Mittwoch, 22. November: Der Mythos Kennedy

„Ich bin ein Berliner“: John F. Kennedy in Berlin. Foto: Wikipedia, gemeinfrei

Als ein Attentat die Welt erschütterte

An diesem Mittwoch, 22. November 2023, schweifen sicher viele Gedanken 60 Jahre zurück. Am 22. November 1963 wurde US-Präsident John F. Kennedy Opfer eines Attentats. Die Welt verharrte in Schockstarre und Trauer.

Meine Erinnerungen als frischgebackener Abc-Schütze sind naturgemäß eher dürftig, mein Wissen basiert auf unzähligen Dokumentationen, die gerade zu diesem Jahrestag wieder im Fernsehen laufen. Tatsächlich in Erinnerung geblieben ist mir allein, wie erschüttert meine Eltern waren.

Kennedy galt als Lichtgestalt der Politik. Auch ein Mythos, der nach und nach aufgearbeitet wurde. Alan Posener beispielsweise porträtiert „John F. Kennedy“ in seiner ganzen Widersprüchlichkeit. Das Attentat selbst zeigte sich vom ersten Tag an als ideale Nährboden für Verschwörungstheorien.

In „Die Kennedy-Verschwörung“ spannt Dan Davis den ganz großen Bogen und mengt alles zusammen, was Verschwörungstheoretiker begeistert: „War es eine Freimaurer-Hinrichtung? Lebt Kennedys Sohn heute noch? Was wussten JFK und Marilyn Monroe über UFOs? Welche Rolle spielen Donald Trump und QAnon?“.

Da wende ich mich dann doch lieber besinnlichen Dingen zu: Nach dem „Tag ohne Musik“ gestern folgt der bundesweite „Tag der Hausmusik“ heute auf dem Fuß. Nicht zufällig, denn der 22. November ist auch der Namenstag der heiligen Cäcilia von Rom, Schutzheilige der (Kirchen-)Musik.

Lauter und öffentlicher als bei uns fällt das mexikanische Mariachi-Fest zu Ehren der heiligen Cäcilia aus, während der „Tag der Hausmusik“ in Deutschland „Menschen zum privaten Musizieren motivieren soll“. Die Lektüre dazu ist dürftig, aber wir haben das nahende Fest im Blick: „Am Weihnachtsbaume“ verspricht die „24 tollsten Weihnachtslieder zum Gucken, Hören und Mitsingen“.

Heute vor 66 Jahren (1957) sorgte der Sänger, Schauspieler, Bürgerrechtler und UNICEF-Botschafter Harry Belafonte für eine Sensation. Als erster Schwarzer eroberte er mit dem Weihnachtslied „Mary’s Boy Child“ für sieben Wochen den Spitzenplatz der britischen Hitparade. „My Song“ ist die Autobiografie Belafontes überschrieben, der in diesem Jahr im Alter von 96 Jahren verstarb.

Am 22. November 1869 kam André Gide zur Welt, der 1947 „für seine weit umfassende und künstlerisch bedeutungsvolle Verfasserschaft, in der Fragen und Verhältnisse der Menschheit mit unerschrockener Wahrheitsliebe und psychologischem Scharfsinn dargestellt werden“ den Literaturnobelpreis erhielt. Gide kämpfte gegen Puritanismus und verlogene Moral jener Zeit. Noch 1952 standen seine Klassiker wie „Der Immoralist“ und „Die Falschmünzer“ auf dem Index.

Hinter erfolgreichen Männern stehen starke Frauen – deren Werk dann bisweilen nicht die Beachtung erfährt, die es verdient. In diese Riege gehört die am 22. November 1879 geborene Catherine Dickens, Schauspielerin, Sachbuchautorin und ab 1836 Frau des Schriftstellers Charles Dickens und Mutter seiner zehn Kinder. 1851 veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Lady Maria Clutterbuck das erfolgreiche Haushaltsführungsbuch „What Shall we Have for Dinner? Satisfactorily Answered by Numerous Bills of Fare for from Two to Eighteen Persons” (engl. Faksimile Reprint). Was alles nichts daran änderte, dass sich das sich das Ehepaar schließlich 1858 trennte.

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