Vorstellung eines Buches über Rudolf Huch

Rudolf Huch

Vorstellung eines neuen Bandes in der Reihe „Spuren Harzer Zeitgeschichte“ 

Am 20. September 2022 wird der 8. Band der von Spurensuche Harzregion e.V. herausgegebenen Reihe „Spuren Harzer Zeitgeschichte“ vorgestellt. „Rudolf 3Huch – Antisemitismus und das kulturelle Gedächtnis der Stadt Bad Harzburg“ lautet der Titel des von Markus Weber verfassten Bandes. Entgegen gängiger Auffassungen in vielen bisherigen Darstellungen, Huch sei lediglich vom Nationalsozialismus instrumentalisiert worden oder gar Opfer des Nationalsozialismus gewesen, zeigt der Autor, dass Rudolf Huch, nach dem in Bad Harzburg eine Straße benannt ist, sich schon 1932 eindeutig für eine Diktatur unter einem Führer Adolf Hitler ausgesprochen hat.

Ab 1933 wurde Huch Parteimitglied und spielte eine aktive Rolle zur propagandistischen Unterstützung der Diktatur. So verfasste er beispielsweise ein Festspiel zur Hundertjahrfeier Bad Harzburgs, in dem das Dritte Reich als Wiederkehr des mittelalterlichen Reiches gefeiert wurde und unterzeichnete ohne Zwang das „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“, in dem Schriftsteller sich vollständig hinter Hitler stellten. 1934 erschien seine antisemitische Hetzschrift „Israel und Wir“, in der er die Diskriminierung der Juden und die Verfolgung politischer Gegner legitimierte.

Der Rudolf-Huch-Stein an der Weißen Brücke in der Rudolf-Huch-Straße.

Im Gegenzug erhielt Huch die von ihm lebenslang vermisste Anerkennung; er wurde in die  Preußische Akademie für Künste aufgenommen, aus der seine Schwester Ricarda Huch aus  Protest gegen die judenfeindliche Politik ausgetreten war. Zudem erhielt er die Möglichkeit  

zu Radiovorträgen und bis zum Lebensende immer wieder Ehrungen und finanzielle  Unterstützung des NS-Staates. Trotz zwischenzeitlicher Anfeindungen durch lokale NS Parteigenossen hielt Huch an ideologischen Positionen fest, die sich mit der NS-Ideologie  deckten. 

Schon in seinen frühen Schriften zeigten sich latent antisemitische Haltungen, die sich  zunehmend verfestigten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Huch zum Gegner der Weimarer  Republik, die er in verschwörungstheoretischer Weise als „Sieg der jüdischen Zentrale“  diffamierte. 

Nach 1945 war der Umgang mit Huch durch bewusste Verdrängung und Umdeutung  gekennzeichnet. So konnte er posthum zahlreiche Ehrungen durch die Stadtgesellschaft  erfahren. Auf der Grundlage der Erkenntnisse setzt sich der Autor auch mit der Frage  auseinander, wie in Zukunft mit den Hinterlassenschaften im kulturellen Gedächtnis der  Stadt umgegangen werden kann. 

Die Buchvorstellung findet am 20. September 2022 um 19:30 Uhr in Bad Harzburg in der  gemeinnützigen Buchhandlung Bücher-Heimat, Herzog-Wilhelm-Straße 64c, statt. Zahlreiche  Gäste sind herzlich willkommen.

Welttag des Buches

Welttag des Buches

Schülerinnen und Schüler feiern den Welttag des Buches

Der „Welttag des Buches“, den die UNESCO 1995 ausrief, war bereits am 23. April. Aber Bücher und das Lesen kann man gar nicht genug und auch an jedem Tag feiern, dachte sich das Team der Bücher-Heimat und beteiligte sich aktiv an einer bundesweiten Aktion. Dabei erkunden die Schülerinnen und Schüler mehrerer Klassen der Gerhart-Hauptmann-Schule, der Grundschule Harlingerode, des NIG und der Oberschule Deilich die gemeinnützige Buchhandlung und jeder Teilnehmer erhielt auch noch als Buchpräsent den Comicroman „Iva, Soma und der geheime Hexensee“. 

See. Not. Rettung.

SeeNotRettung
SeeNotRettung

Tobias Schlegl:

See. Not. Rettung.

Meine Tage an Bord der Sea-Eye 4

Tobias Schlegl hat ein bewegendes und sehr persönliches Buch über seinen freiwilligen Einsatz auf dem Seenotrettungsschiff Sea-Eye 4 geschrieben. Das Buch ist kein distanzierter Bericht, sondern Schlegl verarbeitet auch seine Erfahrungen. Denn: Wer die Lebensgeschichten der Geflüchteten hautnah miterlebt hat, der wird selbst verändert.

Tobias Schlegl war lange Fernsehmoderator, zunächst bei Viva, dann bei der Satiresendung Extra3 und für das Kulturmagazin aspekte. Diese Jobs gab er zum Teil auf, um eine Ausbildung zum Rettungssanitäter zu machen – und nun fuhr er auf der Sea-Eye 4 bei einem Einsatz mit, um seine Kenntnisse in den Dienst der Sache zu stellen. Wie in einer Reportage berichtet er gut lesbar er über seine eigenen Schwierigkeiten, sich auf die Situation an Bord einzustellen, über Vorbereitungen und Schwierigkeiten, über das internationale Team an Bord, über behördliche Schikanen im Hafen, den gefährlichen Wettlauf mit der libyschen Küstenwache und die dramatische Rettung Geflüchteter – im Mittelpunkt aber stehen die Geflüchteten selbst mit ihren Geschichten. Sie machen deutlich, dass niemand sich leichtfertig auf dem Mittelmeer in Lebensgefahr begibt. Sie alle haben brutale Erfahrungen in ihrem Leben gemacht.

Tobias Schlegl haben nach Bekanntwerden seines Einsatzes und Erscheinen des Buches heftige Anfeindungen und Hassbotschaften im Netz erreicht. Das Buch entlarvt diese Verleumdungen. Das Anliegen der Sea-Eye 4 und des Autors werden mehr als deutlich: „Seenotrettung ist humanistische Pflicht. Bei allen politischen Diskussionen um die Migration ist das doch das Mindeste, auf das sich alle einigen können sollten.“ So ist das Buch auch ein Appell an Gesellschaft und Politik dafür zu sorgen, dass niemand mehr im Mittelmeer ertrinken muss. Denn bisher ist das Mittelmeer „ein riesiger Friedhof“. Und das darf nicht so bleiben.

Tobias Schlegl: See. Not. Rettung. Meine Tage an Bord der Sea-Eye 4, Piper Paperback 2022, 224 Seiten, ISBN 978-3492063463, Preis: 16,00 Euro