Freitag, 26. Mai: Sagenhaftes

Rutilismus und meine Wahrheit über Rothaarige

Endlich habe ich an diesem Freitag, 26. Mai 2023, ein Thema, bei dem ich mitreden kann. Wir begehen heute den „Welttag der Rothaarigen“ (World Redhead Day). Und ich, selbst mit einem undefinierbaren Braunton-Schopf gesegnet (der jetzt ins Gräuliche spielt), habe eine Rothaarige geheiratet.

Nach einigen Jahrzehnten Selbsttest im Duett kann ich eindeutig erklären, dass der Volksmund Unrecht hat: „Rotes Haar nimm dich in Acht, hat noch jedem Leid gebracht” oder „Rote Haare, Gott bewahre!“ sind schlicht Unfug. Die genetisch bedingte Anlage des Rutilismus beschert der Welt einfach nur interessante Menschen. Von daher ist mir auch der „International Kiss a Ginger Day“ am 12. Januar weit sympathischer.

Als etwas „Besonderes“ finden sich Rothaarige durchaus auch in der Literatur wieder. Oft nicht gerade „einfacher Stoff“ (wenn man von der ‚Tokyopop Romance‘ „Die rothaarige Schneeprinzessin“ absieht).  Nobelpreisträger Orhan Pamuk erzählt in „Die rothaarige Frau“ von „Schuld und Sühne in der Türkei, einem Land, das noch immer zwischen Tradition und Moderne zerrissen ist“.

An die Nieren gehender Lesestoff ist auch die erschütternde Autobiographie des vielfach preisgekrönten Schriftstellers James Ellroy. In „Die Rothaarige“ beschreibt er die Suche nach dem Mörder seiner Mutter, deren gewaltsamer Tod den damals Zehnjährigen lebenslang prägte.

Kriminelle Energie unterstellt derweil Sherlock-Holmes-Erfinder Arthur Conan Doyle den Menschen mit der leuchtenden Haarpracht. Zumindest könnte man dies nach der Lektüre des Buches „Der Bund der Rothaarigen und andere Detektivgeschichten“ schnell vermuten.

Ein dunkles Kapitel, das wirtschaftliche positive Weichen für Niedersachsen und gerade auch für die Region zwischen Harz und Heide stellte: Heute vor 85 Jahren (1938) legte Adolf Hitler in Fallersleben den Grundstein für das Volkswagenwerk: „Die Volkswagen Chronik – Vom Käfer zum Weltkonzern“.

Heute vor 224 Jahren (1799) wurde ein Maler und Schriftsteller geboren, dessen Name vermutlich eher wenigen bekannt ist. Ein Gedicht von August Kopisch aber lernte ich noch in der damaligen Volksschule: „Wie war zu Cölln es doch vordem, / Mit Heinzelmännchen so bequem!“. Mit seinem Gedichtband „Die Heinzelmännchen“ trug Kopisch ebenso wie die Gebrüder Grimm zur Sagen-haften Karriere der fleißigen Wichtel bei.

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Sonntag, 25. Dezember: Zeit des Zuviel

Mehr Weihnachtszauber und Zitate

Es ist Sonntag, 25. Dezember 2022, erster Weihnachtsfeiertag. Meine Fest-Faulheit hatte ich gestern schon gestanden, wollte mich bis ins neue Jahr sogar in Blog-Abstinenz zu üben. Die gestern eingestreuten Weihnachtszitate jedoch stießen auf viel Resonanz – und da geht noch mehr.

Fangen wir mit Astrid Lindgren an, die in diesem Fall wohl die Mainstream-Meinung vertritt:

Oh, wie ist es schön, wenn Weihnachten ist! Ich wünschte nur, dass ein wenig öfter Weihnachten wäre.

Astrid Lindgren

Sehr viel nüchterner blickt Kurt Tucholsky auf den Festtagsbetriebe:

Die meisten Leute feiern Weihnachten, weil die meisten Leute Weihnachten feiern.

Kurt Tucholsky

Und der englischen Schiftsteller Leigh Hunt entdeckte schon im frühen 19. Jahrhundert einen Trend, der bis heute wenigstens anhält, sich bisweilen sogar noch steigert:

Weihnachten ist die große Zeit des Zuviel.

Leigh Hunt

Wer mit Zitaten ebenso gern wie ich spielt, der sollte sich Marc-Uwe Klings „Game of Quotes – Verrückte Zitate“ zulegen. Klings berühmtes Känguru ist selbst ein unerschöpflicher Quell für den Zitate-Schatz:

Das Tolle am Internet ist, dass endlich jeder der ganzen Welt seine Meinung mitteilen kann. Das Furchtbare ist, dass es auch jeder tut.

Das Känguru

Sinn des vom berühmten Beuteltier entwickelten Spiels ist es, bekannte Zitate anderen, Schöpfern möglichst abstrus zuzuordnen. Beispiele:

Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien.

Papst Benedikt XVI. (Andreas Möller)

Was man mit fast schon einem flotten Dreier steigern kann, der mit Goethes „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!“  spielt:

Hier bin ich Mensch, hier kauf‘ ich ein.

Friedrich Schiller (dm-Werbung)

Wenn man ein Zitat nicht versteht, kann das bisweilen auf Verhören beruhen. Ein „Kleines Handbuch des Verhörens“ in Liedtexten legen Axel Hacke und Michael Sowa vor: „Der weiße Neger Wumbaba“ hat seinen Ursprung in Matthias Claudius‘ Zeile „der weiße Nebel wunderbar“.

Für den Hausgebrauch liefert der „Zitate Tagesabreißkalender 2023“ den (nicht immer passenden) Spruch des Tages. Was immer geht und komplette Zitatenlexika ersetzt, ist „Klassisch gut: Faust-Zitate“ in der „Minibibliothek“ für die Hosentasche. Und da auch der Volksmund oft Weises kundtut, sollte über „Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten“ nachgedacht werden. Es erscheint Ende Februar 2023. Bis dahin kann man ansparen, die drei Bände im Schuber kosten 100,00 Euro.

Weihnachtsskeptiker, die jetzt glauben, am ersten Feiertag sei das Schlimmste überstanden, werden bald feststellen, was Joachim Ringelnatz schon vor mehr als 100 Jahren wusste:

Die besinnlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr haben schon manchen um die Besinnung gebracht.

Joachim Ringelnatz

 

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