Sonntag, 13. November: Die gebrochene Zunge

Nachsprechen, Verhaspeln und Kaputtlachen

Es ist der „Tag des Bloggens“, dieser Sonntag, 13. November 2020. Wobei das Bloggen eine hohe Konzentration erfordert, wenn man über den „Internationalen Tag der Zungenbrecher“ (International Tongue Twister Day) schreibt, der ebenfalls heute ansteht.

„Einer muss sich plagen, der Schreiber oder der Leser.“ Sagte der vorgestern im Alter von 97 Jahren verstorbene Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider. „Lies Schneider“, lautete eine Standardforderung, als ich vor etlichen Jahrzehnten beim Göttinger Tageblatt meine „Laufbahn“ startete.

„Lies Schneider“ kann aber auch ein Rat an jeden sein, dem Sprache nicht egal ist. So schrieb Schneider „Die Wahrheit über die Lüge“ und erläutert, warum wir den Irrtum brauchen und die Lüge lieben. Und „Speak German!“ ist zugleich Liebeserklärung an unsere Muttersprache wie auch Kampfansage gegen die Anglomanie.

Nach den oft eher flachen Wortwitzen am gestrigen „Tag der schlechten Wortspiele“ steht heute nicht allein „in Ulm, um Ulm und um Ulm herum“ die hohe Kunst der „Zungenbrecher“ im Fokus. Oft als witziges Partyspielchen genutzt, nutzen professionelle Sprecher und Redner die schnell zu sprechenden fiesen Sprachhürden als Konzentrations- und Artikulationsübung: „Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz.

Sehr beliebt sind die „superfrechen Zungenbrecher“ auch beim Nachwuchs. „Paul klaut blaue Prickelbrause“ empfiehlt der Duden für junge Leser*innen ab 5 Jahren zum „Nachsprechen, Verhaspeln und Kaputtlachen“. Ein Plädoyer für den kreativen Umgang mit Spaßgedichten auch im Schulunterricht ist das Buch „Zuckersüße Zungenbrecher“. Eine weitere Verhaspelsammlung hat es allein wegen des Titels in meine Auswahl geschafft: „Der Flugplatzspatz nahm auf dem Flugblatt Platz“.

Wer diesen Sonntag nun als Härtetest für die eigene Zunge nutzen will, kann zwischen noch weit mehr (Hör-)Büchern wählen. Eine kleines Zungenbrecher-Sortiment liefert auch Wikipedia. Sogar mit Audio-Dateien, die Hörbeispiele liefern. Wahlweise richtig und (witziger) mit Fehlern gesprochen. Die Palette reicht dabei von den großen Klassikern „Der Cottbuser Postkutschkutscher putzt den Cottbuser Postkutschkasten“ und „Die Katze tritt die Treppe krumm, krumm tritt die Katze die Treppe“ bis zu Sätzen, die mir neu sind und die ich jetzt im Selbstversuch teste: „Der fiese friesische Fliesenleger fliest mit fiesem friesischem Fliesenkleber“ und „Der kleine plappernde Kaplan klebt klappbare poppige Pappplakate an die klappernde Kapellwand“.

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Samstag, 12. November: Die Witze-Skala

Fatale Liebe zu flachen Wortspielen

Dieser Samstag, 12. November 2022, ist „zum Bleistift“ (zum Beispiel) mein Tag – der „Tag der schlechten Wortspiele“. Genau für diese hege ich eine fatale Leidenschaft, was im Freundes- und Kollegenkreis zur Einführung der „nach unten offenen Beckmann-Skala“ für Witze aller Art führte.  Aber was soll’s, denn „was macht ein Clown im Büro? Faxen!

„Ein Wortspiel ist eine rhetorische Figur, die hauptsächlich auf der Mehrdeutigkeit, Verdrehung, Vertauschung, Ersetzung, Umdrehung oder sonstigen Wortveränderungen beruht und humorvoll, komisch, parodistisch oder geistreich erscheinen soll.“ Erklärt Wikipedia. Wobei meiner Erfahrung nach die Betonung auf „soll“ liegt. Versprechungen wie „Die besten Flachwitze, Kalauer und Wortspiele für Kinder und Erwachsene“ werden selten dem eigenen Anspruch gerecht.

Will man das Thema wissenschaftlich angehen, so sind es vor allem drei Wortspielformen, die immer wieder auftauchen. Da wäre der Buchstabendreher: „Kentucky (s)chreit ficken“ (Kentucky Fried Chicken) wurde nicht zuletzt durch „RTL Samstag Nacht“ bekannt.

Außerdem kennt der Wortspiel-Fachmann die Paronomasie. Dahinter verbergen sich Wortspiele, die auf klanglichen Ähnlichkeiten setzen: „Eile mit Weile“. Und schließlich ist da noch die Polysemie, die von Mehrdeutigkeiten der deutschen Sprache profitiert: „Lieber arm dran als Arm ab“. Mit der Methode soll man sogar Englisch-Vokabeln besser lernen: „Schieb das Schaf“ (Sheep).

Beispiele ließen sich beliebig viele finden. Zum Beispiel (oder Bleistift…) für Kartenspieler das „Mischen is possible“. Und so kurz vor der Fußball-WM kann es nur eine Devise geben: „Den Ball flach halten und hoch gewinnen“.

Wer nicht weiß, wo ein Wal essen geht („Im Wahllokal“), der findet vielleicht wie ich Gefallen am Lieblingsessen von Models: „Laufsteak“. Gegen die Pfunde kann man in die Sauna gehen, in der man sich auf „Schwitzerdeutsch“ unterhält. Und auf die Frage „Wie hat es geschmeckt“, kann man mit der Antwort „Ausgebrochen gut“ jede Beziehung zum Gastgeber beenden.

Entschuldigung, war Absicht“, hilft da nicht weiter, obwohl der Satz zu den Klassikern wie „Herzlichen Glühstrumpf“ („Herzlichen Glückwunsch“), „Märchensteuer“ („Mehrwertsteuer“) und „Schittebön“ („Bitteschön“) zählt. Da bleibt nur ein herzliches „Schankedön“ („Dankeschön“).

Das Wortspiel-Bilderbuch „Der Mumpel“ beweist, dass die scherzigen Sprüche alterslos sind („3 bis 88 Jahre“). Wer tiefer in die Wortspielwelt einsteigt, lernt unter anderem, dass Katzen im „Miezhaus“ wohnen, eine Mücke sich „in Sekt“ betrinkt, gegen Frühlingserwachen „abends rechts einschlafen“ hilft und man eine Schweinegrippe durch „Säuchenkontrolle“ verhindert.

So, jetzt ist Schluss. Meine Söhne haben lange unter meiner infantilen Freude am Wortspiel gelitten, um ein Witzebuch wie „Dad Jokes“ werden sie garantiert einen großen Bogen machen…

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Freitag, 11. November: Denkwürdiger Tag

Die Grenze, Sankt Martin und ein Helau

An diesem Freitag, 11. November 2022, werden die Gedanken vieler Bad Harburger 33 Jahre zurückschweifen. Die Grenzöffnung zwischen Eckertal und Stapelburg läutete 1989 gerade für den „Zonenrandbezirk“ erneut eine neue Ära ein. Der Sankt-Martins-Tag und der Start in die närrische fünfte Jahreszeit gerieten darüber in den Hintergrund.

Ohne die braunen Hinweisschilder wüssten viele Menschen heute gar nicht mehr, wo genau einst die Grenze den Harz durchtrennte. Dabei kann man den Grenzverlauf auch heute noch prima nachvollziehen. Er ist „Das Grüne Band“ durch Deutschland, das viele Wanderer wie beispielsweise auch Joey Kelly fast magisch anzieht. Allen, die sich die Tage der Grenzöffnung im Harz noch einmal nachhaltig in Erinnerung rufen wollen, sei die Online-Sonderveröffentlichung der GZ (ext.) empfohlen.

In Karnevals-, Fastnachts- und Faschings-Hochburgen ist der „Elfte im Elften“ ein ganz besonderer Tag. Um 11:11 Uhr wird in die närrische Saison gestartet. Ich räume ein, dass ich damit wenig anfangen kann und Erläuterungen benötige: „Karneval – Wie geht das?“ will den Schleier lüften und auch Menschen wie mir ein Ziel nahebringen: „Fastelovend kennen, verstehen, feiern“.

Aus gutem Grund weise ich heute erneut auf ein Buch hin, dass ich schon gestern empfahl und das mich stets tief bewegt hat: „Im Westen nichts Neues“ von Erich-Maria Remarque. Denn am 11. November 1918 endeten die Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs. In vielen Ländern wird dieser Tag in Erinnerung an die Gefallenen begangen.

Ich gehe mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir“ – heute am nach ihm benannten Martinstag wird Sankt Martin gefeiert. Ein „Muss“ sind die Laternen-Martinsumzüge. „Von Sankt Martin bis Dreikönig“ liefert Wissenswertes rund um Weihnachten.

Als ich über diesen Lexikoneintrag stolperte, hat er mir das Genie Albert Einstein sozusagen menschlich nähergebracht. Am 11. November 1930 erhielten Einstein und Leó Szilárd in den USA das Patent Nummer 1.781.541 auf einen von ihnen erfundenen Kühlschrank. Mal schauen, ob „Zitate, Einfälle, Gedanken“ in „Einstein sagt“ dazu mehr ausführen.

Drei weltberühmte Bücher gehören heute noch auf unser „bebüchertes Kalenderblatt“: Heute vor 179 Jahren (1843) erschien Hans Christian Andersens Märchen „Das hässliche Entlein“. Und vor 68 Jahren (1954) legte J.R.R. Tolkien mit „The Two Towers“ („Die zwei Türme“) den zweiten Teil von „Herr der Ringe“ vor.

Und heute vor 28 Jahren (1994) kaufte sich Microsoft-Gründer Bill Gates ein Buch für seine Privatbibliothek. Was ich ab und an für mein Bücherregal auch tue. Der feine Unterschied: Gates erwarb den „Codex Leicester“ mit wissenschaftlichen Schriften, Notizen, Skizzen und Zeichnungen Leonardo da Vincis. Kostenpunkt: 30,8 Millionen US-Dollar – die Buchpreisbindung ist in den meisten Fällen eben doch eine segensreiche Erfindung…

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Donnerstag, 10. November: Welttag der Wissenschaft

Fortsetzungsromane ohne Fortsetzung

„Wissenschaft ist das, was auch dann gilt, wenn man nicht dran glaubt“. Unmittelbar mit einer Buchempfehlung geht es in diesen Donnerstag, 10. November 2022, in den Tag. Das Werk der Science Busters, ein österreichisches Wissenschaftskabarett, passt perfekt zum „Welttag der Wissenschaft für Frieden und Entwicklung“ (World Science Day for Peace and Development – WSDPD).

Vor 21 Jahren haben UNESCO und dem Weltwissenschaftsrat den Welttag ausgerufen. Und hohe Ziele formuliert. Der Tag soll die „Bedeutung der Rolle der Wissenschaften für friedliche und nachhaltige Gesellschaftsformen“ ebenso befördern wie die „internationale Solidarität zum Austausch von Forschungsergebnissen“.  Zudem soll die Forschung unterstützt werden, um sich aktuellen (und zukünftigen) globalen Herausforderungen stellen zu können.

Zur Förderung und zum Ansehen gerade der Naturwissenschaften trägt aktuell ohne Frage die Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim mit ihren Fernsehsendungen und Büchern bei. Sie sucht gemeinsam mit ihrem Publikum „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ und prüft „die größten Streitfragen wissenschaftlich“. Was übrigens auch eine gute Lektüre ist, wenn man sich auf den neuen Spiegel-Wissenstest vorbereiten will: „Wie gut ist Ihre Allgemeinbildung?“.

Zu Verbesserung meiner Allgemeinbildung hat zweifelsfrei der Leipziger Verleger Anton Philipp Reclam heute vor 155 Jahren (1867) beigetragen. Mit der Neuregelung des Urheberrechts wurden alle literarischen Werke gemeinfrei, deren Verfasser vor 30 oder mehr Jahren verstorben waren. Der Weg war frei für die (heute) kleinen gelben Bücher der Reclam Universal-Bibliothek. Deren erstes Werk ist bis heute auf den Markt: Johann Wolfgang von Goethes „Faust, 1. Teil“.

Die Buchreihe ist die älteste auf dem deutschen Markt. Und überaus erfolgreich. Bis 2017 wurden rund 600 Millionen Exemplare aus dem Bestand der Reclam Universal-Bibliothek verkauft.

Heute vor 94 Jahren (1928) begann die Vossische Zeitung in Berlin mit dem Vorabdruck eines der größten Antikriegsromane der Welt: „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Die Auflage stieg rapid, die Vossische Zeitung schaffte es aus den roten Zahlen. Da fragt man sich doch, warum der Fortsetzungsroman aus vielen unserer Zeitungen und damit aus unserer Kulturwelt vertrieben wurde.

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Mittwoch, 9. November: Schicksalstag

Große Geister und ein Lichterfest

Guten Morgen an diesem Mittwoch, 9. November 2022, und damit am „Schicksalstag der Deutschen“. Der 9. November ist für Deutschland tatsächlich ein geschichtsträchtiges Datum.

Die Revolution von 1918/19, der Hitlerputsch, die Reichspogromnacht, das Attentat von Georg Elser auf Adolf Hitler und die friedliche Revolution von 1989 – Ereignisse, die mit dem 9. November verknüpft sind. Der Historiker und Journalist Wolfgang Niess erzählt, was „Der 9. November“ den Deutschen jeweils brachte, und beschreibt auch den „Kampf um die Erinnerung“.

Wenn schon „deutscher Schicksalstag“, dann wollen wir die „Deutsche Erfindungen“ auch mit einer Portion Nationalstolz herausstellen. Aus gutem Grund, denn heute wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz der „Tag der Erfinder“ (ext.) begangen. Und da dürfen „geniale Ideen made in Germany“ von „Bier bis MP3“ natürlich nicht fehlen.

Der „Tag der Erfinder“ fällt auf den 9. November, weil dies der Geburtstag der Hollywoodikone Hedy Lamarr ist. Falls Sie nun ein ebenso fragendes Gesicht machen wie ich bei der Recherche: Die Wienerin Hedy Lamarr entwickelte als Nazigegnerin eine 1942 patentierte Funkfernsteuerung für Torpedos. Die Biografie „Hedy Lamarr“ würdigt sie folgerichtig als „Filmgöttin – Antifaschistin – Erfinderin“.

Andere Länder, andere Erfinder-Feiertage: Der „National Inventors’ Day“ wird in den USA jeweils am 11. Februar 1983 anlässlich des Geburtstages von Thomas Alva Edison begangen. Den kennt jedes Kind, daher wollen wir den Blick auf den Counterpart des auch wirtschaftlich erfolgreichen Edison werfen: Nicola Tesla, der seine Autobiographie „Meine Erfindungen“ nannte, brachte es auf mehr als 700 Patente, doch Anerkennung und finanzieller Erfolg blieben im zu Lebzeiten versagt.

In jedem Fall gehören Edison und Tesla zu den ganz großen Erfindern. Und „Geniale Köpfe und ihre größten Erfindungen“ sollen auch Kindern (ab 8 Jahren) nahegebracht werden. Das Buch bietet „50 inspirierende Lebensgeschichten unter anderem von Johannes Gutenberg bis Lynn Conway“. Ob László József Bíró unter den genialen Köpfen ist, weiß ich nicht, aber in Argentinien wird der „Tag der Erfinder“ am 29. September, dem Geburtstag des Kugelschreiber-Erfinders gefeiert.

Wer Schicksalstag und Erfindergeist im gewissen Sinn mit dem größten Bad Harzburger Fest verbinden will, der müsste heute flink nach Thailand. Da steht in der November-Vollmondnacht das Loy Krathong Lichterfest als eines der schönsten und imposantesten Feste Thailands im Kalender.

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Dienstag, 8. November: Eine Dosis Schiller

Das Knistern und die Kunstwerke

In Erinnerung an Emil Berliner werde ich an diesem Dienstag, 8. November 2022, vielleicht mal wieder den Schallplattenspieler in Gang setzen. Heute vor 135 Jahren erhielt Berliner das Reichspatent auf sein Tonwiedergabegerät mit drehbarer Schallplatte.

Das Grammophon löste nach der Jahrhundertwende mehr und mehr den Walzenphonographen von Thomas Alva Edison ab. Meine Musik-Sammel-Ära war im Wesentlichen durch Vinyl-Schallplatten geprägt. Und mit dem dezenten Knistern, wenn sich der Tonarm senkt, ist man heute wieder „in“.

Ein weiterer großer Vorzug der LP gegenüber der CD und dem „Streaming“ war neben dem Klang vielfach auch das Cover. Da avancierten Langspielplatten zu legendären Kunstwerken. Und denen huldigen großartige Bildbände wie „Vinyl World“, der lapidar feststellt, „die Welt ist eine Scheibe“, und „Vinyl – Album – Cover – Art“.

Um mir die volle Kulturdosis zu geben, greife sich zur Schallplatte eventuell auch noch ins Bücherregal und nach einem Werk von Friedrich Schiller. Der große deutsche Dichter wurde vom 8. November 1859 an drei Tage lang gebührend gefeiert. In mehr als 440 deutschen und 50 nichtdeutschen Städten fanden Schillerfeiern mit Aufmärschen und Fackelzügen statt. Es war das größte Fest, das in Deutschland jemals zu Ehren eines Dichters gefeiert wurde.

Was er ja auch durchaus verdient hat. Wer sich seinen Schiller neu erlesen will, könnte zu „Friedrich Schiller – Gesammelte Werke“ greifen. Der Band enthält allerdings „nur“ die Gedichte und Balladen. Wer alles mit einem Mal haben will, muss angesichts der Produktivität des Mannes zum eBook greifen: „Friedrich Schiller – Sämtliche Werke“ liefert dann aber auch gleich eine Biographie mit. Bis zur 300-Jahr-Feier können wir noch Anlauf nehmen, die steht erst 2059 an.

Eine großartige Autorin, wenn auch auf ganz anderem Gebiet, war auch die am 8. November 1908 geborene Martha Gellhorn. Die US-Amerikanerin wurde insbesondere durch ihre im Laufe von mehr als 50 Jahren entstandenen Kriegsreportagen bekannt. Darin zeichnete sie ungeschminkt „Das Gesicht des Krieges“. „Nebenbei“ veröffentlichte Martha Gellhorn noch fünf Romane, vierzehn Novellen sowie zwei Bände mit Kurzgeschichten.

Quasi berufsbedingt blicken wir heute ausnahmsweise auf einen Todestag zurück. Heute vor 135 Jahren (1887) starb der legendäre Revolverheld John Henry “Doc” Holliday – allerdings nach schwerer Tuberkulose im Bett. Holiday war unter anderem an der legendären Schießerei am O. K. Corral in Tombstone an der Seite von Wyatt Earp beteiligt. Während der US-Marshall in die Rubrik „Western Legenden: Wyatt Earp“  fällt, finden sich zum Stichwort Doc Holliday nur eBook-Groschenhefte wie die „Doc Holliday Bestseller Jubiläumsbox 4“ oder „Kreuz As im Stiefelschaft“.

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Montag, 7. November: Kalender-Zeit

Einszweidrei, im Sauseschritt…

…läuft die Zeit; wir laufen mit. Die erste Novemberwoche ist an diesem Montag, 7. November 2022, bereits wieder vorüber. Nur noch 54 Tage bis Jahresende. Und alle Jahre wieder kommt mir in dieser Zeit das berühmte Wilhelm-Busch-Zitat besonders eindrücklich in den Sinn.

Dies insbesondere, wenn ich allmorgendlich ein Blatt vom Jahreskalender abreiße, der so beständig dünner wird. Was mich zum einen philosophieren lässt, warum der Lauf der Zeit bei mir eher den gegenteiligen Effekt hat.

Zum anderen aber sollte nun auch nach neuen Kalendern Ausschau gehalten werden. Was am besten in der BÜCHER-HEIMAT vor Ort geht. Dort kommt zum optischen auch noch der haptische Eindruck. Und das Team hat viele Tipps, wenn es mal ein anderes Motiv als die Urlaubs-Sehnsuchts-Oase sein soll. Die Auswahl ist riesig, allein der Onlineshop der BÜCHER-HEIMAT offeriert mehr als 140.000 Einträge zum Suchwort „Kalender“.

Auch die Kombination Kalender + Harz liefert noch 565 Fundstellen. Wobei die BÜCHER-HEIMAT die Klassiker wie die Harzer Schmalspurbahn vor Ort hat. Und die Mitmach-Buchhandlung hat noch weitere großartige Kalendern aus der Harzer Heimat zu bieten, die es im Online-Shop gar nicht gibt.

Beispielsweise Luca Webers Kalender „Der Harz – Wilde Natur 2023“. Wer sich davon ein Exemplar sichern will, sollte nicht zögern, denn es handelt sich um eine limitierte Auflage. Oder Martin Wurzbachers „Natur entdecken“. Der Harzburger Geschichtsverein bleibt zwar im Ort, lädt aber zu einer Zeitreise ein. Der erste Kalender des Vereins, den Hans Willgeroth konzipiert hat ???

Ich muss zugeben, dass mich ein Kalender reizt, der mit dem Harz nichts zu tun hat. Der „Visual Words 2023“ ist ein Typo-Art-Wochenkalender, der jede Woche einen neuen Spruch offeriert. Mein Favorit steht auf dem Titelblatt: „Die Welt ist voller Wunder. Eines davon bin ich.“

Jetzt bin ich der Zeit trotz Sauseschritts sogar schon voraus, denn ganz akut sollte es zunächst um den Adventskalender gehen. Auch dabei hilft die BÜCHER-HEIMAT weiter, hat viele Varianten mit Türchen, in Buchform und als Rätsel zu bieten. Online gibt es einen ersten Überblick.

Ich werde mir die schwere Kalender-Entscheidung mit Kaffee und Kuchen versüßen. Dabei darf es heute im Grunde nur Kladdkaka geben, denn die Schweden feiern heute ihre Variante des Schokoladenkuchens mit dem „Kladdkakans dag“. Als typische Krönungen werden „Puderzucker, Eis, Schlagsahne, Nüsse, Mandeln sowie alle möglichen Fruchtsorten“ genannt. Ich nehme wohl alles, weil ich Schokoladenkuchen nicht so besonders mag.

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Sonntag, 6. November: Aktives Nichtstun

Lazin‘ on a sunny afternoon…

Heute ist Sonntag, 6. November 2022, und wenn wir uns an den Amerikaner ein Vorbild nehmen, können wir einen Volltreffer landen und mal richtig ruhen. In den USA ist dieser Sonntag der „Tag des Nichtstuns“ (Zero Tasking Day).

Allein vom Titel her passt dazu „Der schönste Tag zum Nichtstun“, ein Bilderbuch, das „eine gemeinsame Pause“ verschaffen soll. Wobei sich die Frage stellt, ob (Vor-)Lesen als Nichtstun gewertet werden kann?

Nun ist aber auch der Aktionstag selbst ein Etikettenschwindel. Es geht darum, dass die Amerikaner Immer am ersten Sonntag im November die Uhren auf Winterzeit um eine Stunde zurückstellen. Diese „Extrastunde“ soll mit „aktivem Nichtstun“ gefüllt werden.  Von wegen ein Tag des Nichtstuns, 60 Minuten…

Aber vielleicht reicht das ja auch, denn schon Oscar Wilde kam zu einem Schluss, den ich voll und ganz teile: „Nichtstun ist die allerschwierigste Beschäftigung und zugleich diejenige, die am meisten Geist voraussetzt.“ Dazu passt „Nichtstun, Flirten, Küssen und andere Leistungen des Gehirns“, das demnach nie schläft.

Weit sympathischer ist mir „Einfach liegen lassen“. Es geht um „das Buch vom effektiven Arbeiten durch gezieltes Nichtstun“. Zumindest den Titel hatte ich einst bei der „Gestaltung“ meines Jugendzimmers zur obersten Maxime erhoben – sehr zum Leidwesen meiner Mutter. In den Niederlanden wird das „dolce far niente“ sogar zum neuen Lebensprinzip erhoben: „Niksen – Es lebe das Nichtstun“, ein Buch, das „glücklicher, entspannter und achtsamer“ machen soll.

Auf den ersten Blick eine völlig andere Linie vertritt das Buch „Nichtstun ist keine Lösung“. Was sich bei genauerem Hinsehen jedoch relativiert, denn der Satz soll nicht generell gelten, wohl aber, wenn es um „politische Verantwortung in Zeiten des Umbruchs“ geht.

Wer vom Nichtstun nicht genug bekommen kann, wird im Kalender kurioser Aktionstage auch über den Zero Tasking Day hinaus umfassend bedient: Es gibt den „Tag des Faulenzens“ (National Goof-Off Day) am 22. März, den „Weltbummeltag“ (World Sauntering Day) am 19. Juni oder – mein Favorit – den „Faulpelztag“ (National Lazy Day) am 10. August.

Ich werde heute nicht Nichts tun, sondern am „Tag des Saxophons“ ganz entspannt Musik hören.  Vielleicht „Sunny Afternoon“ von den Kinks (Lazin‘ on a sunny afternoon…/Faulenzen an einem sonnigen Nachmittag). Falls irgendwer noch ein Geschenk für einen Saxophonisten sucht: „Christmas Classics Tenor-Saxophon“ stimmt mit den 16 beliebtesten Weihnachtsliedern aufs Fest ein.

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Samstag, 5. November: Monopoly-Tag

Gehe nicht über Los…

Man könnte an diesem Samstag, 5. November 2022, eigentlich mal wieder einen Spieleabend starten. Ja, so richtig mit Brettspielen und Menschen, die um einen Tisch sitzen. Keine Chance hätte bei uns das „Spiel des Tages“, meine Frau hasst „Monopoly“.

Heute vor 87 Jahren (1935) erwarben die Chefs von Parker Brothers nach langem Zaudern die Rechte am Brettspiel Monopoly von Charles Darrow. Ein Deal, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, der alle Beteiligte steinreich machte. Darrow wurde als erster Spieleautor der Geschichte Millionär und Monopoly wird in 37 Sprachen und über 103 Ländern verkauft.

Nicht ermitteln konnte ich, ob dabei auch die unzähligen Varianten mitgezählt sind. So gibt es Monopoly Köln ebenso wie Monopoly Düren, Bremen, Marburg oder Bochum. Und spezielle Ausgaben für Fans: „Monopoly Sailor Moon“. Sogar die Stubentiger als Lieblingshaustiere kommen zum Zug bei „Monopoly Katzen“.

Dabei hat Darrow das Spiel im Grunde abgekupfert: Als Vorlage diente „The Landlord’s Game“, das die Gefahren monopolistischen Landbesitzes aufzeigen sollte. Der arbeitslose Charles Darrow entwickelte aus der Grundidee Monopoly 1930 nach eigenen Angaben als Zeitvertreib.  

Die Firma Parker Brothers ließ bei den ersten Verhandlungen kein gutes Haar an dem Spiel. „52 grundsätzliche Fehler“ wurden moniert, darunter eine zu lange Spieldauer, viel zu komplizierte Spielregeln und das stete Kreisen um den Spielplan ohne erkennbares Ziel. Vielleicht hatten sie auch eine mathematische Betrachtung des Monopolys angestellt: „Ist Monopoly fair?“

Das Spiel zwischen Badstraße und Schlossallee eroberte dennoch die Welt, der Name wurde zum geflügelten Wort. Bücher wie „Dein eigenes Monopoly“ sollen helfen, zum eigenen Immobilien-Vermögen zu gelangen. Und Agatha Christie’s Hercule Poirot versenkt sich in „Die verschollene Silbermine / The Lost Mine“ (eBook, engl.) in die Regeln, bis er gewinnt – und damit auch gleich einen Mörder überführt.

Gibt es neben Schwarmintelligenz eigentlich auch Schwarmgeschmack? Wenn ja, hat er heute vor 130 Jahren (1892) in Berlin versagt: Eine Ausstellung mit Bildern von Edvard Munch schockierte das Publikum dermaßen, dass nach nur einer Woche Schluss war. Zum Glück erkannten spätere Generationen die überragende Bedeutung des norwegischen Künstlers. „Munch und die Folgen“ widmet sich Edvard Munch und dessen nachhaltigem Einfluss auf Künstler wie Andy Warhol und Georg Baselitz.

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Freitag, 4. November: Wundervolle Dinge

Eine „mausetoteste Mumie“ als Superstar

Der nächste Weihnachts-Geschenke-Alarm ist an diesem Freitag, 4. November 2022, fällig. In 50 Tagen ist Heiligabend, in 57 Tagen hat sich das Jahr 2022 erledigt.

„Ich sehe wundervolle Dinge – Gold, wohin das Auge blickt.“ Mag sein, dass ein solcher Satz vereinzelt auch mal beim Blick unter den Weihnachtsbaum fällt. Aber dieses Zitat steht für eine „Weltsensation der Archäologie“: „Howard Carter und das Grab des Tutanchamun“.

Heute auf den Tag genau vor 100 Jahren, am 4. November 1922, entdeckte der britische Archäologe Howard Carter im Tal der Könige das Grab des jung gestorbenen Pharaos Tutanchamun. Die nahezu vollständige Grabanlage war (ist) eine Sensation. So wurde ein vor gut 1300 Jahren verstorbener, etwa 19 Jahre alter Herrscher bis heute zu einem der berühmtesten Menschen der Welt.

Entsprechend üppig fällt auch der Bücherberg zum Thema aus. Wobei viele der Bücher ebenfalls opulent gestaltet sind. De Pharao angemessen eben. Der „goldene Pharao und seine abenteuerliche Wiederentdeckung“ steht im Mittelpunkt eines Werkes, das „Das Geheimnis des Tutanchamun“ lüften soll. Im Wortsinn sehenswert ist mit mehr als 300 Fotografien und Illustrationen ein weiteres Buch, das es beim schlichten Titel „Tutanchamun“ belässt.

Der junge Pharao und seine legendären Schätze faszinieren auch Kinder. „Total Genial! Tutanchamun” ist ein Band der „National Geographic Kids“ überschrieben. Und den Schleier um das Geheimnis von Tutanchamun soll ein Jugendbuch zerreißen, das im Titel einen Zustand zwar flapsig, aber treffend beschreibt: „Die mausetoteste Mumie aus dem Alten Ägypten“.

Wer von Geschenken oder Königsschätzen träumt, könnte so einiges von sich preisgeben. Zumindest all jenen Zeitgenossen, die Sigmund Freuds frühes Hauptwerk „Die Traumdeutung“ intus haben. Das am 4. November 1899 erschienene Buch (vom Autor auf 1900 vordatiert) gehört zu den einflussreichsten Werken des 20. Jahrhunderts. Mich hat es immer kalt gelassen, weil ich zu jenen gehöre, die ihre Träume sofort nach dem Aufwachen vergessen haben.

Im gewissen Sinn Träume transportiert auch Wilhelm Hauffs „Märchen-Almanach von 1826“. Nimmt man den Originaltitel des am 4. November 1825 erschienen Werkes, geht es beileibe nicht für alle Kinder märchenhaft zu:  „Märchen-Almanach auf das Jahr 1826 für Söhne und Töchter gebildeter Stände“.  

Nach so viel Märchenhaftem noch ein handfester Skandal aus Österreich, das 1988 mit der eigenen Rolle im Dritten Reich und der Waldheim-Affäre beschäftigt war. Die Uraufführung von Thomas Bernhards Drama „Heldenplatz“ am Wiener Burgtheater war da für etliche Protagonisten zu viel. Ein Blatt fasste die explosive Situation zusammen: „Ganz Österreich ist die Bühne […] die Hauptdarsteller sitzen in der Hofburg und am Ballhausplatz, in den Zeitungsredaktionen und in den Parteizentralen.“ Trotz allem (oder gerade deshalb) wurde „Heldenplatz“ mit 120 Aufführungen in 10 Jahren eine der erfolgreichsten Inszenierungen am Burgtheater.

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