Jan-Phillip Sendker:
Akikos stilles Glück
Ein leiser, stiller, meditativ langsamer und ungemein tiefgründiger, ja philosophischer ROMAN erblickte am 11.September 2024 das Licht der Bücherwelt! J.-P. SENDKERs „jüngstes Kind“ hält, was ich persönlich von diesem versierten „Vater“ erwartet hatte: Wieder eine extrem gut recherchierte Reise in die asiatische Kultur, diesmal erlebe ich GRANDE ILLUSION in Japan/Tokyo. Ich treffe auf ungemein spannende, sympathisch schräge Charaktere, AKIKO und KENTO, deren innere Welten mir kurzweilig 373 Seiten lang psychologisch faszinierend eröffnet werden. So fern und doch ganz nah!
AKIKO ist Ende Zwanzig, Buchhalterin und seit Kindertagen ausgesprochen leidensfähig, konfliktscheu, aber voller Phantasie. Einsamkeit ist ihre Welt. Ihre geliebte/gehasste Mutter, alleinerziehend und arbeitsbedingt selten anwesend, ist gestorben.
AKIKOs einziges Gegenüber war und ist oft nur das eigene Spiegelbild. Beziehungen und Partnerschaft kennt sie nicht wirklich. Konsequent plant sie deshalb ein japanisches Solo Wedding, um sich zumindest allein den Traum von einer strahlenden Braut zu erfüllen.
Ausgerechnet KENTO, ein HIKIKOMORI, d.h. ein von aller Welt und Tageslicht abgewandter junger Mann und ehemaliger Schulkamerad – stellt die entscheidenden zwei Fragen, als AKIKO ihn nach Jahren zufällig wiedertrifft und von ihren Hochzeitsplänen erzählt: „Kennst du dich denn gut genug?… Magst du dich? … “
Jetzt beginnt AKIKOs Suche nach ihrer eigenen Geschichte, nach ihrem Selbst-Bewusstsein. Sie hinterfragt ihr bisheriges Leben und die Menschen, die sie prägten. Dabei erfährt sie eine Wahrheit, die sie zutiefst kränkt: Ihr vermeintlicher Vater – er wurde stundenweise per Agentur gemietet und bezahlt!
KENTO begleitet AKIKO auf ihrem Weg der Selbstfindung – derart, wie es ein Hikikomori vermag: Man trifft sich nachts in den Straßen, wandert stundenlang im Regen oder hört Musik- vor den Bars stehend. Alles hier braucht Zeit, viel Zeit!
KENTO schreibt und schickt ihr geliebte HAIKUs – kurze japanische Lyrik. Und er beginnt selber, sich ihr gegenüber mit seiner Geschichte zu öffnen. Ein eindrücklicher Mailkontakt entsteht. Wege werden ganz langsam sichtbarer – aus der Dunkelheit zum Licht! Am Ende wird aus der kleinen Buchhalterin eine ganz andere Buch haltende Frau …
SENDKER kann es wirklich: Romane schreiben!
Shikata ga nai – da kann man nichts machen😉