Markus Weber über „Ein fröhliches Begräbnis“

Ljudmilla Ultizkaja: Ein fröhliches Begräbnis

Es ist schon zunächst ein befremdlicher Buchtitel – „Ein fröhliches Begräbnis“. Aber er bringt gut zusammen, worum es in dem Buch der russischen Autorin, die vom Sender Arte als das „unbequeme Gewissen Russlands“ bezeichnet wurde, geht.

Der Kunstmaler Alik hat nicht mehr lange zu leben, seine Lähmungen schreiten voran. Um ihn sammeln sich in seiner Wohnung alle seine Freundinnen und Freunde. Es wird geredet und viel getrunken. Wie selbstverständlich ist Alik der Mittelpunkt dieser bunten Gesellschaft, in der sich Mitte der 1990er Jahre russische Emigranten sehr unterschiedlicher Weltanschauungen, eine Mischung russischer und amerikanischer Kultur, Juden und Russisch-Orthodoxe oder Atheisten in New York sammeln. Eine verrückte Welt.

Ljudmilla Ultizkaja erzählt auf wunderbare Weise vom Zusammenleben in dieser Gesellschaft. Die Sprache ist teils recht derb, niemals aber vulgär; sie ist vom Leben gesättigt, so wie die Menschen, die dort mit den unterschiedlichsten Geschichten zusammenkommen. Nach und nach werden auch deren Geschichten erzählt, von der Ehefrau, seinen Geliebten, den Ärzten, Musikern und Künstlern, die sich mit der amerikanischen Lebenswelt arrangiert haben oder ihr immer noch fremd sind.

Es ist trotz der Krankheit eine lebensfrohe Geschichte, die gerade auch durch den Humor von Alik geprägt wird. So ist es trotz des Themas ein sehr lebensbejahender Roman – ein „fröhliches Begräbnis“ eben.

Ljudmilla Ultizkaja: Ein fröhliches Begräbnis. Roman, dtv Neuausgabe 2022, 176 Seiten, ISBN 978-3423148559, 13,00 Euro.

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