Donnerstag, 2. März: Welt-Bücher-Tag

Vom Rehkitz zum Riesenaffen

Briten und Iren widmen Büchern an diesem Donnerstag, 2. März 2023, besondere Aufmerksamkeit. Warum der World Book Day“ allerdings nur in Irland und Großbritannien auf dem Aktionstage-Plan steht, erschließt sich mir nicht.

Aber man muss sich ja auch nicht an alle Vorgaben halten, in der BÜCHER-HEIMAT ist jeder Tag ein „World Book Day“. Wobei wir gerade dabei sind, unseren Bestand an bisweilen schwer aufzustöbernder Harz-Literatur auch im Internet besser darzustellen und vorbestellbar zu machen.

In der Rubrik findet man vielleicht nicht die großen Klassiker und die weltberühmten Autoren. Aber ein Top-Star hilft auch nicht immer weiter: Heute vor 215 Jahren (1808) wurde Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ von Johann Wolfgang von Goethe in Weimar uraufgeführt. Mit geringem Erfolg. Heute gehört das Stück zum „Kanon der deutschen Literatur“.

Ein großes Jubiläum kann ein Buch feiern, bei dem viele Menschen wohl Walt Disney als Autoren vermuten: Heute vor 100 Jahren (1923) erschien „eine Lebensgeschichte aus dem Walde“, die ein Disney-Film unsterblich machte: „Bambi“ (Edelausgabe, 45 Euro) stammt aber ursprünglich aus der Feder von Felix Salten.

Er bringt es „nur“ auf 90 Jahre, aber in Sachen Berühmtheit kann er locker mit Bambi mithalten: Am 2. März 1933 erschien der Spielfilm „King Kong und die weiße Frau“ (DVD). Für eine Buchhandlung gibt das zugegeben eher wenig her. Die Online-Suche nach King-Kong-Büchern liefert erstaunliche Ergebnisse: Da gibt es „King-Kong, das Krimischwein“ – nun gut, das affige Original gehört vielleicht auch nicht in die Reise „Lesestarter ab 8 Jahren“.

„King Kong Theorie“ ist eine „feministische Streitschrift“ und laut Verlag dazu ein „wütendes Pamphlet gegen Männlichkeitswahn“. Und bei James McBride „Der heilige King Kong“ geht es um einen alten Diakon, der in Brooklyn aus heiterem Himmel einen Drogendealer erschießt. Es soll eines von Barack Obamas Lieblingsbüchern sein. Am Drehbuch zu dem frühen „King Kong“-Film hat immerhin ein weltbekannter Krimiautor mitgeschrieben: Edgar Wallace.

Zwei runde Geburtstage sind heute noch zu feiern. Heute vor 140 Jahren (1883) wurde Nikos Kazantzakis geboren. Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich „Alexis Sorbas“ als Buch wie als Film liebe? Die Geschichte ist übrigens keine Fiktion: Von 1916 bis 1917 versuchte Katzantzakis mit seinem Freund Georgios Sorbas ein Bergwerk zu betreiben. Sie scheiterten krachend – und lieferten die Vorlage für den weltbekannten Roman.

Allein vom Genre her so gar nicht mein Fall ist der heute vor 80 Jahren (1943) geborene Peter Straub. Sein Metier waren Horror-Romane, zwei Werke, darunter „Der Talisman“, verfasste er zusammen mit Stephen King. Straub zählt zu den bedeutendsten Vertretern der modernen Phantastik.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —



Sonntag, 27. November: Ein Lichtlein brennt

Deutsche Erfindung erhellt die Welt

Warum dieser Sonntag, 27. November 2022, der „Tag des Adventskranzes“ ist, bedarf sicher keiner Erklärung. Die BÜCHER-HEIMAT wünscht allen Freundinnen und Freunden der Mitmach-Buchhandlung einen frohen ersten Advent und eine schöne Vorweihnachtszeit.

„Erfunden“ wurde der Adventskranz übrigens in Deutschland. Und zwar vom evangelisch-lutherischen Theologen und Erzieher „Johann Hinrich Wichern“  im Jahr 1839 im (Waisen-) Kinderheim „Rauhes Haus“ in Hamburg.

Wichern wollte Vorfreude und ungeduldige Erwartung der Kinder gewissermaßen einen Zeitrahmen geben. Seine schlichte Ringkonstruktion mit den vier Kerzen aber hatte so viel Erfolg, dass Mitarbeiter sie übernahmen und Auswanderer die Tradition des Adventskranzes dann ins Ausland trugen. Über Traditionen wie Lostage und bayerische Saturnalien, Christkindlmarkt und Adventskranz, Rauhnächte und der staden Zeit, den Heiligen Drei Königen und Lichtmess klärt „12.000 Jahre Weihnachten“ auf.

Mit schlabbrigem schwarzem Umhang aus Stoffresten und Plastikschwert, mit dem beim besten Willen kein „Z“ in die Haut der Gegner zu ritzen war, gab ich einst bei der Kinderfasching einen eher notdürftig ausgestatteten Zorro ab. Doch der Mantel- und Degen-Held war mein Idol. Heute vor 102 Jahren (1920) erschient der erste Spielfilm „Das Zeichen des Zorro“, der auf Johnston McCulleys  „Im Zeichen des Zorro“ (Original: The Curse of Capistrano) basiert. Im Jahr 2005 legte Isabel Allende ein Werk nach, das vor allem die Jugendzeit von „Zorro“ (eBook) erläutert.

Pornographie kann Kunst sein. Zu dieser Erkenntnis gelangten wir am 27. November 1990, als die „Mutzenbacher-Entscheidung“ zur Auslegung der Kunstfreiheitsgarantie des Grundgesetzes vor dem Bundesverfassungsgericht fiel. Kunst dürfe nicht von einer staatlichen Stil-, Niveau- und Inhaltskontrolle abhängig gemacht werden.

Der Roman „Josefine Mutzenbacher“ (Unzensierte Ausgabe), der „Die Geschichte einer Wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt“ widergibt, erschien 1906 im Privatdruck in Wien. Und beschäftigte in der Folge jahrzehntelang die Gerichte. Um den Autor wird gerätselt, wahrscheinlich hatte Felix Salten zur Feder gegriffen, der ansonsten eher für „Bambi“ berühmt war.

An diesem 27. November liegen in der Welt der Literatur Freude und Schmerz nah beieinander und beeinflussen gleichermaßen große Werke. Heute vor 440 Jahren (1582) wurde das Aufgebot zur Heirat des 18-jährigen „William Shakespeare“ mit Anne Hathaway bestellt.

Auf den Tag 304 Jahre später (1886) wurde der Richter Emil Hartwich bei einem Duell mit Baron Armand von Ardenne schwer verletzt, vier Tage später starb er. Grund für die todbringende Auseinandersetzung war einer Affäre Hartwichs mit Ardennes Ehefrau Elisabeth. Der Dichter Theodor Fontane griff das Thema später im Roman „Effi Briest“ auf.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —



Samstag, 13. August: Mauer, Ring und Rehkitz

Gute Gründe, um mit Traditionen zu brechen

Man muss auch mal mit Traditionen brechen. Im „bebücherten Kalenderblatt“ spare ich die Politik in der Regel aus. Und große Textpassagen zitiere ich selten. An diesem Samstag, 13. August 2022, will ich an Politik und einem Gedicht nicht vorbei.

Das Datum allein dürfte schon den entscheidenden Hinweis auf ein wahrlich einschneidendes Ereignis deutscher Geschichte gegeben haben. Am 13. August 1961 riegelten Nationale Volksarmee, Grenz- und Volkspolizei der DDR die Sektorengrenze zwischen West- und Ost-Berlin ab und begannen mit dem Bau der Berliner Mauer. Die hatte 29 Jahre Bestand und ist nun seit 33 Jahren Geschichte, nachzulesen in „Die Berliner Mauer“.

Ich mag Opern, dabei aber eher die leichte Kost. „Wagnerianer“ werde ich nicht mehr. Dennoch sei daran erinnert, dass vom 13. bis 17. August 1876 bei den ersten Bayreuther Festspielen auf dem Grünen Hügel „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner erstmals aufgeführt würde.

Auch ohne mir endlose Stunden im Wortsinn um die Ohren geschlagen zu haben (Wagner-Fans mögen mir verzeihen), fand ich ein Buch im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT besonders interessant: In der Erzählung „Der Ring des Nibelungen“ soll der Autor den „stellenweise schwer verständlichen Text der Musikdramen aufgeschlüsselt“ haben. Ein Ansatz, der bei etlichen Opern durchaus verdienstvoll wäre.

Seinen 80. Geburtstag hat heute das niedlichste und zugleich traurigste Reh der Filmgeschichte: Am 13. August 1942 erlebte Walt Disneys Zeichentrickfilm “Bambi” nach der literarischen Vorlage von Felix Salten in New York seine US-Premiere. Es ist der einzige Disney-Klassiker, bei dem ich als Kind im Kino Rotz und Wasser geheult habe. Was dem Streifen nicht weiter geschadet hat, er gehört bis heute zu den 50 erfolgreichsten Filmen aller Zeiten.

Zum Heulen fand ich heute vor 35 Jahren (1987) auch Timothy Dalton als neuen James Bond. Nach dem einzig wahren 007 Sean Connery und der platt-humorigen Variante mit Roger Moore habe ich alles als Notlösung empfunden – bis Daniel Craig kam. Der Film „Der Hauch des Todes“ war übrigens  der 15. Film der Reihe und basiert auf Ian Flemings Kurzgeschichten (englisch)  “Octopussy & The Living Daylights”.

Finale mit einem meiner Lieblingsdichter, der heute vor 220 Jahren das Licht der Welt erblickte: Nikolaus Lenau trug zur deutschen Literatur einen „einzigartigen, melancholischen Ton“ bei – den ich besonders in jugendlichen Welt- und Her-Schmerz-Phasen liebte. In Lenau „Die Gedichte“ dürfte ziemlich sicher auch einer meiner Favoriten, „Die drei Zigeuner“, enthalten sein:

Drei Zigeuner fand ich einmal
Liegen an einer Weide,
Als mein Fuhrwerk mit müder Qual
Schlich durch sandige Heide.

Hielt der eine für sich allein
In den Händen die Fiedel,
Spielte, umglüht vom Abendschein,
Sich ein feuriges Liedel.

Hielt der zweite die Pfeif im Mund,
Blickte nach seinem Rauche,
Froh, als ob er vom Erdenrund
Nichts zum Glücke mehr brauche.

Und der dritte behaglich schlief,
Und sein Zimbal am Baum hing,
Über die Saiten der Windhauch lief,
Über sein Herz ein Traum ging.

An den Kleidern trugen die drei
Löcher und bunte Flicken,
Aber sie boten trotzig frei
Spott den Erdengeschicken.

Dreifach haben sie mir gezeigt,
Wenn das Leben uns nachtet,
Wie man‘s verraucht, verschläft, vergeigt
Und es dreimal verachtet.

Nach den Zigeunern lang noch schaun
Mußt ich im Weiterfahren,
Nach den Gesichtern dunkelbraun,
Den schwarzlockigen Haaren.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —