Lena Scholz über „Wilde Jagd“

Lena Scholz über „Wilde Jagd“

Renè Freund: Wilde Jagd

Ein Philosophieprofessor, eine Leiche und eine slowakische Pflegerin in Stein am Gebirge. Was kann da schon passieren?

Quintus ist Alkoholiker. Seine Frau hat ihn verlassen, auch seine Tochter spricht nicht mehr mit ihm. Nur mit seinem Hund „Machtnix“ geht er noch Gassi, bis er auf einer dieser Runden auf Evelina trifft. Sie ist auf der Suche nach ihrer Schwester, die zuvor bei einem der reichsten Männer in Stein am Gebirge gearbeitet hat.

Um ihre Schwester zu finden, arbeitet sie als Pflegerin bei Herrn Zillner, dem fast alles in Stein am Gebirge gehört. Zusammen begeben sie sich auf die Suche nach Evelinas Schwester, bis plötzlich Anschläge auf Quintus verübt werden, Evelina Drohungen erhält und als sie den entscheidenden Hinweis erhalten, will die Polizei nichts machen.

So begeben sie sich auf die wilde Jagd im Gebirge, um Angelina zu finden. Doch dass sie dabei auf unerklärliche Tatsachen stoßen, lässt das bescheidene Stein am Gebirge plötzlich wach werden.

Ein witziger und leicht komischer Roman, für dessen Humor man offen sein muss, der jedoch ein absolutes Lesevergnügen bereitet.

Renè Freund: „Wilde Jagd“, Zsolnay-Verlag, 284 Seiten, ISBN 9783552073678, Preis: 18,00 Euro.


Sonja Weber über „Adressat unbekannt“ und „Der wiedergefundene Freund“

Sonja Weber über „Adressat unbekannt“ und „Der wiedergefundene Freund“

Kathrine Kressmann Taylor:
Adressat unbekannt

Fred Uhlman:
Der wiedergefundene Freund

Zwei Bücher begleiten mich schon lange, und werden das wohl auch noch eine Weile machen. Das eine ist der kurze und erschütternde Briefwechsel zweier Freunde. „Adressat unbekannt“ heißt dieses kleine erstaunliche Büchlein in Briefform von Kressman Taylor.

Die Korrespondenz zwischen dem aus Deutschland stammenden New Yorker Galeristen Max Eisenstein und seinem noch in Deutschland lebenden Freund und Partner Martin Schulse beginnt im November 1932 und endet im März 1934 auf ungewöhnliche Weise. Eine meiner Kolleginnen hat es gerade gelesen, es habe sie bisher nicht mehr losgelassen, meint sie.

Das andere Buch ist Fred Uhlmans “Der wiedergefundene Freund”. 1971 erschien es zunächst in den USA in sehr kleiner Auflage, wurde dann aber in viele Sprachen übersetzt. 1978 kam es in Deutschland auf den Markt, wurde 1989 verfilmt und ist seither nicht mehr aus dem Programm des Diogenes Verlages und den Regalen der Buchhandlungen wegzudenken.

Wunderbar einfühlsam und literarisch ansprechend erzählt der Autor die Geschichte zweier Jungen, die sich 1932 im einem altehrwürdigen Gymnasium in Stuttgart kennenlernen, eine kurze aber intensive Zeit miteinander verbringen, ehe ihre Wege sich gezwungenermaßen trennen. Der Ich-Erzähler Hans Schwarz sagt von seinem Mitschüler Konradin Graf von Hohenfels, er war die „Ursache meines größten Glückes und meiner größten Verzweiflung“.

Dem Autor diente wohl sein eigener Lebenslauf als Vorbild. Die Schule ist angelehnt an das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium, das nicht nur Uhlman sondern auch Claus Graf Schenk von Stauffenberg besuchte.

Kathrine Kressmann Taylor: „Adressat unbekannt“, Atlantik Verlag, 96 Seiten, ISBN 9783455650822, Preis: 13,00 Euro.

Fred Uhlman: „Der wiedergefundene Freund“, Diogenes Verlag AG, 112 Seiten, ISBN 9783257261288, Preis: 12,00 Euro.