Sonja Weber über „Ein Mord im November“

Sonja Weber über „Ein Mord im November“

Simon Mason: „Ein Mord im November“

Machen Sie sich einen Tee, gönnen Sie sich etwas Shortbread dazu, vielleicht einen Whisky später, legen Sie Holz in den Kamin und los geht es mit DI Wilkins und DI Wilkins. Dass die zwei so verschiedenen Männer den gleichen Nachnamen tragen und sich zudem auch noch ihre Vornamen ähneln, sorgt in der Uni-High-Society von Oxford zunächst für Verwirrung und die Tatsache, dass einer der Ermittler nicht so richtig in die ehrwürdigen Hallen eines der Colleges passt, erregt Unmut.

Ryan Wilkins ist zwar ein guter DI, hat aber seine Umgangsformen nicht im Griff und kann seine Herkunft abseits der elitären Welt nicht verbergen. Für seinen neuen Partner Ray Wilkins, der selbst in Oxford studiert hat, wird das zu einer Herausforderung und zeitweise sind Fall und Karrieren in Gefahr. Ryan lässt sich weder durch Stand, Adel oder Stellung beeindrucken. Mord ist Mord mit oder ohne Vitamin B und Titel im Namen.

Bis die beiden Männer schließlich herausfinden, was der toten jungen Frau im Büro von Sir James Osborne, des Provosts von Barnabas Hall, zugestoßen ist, fließt einiges Wasser die Themse hinab und gehen diverse Beschwerden bei Detective Superintendent Waddington ein. Die Frage, ob gute Bildung, Geld und Herkunft für Immunität bei der Strafverfolgung sorgen, steht für Ray im Raum, während Ryan bei seiner durchaus radikalen Wahrheitsfindung keine Manieren benötigt und auch gerne Regeln umgeht.

Simon Mason: „Ein Mord im November – Ein Fall für DI Wilkins“, Goldmann Verlag, 400 Seiten, ISBN 978-3-442-49564-1, Preis: 17,00 Euro.


Markus Weber über „Der 9. November“

Markus Weber über „Der 9. November“

Bernhard Kellermann:

Der 9. November

Mit seinem Roman „Der 9. November“ landete der Schriftsteller Bernhard Kellermann 1920 den ersten Bestseller der jungen Weimarer Republik. Und völlig zurecht ist er in diesem Jahr wieder neu aufgelegt worden. Der 9. November, den wir inzwischen zumeist mit anderen Ereignissen des 20. Jahrhunderts assoziieren, ist der Tag der Revolution 1918, an dem der Kaiser als abgedankt erklärt wurde und die Republik ausgerufen wurde.

Anders als ich erwartet hatte, schildert Kellermann in seinem Roman nun nicht die Ereignisse des Revolutionstages und seiner Folgen. Vielmehr zeigt er beginnend mit dem Anfang des Jahres 1918 vor allem auf, wie dringend erforderlich Veränderungen in Deutschland und Europa waren. Wie dringend der Krieg angesichts der Leiden der Soldaten und der Not der Zivilbevölkerung beendet werden musste. Und wie dringend die alte monarchische Ordnung durch eine neue demokratische Ordnung ersetzt werden musste.

Für all das findet Kellermann sehr eindringliche Bilder, wobei historische Realität und Traumbilder, die aus dem Schrecken geboren werden, nicht immer unterscheidbar sind. Die Geschichte rankt sich insbesondere um die Figur des Generals von Hecht-Babenberg. Für ihn war die Welt „bevölkert von Wesen, die in Uniformen gekleidet waren und mit einer Salve ins Grab gelegt wurden. … Sie waren mit einem Wort Soldaten, Werkzeug in der Hand der Starken dieser Erde …“ Alle anderen Figuren sind auf die ein oder andere Weise mit dem General verbunden.

Für mich war es kein Buch, das ich in einem Rutsch und ohne Unterbrechung durchlesen konnte. Zum Teil habe ich mir nur kleine Stücke zugemutet. Dennoch oder gerade deshalb ist es ein lohnenswertes Buch, zumal die Institution des Krieges auch mehr als hundert Jahre später nicht abgeschafft wurde. Das Buch ist vor allem ein „beschwörender Aufruf zu Humanität und Völkerverständigung“, wie es auf dem Klappentext heißt.

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Bernhard Kellermann: Der 9. November. Roman, wbg Theiss 2023, ISBN 978-3806246179, 448 Seiten, Preis: 28,00 Euro