Freitag, 10. November: Gelbe Schulfreunde

Schulische Rettungsanker: Reclam und Königs

Die (meist) gelben Büchlein haben Millionen Schülerinnen und Schüler durch das Leben in deutschen Lehranstalten begleitet. An diesem Freitag, 20. November 2023, ist es 156 Jahre her, dass das erste Reclam-„Heft“ auf den Markt kam.

Die Premiere blieb selbstverständlich dem deutschen Klassiker schlechthin vorbehalten: „Faust. Der Tragödie erster Teil“, bis heute in der Reclam Universal-Bibliothek als „Textausgabe mit editorischer Notiz“ erhältlich. Der Leipziger Verleger Anton Philipp Reclam brachte am 10. November 1867 den ersten Reclam-Band heraus. Den Weg dazu hatte die Neuregelung des Urheberrechts durch den Deutschen Bund geebnet.

Das hohe Lied der Fortsetzungsromane in Tageszeitungen, die meine Mutter innig liebte, habe ich ja schon mehrfach gesungen. Heute vor 95 Jahren startete ein Musterbeispiel, das einer Zeitung sogar das Überleben sicherte. Am 10. November 1928 begann die Vossische Zeitung in Berlin mit dem Vorabdruck des Romans „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Die Auflage schoss in die Höhe, die Zeitung schaffte es aus den roten Zahlen.

Die Suche nach Remarques Klassiker im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT brachte mich in gewisser Weise zurück zum Thema „Reclam“ und in Erinnerungen an meine Schulzeit. Nicht wegen der Lektüre an sich, sondern weil dort auch „Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque – Textanalyse und Interpretation“ mit „Zusammenfassung, Inhaltsangabe, Szenenanalyse, Prüfungsaufgaben“ aus der Reihe „Königs Erläuterungen“ angeboten wird.

Die Werbung der Königs-Hefte begeistert mich bis heute: „Spare Zeit und verzichte auf lästige Recherche! In diesem Band findest du alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst – ohne das Werk komplett gelesen zu haben.“

Überhaupt nicht gelesen habe ich tatsächlich das Theaterstück „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ von Bertolt Brecht. Die Parabel um die Machtergreifung und der Machtausbau Adolf Hitlers, transferiert in die Gangsterwelt, wurde heute vor 65 Jahren (1958) in Stuttgart uraufgeführt – 17 Jahre, nachdem Brecht das Stück im finnischen Exil vollendet hatte.

Natürlich kenne ich den Inhalt, habe eine Aufführung (im Jungen Theater Göttingen) gesehen. Dennoch überlege ich, das Buch nun zu lesen. Vor allem, weil ich fürchte, dass ein Satz Brechts aus dem Epilog ganz und gar nicht „von gestern“, sondern sehr aktuell ist: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

Zum Finale noch einen fröhlichen Geburtstagsgruß an eine der besten deutschen Komikerinnen (und Schauspielerin, Moderatorin und Autorin): Cordula Stratmann wird heute 60 Jahre alt. Mich begeisterte sie schon als „Annemie Hülchrath“ in meiner langjährigen Lieblings-Fernsehsendung „Zimmer frei!“. Zusammen mit tollen Autoren wie Horst Evers und Dietmar Wischmeyer veröffentlichte sie Bahngeschichten unter dem großartigen Titel „Und sie bewegt sich doch!“. Da möchte man mit einem weiteren Stratmann-Titel ergänzen: „Danke für meine Aufmerksamkeit“ .

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Donnerstag, 10. November: Welttag der Wissenschaft

Fortsetzungsromane ohne Fortsetzung

„Wissenschaft ist das, was auch dann gilt, wenn man nicht dran glaubt“. Unmittelbar mit einer Buchempfehlung geht es in diesen Donnerstag, 10. November 2022, in den Tag. Das Werk der Science Busters, ein österreichisches Wissenschaftskabarett, passt perfekt zum „Welttag der Wissenschaft für Frieden und Entwicklung“ (World Science Day for Peace and Development – WSDPD).

Vor 21 Jahren haben UNESCO und dem Weltwissenschaftsrat den Welttag ausgerufen. Und hohe Ziele formuliert. Der Tag soll die „Bedeutung der Rolle der Wissenschaften für friedliche und nachhaltige Gesellschaftsformen“ ebenso befördern wie die „internationale Solidarität zum Austausch von Forschungsergebnissen“.  Zudem soll die Forschung unterstützt werden, um sich aktuellen (und zukünftigen) globalen Herausforderungen stellen zu können.

Zur Förderung und zum Ansehen gerade der Naturwissenschaften trägt aktuell ohne Frage die Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim mit ihren Fernsehsendungen und Büchern bei. Sie sucht gemeinsam mit ihrem Publikum „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ und prüft „die größten Streitfragen wissenschaftlich“. Was übrigens auch eine gute Lektüre ist, wenn man sich auf den neuen Spiegel-Wissenstest vorbereiten will: „Wie gut ist Ihre Allgemeinbildung?“.

Zu Verbesserung meiner Allgemeinbildung hat zweifelsfrei der Leipziger Verleger Anton Philipp Reclam heute vor 155 Jahren (1867) beigetragen. Mit der Neuregelung des Urheberrechts wurden alle literarischen Werke gemeinfrei, deren Verfasser vor 30 oder mehr Jahren verstorben waren. Der Weg war frei für die (heute) kleinen gelben Bücher der Reclam Universal-Bibliothek. Deren erstes Werk ist bis heute auf den Markt: Johann Wolfgang von Goethes „Faust, 1. Teil“.

Die Buchreihe ist die älteste auf dem deutschen Markt. Und überaus erfolgreich. Bis 2017 wurden rund 600 Millionen Exemplare aus dem Bestand der Reclam Universal-Bibliothek verkauft.

Heute vor 94 Jahren (1928) begann die Vossische Zeitung in Berlin mit dem Vorabdruck eines der größten Antikriegsromane der Welt: „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Die Auflage stieg rapid, die Vossische Zeitung schaffte es aus den roten Zahlen. Da fragt man sich doch, warum der Fortsetzungsroman aus vielen unserer Zeitungen und damit aus unserer Kulturwelt vertrieben wurde.

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