Donnerstag, 30. November: Kühle Aussichten

Winterlast und Winterlust

So viel „Sport“ wie in den letzten Tagen habe ich lange nicht mehr gemacht: Schneeschippen gehört, das kann ich an diesem Donnerstag, 30. November 2023, konstatieren, nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen…

Der Blick in meine Wetter-App verheißt selbst bei der 16-Tage-Vorschau wenig Gutes – zumindest für mich, der ich mit Wintersport nichts am Hut habe und mich als Räumdienst vorm Haus verwirklichen muss. Sogar die Bauernregeln sind eher vage, was die kommende Zeit wettertechnisch so bringt: „Es verrät dir die Andreasnacht, was das Wetter wohl so macht.“

Trost in Büchern ist auch schwer zu finden. Meine Suche im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT mit dem Stichwort „Winterlast“ klärte mich postwendend darüber auf, dass es „zur kalten Jahreszeit besonders heiß zur Sache“ geht: „Winterlust“ liefert erotische Geschichten – mit denen der Bürgersteig aber auch nicht schneefrei wird.

Ich werde den Tag also wohl überwiegend im warmen Arbeitszimmer vor dem Computer verbringen. Ausnahmsweise nicht, um in Ages of Empires große Schlachten zu schlagen. Am Computer Security Day (CSD) soll die Computersicherheit weltweit in den Fokus gerückt werden. Also wird heute überprüft, ob alle Updates installiert sind und die Software auf aktuellem Stand ist.

Wer wissen will, ob seine persönlichen Daten schon irgendwo durchs Netz geistern, erhält mit dem Identity Leak Checker des Hasso-Plattner-Instituts kostenlos Hilfestellung. Der Klick kann sich lohnen! Derweil wird vielfach statt des Passwortmanagers noch die gute alte Handarbeit als sicherste Methode propagiert: „Meine Passwörter“ ist ein schmuckes „Eintragebuch für Zugangsdaten, das man einfach in seinem Bücherregal verstecken kann“.

Geburtstag hätten heute zwei Literatur-Größen, die mich durch mein Leben begleitet haben: Vielfach unterschätzt wurde Jonathan Swift, der heute vor 356 Jahren (1667) das Licht der Welt erblickte. Sein „Gullivers Reisen“ wurde zum Kinderbuch zusammengekürzt, dabei ist es gespickt mit scharfen Spitzen gegen die herrschende Klasse und die Royal Academy in England.

Swifts bekannteste Satire „A Modest Proposal“ (engl.| „Ein bescheidener Vorschlag“) attackiert die Zustände im englisch besetzten Irland. Zur Beseitigung der Überbevölkerung und Armut schlug Swift vor, irische Babys als Nahrungsmittel zu nutzen und durch Export Profit daraus zu machen. Wozu wiederum ein berühmtes Swift-Zitat passt: „Die Menschen sind noch widerwärtiger als sie sind.“

Nicht zimperlich schrieb auch der am 30. November 1835 geborene Mark Twain (Samuel Langhorne Clemens) gegen Missstände an. Berühmt bis heute vor allem als Autor von „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“, war er bekannt auch für seine humoristischen und genauen Beobachtungen sozialen Verhaltens geprägten Erzählungen sowie seiner scharfzüngigen Kritik an der amerikanischen Gesellschaft.

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Dienstag, 4. Juli: Hurz!

Ein ganz großer Tag für Tom und Alice

Gleich mit zwei literarischen Aktionstagen wartet dieser Dienstag, 4. Juli 2023, auf. Eine junge Dame namens Alice, die es in ein Wunderland verschlägt, steht dabei mehr noch im Fokus als ein gewisser Tom Sawyer.

Die „National Tom Sawyer Days“ in den Vereinigten Staaten hätten einen internationalen Aktionstag verdient. Meiner Meinung nach sogar einen internationalen Pflichtfeiertag. Aber immerhin widmen die Amerikaner dem Meisterwerk Mark Twains eine ganze Festwoche – mit dem heutigen Unabhängigkeitstag als Höhepunkt.

Ganz abgesehen davon, dass mir persönlich immer Huckleberry Finn näher als „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ allein war, weckt der „Independence Day“ (DVD) natürlich Assoziationen – die meist bei einem Blockbuster des deutschen Regisseurs Roland Emmerich enden.  

Der zweite heutige literarische Aktionstag bringt mich etwas in die Zwickmühle. Im Gegensatz zu Tom Sawyer konnte ich mit „Alice im Wunderland“ nie wirklich etwas anfangen. Aber das Meisterwerk von Lewis Caroll hat es zu einem „Internationalen Alice-im-Wunderland-Tag“ gebracht.

Immerhin kann man im Fall des weltberühmten Kinderbuchs die Wahl des Aktionstages prima erklären. Der 4. Juli 1862 bescherte der lesenden Nachwelt den „Golden Afternoon“, also jene Stunden, in denen der Mathematiker Charles Lutwidge Dodgson (so hieß Caroll wirklich) den drei Töchtern des Oxforder Dekans die Ursprungsgeschichte erzählte.

Drei Jahre später wurde das Buch dann herausgegeben. Und natürlich am 4. Juli 1865. Lewis Carroll selbst stand der Veröffentlichung eher skeptisch gegenüber. Erst als ein Freund, dem er das Manuskript gegeben hatte, von der Begeisterung seiner Kinder berichtete, stimmte der Autor zu.

Und wenn schon, denn schon: Wir empfehlen (auch für die Optik im Bücherregal) „Alice im Wunderland“ in einer Schmuckausgabe, gestaltet von der Designkünstlerin MinaLima, die auch für die Harry-Potter-Schmuckbände verantwortlich zeichnet. Und die Fortsetzung „Alice hinter den Spiegeln“ ist gleich mit dabei.

Angesichts eines ungewöhnlich vollen Terminkalenders belasse ich es heute bei drei Buchtipps – und bei einem kurzen Blog. Immerhin gibt es noch einen meiner eher seltenen Videotipps, aber Genialität muss gewürdigt werden: Am 4. Juli 1991 veralberten Hape Kerkeling und Achim Hagemann in der letzten Folge von „Total Normal“ die ganz Kulturbeflissenen: „Hurz!“ (ext., Youtube).

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Montag, 19. Juni: Weltbummeltag

Bummelallee und Radau im Jahr 1988. Foto: Bilderarchiv Ahrens/Bad Harzburg-Stiftung

Ganz gemächlich in die Woche bummeln

An diesem Montag, 19. Juni 2023, können wir uns auf den nahen Pausentee freuen: Am Mittwoch steht die Sommersonnenwende an. Und in der Nacht vom 1. auf den 2. Juli ist auch rechnerisch mit 182,5 Tagen die Jahresmitte erreicht.

Aber nicht allein deshalb sollten wir es heute gemächlich angehen. Wir begehen heute den „Weltbummeltag“ (World Sauntering Day). Was gerade in Bad Harzburg mit der von herrlichen Kastanien gesäumten Bummelallee eine ganz spezielle Note erhält. Ein Abstecher in die Fußgängerzone zwischen Platz Stadtmitte und Kurpark sollte heute eigentlich freudige Pflicht sein.

Dabei aber immer daran denken, dass das englische Verb „to saunter“ eine bewusst langsame Form des Gehens mit Muße und Freude beschreibt. Mark Twain mag bei seiner Touren ja Freude empfunden haben, aber seine Strecken waren durchaus herausfordernd: „Bummel durch Deutschland“ (mit Zeichnungen von Hans Traxler) geht ja noch, aber zu Fuß von Deutschland nach Italien als „Bummel durch Europa“ zu betiteln, trifft es vielleicht nicht ganz. In jedem Fall aber sind beide Reiseschreibungen eine höchst vergnügliche Reiselektüre.

Heute vor 45 Jahren (1978) wurde der erste Garfield-Comic-Strip veröffentlicht. Weswegen in USA heute auch der „National Garfield the Cat Day“ im Kalender vermerkt ist.  Mit „Garfield – Jederzeit fressbereit” hätte man bereits die wichtigste Beschäftigung des wohl fettesten, faulsten, zynischsten Katers der Welt abgehakt. Wem das nicht reicht, der stürzt sich auf die „Garfield Gesamtausgabe“ nach Erscheinungsjahren, in diesem Fall die Comicstrips von 1988 bis 1990.

Eigentlich gratulieren wir an dieser Stelle ja allein Schriftstellern zum Geburtstag, aber für ganz besondere Persönlichkeiten können wir mal eine Ausnahme machen. Und dazu zählt für mich der Basketball-Superstar Dirk Nowitzki, der heute seinen 45. Geburtstag feiert.

Nowitzki spielte 21 Jahre für die Dallas Mavericks in der NBA. In der NBA-Saison 2006/07 bekam Nowitzki als erster Europäer den NBA Most Valuable Player Award (MVP) für den wertvollsten Spieler der Hauptrunde verliehen, 2011 gewann er mit den Dallas Mavericks als erster Deutscher die NBA-Meisterschaft und wurde zudem mit dem NBA Finals MVP Award für den wertvollsten Spieler der Finalserie ausgezeichnet. Nach solch einer Bilanz kann man mit Fug und Recht „Das Nowitzki-Phänomen“ besingen.

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Dienstag, 28. März: Unkraut ist im Kommen

Wider die Zensur an der Natur

An dem Aktionstag, der am heutigen Dienstag, 28. März 2023, in den USA ansteht, scheiden sich vermutlich rund um den Globus die Geister. Wir begehen den „Ehrentag des Unkrauts“ (Weed Appreciation Day).

Unkraut ist alles, was nach dem Jäten wieder wächst“, hatte Mark Twain eine klare Definition zur Hand. Während der Maler Oskar Kokoschka die Ansicht vertrat, „Jäten ist Zensur an der Natur“ und „Unkraut ist die Opposition der Natur gegen die Regierung der Gärtner“. Ihm hätte vermutlich „Geliebtes Unkraut“ mit Kreativem, Kulinarischem und Nützlichem rund um Wildpflanzen gefallen.

Tatsächlich sind die Unkräuter in der modernen Küche eindeutig auf dem Vormarsch. „Das kleine Unkraut-Kochbuch“ bringt das „Gratis-Gemüse aus dem Garten“ mit mehr als 60 Rezepten ganz groß raus. Gleich mit der gängigen Super-Superlativ-Vorsilbe schlägt ein weiteres Buch in die gleiche Kerbe: „Megalästig – megalecker – megagesund“ beinhaltet 30 Unkraut-Rezepte mit und gegen Brennnessel, Löwenzahn und Giersch.

Eher wissenschaftlich und nach Twains Selbstverständnis wird das Thema in dem Buch „Unkraut – Ökologie und Bekämpfung“ angegangen. Was erklärlich wird, schaut man auf den Autor: Prof. Dr. Peter Zwerger ist Leiter des Instituts für Unkrautforschung der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft Braunschweig.

Schließlich wäre da noch das Buch für all jene, bei denen im Garten der Spaß aufhört: „Garten ist Krieg“ leitet dazu an, die man sein „Paradies gegen Unkraut, Schädlinge und andere Spielverderber verteidigen“ kann.

Runden 60. Geburtstag kann heute ein Film feiern, der für mich zu den nervenzerfetzenden Thrillern schlechthin gehört: Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ lief 1963 in den Kinos der USA an. Die literarische Vorlage stammt von Daphne du Maurier. Und von der Schriftstellerin gibt es gleich zwei berühmte Erzählungen im Doppelpack: „Die Vögel / Wenn die Gondeln Trauer tragen“. Da steht Hitchcock nicht nach, von ihm wird ein DVD-Doppelpack offeriert: „Die Vögel / Marnie“.

„Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ stammt aus Feder des französischen Schriftstellers Éric-Emmanuel Schmitt, der heute 63 Jahre alt wird. Und seine berühmteste Erzählung erschien vor 20 Jahren, stand lange in der Spiegel-Bestsellerliste und gehört mittlerweile fast zur Pflicht-Lektüre für den Französischunterricht.

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Mittwoch, 30. November: Passwort „123456“

Der Computer und die Sicherheit

Wenn Sie sich heute mit dem Passwort „123456“ eingeloggt haben, befinden Sie sich in schlechtester Gesellschaft – die Zahlenfolge nimmt Platz 1 im Ranking der meistgenutzten und schwächsten Passwörter ein. Der „Internationale Tag der Computersicherheit“ soll an diesem Mittwoch, 30. November 2022, für IT-Sicherheit generell sensibilisieren.

Wer sich dazu einlesen will, steht vor verwirrender Vielfalt. Und bisweilen irreführenden Titeln, denn „IT-Sicherheit für Dummies“ beispielsweise richtet sich eher an angehende Fachleute. Und der „Passwort Manager“ ist eigentlich nichts anderes als ein erweitertes Notizbuch für Passwörter. „Hacking & IT-Security für Einsteiger“ verspricht den „leichten Weg zum IT-Security-Experten“.

Grundsätzlich aber sollte jeder den Aktionstag nutzen, um vielleicht doch mal ein Backup anzulegen. Mit dem kostenlosen „Identity Leak Checker“ bietet das Hasso-Plattner-Institut Internetnutzern die Möglichkeit, das Netz nach eigenen, frei zugänglichen Identitätsdaten zu durchsuchen.

Ein Abstecher unseres „bebücherten Kalenderblatts“ führt nach Hannover, wo heute vor 72 Jahren (1950) das im Krieg zerstörte Opernhaus wiedereröffnet wurde. Den spätklassizistischen Ursprungsbau hatte Baumeister Georg Ludwig Friedrich Laves errichtet. Über „Schloss Derneburg und den Laves-Kulturpfad“ informiert eine Lesung in der BÜCHER-HEIMAT am 12. Januar 2023.

„Thriller. 40th Anniversary“ (Audio-CD). Muss man mehr sagen? Heute vor 40 Jahren (1982) erschien das Album Thriller von Michael Jackson. Es ist das meistverkaufte Album der Musikgeschichte.

Heute vor 20 Jahren (2002) wurden die Gebeine des Schriftstellers Alexandre Dumas der Ältere ins Pariser Pantheon überführt.  Dumas schuf Klassiker wie „Die drei Musketiere“ und „Der Graf von Monte Christo“. Die Umbettung wurde als politisches Signal gegen Rassismus verstanden, denn zu Lebzeiten wurde Dumas wegen seiner dunklen Hautfarbe häufig geschmäht.

Noch schnell zwei Geburtstage von Schriftstellern, die nicht allein meine Jugendlektüre mitgeprägt haben. Heute vor 355 Jahren (1667) wurde Jonathan Swift geboren. Sein „Gullivers Reisen“ wird oft als reine Kinderlektüre fehlinterpretiert. Wozu Hermann Hesse feststellte: „Es steht also Zeitloses, es steht Menschliches in diesem Buch, das uns alle angeht, heut wie damals“. Und heute vor 187 Jahren (1835) erblickte mit Mark Twain einer meiner schreibenden Favoriten das Licht der Welt. Stellvertretend sein berühmtestes Werk: „Die Abenteuer des Tom Sawyer“.

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Samstag, 10. September: Sprachverwirrung

Eine schreckliche Wunderkammer

Nach dem Weltalphabetisierungstag am Donnerstag, dem Apostroph-Problem gestern und dem „Tag der deutschen Sprache“ am heutigen Samstag, 10. September 2022, soll es nun aber vorerst wirklich genug mit dem „Deutschunterricht“ sein.

Andererseits: „Die Wunderkammer der Deutschen Sprache“ hat viel zu bieten. Viel mehr noch als Friedrich von Logau dichtend auflistete:  »Kann die deutsche Sprache schnauben, / schnarren, poltern, donnern, krachen, / kann sie doch auch spielen, scherzen, / lieben, kosen, tändeln, lachen.« Kein großer Freund der deutschen Zunge war Mark Twain, der das frank und frei in Buchform bekannte: „Germany and the Awful German Language / Deutschland und die schreckliche deutsche Sprache“.

Der Aktionstag der deutschen Sprache wurde 2001 durch den Verein Deutsche Sprache e.V. (ext.) initiiert. Der möchte nach eigenem Bekunden „ein Sprachbewusstsein schaffen und festigen, das den unkritischen Gebrauch von Fremdwörtern, insbesondere die Sucht, überflüssige englische Ausdrücke zu benutzen, den Englisch- und Denglischwahn, eindämmt oder verhindert“.

Um in der Englisch-Welle verbal nicht unterzugehen, empfiehlt sich „Denglisch for Better Knowers: Zweisprachiges Wendebuch Deutsch/ Englisch“. Die Zielgruppe wird in der Verlagswerbung trefflich beschrieben: “Is Your English not the yellow from the egg? Is it all under the pig? Well, my friend, you need Denglisch for Better Knowers!

Wen es nach dieser Sprachverwirrung doch wieder zur hehren deutschen Literatur zieht, ist an diesem Datum 10. September auch gut bedient. Heute vor 75 Jahren (1947) wurde die literarische Vereinigung „Gruppe 47“ gegründet. Dazu gehörten unter anderem Heinrich Böll, Ilse Aichinger und Martin Walser. Auch Ingeborg Bachmann („Die gestundete Zeit“) wurde ebenso wie Günter Grass für das erste Kapitel aus „Die Blechtrommel“ mit dem Literaturpreis der Gruppe 47 ausgezeichnet.

Nun schweift der Blick an diesem Samstag doch noch mal nach Großbritannien. Offenkundig hat der Tod von Königin Elizabeth auch bei mir für eine gewisse Schockstarre gesorgt. Wer sich Leben und Wirken der „Queen of Our Times“ nocheinmal vor Augen führen will, hat in Robert Hardmans Buch über das Leben der Königin die Chance.

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Donnerstag 7. Juli Die lange Nase

Zweifelsfälle und lange Nasen

Heute ist Donnerstag, 7. Juli 2022. Der Tag, um über die eigenen Deutschkenntnisse zu sinnieren. Und eine gute Gelegenheit, allen mal eine lange Nase zu zeigen.

Das ultimative Standardwerk für alle Zweifelsfälle der deutschen Sprache: Heute vor 142 Jahren (1880) erschien Konrad Dudens „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ im Verlag Bibliographisches Institut in Leipzig. Irgendwie kommt mir beim Stichwort „Duden“ immer ein oft kolportierter, dadurch aber nicht weniger dämlicher Spruch in den Sinn: „Alles klar, keiner weiß Bescheid“.

Apropos Zweifelsfälle der deutschen Sprache. Die bieten mir die Chance, erneut die Werbetrommel für Mark Twains Klage über „Die schreckliche deutsche Sprache“ (deutsch/englisch) zu rühren. Ich habe sie inzwischen ein weiteres Mal gelesen. Großartig.

Eine lange Nase gezeigt, hat Carlo Collodi der Schriftsteller-Konkurrenz wortwörtlich am 7. Juli 1881.  Die erste Geschichte über „Die Abenteuer des Pinocchio“ wurde veröffentlicht. Wer auf lange Nasen steht: Im Dorf Collodi, zwischen Lucca und Pistoia, gibt es den „Parco di Pinocchio“.  Andere Fans werden in deutschen Eisdielen fündig – beim Pinocchio-Eisbecher ragt ein Waffelröllchen als lange Nase aus den Eiskugeln.

In Japan wird heute wie an jedem 7. Juli „Tanabata“ gefeiert, wofür gestern Abend schon an Bambusbäumen Wunschzettel aufgehängt werden. Was auch literarisch seinen Niederschlag fand, allerdings nur auf Englisch: „Tanabata-Wish“.

Ein japanisches Fest auf Basis einer chinesischen Überlieferung. So oder so, eine überaus romantische Angelegenheit, denn es geht um ein Liebespaar. Um ein im Wortsinn himmlisches Liebespaar, die Sterne Wega (Sternbild Leier) und Altair (Sternbild Adler).

Die sind demnach das ganze Jahr über durch die Milchstraße getrennt, treffen sich nur an „Tanabata“. Also sozusagen die Fernost-Variante unsere Königskinder aus der Volksballade, die einander so lieb hatten, für die das Wasser aber viel zu tief war.

Heute vor 61 Jahren (1961) gab der Pariser Verlag Gallimard Raymond Queneaus Buch „Hunderttausend Milliarden Gedichte“ heraus. Zehn Sonette á 14 Zeilen in denen jede Zeile mit allen anderen Zeilen aller Sonette kombinierbar ist (wer hat das eigentlich kontrolliert?).

Um alle Kombinationen zu lesen, müsste man rechnerisch mehreren Millionen Jahre leben. Da ist es vielleicht besser, sich nicht mit den Überlegungen von Germanisten aufzuhalten („Enzensbergers Poesieautomat und Queneaus Sonettmaschine“), sondern gleich mit der Lektüre zu beginnen…

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Freitag 1. Juli „Witzischkeit“

Ein Tag für „Witzischkeit“

Willkommen im Monat Juli – der uns an diesem Freitag, 1. Juli 2022, im Grunde wie schon am 30. Juni mit einer „Zeit-Frage“ beschäftigt. Aber mit Sekunden geben wir uns nun nicht mehr ab.

Der 1. Juli ist der 182. Tag des Jahres, in dem uns also noch 183 Tage bleiben. Rechnerisch gehört der 1. Juli nach Tagen also zur ersten Jahreshälfte, während er nach Monaten der zweiten Jahreshälfte zugerechnet wird. Was stimmt, ich hab’s in bewährter Manier an den Handwurzelknochen nachgezählt…

Bei Juli denke ich auch an die Schriftstellerin Juli Zeh. Die hatte übrigens gestern Geburtstag (30. Juni 1974). Und ihre Bücher kommen beim Publikum bestens an, was auch Rezensionen aus dem BÜCHER-HEIMAT-Team beispielsweise über den Roman „Treideln“ belegen.

Ansonsten müssten wir heute lachend oder doch zumindest kichernd durch den Tag kommen: Seit 1994 ist der 1. Juli der „Internationale Witze-Tag“. Nun halte ich nichts davon, Witze zu lesen. Witze muss man erzählt bekommen (und sich dann merken können). Und ich bin skeptisch, wenn „Wirklich witzige Witze“ versprochen werden, selbst wenn die Adressaten in diesem Fall Kinder sind. Meist sind es gerade jene Werke, die den größten Schenkelklopf-Effekt versprechen, die sich in peinlichen Plattheiten verlieren.

Nun gelte ich im Bekanntenkreis zwar als Witzequell, der bisweilen auch die „nach unten offene Beckmann-Skala“ strapaziert, halte es aber selbst eher mit Humor a la Heinz Erhardt, Loriot oder Mark Twain. Manchmal herrlich blödelnd, meist feinsinnig, scharfzüngig und nicht selten schmerzhaft den verbalen Finger in Wunden legend.

Wobei nicht jeder jeden Scherz mögen muss. Politiker*innen dürften sich mit Loriots Einschätzung schwertun: „Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen!“ Und Heinz Erhardt liefert lange vor Fake News und Querdenkern einen bemerkenswerten Satz: „Sie dürfen nicht alles glauben was Sie denken!“ Und dann ist da noch Mark Twains Klage über „Die schreckliche deutsche Sprache“ (deutsch/englisch). Ohne Frage die amüsanteste Auseinandersetzung mit den Tücken des Deutschen.

Es gibt natürlich auch gute Witze. Als Arthur-Conan-Doyle-Fan gefällt mir zum Beispiel dieser: „Sherlock Holmes und Dr. Watson zelten. Mitten in der Nacht weckte Holmes Watson und sagt: „Watson, schau zu den Sternen und sag mir, was du siehst.“ Watson erklärt: „Ich sehe Millionen und Abermillionen von Sternen.“ Holmes ungeduldig: „Und was leiten Sie daraus ab?“ Watson überlegt: „Nun, wenn es Millionen von Sternen gibt und wenn sogar einige davon Planeten haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass es da draußen einige Planeten wie die Erde gibt. Und wenn es da draußen ein paar Planeten wie die Erde gibt, könnte es auch Leben geben.“ Darauf Holmes: „Falsch, es bedeutet, dass jemand unser Zelt gestohlen hat.“

Eher platt, dafür aber den von Land zu Land unterschiedlichen Humor zeigend, war das Ergebnis der Suche 2009 nach dem „Besten Witz der Welt“. Nachzulesen in der „Welt“. Gewonnen hat ein Schwede. Deutschland landete auf Platz 11 mit diesem Versuch: „Kommt ein Mann zur Wahrsagerin.  „Wie ich sehe, sind Sie Vater von zwei Kindern“, sagt die Wahrsagerin. „Das glauben SIE!“, erwidert er. „Ich bin Vater von drei Kindern.“ Die Wahrsagerin lächelt: „Das glauben SIE!“

Eher einen sehr bitteren Beigeschmack hat angesichts der aktuellen Entwicklungen der russische Beitrag: „Wegen der Rezession wird, um Strom zu sparen, das Licht am Ende des Tunnels abgeschaltet. – Gott.“

Witzischkeit kennt keine Grenzen“ und schon gar kein Pardon, wusste schon Hape Kerkeling. Da kommen wir zum Schluss doch lieber wieder auf Mark Twain zurück, auch wenn dessen unabweisbare Erkenntnis im Grunde auch nicht lustiger ist: „Das Wichtigste im Leben ist die Ehrlichkeit – wenn man die überzeugend vortäuschen kann, hat man es geschafft!“

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