Mittwoch, 24. Januar: Hörbild eines Dorfes

Das Haus in Wales, in dem Dylan Thomas „Unterm Milchwald“ schrieb. Foto: Pixabay

Literaten scheinen auszusterben

Heute ist Mittwoch, 24. Januar 2024. Dem neuen Blog-Stil folgend, geht es gleich wieder um „Geburtstagskinder“. Einstiegen aber wollen wir heute mit dem „berühmtesten Hörspiel der Rundfunkgeschichte“ (Wikipedia).

Am 24. Januar 1954 war es der britische Radiosender BBC 3, der die Erstausstrahlung des Hörspiels „Under Milk Wood“ (engl.) von Dylan Thomas unter der Regie von Douglas Cleverdon umsetzte. Es zeichnet ein „Hörbild“ vom Leben eines Dorfes in Wales an einem Tag. Ein allwissender Erzähler macht die Hörer mit den Träumen und innersten Gedanken der Einwohner bekannt. Auch Selbstgespräche und Gedanken der Menschen bleiben nicht verborgen.

Dylan Thomas schrieb das Stück 1953, wenige Tage vor seinem Tod, als Auftragsarbeit für die BBC. Wer es lieber selbst nachlesen möchte: „Unterm Milchwald“ erschien 2022 in einer zweisprachigen Neuausgabe als „ein Stück für Stimmen“. Ein Werk, so die Kritik, das vor „Bildern, Lautmalereien, Wortspielen schier zu bersten scheint“.

Die Geburtstagsliste habe ich heute von „neu nach alt“ gelesen, weil man sonst bei Klassikern hängenbleibt. Das Problem, das sich nun ergibt: Seit den 1990er Jahren werden meist Profisportler, Models, Schauspieler und Influencer jeglichen Geschlechts aufgeführt. Literaten scheinen auszusterben.

Gestolpert sind wir über zwei bekannte Töchter berühmter Väter, die jedoch eigenständige Wege gingen. Die heute vor 63 Jahren (1961) geborene Nastassja Kinski wurde 1977 mit einem freizügigen Auftritt im Tatort „Reifezeugnis“ unter der Regie von Wolfgang Petersen („Das Boot“) berühmt.

Den Namen allerdings kannte die Welt da schon „dank“ des vielfach unberechenbaren (Schauspiel-) Vaters Klaus Kinski. Wobei Nastassja Kinski stets betonte, sie habe sich trotz aller Inzestbehauptungen in Klaus Kinskis Autobiografie „Ich brauche Liebe“ immer entziehen können.

Und sie ging ihren Weg auch allein höchst erfolgreich. Sie drehte mit den Regisseuren Wim Wenders, Wolfgang Petersen, Roman Polanski („Tess“) und Francis Ford Coppola. Zeitweise war sie eine der meistfotografierten Frauen der Welt.

Die ebenfalls am 24. Januar 1961 geborene Alissa Walser ist die Tochter von Martin Walser, mit dem sie beispielsweise bei „Sprachlaub oder: Wahr ist, was schön ist“ zusammenarbeitete. Dabei stammen Texte von Martin Walser und Aquarelle von Alissa Walser. 

Deren eigene Prosa dreht sich immer wieder um Zwischenmenschliches, um Beziehungen zwischen Männern und Frauen. Auch in viele ihrer Geschichten fügte die Autorin Zeichnungen ein, die die Geschichte weiterführen. Zu ihren bekanntesten Büchern zählt „Am Anfang war die Nacht Musik“.

Heute vor 75 Jahren (1949) wurde ein großartiger Schauspieler und Sänger geboren: John Belushi. Sein größter Filmerfolg wurden die „Blues Brothers“ (DVD, Extended Version, 4K)  von John Landis mit Dan Aykroyd. Im Alter von nur 33 Jahren starb Belushi an einem Speedball, einer Injektion von Kokain und Heroin, seither im amerikanischen Slang als „Belushi“ bekannt. John Belushis Grabstein ziert der Satz: „Ich mag gegangen sein, aber der Rock ’n’ Roll lebt weiter“.

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Montag, 30. Oktober: „C U L T R“

Als ein Hörspiel Massenpanik auslöste

„C U L T R“ – mit einem Abschiedsgruß (See you later) starte ich in den Montag, 30. Oktober 2023. Natürlich aus gegebenem Anlass, denn „C U L T R“ war heute vor 27 Jahren (1996) die letzte offizielle Botschaft, die Norddeich Radio im Morsealphabet über Kurzwelle sendete. Was aktuell aber nicht heißen soll, dass wir ans Aufhören denken.

Erinnerungen an die Kinderzeit weckt der „Welttag des Hörspiels“ (World Audio Drama Day | ext.). Heute ist der 75. Jahrestag des wohl berühmtesten Hörspiels der Welt. Die Live-Ausstrahlung von Orson Welles‘ Radiohörspiel „Krieg der Welten“ nach dem Roman von H.G. Wells löste am 30. Oktober 1938 an der US-Ostküste eine Panik aus, weil Hörer glaubten, die Invasion der Marsmenschen sei real.

Als Kind saß ich in der Vor-Fernseh-Ära (bei uns bis 1966) mit der Familie häufiger vorm Radio, um Hörspiele zu erleben. Damals tauchte ich so tief ein, dass mich nichts ablenken konnte.

Wenn ich heute Hörbücher versuche, muss ich konstatieren, dass mir diese Fähigkeit selbst bei Jahresbestsellern wie Dörte Hansens „Zur See“, Jürgen von der Lippes „Sex ist wie Mehl“ und Delia Owens „Der Gesang der Flusskrebse“ abhandengekommen ist. Am ehesten klappt das Zuhören noch bei Jürgen von der Lippe. Nein, nicht wegen des Themas! Aneinandergereihte Witze sind leicht zu konsumieren.

Unvergesslich wie die großen Hörspiele ist aber auch ein TV-Erlebnis, für das ich mir eine Nacht um die Ohren schlug. Am 30. Oktober 1974 gewann Muhammad Ali beim „Rumble in the Jungle“ in Kinshasa den WM-Kampf gegen George Foreman brach damit (als zweiter Boxer nach Floyd Patterson) das ungeschriebene Gesetz: „They never come back“. Norman Mailer schrieb mit „Der Kampf“ eine Reportage, die ebenso außergewöhnlich wie der Fight selbst ist.

Noch ein wenig Fußball-Historie: Heute vor 60 Jahren (1963) wurde Herbert Widmayer beim 1. FC Nürnberg der Stuhl vor die Tür gestellt. Als erste Trainerentlassung in der Geschichte der Fußball-Bundesliga hat er es bestimmt auch in  „60 Jahre Bundesliga“ geschafft.Vermutlich kein Plätzchen abbekommen haben dürfte Widmayer dagegen in dem Buch „Die Zeit der Strategen“ , in der moderne Trainergrößen wie Guardiola, Löw, Mourinho und Co. „den Fußball neu denken“.

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