Dschinns

Dschinns

Fatma Aydemir:

Dschinns

Sehr berührt hat mich das gerade erst im Februar 2022 erschienen Buch „Dschinns“ von Fatma Aydemir. Es ist die Innenansicht einer türkischen Familie. Der Vater kam in den 70-igern nach Deutschland, als Gastarbeiter, wie viele. Nach und nach holte er seine Familie ebenfalls nach. Kinder wurden in Deutschland geboren. Eines von mehreren Geheimnissen in der Familie, der Vater und die Mutter sind Kurden, gehörten also in der Türkei zur ausgegrenzten, verfolgten Bevölkerung.

Sie bauen sich ein bescheidenes Leben in Deutschland auf. Der Vater kauft eine Wohnung in der Türkei, um als Rentner mit seiner Ehefrau (eventuell auch den Kindern?) zurück in die Türkei zu gehen. Als es soweit ist und er die Wohnung bezieht, stirbt er am gleichen Tag. Die Ehefrau und die Kinder sowie andere Verwandte aus der Türkei treffen sich in der Wohnung, um die Beerdigung zu vollziehen. In dem Buch werden nun die einzelnen Familienmitglieder mit ihrer (Lebens)-Geschichte dargestellt; beginnend mit dem Toten.  Als letztes kommt die Ehefrau „zu Wort“, die dann ihrer Tochter ein weiteres Geheimnis der Familie preisgibt…

Fatma Aydemir: „Dschinns“, Hanser-Literaturverlag, 368 Seiten, ISBN 978-3-446-26914-9, Preis: 24,00 Euro.


Das Reich der sieben Höfe

Das Reich der sieben Höfe

Sarah J. Maas:

Das Reich der sieben Höfe

„To the stars that listen and the dreams that fulfill“

Wieder so eine Reihe, die meine Bücherliebe anfeuert und meine jede-Geschichte-muss-enden-Toleranz auf eine harte Probe stellt. Unsere Heldin ist Feyre. Eine starke junge Frau, die ihr Leben unter widrigen Umständen lebt. Auf den ersten Blick ist sie keine Sympathieträgerin. Im Gegenteil: Es gibt reichlich Momente, in denen ich mir mit der Hand vor den Kopf schlage und denke: Mädchen, wirklich? Aber, klassisch für dieses Genre, können wir bei ihr eine unglaubliche Entwicklung beobachten.

Ich liebe es, Feyre und ihre Freunde über vier Bände auf ihrer Reise zu begleiten. Ich leide mit ihr, lache mit ihr, weine mit ihr. Eine echte Stärke dieser Autorin sind ihre Protagonistinnen: Starke Frauen mit Ecken und Kanten. Jemand der Frau gerne wäre oder gern zur Freundin hätte.

Einziges Manko: Band vier. Ganz ehrlich? Er ist wie die Weihnachtsfolge in einer Serie. Muss wirklich nicht sein. Gespannt bin ich aber nun auf Band 5 – steht ganz oben auf meiner Leseliste.

Fazit: Klare Leseempfehlung für alle, die Fan des Genres „Coming of Age“ sind (ganz blöder Name).

Sarah J. Maas: „Das Reich der sieben Höfe“, dtv-Verlagsgesellschaft, 5 Bände, ISBN: 978-3-423-71849-3, 978-3-423-71879-0, 978-3-423-71888-2, 978-3-423-71896-7, 978-3-423-76334-9, Preis: Einzelbände zwischen 10,95 und 21,00 Euro.


Die Souveräne Leserin

Die Souveräne Leserin

Alan Bennett: The Uncommon Reader

Die Souveräne Leserin

Queen Elisabeth entdeckt am Hintereingang des Buckingham Palasts zufällig einen Büchereibus. Zunächst aus Höflichkeit leiht sie sich ein Buch aus. Dieses Ereignis führt dazu, dass sie mit 80 Jahren die Welt der Literatur entdeckt und zu einer begeisterten Leserin wird. Nicht verwunderlich, dass dies Einfluss auf ihre royalen Pflichten hat, die sie zunehmend langweilen. Ihr Verhalten führt zu Irritationen bei den Bediensteten aber auch bei Staatsempfängen.

Die von Alan Bennett geschriebene Erzählung ist ein Muss für alle, die den britischen Humor genauso lieben wie die Literatur und das englische Königshaus. Durch sein Kürze und nicht allzu komplexe Sprache ist das Büchlein auch im Original gut lesbar.

Alan Bennett: „Die Souveräne Leserin“ (OT: „The Uncommon Reader“), Verlag Klaus Wagenbach, 120 Seiten, ISBN 978-3-8031-1286-6, Preis: 14,90 Euro.


Das weite Herz des Landes

Das weite Herz des Landes

Richard Wagamese: Medicine Walk

Das weite Herz des Landes

Das weite Herz des Landes

Richard Wagamese war ein indigener kanadischer Schriftsteller. Protagonist des 2015 erschienenen Romans ist Franklin Starlight. Er ist ein 16-jähriger Junge, der bei dem „alten Mann“, einem Freund der Familie, aufwächst. Dieser lehrt ihn nicht nur die Natur zu respektieren, sondern auch mit ihr in Einklang zu leben. Zu seinem alkoholkranken Vater, Eldon, hat er eine sehr schwierige Beziehung, da dieser ihn immer wieder enttäuscht hat. Aber als der sterbende Vater ihn bittet, ihn in die Wildnis Britisch-Kolumbiens zu führen, um ihn dort wie ein Krieger sitzend und nach Osten blickend zu beerdigen, stellt sich Franklin dieser Aufgabe, seiner Pflicht als Sohn bewusst. Auf der tagelangen beschwerlichen Reise durch die Einsamkeit erzählt Eldon von Stationen seines bewegten Lebens. Die Vater-Sohn-Beziehung verändert sich, doch kann Franklin vergeben?

Die Handlung berührt, gibt aber auch einen Einblick in die Schwierigkeiten, mit denen die indigene Bevölkerung Nordamerikas noch bis in die heutige Zeit zu konfrontiert wird.

Die ganz große Stärke des Romans ist seine Sprache. Richard Wagamese ist ein Storyteller, von denen es so viele in seiner Kultur gibt. Seine Naturbeschreibungen sprechen beim Lesen alle Sinne an.

Richard Wagamese: „Das weite Herz des Landes“ (OT: „Medicine Walk“), Blessing Karl Verlag, 288 Seiten, ISBN 9783896676665 (HC), 9783453426337 (Tb), Preis: 22,00 Euro (HC), 12,00 Euro (TB).


Maschinen wie ich

Ian McEwan: Maschinen wie ich


Ian McEwan:

Maschinen wie ich

Ein Roman, ganz nett mal wegzulesen. Stimmt aber auch etwas nachdenklich. Worum es geht, fasst der Diogenes-Verlag zusammen: „Charlie ist ein sympathischer Lebenskünstler, Miranda eine clevere Studentin. Sie verlieben sich, gerade als Charlie seinen ›Adam‹ geliefert bekommt, einen der ersten lebensechten Androiden. In ihrer Liebesgeschichte gibt es also von Anfang an einen Dritten: Adam. Kann eine Maschine denken, leiden, lieben? Adams Gefühle und seine moralischen Prinzipien bringen Charlie und Miranda in ungeahnte – und verhängnisvolle – Situationen.“

Ian McEwan: „Maschinen wie ich“, Diogenes, 416 Seiten, ISBN 978-3257070682, Preis: 24,70 Euro (HC), 14,00 Euro (TB).


Der Sommer meiner Mutter

Ulrich Woelk: Der Sommer meiner Mutter

Ulrich Woelk:

Der Sommer meiner Mutter

„Sommer 1969. Der elfjährige Tobias fiebert am Stadtrand von Köln der ersten Mondlandung entgegen, während sich seine eher konservativen Eltern mit den politisch engagierten und flippigen neuen Nachbarn anfreunden. Deren dreizehnjährige Tochter Rosa bringt Tobias nicht nur Popmusik und Literatur bei, auch was das Liebesleben hat angeht, hat sie ihm einiges voraus. Zwischen den Eltern entwickelt sich ebenfalls eine wechselseitige Anziehung, aber die Liebe geht andere Wege als vermutet.“ So kündigt der Verlag C.H.Beck den Roman „Der Sommer meiner Mutter“ an. Autor ist Ulrich Woelk, der schon mit seinem ersten Roman „Freigang“ 1990 mit dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet wurde. „Was Ulrich Woelk schreibt, ist eine großartige Prosa, ganz auf der Höhe der Zeit: kurz angebunden, lakonisch, aber stakkato“, so feiert die Süddeutsche Zeitung das neue Werk. Mein Fazit: Toller Roman über wechselseitige Beziehungen.  Ging mir unter die Haut.

Ulrich Woelk: „Der Sommer meiner Mutter“, Verlag C.H. Beck, 189 Seiten, ISBN 978-3406734496, Preis: 19,95 Euro (HC), 11,00 Euro (TB).


Der Gesang der Flusskrebse

Delia Owens: Der Gesang der Flusskrebse

Delia Owens:

Der Gesang der Flusskrebse

Mit dem ersten Roman einen Weltbesteller landen. Dieses Kunststück gelang Delia Owens, die einst als Zoologin in verschiedenen afrikanischen Ländern Elefanten, Löwen und Hyänen erforschte, mit „Der Gesang der Flusskrebse“. Die „New York Times“ feiert das Buch: „Ein schmerzlich schönes Debüt, das eine Kriminalgeschichte mit der Erzählung eines Erwachsenwerdens verbindet und die Natur feiert.”  Das Buch steht zu Recht auf den Bestsellerlisten, es hat die vielen Leser verdient. „Der Gesang der Flusskrebse“ ist sehr einfühlsam geschrieben und fesselt auch mit tollen Naturbeschreibungen. Am Ende möchte man das Buch gar nicht mehr weglegen.

Delia Owens: Der Gesang der Flusskrebse, Verlag hanserblau (HC), Heyne Verlag (TB), 464 Seiten, ISBN 978-3446264199 (HC), ISBN 978-3453424012 (TB), Preis: 22,00 Euro (HC), 11,99 Euro (TB).


71/72 – Die Saison der Träumer

Bernd M. Beyer: 71/72 – Die Saison der Träumer

Bernd M. Beyer: 71/72 – Die Saison der Träumer

Bernd M. Beyer:

71/72 – Die Saison der Träumer

Bernd-M. Beyer hat ein wunderbares Fußball-Buch geschrieben, das nicht nur für eingefleischte Fußballfans spannend zu lesen ist, sondern auch für alle, die an der Zeitgeschichte interessiert sind. Das Fußballgeschehen in der Bundesliga und rund um die Europameisterschaft 1972 lebt zwar auf und die Größen der damaligen Zeit wie Franz Beckenbauer, Uwe Seeler, Stan Libuda, Günter Netzer & Co werden entsprechend gewürdigt, aber vor allem wird der Fußball gekonnt eingebettet in das politisch-gesellschaftliche Geschehen Anfang der 1970er Jahre.

Es ist eine Zeit des Aufbruchs und der Veränderung. Im Fußball sind Bestechungsskandale an der Tagesordnung, Geld und Fußball verbinden sich immer mehr. Rio Reiser und seine Band Ton, Steine, Scherben geben sich revolutionär und Willi Brandts Politik verspricht neue Beziehungen mit Osteuropa und die Demokratisierung der Gesellschaft. Die RAF terrorisiert Deutschland. All das und noch mehr wird, gegliedert durch die Bundesliga-Spieltage, miteinander verbunden. So entsteht ein buntes Bild der frühen 70er, das man genussvoll lesen kann.

Bernd-M. Beyer: 71/72 – Die Saison der Träumer, Verlag Die Werkstatt 2021, 352 Seiten, ISBN 978-3730705407, Preis: 22,00 Euro

Was man von hier aus sehen kann

Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann

Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann

Mariana Leky:

Was man von hier aus sehen kann

„Irgendwo im Westerwald – Mariana Lekys weiser und warmherziger Bestsellerroman über ein Dorf in der Provinz und seine skurrilen Bewohner. Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.“ So der Dumont-Verlag in seiner Ankündigung. Und weiter: „,Was man von hier aus sehen kann‘ ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Liebe, die scheinbar immer die ungünstigsten Bedingungen wählt.“

Mein Fazit nach einer beglückenden Lektüre: Einer der besten Romane, die ich je gelesen habe…

Mariana Leky: „Was man von hier aus sehen kann“, Dumont-Verlag, 320 Seiten, ISBN 978-3-8321-9839-8, Preis: 20,00 Euro (HC) | 12,00 Euro (TB).


Throne of Glass

Sarah J. Maas: Throne of Glass

Sarah J. Maas: Throne of Glass

Sarah J. Maas:

Throne of Glass

„The world will be saved and remade by dreamers“

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr eine Buchserie lest und je näher ihr dem Ende kommt, umso trauriger werdet ihr? Natürlich, ihr wollt unbedingt wissen, wie die Geschichte ausgeht. Aber ihr müsst euren Freunden dann Lebewohl sagen. Denn genau das ist Assassinin Celaena Sardothien für mich. Sie ist ein Genie, sie ist charmant, sie ist Feuer. Ihre Arroganz, ihr Mut und ihre Treue kannten keine Grenzen.

Diese fantastische Serie beinhaltet sieben Bücher. Ja, das ist viel. Es könnten aber mehr sein, denn mit jedem Teil habe ich die Bücher noch mehr geliebt. Deswegen habe ich sie in drei Jahren auch zweimal gelesen. Nun, wo ich wieder am Ende angelangt bin, möchte ich eigentlich wieder neu anfangen.

Wenn das keine Bücherliebe ist, dann weiß ich auch nicht.

Fazit:

Klare Leseempfehlung für alle, die Fan des Genres „Coming of Age“ sind (ganz blöder Name). Verliert euch, verliebt euch, werdet mit Celaena und mir zu Wiederholungstätern.

Sarah J. Maas: „Throne of Glass“, dtv-Verlagsgesellschaft, 7 Bände, ISBN: 978-3-423-71651-2 | 978-3-423-71652-9 | 978-3-423-71653-6 | 978-3-423-71707-6 | 978-3-423-71789-2 | 978-3-423-71807-3 | 978-3-423-71820-2, Preis: als Lese-Set 95,80 Euro, Einzelbände zwischen 9,90 und 13,95 Euro.