Ulrich Krökel: Lesung zum Ukraine-Krieg

Zwei Jahre Krieg – Wohin steuert Russland?

„Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht.“ So formulierte es die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock am Morgen des 24. Februar 2024. Kurz zuvor waren russische Spezialeinheiten in Kiew gelandet. Zugleich drang eine riesige Invasionsarmee von Norden, Osten und Süden in die Ukraine ein.

Ulrich Krökel. Foto: Raum11/Jan Zappner

Zwei Jahre ist das nun her. Klar ist längst, dass Wladimir Putin mit dem Generalangriff auf die Ukraine alle Brücken nach Westen abgebrochen hat. Trotz militärischer Misserfolge hält der russische Präsident an seinen imperialen Eroberungsplänen fest. Er überzieht das Nachbarland mit einem erbarmungslosen Abnutzungskrieg. Doch wohin kann, wohin soll das führen?

Der langjährige Osteuropa-Korrespondent Ulrich Krökel wirft in seinem Vortrag einen genaueren Blick auf Russland. Dabei zeigt sich schnell, dass Putin vor allem aus Schwäche heraus Krieg führt. Sein überdehntes Riesenreich ist kaum zukunftstauglich. Künstliche Intelligenz, Klimakatastrophe, demografischer Wandel: Putins Russland hat der Welt des 21. Jahrhunderts keine Lösungen zu bieten und erst recht keine Hoffnung.

Weniger gefährlich macht das die Lage allerdings nicht. Im Gegenteil. Putin ist mit seinem Krieg eine mörderische Wette eingegangen: Er setzt auf den Zerfall des Westens, um seinen eigenen Niedergang zu stoppen.

Zum Autor

Ulrich Krökel, geboren 1968 in Braunschweig, hat slawische Sprachen und Osteuropäische Geschichte in Kiel, Sankt Petersburg und Irkutsk studiert. Seine Russlandreisen führten ihn bis ins fernöstliche Wladiwostok und auf die Halbinsel Kamtschatka. Von 2010 bis 2023 berichtete er als Korrespondent deutscher Tageszeitungen aus der Ukraine, Polen und Belarus.

Freitag, 23. Februar 2024, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Markus Weber über „Ein Krieg, der keiner sein sollte“

Markus Weber über „Ein Krieg, der keiner sein sollte“

Krzysztof Pilawski/Holger Politt:

Ein Krieg, der keiner sein sollte

Die beiden Autoren bieten Sichtweisen auf den Ukrainekrieg an, die wir sonst in Deutschland häufig nicht zur Kenntnis nehmen. So unterscheidet sich schon aus historischen Gründen der Blick in Polen und den baltischen Staaten auf Moskau und Kiew klar von der deutschen Perspektive.

Krzysztof Pilawski hat in Kiew studiert und war lange Korrespondent einer polnischen Zeitung in Moskau, Holger Politt lebt und arbeitet seit vielen in Warschau; vor diesem Hintergrund eröffnen beide Fragen und Erkenntnisse, die die Diskussion über den Ukrainekrieg gewinnbringend erweitern können. Der Band vereinigt neue und ältere Beiträge, die längerfristige Entwicklungen verdeutlichen.

Grundsätzlich positionieren sich beide Autoren eindeutig: Eine Rechtfertigung für den brutalen, von Putin angeordneten Überfall auf die Ukraine gibt es nicht. Die Autoren zeigen in verschiedenen Annäherungen, aus welchen Traditionen und welcher Geisteshaltung der Befehl zum Überfall stammt, und kritisieren das zugrunde liegende imperialistische Großmachtdenken. Brüche und Kontinuitäten der russischen und sowjetischen Geschichte werden markiert.

Ein besonderes Augenmerk liegt darüber hinaus auf den Entwicklungen der baltischen Staaten und Polens im Verhältnis zur Sowjetunion bzw. zu Russland, eng verflochten mit deren Kampf um das nationale Recht auf Selbstbestimmung in den letzten 200 Jahren. Betont wird, dass weder die baltischen Staaten noch Polen nach der Wende 1990/91 territoriale Ansprüche gegenüber Russland erhoben haben – im Gegensatz zu Putins Russland. Zudem wird die Problematik der russischen Minderheiten in den baltischen Staaten in ihrer Bedeutung für die aktuellen Konflikte aufgezeigt.

Auch dann, wenn man nicht allen Beurteilungen zustimmt, fordert das Buch heraus zur Prüfung eigener Einschätzungen.

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Krzysztof Pilawski/Holger Politt: Ein Krieg, der keiner sein sollte. Russlands Überfall auf die Ukraine aus Sicht unmittelbarer Nachbarn, VSA Verlag Hamburg 2022, ISBN 978-3964881717, 172 Seiten, Preis: 16,80 Euro.

Auf Einladung der pax christi-Gruppe Nordharz wird Holger Politt, einer der beiden Autoren, am 8. März 2023 in der Bücher-Heimat zum Thema des Buches sprechen.