Autorenduo lädt zu modernen „Eulenspiegeleien“ ein

Bäckerklint in Braunschweig 1906 mit Eulenspiegelbrunnen, Mummehaus und Eulenspiegelhaus. Ausschnitt aus einem Aquarell von Emil Limmer. Foto: Wikipedia (gemeinfrei)

„Eulenspiegels Rückkehr“ führt auch nach Bad Harzburg

Einem Narren, der gewitzt gerade auch die Region um Braunschweig und Schöppenstedt zum Narren hielt, widmen sich der Sprachwissenschaftler Prof. Alexander Schwarz und der Braunschweiger Historiker Prof. Matthias Steinbach bei einer Lesung am Mittwoch, 13. November 2024, in der BÜCHER-HEIMAT in Bad Harzburg. Das Autorenduo widmet sich in dem im Herbst erscheinenden Buch „Eulenspiegels Rückkehr – ungefähr 96 Seiltänze“.

Worum es im Buch und an dem Abend in der BÜCHER-HEIMAT geht, beschreiben die Eulenspiegel-Experten in der „Vorrede“ zu ihrem Werk, dem sie ein Karl Valentin-Zitat voran stellen: „Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische“:

„Eigentlich wollten wir Eulenspiegel zu neuem Leben erwecken. Doch hat sich der Narr, man hätte es wissen können, diesem Anliegen durch strikte Verweigerung entzogen. Er verwandelte sich, wie er wollte. Entstanden ist so eine Anthologie, die aus heutiger Sicht Gestalten, Bilder, Texte und Orte eulenspiegelesker Formen und Praktiken präsentiert. Die Widersprüchlichkeit zwischen den einzelnen Kapiteln soll jeden Eindruck des sich Festlegens oder Sagenwollens, wie es wirklich gewesen ist, verhindern. Eulenspiegel gibt es nicht, aber er hat viele Kinder. So zumindest sagen es die Möllner. Er und seinesgleichen existieren eher im Status des Wahrscheinlichen. Sie leben mehr im Geist als in der Wirklichkeit. Nur so erklärt sich ihre Unsterblichkeit, nur so wird ihr immer neues, anderes Auftreten angesichts fragwürdiger Zustände verständlich.

Das Ursprungsmotiv ist ein Buch, das zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Straßburg erscheint: Ein kurtzweilig lesen von Dyl Vlenspiegel geboren vß dem land zů Brunßwick. Wie er sein leben volbracht hatt. 96 seiner geschichten. Verfasst „nur allein, um ein fröhlich Gemüt zu machen in schweren Zeiten“, wird es rasch zum internationalen Erfolg, der bis heute anhält. Sicher haben mindestens 96 Schriftsteller, Zeichner, Maler, Bildhauer, Komponisten, Tänzer und Forscher jeglichen Geschlechtes Eulenspiegel als Inkarnation sozialer wie methaphysischer Clownerie und Narretei weitergegeben und mit immer neuen Deutungen ausgestattet. Diese sagen viel über die Interpreten selbst und spiegeln den jeweiligen Zeitgeist. Oft knüpfen sie an die alten Historien an, an Orte, wo Till immer schon sein Unwesen getrieben hat und die bis heute sein Andenken pflegen. Selbstverständlich ist Eulenspiegel nicht der einzige Vertreter seiner Art oder Unart: In vielen Gegenden der Welt und zu allen Zeiten gab es reale oder erfundene menschliche, tierische und dämonische Verwandte archetypischen Andersseins – freche Geister, die der großen Geschichte mit subtiler Geringschätzung und feiner Ironie begegneten.

Aus alledem ist die Idee entstanden, ungefähr 96 Personen zu einem kurzen Beitrag – das war die einzige Bedingung – über eine derartige Verkörperung einzuladen. Wir haben uns über jeden Text gefreut und nichts wegzensiert. Denn stellen Sie sich vor, Eulenspiegel selbst hätte offen oder versteckt an diesem Unternehmen teilgenommen? Wie bei dessen unsichtbarem Gemälde bleiben einige mögliche Kapitel leer. Nur wo wir ein Fehlen gar nicht aushalten konnten, haben wir das Eine oder Andere selbst nachgeliefert, bitten Eulenspiegel dafür um Entschuldigung und hoffen jetzt heimlich auf seine Rache.“

Bis zu ihrer Lesung in der BÜCHER-HEIMAT jedoch mögen Alexander Schwarz und Matthias Steinbach von allen Rachegelüsten verschont bleiben.

Mittwoch, 13. November 2024, 19.00 Uhr, BÜCHER-HEIMAT
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Anmeldung in der BÜCHER-HEIMAT,
Telefon  (05322) 9059599 | Mail: info@die-buecherheimat.de

Donnerstag, 27. Oktober: Schwarze Katzen

Ist der Ruf erst ruiniert…

Endspurt! Dieser Donnerstag, 27. Oktober 2022, ist der 300. Tag des Jahres, das folgerichtig in 65 Tagen vorüber sein wird. Abergläubische Zeitgenossen sollten sich heute vorsehen, wenngleich der „Tag der schwarzen Katze“ (National Black Cat Day) nur in Großbritannien im Kalender steht.

Der Aktionstag geht auf eine Initiative der Tierschutzorganisation Cats Protection (ext.) zurück. Damit soll aber nicht vor vermeintlichen Unglücksbringern gewarnt werden. Im Gegenteil. Die Organisation macht auf die niedrigen Adoptionsquoten von schwarzen Katzen aus Tierheimen aufmerksam und wirbt um „Adoptiveltern“. Die sollten zuvor aber Bücher wie Edgar Allan Poes „Die schwarze Katze“  meiden. Da beginnt der Weg der Hauptperson zum Galgen mit einer schwarzen Katze…

Generell spielen Katzen im Aberglauben ein große (und keineswegs immer üble) Rolle. So galten dreifarbige Katzen als Feuerschutz. Außerdem legten die Besatzungen großer Segelschiffe Wert auf eine Katze als Glücksbringer (und Nagervertilger) an Bord. Selbst die schwarze Katze, die den Weg kreuzt, wird bisweilen als gutes Omen angesehen, solange sie nicht von links kam.

„Schwarze Katzen“  werden aber meist dennoch mit Unheil in Verbindung gebracht, weswegen sie häufig auch für Krimititel wie bei Felicitas Mayalls „Laura Gottbergs neunter Fall“ herhalten müssen. Nur am Rande sei an unsere schwarze Katze erinnert. Die hatte offenkundig Wilhelm Busch gelesen: „Ist der Ruf erst ruiniert…“.

Was sonst noch alles an einem 27. Oktober passierte? Nun, heute vor 230 Jahren (1792) wurden die beiden wegen der „Meuterei auf der Bounty“ (DVD) zum Tode verurteilten britischen Seeoffiziere Peter Heywood und James Morrison durch Königlichen Gnadenerlass freigelassen.

Heute vor 121 Jahren (1901) machten sich böse Buben den Fortschritt zunutze: In Paris ging der erste Raub über die Bühne, bei dem ein Auto zur Flucht benutzt wird. Wobei der Wagen eher als Lastenkarre diente, denn überfallen wurde keine Bank, sondern eine Werkstatt. Die Beute: Kupferscheinwerfer, Laternen, Bohrer und Zündkerzen im Wert von 1500 Franc. Wer mehr Fluchtwagenfahrern mitzittern will, liest (oder sieht) den Roman „Driver“ von James Sallis, verfilmt mit Ryan Gosling als wortkargem Chauffeur. Oder „Baby Driver“ mit Ansel Elgort als coolem Fluchtwagenfahrer.

Zum 70. Geburtstag gratulieren wir heute dem italienischen Schauspieler und Filmregisseur Roberto Benigni, der mit „Das Leben ist schön“ ein großartiges Meisterwerk ablieferte.Auch ohne „Nuller“ sei besonders herzlich John Cleese gratuliert, derlegendäre Monty Python-Komiker feiert sein 83. Wiegenfest. Lesenswert ist seine Autobiografie „Wo war ich noch mal?“. Und wer ihm schwarzhumorig-skurril nacheifern will, kann in einer Anleitung des Meisters schmökern: „Kreativ sein und anders denken“.

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