Markus Weber über „Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht“

Ronen Steinke:

Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht

Vor 60 Jahren, im Dezember 1963, begann der erste Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main, der nach Jahren des Schweigens den Holocaust wirksam in die deutsche Öffentlichkeit brachte. Initiiert worden war der Prozess vom hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer.

Ronen Steinke, Jurist und Redakteur der Süddeutschen Zeitung, hat mit diesem Buch eine „exzellente Biografie“ (Die Zeit) vorgelegt, die einen der bedeutendsten Juristen der Nachkriegszeit einer breiten Leserschaft bekannt macht. Gegen Widerstände einer Justiz, die noch weitgehend bestimmt war von alten Seilschaften und durch Juristen, die in der NS-Zeit Unrechtsurteile gefällt hatten, wusste er sich durchzusetzen – auch wenn er oft das Gefühl hatte außerhalb seines Büros in „Feindesland“ zu sein.

Schon in seiner ersten Stelle nach dem Krieg als Generalstaatsanwalt in Braunschweig trug er wesentlich dazu bei, den Widerstand gegen Hitler zu rehabilitieren und das Recht bzw. die Pflicht zum Widerstand gegen ein Unrechtsregime zu untermauern. In seiner Frankfurter Zeit war er, neben dem Auschwitz-Prozess, maßgeblich bei der Ergreifung von Adolf Eichmann durch den israelischen Geheimdienst beteiligt.

Selbstverständlich werden auch Kindheit und Jugend in einer jüdischen Familie und seine Bildungsjahre dargestellt sowie sein frühes Engagement als Richter, der sich für humane Reformen der Justiz einsetzte. Als die Nazis an die Macht kamen, konnte er nach einigen Monaten Gefangenschaft im Konzentrationslager nach Skandinavien emigrieren. Von dort aus kam er 1949 zurück nach Deutschland, um beim Aufbau der Demokratie mitzuwirken.

Der journalistische Stil von Ronen Steinke macht das Buch gut lesbar und lässt ein Stück Zeitgeschichte lebendig werden.

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Ronen Steinke: Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht. Mit einem Vorwort von Andreas Voßkuhle, Piper Verlag 2015, ISBN 978-3492307093, 352 Seiten, 14,00 Euro.

Zwei Veranstaltungen rund um Fritz Bauer

Zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ planen pax christi Nordharz  und der Harzburger Geschichtsverein Veranstaltungen zum Gedenken an Generalstaatsanwalt Fritz Bauer. Am Holocaust-Gedenktag selbst, also am Samstag, 27. Januar, lädt pax christi in das Haus der Kirche, Lutherstraße 7, in Bad Harzburg ein. „Ihr hättet Nein sagen müssen“ ist die Veranstaltung überschrieben, die mit Texten, Bildern und Musik an Fritz Bauer und die Aufarbeitung der NS-Verbrechen erinnern soll. Die musikalische Gestaltung liegt in den Händen von Karsten Krüger (Orgel), Bernd Dallmann (Saxophon) und Klaus Wittig (Bass). Beginn der Veranstaltung ist am Samstag, 27. Januar, um 18 Uhr im Haus der Kirche.

„Demokratie braucht Demokraten – daher bin ich zurückgekehrt“. Dieses Zitat des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer (1903-1968) ist der Einladung zu einer gemeinsamen Veranstaltung des Harzburger Geschichtsvereins und der pax christi Basisgruppe Nordharz vorangestellt. Prof. Gerd Biegel wird am Dienstag, 30. Januar, um 17 Uhr im Bündheimer Schloss zu Person und Wirken Fritz Bauers sprechen.

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