfest

Boxen auf! An diesem Samstag, 16. Juli 2022, startet die 142. Bad Harzburger Galopprennwoche. An diesem und am nächsten Wochenende sowie am Donnerstag feiert Bad Harzburg und feiert die Region ihr größtes Sportspektakel, das zugleich eines der größten Familienfeste ist.

Wer an den Renntagen verhindert oder gar in den Urlaub gefahren ist, kann sich seine Portion Galoppsport natürlich auch über die BÜCHER-HEIMAT holen. Die Palette der Pferde(rennsport)-Bücher ist gigantisch, reicht von „Das Rennpferd – Seine Erziehung und Vorbereitung für die Rennbahn. Die neueste Methode der Engländer. ‚Documenta Hippologica‘. Reprint der Ausgabe von 1838“ über den „Hengst der Sonne“, den berühmtesten Araberhengst der Welt und einem „Was ist was“ für den Pferdesport-Nachwuchs oder auch den Rennsport-Fantasyroman „Titanen“ bis hin zur kompletten Fernsehserie „Rivalen der Rennbahn“ auf DVD.

Nicht ganz synchron läuft der Auftakt der Rennwoche am Weißen Stein mit dem Kalender der kuriosen Aktionstage. Der US-amerikanische „National I Love Horses Day“ (Ich-mag-Pferde-Tag) war gestern. Heute ist dagegen der „Welttag der Schlange“ (International World Snake Day).  Pferde finde ich respekteinflößend groß und vor Schlangen habe ich Angst. Da feiere ich lieber mit den Kanadiern heute den „Guinea Pig Appreciation Day“ (Ehrentag der Meerschweinchen).

Und dann muss heute noch an eine Segnung erinnert werden, die die Welt meiner Meinung nach nicht zwingend gebraucht hat: Am 16. Juli 1935 wurde in Oklahoma City die erste Parkuhr der Welt aufgestellt und erhielt den wenig schmeichelhaft klingenden Namen „Schwarze Maria“. Erfunden haben soll das münzgesteuerte Parkmessgerät (coin controlled parking meter) der Amerikaner Carlton Cole Magee.

In Deutschland blieben wir noch bis zum 4. Januar 1954 verschont, dann begann in Duisburg das Zeitalter der „Parkraumbewirtschaftung“ mit zwanzig „Parkographen“. Allerdings gab es keine rechtliche Grundlage, um Autofahrer zum Bezahlen von Parkgebühren zu zwingen. Erst 1956 wurde die Straßenverkehrsordnung geändert und Parkuhren legitimiert.

Seither trage ich treu und brav mein Scherflein bei – bisweilen sogar mehr als das, weil ich gern Parkschein und Parkscheibe vergesse und so zum schusseligen Knöllchensammler avanciere. Vielleicht sollte ich die 418 Seiten von „Halten – Parken – Abschleppen“ studieren.

Mit Blick auf die Galopprennwoche habe ich auch mit Blick aufs Parken Glück. Ich wohne quasi in Sichtweite (wenn der Weiße Stein abgetragen würde) der Rennbahn. Und vielleicht kann ich mit Wettglück (Ratgeber auf Englisch) mein Park-Defizit ausgleichen…

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Freitag 15. Juli Faszination documenta

Von Kunst, Können und Wollen

Der Countdown ist an diesem Freitag, 15. Juli 2022, bis auf 1 heruntergezählt: Morgen beginnt die 142. Bad Harzburger Galopprennwoche. Das Buch „111 Pferde, die man kennen muss“, beinhaltet aber leider keine todsicheren Tipps für die Viererwetten, sondern Geschichten rund ums Pferd.

„Boxen auf“ hieß es vermutlich nicht, als heute vor 67 Jahren (1955) die erste „documenta“ in Kassel eröffnet wurde. Die weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst findet mittlerweile alle fünf Jahre statt und dauert jeweils 100 Tage.

In dieser Zeit sorgt sie – zumindest, solange ich mich zurückerinnern kann – zuverlässig für heftige Diskussionen bis hin zu erbitterten Streitigkeiten. Wie gerade auch jetzt bei der 15. Auflage wieder. Obwohl ich mich selbst eher als „Kunstbanause“ einstufen würde, der dem geflügelten Wort anhängt, nachdem Kunst von Können kommt („käme sie von Wollen, hieße sie Wulst“), war ich bei aller Verwirrung stets auch fasziniert.

Auf den Punkt bringen diese Faszination zwei Kunstwissenschaftler, die in der Wikipedia zitiert werden: „… die documenta hat die Kunstwelt immer wieder erschüttert, ob in armen, nach Kunst dürstenden Nachkriegszeiten, in aufrührerischen Revolte-Jahren, in der unbeschwerten Epoche des ausgehenden 20. Jahrhunderts oder dem von der Globalisierung geprägten Jahrhundertwechsel. Die documenta-Geschichte ist eine Geschichte der Niederlagen, des Zweifels, der Skandale und gleichzeitig der Erneuerung, der Erkenntnis, der künstlerischen Produktivkraft. Immer aber war sie eine Erfolgsgeschichte …“

Während man also über die „documenta“ trefflich streiten kann, gehört das zweite Fundstück unseres „bebücherten Kalenderblatts“ unstrittig zu den wichtigsten Steinen, die je ein Mensch entdeckte, denn der Stein von Rosetta öffnete im Wortsinn „Lesewelten“.

Was der napoleonische Offizier Pierre François Xavier Bouchard am 15. Juli 1799 im Niltal entdeckte, war das Fragment einer steinernen Stele mit einem Priesterdekret. Das Besondere: In drei untereinanderstehenden Schriftblöcken war der Text in Hieroglyphen, auf Demotisch und Altgriechisch sinngemäß gleichlautend eingemeißelt.  Damit war der Fund mitentscheidend für die Entschlüsselung der ägyptischen Hieroglyphen. Wobei wiederum der Franzose Jean-François Champollion maßgeblichen Anteil hatte.

Eine große Stunde schlug heute vor 25 Jahren (1997) dem deutschen Radsport: Jan Ullrich gewann bei der Tour de France die Pyrenäen-Etappe und konnte das Gelbe Trikot des Gesamtführenden überstreifen.  Der Grundstein für den ersten Toursieg eines Deutschen war gelegt und wurde gefeiert – bis das böse Doping-Erwachen kam…

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