Montag, 29. August: Wir machen ein Fass auf

Das größte Weinfass der Welt im Heidelberger Schloss. Foto: Wikipedia gemeinfrei

Große Kultur so langsam wie möglich

Wir sind an diesem Montag, 29. August 2022, in der letzten Sommerwoche angekommen. Jedenfalls mit Blick auf den meteorologischen Herbstanfang am 1. September. Nach dem kalendarischen Herbstanfang haben wir noch bis zum 23. September um 3.03 Uhr Sommer.

Man sollte in Heidelberg vielleicht weniger auf sein Herz, als vielmehr auf seine Leber achten. Am 29. August 1751 wurde im Keller des Heidelberger Schlosses das größte Weinfass der Welt fertiggestellt. Fassungsvermögen: 221.726 Liter Wein.

Es ist bereits das vierte Riesenfass und alle hatten sogar Namen: Auf das „Johann-Casimir-Fass“ (1591) folgten das „Karl-Ludwig-Fass“ (1664) und das „Karl-Philipp-Fass“ (1728) bevor das aktuelle „Karl-Theodor-Fass“ eingeweiht wurde. Sollte auch dieses mal wie ein Vorgänger in einem kalten Winter im Ofen landen, hätte ich für den Nachfolger einen Namensvorschlag: „Werner-Karl-Herbert-Fass“.

Das derzeitige Fass wurde allerdings nur dreimal gefüllt, weil es nie dicht war. Oder sollte der Fasswächter Perkeo…?  Die Statue soll ihren Namen nach einem Hofnarren haben, der auf die Frage, ob er das Große Fass allein austrinken könne, mit „Perché no?“ (warum nicht?) geantwortet haben soll. Der Name Perkeo war geboren. Und wenn man das Fass wieder füllen will, empfiehlt sich zur Wein-Wahl die Lektüre von „111 Deutsche Weine, die man getrunken haben muss“.

Eine Erfindung, die mich schon mehr als einmal zur Weißglut getrieben hat, ließ sich der US-amerikanische Tüftler Whitcomb Judson am 29. August 1893 patentieren: den Reißverschluss. Ganz abgesehen von den peinlichen Momenten, die der Vergesslichkeit geschuldet sind, klemmen bei mir Reißverschlüsse immer dann, wenn man Jacke oder Hose gerade wirklich braucht. Vielleicht klärt das Buch „Von Rad bis Reißverschluss“Erfindungen, die die Welt veränderten“, dieses Mysterium auf.

Den Avantgarde-Künstler John Cage verstehe ich zwar vielfach nicht, aber seine Werke faszinieren vielleicht auch gerade deshalb. Heute vor 70 Jahren (1952) wurde sein Musikstück „4′33″ (four thirty-three) uraufgeführt. Dabei wird kein einziger Ton gespielt, um „die gängige Auffassung von Musik in Frage“ zu stellen. Wenn es nötig ist…

Im Harz können wir Cages Orgelwerke »ORGAN²/ASLSP« (As Slow as Possible), das „langsamste Konzert der Welt“, genießen. Es wird seit dem 5. September 2001 in Halberstadt in der St.-Burchardi-Kirche aufgeführt und soll bis zum 4. September 2640 dauern (639 Jahre). Auch die Literatur dazu klingt nicht gerade nach leichter Kost: „Geräuschvolle Stille – Geordneter Klang“  – „Ästhetische und historische Überlegungen im Geiste der Kunstphilosophie von John Cage“.

In der Region zwischen Harz und Heide (für mich gern auch weiter „Braunschweiger Land“) muss heute ein Geburtstagskind gewürdigt werden. Am 29. August 1866 kam Hermann Löns zur Welt. Als Grundschüler habe ich ein Gedicht von ihm lernen müssen. In Erinnerung geblieben sind mir aber eher „Mümmelmann und andere Tiergeschichten“, die mir meine Oma vorlas.

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