Dana Vowinckel:
Gewässer im Ziplock
Dana Vowinckel, 1996 geboren, ist eine wunderbare Erzählerin. Ihr erster Roman „Gewässer im Ziplock“ lässt uns an der Geschichte des Erwachsenwerdens der 15-jährigen Margarita teilhaben. Die Sommerferien verbringt sie in Chicago bei den Eltern ihrer amerikanischen Mutter, die sie und ihren Vater früh verlassen hat und die sie nun nach Jerusalem einlädt, um gemeinsam Israel zu bereisen, während ihr Vater in Berlin geblieben ist.
Die Erzählung wechselt zwischen den Perspektiven Margaritas, die in Berlin ein jüdisches Gymnasium besucht, und ihres Vaters Avi, der als Kantor in einer jüdischen Gemeinde arbeitet. Es ist eine Geschichte über die Suche der 15-jährigen nach ihrer eigenen Identität, der Entdeckung ihrer Sexualität, der Enttäuschungen und des Liebeskummers.
Vor allem aber ist es eine Geschichte der Zerrissenheit zwischen den Elternteilen, Ländern, Kulturen, Sprachen und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit innerhalb der verschiedenen Welten. Am Beispiel von Avi, der in seinem Gesang gläubig ist, ohne frömmlerisch zu sein, wird auch der kulturelle und religiöse Reichtum deutlich – an Margarita ist es eine Einladung ohne Zwang.
Nur am Rande wird auch deutlich, wie zwiespältig die deutsche Mehrheitsgesellschaft jüdischen Menschen und Israel gegenübersteht. Die ungewohnte Erzählperspektive stellt unsere Sicht – ohne zu moralisieren – infrage. Letztlich ist es auch eine Einladung zu neuen Sichtweisen ohne Voyeurismus.
Man „muss wirklich nicht neidisch auf die großen amerikanischen Familienromane schielen, wenn es eine solche Erzählerin in deutscher Sprache gibt“, schreibt Marie Schmitt zurecht in ihrer Rezension in der Süddeutschen Zeitung.
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