Samstag, 13. August: Mauer, Ring und Rehkitz

Gute Gründe, um mit Traditionen zu brechen

Man muss auch mal mit Traditionen brechen. Im „bebücherten Kalenderblatt“ spare ich die Politik in der Regel aus. Und große Textpassagen zitiere ich selten. An diesem Samstag, 13. August 2022, will ich an Politik und einem Gedicht nicht vorbei.

Das Datum allein dürfte schon den entscheidenden Hinweis auf ein wahrlich einschneidendes Ereignis deutscher Geschichte gegeben haben. Am 13. August 1961 riegelten Nationale Volksarmee, Grenz- und Volkspolizei der DDR die Sektorengrenze zwischen West- und Ost-Berlin ab und begannen mit dem Bau der Berliner Mauer. Die hatte 29 Jahre Bestand und ist nun seit 33 Jahren Geschichte, nachzulesen in „Die Berliner Mauer“.

Ich mag Opern, dabei aber eher die leichte Kost. „Wagnerianer“ werde ich nicht mehr. Dennoch sei daran erinnert, dass vom 13. bis 17. August 1876 bei den ersten Bayreuther Festspielen auf dem Grünen Hügel „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner erstmals aufgeführt würde.

Auch ohne mir endlose Stunden im Wortsinn um die Ohren geschlagen zu haben (Wagner-Fans mögen mir verzeihen), fand ich ein Buch im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT besonders interessant: In der Erzählung „Der Ring des Nibelungen“ soll der Autor den „stellenweise schwer verständlichen Text der Musikdramen aufgeschlüsselt“ haben. Ein Ansatz, der bei etlichen Opern durchaus verdienstvoll wäre.

Seinen 80. Geburtstag hat heute das niedlichste und zugleich traurigste Reh der Filmgeschichte: Am 13. August 1942 erlebte Walt Disneys Zeichentrickfilm “Bambi” nach der literarischen Vorlage von Felix Salten in New York seine US-Premiere. Es ist der einzige Disney-Klassiker, bei dem ich als Kind im Kino Rotz und Wasser geheult habe. Was dem Streifen nicht weiter geschadet hat, er gehört bis heute zu den 50 erfolgreichsten Filmen aller Zeiten.

Zum Heulen fand ich heute vor 35 Jahren (1987) auch Timothy Dalton als neuen James Bond. Nach dem einzig wahren 007 Sean Connery und der platt-humorigen Variante mit Roger Moore habe ich alles als Notlösung empfunden – bis Daniel Craig kam. Der Film „Der Hauch des Todes“ war übrigens  der 15. Film der Reihe und basiert auf Ian Flemings Kurzgeschichten (englisch)  “Octopussy & The Living Daylights”.

Finale mit einem meiner Lieblingsdichter, der heute vor 220 Jahren das Licht der Welt erblickte: Nikolaus Lenau trug zur deutschen Literatur einen „einzigartigen, melancholischen Ton“ bei – den ich besonders in jugendlichen Welt- und Her-Schmerz-Phasen liebte. In Lenau „Die Gedichte“ dürfte ziemlich sicher auch einer meiner Favoriten, „Die drei Zigeuner“, enthalten sein:

Drei Zigeuner fand ich einmal
Liegen an einer Weide,
Als mein Fuhrwerk mit müder Qual
Schlich durch sandige Heide.

Hielt der eine für sich allein
In den Händen die Fiedel,
Spielte, umglüht vom Abendschein,
Sich ein feuriges Liedel.

Hielt der zweite die Pfeif im Mund,
Blickte nach seinem Rauche,
Froh, als ob er vom Erdenrund
Nichts zum Glücke mehr brauche.

Und der dritte behaglich schlief,
Und sein Zimbal am Baum hing,
Über die Saiten der Windhauch lief,
Über sein Herz ein Traum ging.

An den Kleidern trugen die drei
Löcher und bunte Flicken,
Aber sie boten trotzig frei
Spott den Erdengeschicken.

Dreifach haben sie mir gezeigt,
Wenn das Leben uns nachtet,
Wie man‘s verraucht, verschläft, vergeigt
Und es dreimal verachtet.

Nach den Zigeunern lang noch schaun
Mußt ich im Weiterfahren,
Nach den Gesichtern dunkelbraun,
Den schwarzlockigen Haaren.

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