Markus Weber über „Muslimisch-jüdisches Abendbrot“

Markus Weber über „Muslimisch-jüdisches Abendbrot“

Saba-Nur Cheema / Meron Mendel:

Muslimisch-jüdisches Abendbrot

Das Ehepaar Saba-Nur Cheema und Meron Mendel hatte zunächst für eine regelmäßige Kolumne in der FAZ die Texte geschrieben, die nun in Buchform vorliegen. Man kann sich gut vorstellen, dass die Texte in intensiven Gesprächen am Abendbrottisch der beiden entstanden sind.

Die kurzen Texte, die man nicht unbedingt in der Reihenfolge im Buch lesen muss, greifen jeweils in der öffentlichen Debatte diskutierte Themen auf. Oft ausgehend von konkreten Anlässen – beispielsweise dem Tatort am Sonntagabend oder der Geburt ihres ersten Kindes – nehmen sie Fragestellungen auf, die für das Zusammenleben der beiden, aber auch in unserer Gesellschaft insgesamt relevant sind. Wie sie zeigen, müssen sich Humor und ernsthaftes Nachdenken nicht ausschließen.

Im Vorwort heißt es: „Immer wieder versuchen wir zu verstehen, was das Kleine mit dem Großen verbindet, und wie ganz persönliche Lebensentscheidungen durch die Politik geprägt werden – und vielleicht auch umgekehrt?“ Das wird im Buch eingelöst.

Die thematische Bandbreite der Kapitel reicht beispielsweise von Erziehungsfragen über die Feier religiöser Feste, Kunstfreiheit, die Flüchtlingsdebatte, Geschlechterdebatten bis hin zum Nahostkonflikt. Die unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen der beiden – er ist aufgewachsen in einem säkularen Kibbuz in Israel, sie ist in Deutschland geboren und aufgewachsen als Tochter muslimischer Einwanderer aus Pakistan – werden deutlich und führen immer wieder zu spannenden Erkenntnissen und klaren Positionierungen, die mich angeregt haben. Und immer wieder fordern die beiden dazu auf, Mitgefühl für die jeweils andere Seite zu haben und dem Andersdenkenden Raum zu lassen.

Klare Kante zeigen die beiden gegen alle intoleranten Haltungen und dort, wo Rechte von Minderheiten missachtet werden. Demokratie zeichnet sich für sie dadurch aus, „dass Kontroversen nicht nur zugelassen, sondern ausdrücklich erwünscht sind.“ Das ist eine Haltung, der ich nur zustimmen kann und die ich oft vermisse. Deshalb wünsche ich mir, dass dieses Buch viele Leser*innen findet.

Saba-Nur Cheema/Meron Mendel: Muslimisch-jüdisches Abendbrot. Das Miteinander in Zeiten der Polarisierung, Kiepenheuer & Witsch 2024, 208 Seiten, ISBN 978-3462007428, 22,00 Euro.