Ich habe einen Namen

Ich habe einen Namen


Lawrence Hill:

The Book of Negroes | Ich habe einen Namen

Basierend auf historischen Fakten erzählt der Roman die fiktive Lebensgeschichte von Aminata Diallo, später im Buch meist Meena genannt. Obwohl in Afrika in Freiheit geboren, wird sie nach Amerika verschleppt und als Sklavin verkauft. Vor allem durch ihren starken Willen gelingt es ihr, ihre Freiheit zurückzugewinnen. Die verschiedenen Stationen ihres Lebens, und davon gibt es sehr viele, werden eindrucksvoll geschildert. Aminata ist nicht nur zielstrebig, sondern auch klug. Sie spricht verschiedene afrikanische Sprachen und lernt Lesen und Schreiben. All dies hilft ihr auf ihrem beeindruckenden Weg in die Freiheit, auch weil sie zunehmend den Respekt weißer Amerikaner und Briten gewinnt.

Das Buch ist berührend aufschlussreich, denn es vermittelt auch weniger bekannte Fakten über die Sklaverei. Es besticht durch seine historische Präzision, die aber auch dazu führt, dass die Unmenschlichkeit mit der die Sklaven behandelt wurden, zum Teil sehr detailliert beschrieben werden.

Die Tatsache, dass eine Geschichte, die im 18. Jahrhundert spielt, aus einer weiblichen Perspektive erzählt wird, hat zudem einen besonderen Reiz, zumal der Autor männlich ist.

Lawrence Hill: „Ich habe einen Namen“ (OT: „The Book of Negroes“), DUMONT Verlag (OT: Transworld Publishers), 576 Seiten, ISBN 978-3-8321-6205-4, Preis: 12 Euro


Die Mitternachtsbibliothek

Die Mitternachtsbibliothek

Matt Haig:

The Midnight Library | Die Mitternachtsbibliothek

Nora Seed verliert ihren Job, fühlt sich von allen geliebten Menschen verlassen, und dann wird auch noch ihre Katze überfahren. Sie hält sich für überflüssig und beschließt in ihrer Verzweiflung, sich das Leben zu nehmen. Aber nicht einmal das gelingt ihr. Stattdessen findet sie sich in einer Bibliothek wieder. Die Bücher in den Regalen enthalten ihre Geschichten und erzählen, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie zu bestimmten Zeitpunkten beruflich und privat andere Entscheidungen getroffen hätte. Mit jedem Buch, das sie öffnet, bekommt sie die Möglichkeit, in dieses Leben einzutauchen und zu entscheiden, ob dieses Leben ein besseres, lebenswerteres gewesen wäre. Nora öffnet sehr viele Bücher, und wir dürfen an diesen anderen Leben teilhaben.

Der Roman ist äußerst unterhaltsam geschrieben, so dass man ihn nur schwer aus der Hand legen kann. Er macht aber auch nachdenklich, denn man stellt sich während des Lesens  natürlich auch immer die Frage: „Was wäre, wenn….“

Matt Haig: „Die Mitternachtsbibliothek“ (OT: „The Midnight Library“), Droemer Verlag (OT: Canongate Books), 320 Seiten, ISBN 978-3-426-28256-4, Preis: 20 Euro


Farbenblind

Farbenblind

Trevor Noah:

Born a Crime | Farbenblind

Trevor Noah wird als Sohn eines Schweizers und einer Xhosa zur Zeit der Apartheid im Township Soweto geboren. Da in diesem System solch eine Beziehung illegal war, galt er in den Augen des Staates als Verbrechen.

In seinem Buch erzählt der Autor episodenhaft, wie er während und nach der Apartheid aufwuchs. Seine persönlichen Erfahrungen vermitteln einen Eindruck, welche Herausforderungen an die Gesellschaft in Südafrika gestellt wurden und immer noch werden, zeigen Ursachen auf, warum die schwarze und weiße Bevölkerung so schwer zueinander findet und wie stark Armut das Leben bestimmen. Viele seiner Schilderungen machen betroffen, aber Trevor Noah erzählt seine Geschichten feinfühlig und mit viel Humor, so dass man schmunzeln oder manchmal sogar laut lachen muss.

Eine Empfehlung für alle, die nicht nur die Schönheit Südafrikas kennenlernen möchten, sondern auch mehr über seine Geschichte, seine Politik und seine Menschen erfahren wollen.

Trevor Noah lebt seit 2011 in den USA, ist ein erfolgreicher Kabarettist und Schauspieler und moderiert die „Daily Show.

Trevor Noah: „Farbenblind“ (OT: „Born a Crime“), Blessing-Verlag (OT: Spiegel & Grau), 336 Seiten, ISBN: 978-3-89667-590-3, Preis: 19,99 Euro (HC).


Der Junge , der den Wind einfing

Der Junge , der den Wind einfing

William Kwamkwamb & Bryan Mealer:

The Boy who harnessed the Wind

Der Junge , der den Wind einfing

Dies ist die wahre Geschichte eines Jungen, der in Malawi aufwächst, wo Hunger und Wasserknappheit das Leben der Menschen bestimmen. Als in 2002 eine Dürre die gesamte Ernte in seinem Heimatdorf vernichtet, kann William nicht weiter die Schule besuchen, da seine Eltern das jährliche Schulgeld von $80 nicht mehr aufbringen können. Doch der 14-jährige hat in der Bücherei ein Buch über Energiegewinnung gefunden, und er entwickelt einen Traum. Er möchte ein Windrad bauen, um das Leben seiner Familie zu erleichtern. Und gegen alle Widrigkeit gelingt es ihm. Ihr Haus bekommt Strom und später auch fließendes Wasser

William Kwamkwamba hat in einem Interview zwei Dinge gesagt, die mich nicht nur berührt haben, sondern auch seinen Mut und seine Zielstrebigkeit unterstreichen:

„Ich habe dieses Buch geschrieben, um den Menschen zu erzählen, dass sie alles schaffen können, wenn sie es nur wollen.“

„Die meisten Geschichten über Afrika sind negativ. Ich möchte eine Geschichte voller Hoffnung erzählen. Ich habe aus meiner Geschichte gelernt, dass man es nur versuchen muss.“

William Kwamkwamb & Bryan Mealer: „Der Junge , der den Wind einfing“ (OT: „The Boy who harnessed the Wind“), Verlag Diederichs (HarperCollins), 384 Seiten, ISBN: 978-3-424-35111-8, Preis: 12,00 Euro (dt. Ausgabe Tb).


Die Souveräne Leserin

Die Souveräne Leserin

Alan Bennett: The Uncommon Reader

Die Souveräne Leserin

Queen Elisabeth entdeckt am Hintereingang des Buckingham Palasts zufällig einen Büchereibus. Zunächst aus Höflichkeit leiht sie sich ein Buch aus. Dieses Ereignis führt dazu, dass sie mit 80 Jahren die Welt der Literatur entdeckt und zu einer begeisterten Leserin wird. Nicht verwunderlich, dass dies Einfluss auf ihre royalen Pflichten hat, die sie zunehmend langweilen. Ihr Verhalten führt zu Irritationen bei den Bediensteten aber auch bei Staatsempfängen.

Die von Alan Bennett geschriebene Erzählung ist ein Muss für alle, die den britischen Humor genauso lieben wie die Literatur und das englische Königshaus. Durch sein Kürze und nicht allzu komplexe Sprache ist das Büchlein auch im Original gut lesbar.

Alan Bennett: „Die Souveräne Leserin“ (OT: „The Uncommon Reader“), Verlag Klaus Wagenbach, 120 Seiten, ISBN 978-3-8031-1286-6, Preis: 14,90 Euro.


Das weite Herz des Landes

Das weite Herz des Landes

Richard Wagamese: Medicine Walk

Das weite Herz des Landes

Das weite Herz des Landes

Richard Wagamese war ein indigener kanadischer Schriftsteller. Protagonist des 2015 erschienenen Romans ist Franklin Starlight. Er ist ein 16-jähriger Junge, der bei dem „alten Mann“, einem Freund der Familie, aufwächst. Dieser lehrt ihn nicht nur die Natur zu respektieren, sondern auch mit ihr in Einklang zu leben. Zu seinem alkoholkranken Vater, Eldon, hat er eine sehr schwierige Beziehung, da dieser ihn immer wieder enttäuscht hat. Aber als der sterbende Vater ihn bittet, ihn in die Wildnis Britisch-Kolumbiens zu führen, um ihn dort wie ein Krieger sitzend und nach Osten blickend zu beerdigen, stellt sich Franklin dieser Aufgabe, seiner Pflicht als Sohn bewusst. Auf der tagelangen beschwerlichen Reise durch die Einsamkeit erzählt Eldon von Stationen seines bewegten Lebens. Die Vater-Sohn-Beziehung verändert sich, doch kann Franklin vergeben?

Die Handlung berührt, gibt aber auch einen Einblick in die Schwierigkeiten, mit denen die indigene Bevölkerung Nordamerikas noch bis in die heutige Zeit zu konfrontiert wird.

Die ganz große Stärke des Romans ist seine Sprache. Richard Wagamese ist ein Storyteller, von denen es so viele in seiner Kultur gibt. Seine Naturbeschreibungen sprechen beim Lesen alle Sinne an.

Richard Wagamese: „Das weite Herz des Landes“ (OT: „Medicine Walk“), Blessing Karl Verlag, 288 Seiten, ISBN 9783896676665 (HC), 9783453426337 (Tb), Preis: 22,00 Euro (HC), 12,00 Euro (TB).


Petra Nietschs Bücherblog

Petra Nietsch studierte die Fächer Englisch und Sport. Bis zu ihrer Pensionierung bildete sie am Studiensemminar Braunschweig Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst im Fach Englisch aus und unterrichtete zudem an einem Gymnasium in Wolfenbüttel. Zwei jeweils einjährige Auslandsaufenthalte führten sie nach Großbritannien und Kanada. Die bereits als Kind ausgeprägte Leseleidenschaft ist bis heute erhalten. Aufgrund ihres Werdegangs interessiert sie sich für englischsprachige Romane. Auch wenn sie selber diese meist im Original liest, sind viele in die deutsche Sprache übersetzt. Mit ihren Empfehlungen möchte sie Lesern weniger bekannte Autoren aus Ländern wie z.B. Großbritannien, Kanada, Südafrika oder Australien näherbringen.