Dienstag, 5. September: Tea-Time genießen

Kein Teegeschirr? Wie schockierend!

Neue Wege mit neuem Partner beschreitet die BÜCHER-HEIMAT an diesem Dienstag, 5. September 2023: Die literarische Tea Time in der Villa Charlotte erlebt heute ihre Premiere.

Für Tee, Feingebäck und stilvolles Ambiente sorgt die Gründerzeitvilla in der Rudolf-Huch-Straße, die passenden literarischen Schmankerln steuert das Team der Mitmach-Buchhandlung bei. Heute liefern Sonja Weber und Monika Runge von 16.30 bis 19.00 Uhr mörderische Krimis zum Tee-Genuss. Wer sein Glück versuchen möchte, kann unter Telefon 0160 – 910 740 53 nach einem Plätzchen fragen.

Welch Rolle die Tea Time auch in der Literatur einnimmt, macht ein Zitat von Jane Austen deutlich. Die große Autorin, deren Hauptwerke „Stolz und Vorurteil“ und „Emma“ zu den Klassikern der englischen Literatur gehören, gibt in „Kloster Northanger“ folgenden Dialog wieder: „Es gibt nicht einmal Teegeschirr hier für uns, sehen Sie. – Tatsächlich, Sie haben Recht. Wie schockierend!

Viel schockierender war derweil für mich ein Wissenserwerb während der Recherche: Der in Deutschland so beliebte Ausdruck vom „five o’clock tea“ ist im englischen Sprachraum völlig unbekannt. Im Vereinigten Königreich ist die Tea-Zeremonie an keine Zeit gebunden. Tea-Time 24/7.

Krimis passen dagegen prima, mörderische Romane mit Tea-Time im Titel gibt es reichlich. Allerdings liegen die meisten Krimis nur in englischer Sprache vor. Daher mag man uns verzeihen, dass wir zur urbritischen Tradition ein deutsches Beispiel liefern. Ingrid Nolls „Tea Time“ ist zwar kein reinrassiger Krimi, aber kriminale Anklänge sind nicht zu überlesen

Wer für die Tea-Time daheim noch Anregungen braucht, findet berühmte Vorbilder. “Downtown Abbey” liefert „60 Rezepte zum Afternoon Tea“ und die „Teatime bei Bridgertons“  wartet nicht allein mit „50 skandalös leckeren Rezepten“ auf. Als besonderes Gimmick gibt es zum Hardcover mit Goldfolie eine „Einladungskarte von Lady Whistledown“.

Um die Tea-Time zu genießen, sollte man sich Zeit nehmen. Dies wiederum gilt noch viel mehr für ein „Konzert“, das heute vor 23 Jahren begann: „Organ2/ASLSP“ (As slow as possible = So langsam wie möglich) von John Cage erklingt seither in der Burchardikirche Halberstadt. Der letzte Ton soll im Jahr 2649 verhallen.

Bis dahin sind Klangwechsel große Events. Auch dabei ist allerdings Geduld gefragt. Der nächste und  dann 16. Klangwechsel steht am 5. Februar 2024 an. Wer die Zeit nutzen will, kann sich in „ästhetische und historische Überlegungen im Geiste der Kunstphilosophie von John Cage“ einlesen: „Geräuschvolle Stille – Geordneter Klang“.

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Sonntag, 2. April: Harzer Literatur-Geburtstag

Kinderbücher mit Muße auswählen

In der Regel warne ich vor, wenn „Bücher-Aktionstage“ auf einen Sonntag fallen (damit alle am Samstag noch in der BÜCHER-HEIMAT einkaufen können). An diesem Sonntag, 2. April 2023, habe ich darauf verzichtet, denn gestern war in der Mitmach-Buchhandlung Geburtstagsparty.

Gute und den Geschmack der wählerischen Zielgruppe treffende Lektüre für den „Internationalen Kinderbuchtag“ (International Children’s Book Day) will aber mit Muße und Bedacht gewählt werden.  Man kann aber auch einfach auf die Spiegel-Bestsellerlisten schauen.

Die Top 3 im vergangenen Jahr: „Die Schule der magischen Tiere 13: Bravo, bravissimo!“  von Margit Auer (mit hohem Nachkaufpotenzial), „Der Hoffnungsvogel“ von Kirsten Boie und der Überraschungshit „Vielleicht. Eine Geschichte über die unendlich vielen Begabungen in jedem von uns“ von Kobi Yamada. Ein Tipp der in der BÜCHER-HEIMAT immer passt: Das Team fragen!

Ansonsten kann man heute den Blick gen Himmel richten. Am 2. April 1845 gelang Hippolyte Fizeau und Léon Foucault das erste Foto von der Sonne. Womit sie die astronomische Fotografie begründeten. Wer ihnen nacheifern will, findet in „Astrofotografie für Einsteiger“ einen „Leitfaden von den ersten Milchstraßen-Bildern zur Deep-Sky-Fotografie“.

Wenn schon nach oben schauen, kann man aber auch etwas höher ins Regal greifen. „Das NASA Archiv“  wartet mit faszinierenden Fotos auf. Allerdings sind Firstclass-Weltall-Flüge auch in Buchform nicht ganz günstig, 100 Euro kostet das Ticket. Dafür kann man immer wieder abheben.

Heute vor 55 Jahren (1968) feierte Stanley Kubricks Verfilmung „2001: Odyssee im Weltraum“ nach den Romanen von Arthur C. Clarke Weltpremiere. Zwar nicht gerade eine Odyssee im Weltraum, aber eine spektakuläre Fahrt startete 40 Jahre (1928) zuvor in Berlin. Der Droschkenkutscher Gustav Hartmann, dem Hans Fallada im Roman „Der Eiserne Gustav“ ein literarisches Denkmal setzte, begann aus Protest gegen den Niedergang des Gewerbes seine aufsehenerregende Fahrt nach Paris.

Noch zwei Mal hohe Literatur: Ich dachte immer, von Goethe würde ich alles zumindest dem Namen nach kennen. Nun muss ich zugeben, dass ich vom Trauerspiel „Die natürliche Tochter“, das heute vor 220 Jahren seine Uraufführung in Weimar erlebte, noch nie gehört hatte. Einzig Trost: Wikipedia vermerkt dazu, es werde „nur noch selten aufgeführt“.

Gratulieren müssen wir heute in jedem Fall noch einem großen Harzer: Am 2. April 1719 kam Johann Wilhelm Ludwig Gleim zur Welt. Wer den Schriftsteller am heutigen Sonntag noch würdigen möchte, hat zwei Chancen: Es gibt „Gesammelte Werke“ als eBook zum sofortigen Download. Mich allerdings reizt mehr ein Besuch im Gleimhaus in Halberstadt (ext.).

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Montag, 29. August: Wir machen ein Fass auf

Das größte Weinfass der Welt im Heidelberger Schloss. Foto: Wikipedia gemeinfrei

Große Kultur so langsam wie möglich

Wir sind an diesem Montag, 29. August 2022, in der letzten Sommerwoche angekommen. Jedenfalls mit Blick auf den meteorologischen Herbstanfang am 1. September. Nach dem kalendarischen Herbstanfang haben wir noch bis zum 23. September um 3.03 Uhr Sommer.

Man sollte in Heidelberg vielleicht weniger auf sein Herz, als vielmehr auf seine Leber achten. Am 29. August 1751 wurde im Keller des Heidelberger Schlosses das größte Weinfass der Welt fertiggestellt. Fassungsvermögen: 221.726 Liter Wein.

Es ist bereits das vierte Riesenfass und alle hatten sogar Namen: Auf das „Johann-Casimir-Fass“ (1591) folgten das „Karl-Ludwig-Fass“ (1664) und das „Karl-Philipp-Fass“ (1728) bevor das aktuelle „Karl-Theodor-Fass“ eingeweiht wurde. Sollte auch dieses mal wie ein Vorgänger in einem kalten Winter im Ofen landen, hätte ich für den Nachfolger einen Namensvorschlag: „Werner-Karl-Herbert-Fass“.

Das derzeitige Fass wurde allerdings nur dreimal gefüllt, weil es nie dicht war. Oder sollte der Fasswächter Perkeo…?  Die Statue soll ihren Namen nach einem Hofnarren haben, der auf die Frage, ob er das Große Fass allein austrinken könne, mit „Perché no?“ (warum nicht?) geantwortet haben soll. Der Name Perkeo war geboren. Und wenn man das Fass wieder füllen will, empfiehlt sich zur Wein-Wahl die Lektüre von „111 Deutsche Weine, die man getrunken haben muss“.

Eine Erfindung, die mich schon mehr als einmal zur Weißglut getrieben hat, ließ sich der US-amerikanische Tüftler Whitcomb Judson am 29. August 1893 patentieren: den Reißverschluss. Ganz abgesehen von den peinlichen Momenten, die der Vergesslichkeit geschuldet sind, klemmen bei mir Reißverschlüsse immer dann, wenn man Jacke oder Hose gerade wirklich braucht. Vielleicht klärt das Buch „Von Rad bis Reißverschluss“Erfindungen, die die Welt veränderten“, dieses Mysterium auf.

Den Avantgarde-Künstler John Cage verstehe ich zwar vielfach nicht, aber seine Werke faszinieren vielleicht auch gerade deshalb. Heute vor 70 Jahren (1952) wurde sein Musikstück „4′33″ (four thirty-three) uraufgeführt. Dabei wird kein einziger Ton gespielt, um „die gängige Auffassung von Musik in Frage“ zu stellen. Wenn es nötig ist…

Im Harz können wir Cages Orgelwerke »ORGAN²/ASLSP« (As Slow as Possible), das „langsamste Konzert der Welt“, genießen. Es wird seit dem 5. September 2001 in Halberstadt in der St.-Burchardi-Kirche aufgeführt und soll bis zum 4. September 2640 dauern (639 Jahre). Auch die Literatur dazu klingt nicht gerade nach leichter Kost: „Geräuschvolle Stille – Geordneter Klang“  – „Ästhetische und historische Überlegungen im Geiste der Kunstphilosophie von John Cage“.

In der Region zwischen Harz und Heide (für mich gern auch weiter „Braunschweiger Land“) muss heute ein Geburtstagskind gewürdigt werden. Am 29. August 1866 kam Hermann Löns zur Welt. Als Grundschüler habe ich ein Gedicht von ihm lernen müssen. In Erinnerung geblieben sind mir aber eher „Mümmelmann und andere Tiergeschichten“, die mir meine Oma vorlas.

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