Mittwoch, 28. Juni: Auf den Hund gekommen

EIN ABSOLUT ÜBERFLÜSSIGER AKTIONSTAG     

Im Grunde kann ich mit den Themen des bebücherten Kalenderblatts an diesem Mittwoch, 28. Juni 2023, selbst gar nichts anfangen. Als Katzenfreund sind Hunde nicht mein Thema. Und dann ist da noch ein absolut überflüssiger Aktionstag, der bei mir dennoch Emotionen weckt.

Heute ist der „Internationale Tag der Feststelltaste“ (INTERNATIONAL CAPS LOCK DAY). Er ist nichts weiter als eine Parodie auf die Flut der Computer-Aktionstage. Ich aber hasse die Taste. Wobei ich sie selten nutze. Zum Beispiel bei der BÜCHER-HEIMAT – UND DANN SCHREIBE ICH DANACH NATÜRLICH JEDESMAL WEITER IN VERSALIEN:::

Aber lassen wir das, schauen wir uns Hunde an. Heute vor 164 Jahren (1859) fand im britischen Newcastle upon Tyne die weltweit erste Hundeausstellung statt. Die erste Ausstellung in Deutschland folgte vier Jahre später vom 14. bis 20. Juli 1863 in Hamburg. Wer wie ich bei Hunderassen durcheinanderkommt, kann sich langsam herantasten. Beispielsweise von „50 kleine Hunderassen“ über „250 Hunderassen“ bis zu „400 Hunderassen von A-Z“

Geburtstag hätte heute der 1867 geborene Luigi Pirandello, seines Zeichens Nobelpreisträger (1934) und einer der bedeutendsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Einer seiner größten Erfolge startete mit einem Skandal und Aufruhr im Publikum. „Sechs Personen suchen einen Autor“  heißt das Werk, das das Premierenpublikum in Rom zu Zwischenrufen „Irrenhaus! Irrenhaus!“ veranlasste.

Ganze einfache Kost ist das Werk allerdings auch nicht: Während einer Theaterprobe tauchen sechs Personen auf, die vom Theaterdirektor verlangen, dass er „sie“ aufführt. Sie wollen ihr Stück auf der Bühne sehen, wollen „leben“. Damit wandte sich Pirandello gegen das Illusionstheater und schuf die Grundlage für das moderne Drama – wofür er später gefeiert wurde.

Ich räume an dieser Stelle ein, dass mir unser zweites Geburtstagskind mit seiner „Schreibe“ deutlich näher ist. Am 28. Juni 1909 wurde Eric Ambler geboren, einer der entscheidenden Begründer des Thriller-Genres. Insbesondere sein fünfter Roman „Die Maske des Dimitrios“ gilt als ein Meilenstein und als Klassiker.  Am bekanntesten aber ist – auch durch die Verfilmung mit Peter Ustinov, Melina Mercouri und Maximilian Schell – Amblers Spionageroman „Topkapi“ .

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Mittwoch, 26. April: Angeeignete Brezel

Das Schlingen und verschlungene Wege

Burger, Chicken-Wings- und Nuggets – unter der amerikanischen „Esskultur“ biegen sich auch in unseren Breiten viele Teller. Heute aber schlagen wir zurück. Dieser Mittwoch, 26. April 2023, ist in USA der „Tag der Brezel“ (National Pretzel Day).

In der deutschen Heimat der Brezel würde dies ohne Frage als „kulturelle Aneignung“ schon wieder für gewaltiges Rauschen im Blätterwald sorgen. Jenseits des Atlantiks (und wohl auch in weiten Teilen der Welt) geht man damit gelassener um. Für einen ruhigen Einstieg in den Tag empfehle ich „Das große Buch der Brezel“ . Und natürlich eine Bretzel, Brezl, Breze, Brezn oder Bretschl.

Der US-Amerikaner Eric Carle, Schöpfer der unermüdlichen kleinen Raupe Nimmersatt, schuf auch „Theobald der Brezelbäcker“. Nicht zu verifizieren war, ob Theobald dabei auch die Wurftechnik des Schlingens, mit der die Brezeln ihre typische Form erhält, hinlänglich erklärt.

Eine Theorie, wie die Brezel nach Amerika gekommen ist, hat ein weiteres Kinderbuch parat: „Brezeln für den Wilden Westen“ schildert, die Alois Knöpfle, Bäcker aus dem Schwabenland, in den Wilden Westen zieht, um die Brezel Winnetou und Old Shatterhand näher zu bringen.

In den Staaten gibt man sich mit Blick auf Snack-Feiertage ohnehin gern international. Zu bieten hätten wir da noch den Tag der Windbeutel (National Cream Puff Day) am 2. Januar, den Tag des Croissant (National Croissant Day) am 30. Januar, den Würstchen-im-Schlafrock-Tag (National Pigs-In-A-Blanket Day) am 24. April du den Tag der Krapfen (National Fritters Day) am 2. Dezember.

Am 26. April 1935 wurde in Berlin die erste Welt-Hunde-Ausstellung mit 124 Rassen aus 15 Ländern eröffnet. Das toppen wir lässig mit einem Buch, das „alles über Aussehen, Charakter und Verhalten“ von sage und schreibe „400 Hunderassen von A-Z“ verspricht.

Heute vor 11 Jahren (1912) erschien im Piper Verlag der Almanach „Der Blaue Reiter“. Die Werke der Gruppe um Wassily Kandinsky, Franz Marc, Gabriele Münter, Alexej Jawlensky und Marianne von Werefkin sprechen mich an. An Büchern wie „Der Blaue Reiter“ kann ich mich kaum satt sehen.

Andererseits gestehe ich, dass mich moderne Kunst nicht selten auch ratlos zurücklässt. Vielleicht sollte ich mir „Moderne Kunst verstehen“ zulegen und mein Wissen über die Kunst „vom Impressionismus ins 21. Jahrhundert“ vertiefen.

Eigentlich müssten wir in einem bebücherten Kalenderblatt heute auch noch auf William Shakespeare eingehen. Aber den haben wir am Welttag des Buches abgefeiert. Zumal der 26. April 1564 ja nicht einmal sein Geburtstag, sondern lediglich das Taufdatum ist.

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Freitag, 26. August: Von Hunden und Hamstern

Ein Sommerloch mit großen Momenten

Wir sind an diesem Freitag, 26. August 2022, ja eigentlich schon fast aus dem „Sommerloch“ heraus, aber meine Themensuche dominiert es weiter. Auch wenn es immer große Momente gab.

Die Wikipedia-Rubrik Gedenk- und Aktionstage bleibt über Tage leer. Und die „kuriosen Kalender“ liefern nur noch mehr oder minder tiefschürfenden US-Unsinn wie den „Kirsch-Wassereis-am-Stiel-Tag“ (National Cherry Popsicle Day). Eher mitgehen könnte man da schon beim   US-„Tag des Hundes“.  Dagegen ist der „Tag des Toilettenpapiers“ (National Toilet Paper Day) wohl eher etwas für Menschen die in der Denke dem „Cricetus cricetus“ (dem gemeinen Hamster) nahestehen…

Etwas mehr Zutrauen in die eigene Genialität hätte dem französischen Tüftler Charles Bourseul nicht geschadet: Am 26. August 1854 beschreibt er in der Zeitschrift „L’illustration“ detailliert seine Idee des Telefons – und erntete überwiegend Spott. Er verfolgte das Projekt nicht weiter und überließ das Feld anderen wie  Philipp Reis, der zum zentralen Wegbereiter des Telefons wurde, ehe schließlich Alexander Graham Bell das Telefon 1876 zur Marktreife brachte.

Ein wahrhaft bleibendes Werk (zumindest in Teilen) schrieb heute vor 181 Jahren (1841) August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Der Dichter vollendet in diesem Jahr sein „Lied der Deutschen“, dessen dritte Strophe bis heute der Text der deutschen Nationalhymne ist.

„Der Choral der Hölle“  betitelte André Milewski seinen historischen Roman – und hatte damit keineswegs übertrieben, denn es geht um den Ausbruch des Vulkans Krakatau am 26. August 1883. Einen Tag später stürzte der Vulkankegel in sich zusammen und verursachte gigantische Tsunamis, die abertausende Menschen in den Tod rissen.

Zwiespältig sind die Erinnerungen der Deutschen, wenn sie an die XX. Olympische Sommerspiele in München zurückdenken. Das „fröhliche Fest des Friedens“ wurde heute vor 50 Jahren (1972) durch Bundespräsident Gustav Heinemann eröffnet. Bis ein brutaler Terroranschlag am 5. September für Fassungslosigkeit und Trauer sorgte.

Erinnert werden soll an ihrem Geburtstag noch an zwei große Autoren. Am 26. August 1880 wurde der Schriftsteller und Kunstkritiker Guillaume Apollinaire geboren. Regelmäßige Leser*innen unseres bebilderten Bücherblogs erinnern sich: Gemeinsam mit Picasso stand Apollinaire einst unter Verdacht, die Mona Lisa aus dem Louvre geklaut zu haben.

An Christopher Isherwood, der am 26. August 1904 zur Welt kam, muss ich allein deshalb erinnern, weil er die literarische Vorlage für einen meiner Lieblingsfilme schuf „Cabaret“. In seinen sogenannten Berliner Erzählungen schuf Isherwoods die Cabaret-Charaktere, die kurz vor der Machtergreifung der Nazis  „die Augen vor der drohenden Katastrophe verschließen und sich um den Verstand feiern“. Wir sollten in diesen schwierigen Zeiten beim Feiern wieder vorsichtiger sein…

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Dienstag 12. Juli Von Hunden, Haien und Wutbürgern

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Wir sind am Dienstag, 12. Juli 2022, angekommen. Es ist der 193. Tag des Jahres, 172 liegen noch vor uns. Falls sich wer wundert, dass in den letzten Tagen keiner der mehr oder minder abstrusen Aktionstage auftauchte: Außer in den USA herrscht da derzeit offenkundig Sommerflaute. Und selbst dort ist heute außer dem National Eat Your Jell-O Day (Wackelpudding-Tag) kaum was Erzählenswertes zu holen. Und Wackelpudding mag ich nicht mal.

Ekelerregend und menschenunwürdig“, „widerlich“, „beschämend scheußlich“, „geschmacklos und primitiv“ und „eine starke Herabsetzung des ‚homo sapiens‘“, so wüteten Leserbriefschreiber 1953 über Wochen. Das Ziel der Angriffe sollte froh gewesen sein, dass es noch keine „Sozialen“ Medien gab, der Shitstorm wäre wohl noch gewaltiger gewesen.

Dabei handelt es sich um einen Säulenheiligen deutschen Humors: Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot. Der hatte sich erdreistet, in seinen Zeichnungen „Auf den Hund gekommen“ einen Rollentausch von Mensch und Hund vorzunehmen. Zwei Jahre hielt der „Stern“ den wütenden Protesten stand, dann stellte er am 12. Juli 1953 die Loriot-Serie ein.

Die Wutbürger-Zitate werden übrigens in Loriots autobiografischem Werk „Möpse und Menschen“ zitiert. Und dem Humoristen blieb zum Broterwerb immerhin noch die ab Juni 1953 wöchentlich in der Kinderbeilage „Sternchen“ erscheinende Serie „Reinhold das Nashorn“.  Alles urkomisch und großartig. Am besten greift man gleich zu „Loriots Gesammelten Werken“.

Ein grausiger Zwischenfall am 12. Juli 1916 bescherte uns einen Blockbuster als Roman und dann vor allem auch als Steven-Spielberg-Film: Im Matawan Creek in New Jersey kam es zu drei Haiangriffen an einem Tag. Zwei Menschen kamen ums Leben, einer wurde schwer verletzt.  Und der Schriftsteller Peter Benchley griff fast 60 Jahre später (1974) zur Feder: „Der weiße Hai“ (englisch).

Nur gut, dass Thor Heyerdahl schon vier Jahre zuvor auf die Idee kam, mit seinem Papyrus-Boot „Ra II“ den Atlantik überqueren zu vollen. So raubten ihm angsterfüllte Hai-Träume (wie mir nach dem Kino-Besuch) zumindest nicht den Schlaf und nach 57 Tagen erreichte er Barbados. Als Buch habe ich allerdings nur Heyerdahls „Kon-Tiki“ entdeckt, in dem er seine Pazifik-Tour beschreibt.

Die Recherchen für unser „bebüchertes Kalenderblatt“ förderten zudem vielleicht noch ein gutes Omen für das EM-Spiel der deutschen Frauen-Nationalmannschaft heute gegen Spanien zutage:  Am 12. Juli 1991 wurden die deutschen Fußball-Frauen in Dänemark durch ein 3:1 gegen Norwegen Europameister.

Das Schlosswort überlassen wir heute Loriot – in der Hoffnung, dass wir ohne Shitstorm wegkommen: „Immer häufiger sehen wir Hunde uns vor die Frage gestellt: Sollen wir uns einen Menschen halten oder nicht? Mögen unsere zweibeinigen Hausgenossen oft Quelle reiner Freude und Heiterkeit sein, so hat die Frage ihrer Haltung doch auch ihre ernsten Seiten: Der Mensch hat – allen Behauptungen zum Trotz – eine Seele. Er erhebt Anspruch darauf, ernst genommen zu werden.

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Dienstag 28. Juni Die Zielgerade

Von Hunden und großen Denkern

Heute ist Dienstag, 28. Juni 2022. Wir sind auf der Juni-Zielgeraden und stehen dicht vor der Jahreshalbzeit.

Als erklärter Katzenfreund war ich kurz versucht, über einen Eintrag in unserem „bebücherten Kalenderblatt“ hinweg zu huschen: Heute vor 163 Jahren (1859) präsentierten britische Herrchen und Frauchen ihre bellenden Lieblinge in Newcastle upon Tyne auf der weltweit ersten Hundeausstellung.

In Deutschland musste der „beste Freund des Menschen“ noch vier lange Jahre warten, ehe vom 14. bis 20. Juli 1863 in Hamburg 453 Hunde zum ersten Mal Rasse und Klasse zeigen durften. Wer mit dem eigenen Bello Ambitionen hegt, sollte vielleicht „Rassehunde perfekt präsentieren“ lesen.

Ich mag „Google+“, wenn auch aus einem perfiden Grund. Falls sich niemand sonst mehr erinnert: „Google+“ war das soziale Netzwerk des Google-Konzerns, das am 28. Juni 2011 startete.  Es ging auch ganz gut los, bis 2013 war es hinter Facebook weltweit das zweitgrößte soziale Netzwerk. So richtig Attacke auf Mr. Zuckerberg funktionierte aber nicht, eine Datenpanne kam dazu und 2019 war „Google+“ Geschichte. Und darum mag ich es, sozusagen als Beleg dafür, dass die datengierigen Internet-Giganten doch nicht unfehlbar sind. Und während einige erklären „Was Google wirklich will“ spekulieren andere schon über „Das Leben nach Google“.

Wenn es um den „Tatort“ geht, verstehen deutsche TV-Gucker ja eher selten Spaß. Folgerichtig komme ich an dem 28. Juni 1981 nicht vorbei. An diesem Tag strahlte die ARD den ersten Schimanski-Tatort aus. Und man glaubt es nicht, „Der wahre Schimanski“, Duisburgs Chefermittler Sprenger, sieht Götz George sogar sehr entfernt ähnlich.

Und zu gratulieren gilt es wieder. 310 Jahre (1712) alt wäre heute Jean-Jacques Rousseau geworden. Das Universalgenie hatte als Schriftsteller, Philosoph, Pädagoge, Naturforscher und Komponist der Aufklärung großen Einfluss in Europa. Nur sein berühmtestes Zitat hat er so gar nicht gesagt: „Zurück zur Natur!“ – was trotzdem nie so ganz verkehrt ist.

Gesucht und gefunden: „Sechs Personen suchen einen Autor“ überschrieb Luigi Pirandello das Drama, mit dem er Weltruhm erlangte. Der Italiener, der zu den bedeutendsten Dramatikern des 20. Jahrhunderts zählt und 1934 den Nobelpreis für Literatur erhielt, würde heute 155 Jahre alt.

Rousseau und Pirandello zähle ich schon zur eher härteren Kost und wende mich lieber meinem dritten Geburtstagskind zu. Als einer der großen Geburtshelfer des Thriller-Genres ist mit Eric Ambler sehr viel näher. Der Mann, der am 28. Juni 1909 geboren wurde, schaffte mit seinem fünften Roman „Die Maske des Dimitrios“ einen Klassiker. Wobei ich „Topkapi“ mehr mag, allerdings unsicher bin, ob dies nicht eher an der genialen Verfilmung mit Peter Ustinov liegt.

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