Markus Weber über Lena Voss‘ „Geld“

Lena Voss: „Geld“

Der im Jahr 1924 erstmals veröffentlichte Roman „Geld“ der heute fast vergessenen Braunschweiger Schriftstellerin Lena Voss wurde in diesem Jahr neu von Prof. Gerd Biegel herausgegeben. Das finde ich sehr verdienstvoll.

Denn der Roman schildert das Leben in Braunschweig vor und nach dem Ersten Weltkrieg auf unterhaltsame Weise. Das Lokalkolorit wird deutlich, auch wenn Braunschweig als Ort der Handlung nicht ausdrücklich genannt wird. Der Aufstieg der Handwerksfamilie Ochse zu erfolgreichen Industriellen, nun in Ohse umbenannt, legt damit einhergehende Konflikte offen. Die Familie ist zerrissen, ringt um Ziele und Wertvorstellungen. Trotz großen Reichtums fehlt die ersehnte gesellschaftliche Anerkennung, die allein mit Geld nicht erreicht werden kann.

Mit der Revolution 1918 kommt vieles in Bewegung. Der Adel steigt ab, verarmt zumindest in Teilen, so wie auch die junge Adlige Liane, deren Mann an der Front gestorben ist. Sie ist hin- und hergerissen zwischen einem standesgemäßen Leben in Luxus und ihrer Liebe zu einem Schriftsteller. Für Ohse ist sie nicht nur das Objekt seiner Begierde, sondern auch Mittel auf dem Weg zum erhofften Respekt der feinen Gesellschaft.

Auch wenn die von Armut betroffenen Unterschichten nur am Rande vorkommen, ist das Buch ein „gesellschaftskritischer Schlüsselroman Braunschweigs“ (Biegel). Auf moralischer Ebene wird die Käuflichkeit von Werten aufs Korn genommen, auf ökonomischer Ebene kommt die Macht des Geldes in den Blick.

Abgerundet wird das Buch durch ein Nachwort des Herausgebers, in dem der Roman in die historischen Kontexte eingeordnet wird.

Übrigens führt der Roman die Leser in einer Episode ins Kurhaus von Bad Harzburg, in dem auch nach dem Ersten Weltkrieg noch das vornehme Leben der Reichen und Vornehmen vorherrscht.

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Lena Voss: „Geld“, Adlerstein Verlag, ‎308 Seiten, ISBN 978-3945462980, Preis: 19,80 Euro.

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